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«Wir haben uns hier getroffen, weil du einen Waffenstillstand vorgeschlagen hast.«

Demiris' Miene verfinsterte sich.»Ich soll…Wer hat dir das erzählt?«

«Melina.«

Beide Männer begriffen im selben Moment, was geschehen war.»Sie hat dir erzählt, daß ich einen Waffenstillstand vorgeschlagen habe?«

«Sie hat dir erzählt, daß ich dir meine Schiffe verkaufen will?«

«Dieses blöde Weibsbild!«schnaubte Demiris.»Wahrscheinlich hat sie geglaubt, wir würden uns hier irgendwie zusammenraufen. Dann ist sie noch blöder als du, Spyros. Und dafür habe ich einen ganzen Nachmittag vergeudet!«Constantin Demiris machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus der Jagdhütte. Spyros Lambrou sah ihm nach und dachte: Melina hätte uns nicht belügen sollen. Sie hätte wissen müssen, daß ihr Mann und ich uns nie vertragen würden, fetzt nicht mehr. Es ist zu spät. Es ist schon immer zu spät gewesen.

Kurz vor 14 Uhr klingelte Melina nach dem Dienstmädchen.»Andrea, bringen Sie mir bitte einen Tee.«

«Sofort, gnädige Frau. «Das Mädchen verließ den Raum, und als es zehn Minuten später mit einem Tablett zurückkam, telefonierte Melina gerade. Ihre Stimme klang aufgebracht.

«Nein, Costa, mein Entschluß steht fest. Ich reiche die Scheidung ein — und wie du dir denken kannst, wird die Klatschpresse sich begeistert darauf stürzen.«

Andrea stellte verlegen das Tablett ab und wollte rasch gehen, aber Melina machte ihr ein Zeichen zu bleiben.

«Du kannst mir drohen, soviel du willst«, sagte sie ins stumme Telefon, als spreche sie mit ihrem Mann.»Von meinem Entschluß bringst du mich nicht mehr ab… Niemals!..Wie du darüber denkst, ist mir gleichgültig…Ich hab' keine Angst vor dir, Costa… Nein… Was könnte das nützen?… Gut, wir treffen uns im Strandhaus, aber versprich dir lieber nichts davon… Ja, ich komme allein… In einer Stunde? Einverstanden.«

Melina wirkte besorgt, als sie langsam den Hörer auflegte und sich an das Dienstmädchen wandte.»Andrea, ich fahre zum Strandhaus, um mich mit meinem Mann zu treffen. Sollte ich bis achtzehn Uhr nicht zurück sein, benachrichtigen Sie bitte die Polizei.«

Andrea schluckte nervös.»Soll der Chauffeur Sie hinfahren?«-»Nein. Mein Mann hat mich gebeten, allein zu kommen.«

Nun war nur noch eine Sache zu erledigen. Catherine Alexander mußte gewarnt werden. Ihr Leben war in Gefahr. Du kriegst sie nie wieder zu sehen. Ich habe jemanden losgeschickt, der sie erledigt.

Melina wählte die Nummer des Londoner Büros.

«Arbeitet bei Ihnen eine Catherine Alexander?«

«Sie ist im Augenblick außer Haus. Kann ich ihr etwas ausrichten?«

Melina Demiris zögerte. Ihre dringende Warnung konnte sie nicht einfach irgend jemandem anvertrauen. Andererseits würde sie keine Zeit haben, nochmals anzurufen. Dann fiel ihr ein, was Costa von Wim Vandeen, dem Finanzgenie der Firma, erzählt hatte.

«Geben Sie mir bitte Mr. Vandeen.«

«Augenblick.«

Eine Männerstimme meldete sich.»Hallo?«

«Ich habe eine Nachricht für Catherine Alexander. Sie ist sehr wichtig. Würden Sie bitte dafür sorgen, daß sie sie erreicht?«

«Catherine Alexander.«

«Ja. Sagen Sie ihr… sagen Sie ihr, daß ihr Leben in Gefahr ist. Irgend jemand wird versuchen, sie umzubringen. Ich glaube, daß es einer der Männer aus Athen sein könnte.«

«Athen

«Ja.«

«Athen hat achthundertsechstausend Einwohner und…«

Anscheinend war es unmöglich, sich Vandeen verständlich zu machen. Melina legte enttäuscht auf.

Sie hatte alles versucht.

Wim Vandeen saß an seinem Schreibtisch und verarbeitete das Telefongespräch. Irgend jemand wird versuchen, Catherine zu ermorden. Dieses Jahr sind in England schon hundertvierzehn Morde verübt worden. Mit Catherine wären es dann hundertfünfzehn. Einer der Männer aus Athen. Jerry Haley. Yves Renard. Dino Mattusi. Einer von ihnen wird Catherine ermorden. In Wims Gedächtnis waren sämtliche Daten der drei Männer gespeichert. Wahrscheinlich weiß ich, wer sie ermorden wird.

Als Catherine wenig später im Büro erschien, erzählte Wim ihr nichts von dem Anruf.

Er war neugierig, ob er richtig getippt hatte.

Catherine ging Abend für Abend mit irgendeinem der drei Athener Angestellten aus, und Wim erwartete sie, wenn sie morgens ins Büro kam. Immer schien er enttäuscht, sie zu sehen.

Wann läßt sie's ihn tun? fragte sich Vandeen. Er erwog kurz, ihr von dem Anruf zu erzählen. Aber damit hätte er dem Schicksal ins Handwerk gepfuscht. Und das wäre unfair gewesen.

25

Das Strandhaus lag verlassen, als Melina es erreichte. Die halbstündige Fahrt hierher hatte sie damit verbracht, die Jahre mit Constantin Demiris noch einmal schmerzvoll vor ihrem inneren Auge Revue passieren zu lassen.

Der Himmel war wolkenverhangen, und vom Meer her wehte ein kalter Wind.

Ein schlechtes Omen, dachte sie.

Sie betrat das behaglich eingerichtete, vertraute Haus und sah sich ein letztes Mal darin um.

Dann machte sie sich daran, das Inventar zu zertrümmern. Sie riß sich ihr Kleid vom Leib und warf es auf den Fußboden. Nachdem sie die Geschäftskarte des Detektivbüros auf ein Tischchen gelegt hatte, versteckte sie den abgerissenen Wappenknopf unter der Teppichkante.

Als nächstes nahm sie ihre goldene Armbanduhr ab, die Costa ihr geschenkt hatte, und zertrümmerte sie auf der Marmorplatte des Couchtischs.

Mit der von zu Hause mitgenommenen Badehose ihres Mannes ging sie zum Strand, tauchte sie ins Wasser und kam damit ins Haus zurück. Zuletzt blieb nur noch eins zu tun. Jetzt ist es soweit/ Melina. holte tief Luft und wickelte das Tranchiermesser aus, wobei sie darauf achtete, daß der Griff weiter mit Papier bedeckt blieb. Dann starrte sie das Messer in ihrer Hand an. Dies war der entscheidende Punkt. Sie mußte sich schwer genug verletzen, um einen Mord glaubhaft vorzutäuschen — und trotzdem noch die Kraft haben, den Rest ihres Plans in die Tat umzusetzen.

Sie schloß die Augen und stieß sich das Messer unterhalb des Rippenbogens tief in den Leib.

Der Schmerz drohte ihr das Bewußtsein zu rauben. Aus der Wunde quoll ein Strom Blut. Melina drückte die feuchte Badehose gegen die Wunde, wankte dann an den Kleiderschrank und warf sie hinein. Ihr schwindelte. Sie vergewisserte sich mit einem Blick in die Runde, daß sie nichts übersehen hatte, und taumelte dann, eine Blutspur, die den Teppich scharlachrot färbte, hinter sich herziehend, auf die zum Strand hinausführende Tür zu.

Der Weg zum Wasser schien ihr endlos. Ihre Wunde blutete so stark, daß sie dachte: Ich schaff's nicht! Zuletzt bleibt Costa doch Sieger. Das darf nicht sein. Noch einen Schritt. Noch einen Schritt.

Melina wankte, gegen den stärker werdenden Schwindel ankämpfend, weiter. Vor ihren Augen verschwamm alles.

Sie sank auf die Knie. Vorwärts/ Sie kam wieder auf die Beine und stolperte weiter. Dann spürte sie kaltes Wasser an ihren Füßen. Als das Salzwasser ihre Wunde erreichte, schrie sie laut auf, so unerträglich war der Schmerz. Ich tu's für dich, Spyros. Lieber, lieber Spyros.

In der Ferne sah sie eine niedrige Wolke unmittelbar über dem Horizont hängen. Sie begann darauf zuzuschwimmen. Das Wasser hinter ihr färbte sich rot. Und dann geschah ein Wunder. Die Wolke sank zu ihr herab, und sie fühlte, wie ihr sanftes Weiß sie aufnahm, sie umhüllte, sie liebkoste. Die Schmerzen waren verschwunden, und sie empfand nur noch wundervollen Frieden.

Ich kehre heim, dachte Melina glücklich. Ich kehre endlich heim.

26

Ich verhafte Sie wegen Mordes an Ihrer Frau.

Danach schien alles im Zeitlupentempo zu geschehen. Demiris kam in Untersuchungshaft und bekam erneut die Fingerabdrücke abgenommen; er wurde fotografiert und in eine Zelle gesperrt. Er konnte kaum fassen, daß diese Leute es wagten, ihn so zu behandeln.