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«Und stiehlt kurz entschlossen noch dein Bargeld.«

«Genau. Aber da merkt er auf einmal, daß hinten im Laden noch jemand anders ist, und zwar Lloyd Baxter, der anfängt, sich in epileptischen Krämpfen zu winden.«

«Unangenehm für Dr. Weißbart Force«, meinte sie trok-ken.

Ich nickte.»Er ist getürmt.«

«Einer unserer Beamten hat Lloyd Baxter im Krankenhaus befragt. Mr. Baxter sagte aus, er habe niemanden in die Galerie kommen gesehen.«

«Lloyd Baxter hat es nicht interessiert, ob ich das Video oder das Geld zurückbekomme. Er war vor allem daran interessiert, seine Krankheit, soweit es ging, geheimzuhalten.«

Catherine reagierte gereizt.»Wie sollen wir Fälle lösen, wenn die Leute nicht sagen, was Sache ist.«

«Das müßt ihr doch gewohnt sein.«

Etwas Unrechtes, an das man gewöhnt sei, werde dadurch noch nicht recht, antwortete sie. Es war die für ihren Beruf typische, mißbilligende Strenge, die da kurzzeitig hochkam. Denk daran, sagte ich mir, daß der innere Ver-brechensbekämpfer immer da ist, immer Dienst hat, immer ein Teil von ihr ist. Sie schüttelte die Strenge ab und schaltete sichtlich wieder auf mehr Gelassenheit um.

«Okay«, sagte sie und nickte,»Dr. Force hat also seine Kassette wieder. Auch gut. Wer hat aber dann die Stukelys mit Gas betäubt, und wer hat deine Privatwohnung geplündert und dich gestern abend zusammengeschlagen? Und ich verstehe nicht ganz, was dieser halbwüchsige Victor mit der Geschichte zu tun hat.«

«Alles kann ich dir nicht beantworten, aber denk an Rose.«

«Rosen?«

«Rose. Das ist Ed Paynes Tochter und Victors Tante. Sie hat eine scharfe Zunge, ein scharf geschnittenes Gesicht und, wie ich glaube, ziemlich kriminelle Neigungen. Sie zieht gern voreilige Schlüsse, und das macht sie um so gefährlicher.«

«Zum Beispiel?«

«Zum Beispiel… ich könnte mir denken, daß sie es war, die bei mir und Bon-Bon die ganzen Videos gestohlen hat, weil die Möglichkeit bestand, daß das Video, das ich von der Rennbahn mitgebracht hatte, in einer anderen Hülle gelandet war.«

«Du liebe Zeit!«rief Catherine aus.»So was passiert schnell.«

«Das dachte Rose wahrscheinlich auch. Ich nehme an, sie schwätzt ziemlich viel mit ihrer Schwester — Victors Mutter —, und ich gehe mal davon aus, daß er mitbekommen hat, wie sie sagte, sie habe von einem Video gehört, das ein Vermögen wert sei.«

Hätte Martin mir doch nur erklärt, um was es ging! So war das viel zuviel Raterei, und entschieden zuviel Rosenduft.

Seufzend gab Catherine mir Victors Ausdruck zurück, stand auf und sagte:»Ich muß gehen«, obwohl es ihr offenbar widerstrebte.»Ich war so froh, dich hier anzutreffen, aber ich habe versprochen, den Abend mit meinen Eltern zu verbringen. Wenn du aber zufällig jetzt nach Hause möchtest — also um auf dem Soziussitz mitzufahren, brauchst du keinen Führerschein.«

Sie legte die Kripo-Anteile zwangsläufig ab. Ich faßte sie eng um die Taille, nachdem ich, so gut es ging, ihren Ersatzhelm aufgesetzt hatte, der mir zu klein war und auf dem Kopf wackelte. Wacklig fuhren wir auch los, aber die Maschine hatte Kraft genug, um uns, ohne zu stottern, die Hügel hinaufzutragen, und Catherine lachte, als sie vor meiner unkrautbewachsenen Einfahrt anhielt.

Ich dankte ihr fürs Mitnehmen. Sie brauste immer noch lachend davon. Ich merkte, daß ich jetzt gerne Worthington oder ersatzweise Tom Pigeon und seine Dobermänner bei mir gehabt hätte, aber diesmal lag keine dornige Hek-kenrose auf der Lauer. Als ich die Seitentür aufschloß und eintrat, strahlte das Haus Ruhe aus, wie ein Echo all der Jahre, die die Familie Logan dort verlebt hatte, Vater, Mutter und zwei Söhne, alle auf ihre Weise glücklich und zufrieden. Jetzt war nur ich noch übrig, und da die zehn Zimmer von lebhaften Erinnerungen erfüllt waren, hatte ich mich nicht nach einer kleineren oder geeigneteren Bleibe umgesehen. Irgendwann vielleicht. Noch fühlte ich mich hier in jeder Hinsicht gut aufgehoben — es war mein Zuhause und das Zuhause aller, die dort gelebt hatten.

Ich ging bewußt durch die Zimmer, als wäre Catherine bei mir, und fragte mich, ob es ihr hier gefallen und ob umgekehrt das Haus sie akzeptieren würde. Einmal hatte sich das Haus klar gegen jemanden entschieden, ein andermal hatte ich bunt gemusterte Tapeten gezeigt bekommen, mit denen ich im Heiratsfall die hellgestrichenen Wände überkleistern sollte, und hatte zum Entsetzen der Familie der Braut einen Rückzieher gemacht, und auch bei der Trennung von einer anderen jungen Frau hatte ich das Haus als Entscheidungshilfe genutzt, als sie anfing, von ihr und mir als» Einheit «zu sprechen und Fragen mit» wir «zu beantworten. Wir meinen.

Nein, wir meinen nicht.

Ich wußte, daß einige Leute mich für herzlos hielten. Für einen, der immer neue Abenteuer suchte und es mit keiner lange aushielt. Man würde Catherine davon abraten, sich mit diesem Typen einzulassen, der in dem Ruf stand, so spröde zu sein wie sein Glas. Ich kannte den Klatsch zur Genüge, aber wenn das Haus und ich eines Tages eine Partnerin fürs Leben fanden, dann würde das nicht geschehen, um den Klatschbasen eins auszuwischen.

Die Videoräuber hatten bei ihrem Einbruch kein allzu großes Chaos hinterlassen. Ich hatte drei Fernseher mit Videorecordern: einen in der Küche und zwei in den beiden Wohnzimmern, in denen meine Mutter und ich fast zehn Jahre lang mit- und nebeneinander gelebt hatten.

Da ich seit ihrem Tod an den Räumen noch nichts geändert hatte, war es, als könnte sie jederzeit aus ihrem Schlafzimmer kommen und mit mir schimpfen, weil ich meine schmutzigen Sachen auf dem Boden hatte herumliegen lassen.

Nirgends war noch eine einzige Videokassette zu finden. Meine Mutter hatte in bezug auf Filme und Fernsehaufzeichnungen einen völlig anderen Geschmack gehabt, aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Aus meinem Zimmer war ein Satz ziemlich wertvoller Glasmacher-Lehrfilme verschwunden, von denen ich mir vielleicht aber Kopien besorgen konnte. Einige dieser Filme hatte ich selber für Hochschulkurse aufgenommen. Das waren Grundkurse, die sich vorwiegend mit der Herstellung wissenschaftlicher Geräte für den Laborgebrauch beschäftigten. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß es ein Dieb speziell auf diese Lehrfilme abgesehen hatte.

In der Küche hatten Aufzeichnungen von Fernsehshows und Kochkursen, von Tennis- und Footballturnieren gelegen. Alle weg. Die Polizei hatte um eine vollständige Liste gebeten. Na, danke.

Viel sauberzumachen war nicht, bis auf ein wenig Staub und ein paar tote Spinnen dort, wo die Fernsehapparate gestanden hatten.

Ich schlief ungestört hinter verriegelten Türen, und am Morgen ging ich (wie gewohnt in dieser autolosen Zeit) zu Fuß hinunter ins Städtchen und kam vor Irish, Hickory und Pamela Jane bei Logan Glas an. Erleichterung war mein vorrangiges Gefühl beim Anblick der Flügelskulptur; Erleichterung darüber, daß es irgendwie niemand geschafft hatte, sie über Nacht zu zertrümmern.

Durch Irishs Sockel und meine Beleuchtung war eine ungewollte Beschädigung weitgehend ausgeschlossen, aber gegen Sturm oder Axt gab es keinen sicheren Schutz.

Ich fertigte den ganzen Morgen dekorative kleine Segelboote an und kaufte in der Mittagspause einen bequemen

Sessel, der mich auch die verbliebenen Wehwehs vergessen ließ. Gefolgt von einem Sesselträger im braunen Overall kehrte ich zu Logan Glas zurück und stellte die Möbel um. Meine Mitarbeiter grinsten vielsagend.

Ich holte Hickory von seinem zunehmend hohen Roß herunter, indem ich ihn zur Übung ein Segelboot machen ließ, wobei ein klägliches Häuflein klumpiger, schiefer Masten und ein Großsegel zustande kamen, das nie ein Seewind blähen würde.

Sein gutes Aussehen und seine sehr männliche Ausstrahlung würden Hickory immer Aufgaben einbringen, denen er nicht gewachsen war. Schon in den ersten acht Tagen mit dem attraktiven Burschen hatte ich mehr von seinen Grenzen als von seinem Können zu sehen bekommen, aber alle Kunden mochten ihn, und er war ein toller Verkäufer.