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Victor sah unglücklich zu, wie ich mir mit Küchentüchern seiner Mutter das Blut abtupfte, das mir am Gesicht herunterlief.»Und denk dran, es gibt E-Mail.«

«Wieso sprechen Sie überhaupt noch mit mir?«

Ich grinste ihn an.»Weil ich noch meine Zähne habe.«

«Seien Sie vor Rose auf der Hut«, meinte er besorgt.»Sie gibt nie auf.«

«Frag doch mal, ob du bei deinem Großvater wohnen kannst«, riet ich ihm.»Da wärst du sicherer als hier.«

Schon wirkte er nicht mehr ganz so gequält. Ich legte ihm zum Abschied die Hände auf die Schulter und ging dann die Lorna Terrace hinunter zu Tom Pigeon.

Tom betrachtete mein ramponiertes Gesicht und meinte:

«Sie haben sich mit dem Pfeifen verdammt lang Zeit gelassen.«

«Mhm. «Ich lächelte.»Dumm von mir.«

«Sie haben absichtlich gewartet!«rief er, und ihm ging ein Licht auf.»Diese Furie sollte Sie schlagen!«

«Im großen ganzen bekommt man, wofür man bezahlt«, sagte ich.

Blaue Flecke gehen meistens innerhalb von acht Tagen weg, hatte Martin gesagt; und die große Rißwunde ließ ich mir am Montag von einem Arzt verpflastern.

«Du hast dich wohl wieder an einer schwarzmaskierten Tür gestoßen«, vermutete Zivilfahnderin Dodd entgeistert.

«Dir mag ja Rose keine Angst machen, aber nach allem, was ich so mitkriege, hätte ich eine Heidenangst vor ihr.«

«Rose hat auf die Maske verzichtet«, sagte ich, als ich am Montag abend in der Küche meines Hauses am Hang ein würziges Reisgericht zubereitete.»Magst du Knoblauch?«

«Nicht besonders. Was gedenkst du gegen Rose Payne zu unternehmen? Du solltest zur Polizei Taunton gehen und sie wegen Körperverletzung anzeigen. Die Wunde da fällt vielleicht schon unter schwere Körperverletzung.«

Schwere Körperverletzung, dachte ich. Nicht halb so schwer, wie sie es beabsichtigt hatte.

«Was soll ich denen denn sagen — eine flüchtige Bekannte hat mich derart verprügelt, daß ihr ein vorbestrafter Freund von mir die Tür eintreten und seine Hunde auf sie hetzen mußte?«

Sie fand das nicht lustig.»Was willst du also machen?«hakte sie nach.

Ich antwortete nicht direkt. Statt dessen sagte ich:»Morgen fahre ich nach Lynton in Devon, und es wäre mir lieber, wenn sie das nicht wüßte. «Stirnrunzelnd betrachtete ich eine grüne Paprikaschote.»Ein kluger Mensch kennt seine Feinde«, fügte ich hinzu,»und ich kenne unsere Rose.«

«Im biblischen Sinn?«

«Gott behüte!«

«Aber Rose Payne ist nicht die einzige«, sagte Catherine, die wie üblich Mineralwasser trank.»Du sagst, es waren vier Schwarzmaskierte.«

Ich nickte.»Norman Osprey, der Buchmacher, war Nummer zwei, und Ed Payne, der Jockeydiener von Martin Stukely und Vater von Rose, war Nummer drei und bereut es, und diese drei wissen, daß ich sie erkannt habe. Auch der letzte kam mir bekannt vor, aber da muß ich mich geirrt haben. Er war derjenige, der mich festgehalten hat, damit die anderen schlagen konnten, und ich denke ihn mir als Nummer vier. Er war meistens hinter mir.«

Catherine hörte schweigend zu und schien zu warten.

Immer wieder einmal glitt der noch nicht Identifizierte, den ich einfach als Schwarzmaske vier bezeichnete, durch meine lückenhafte Erinnerung, und ich entsann mich bei ihm hauptsächlich an die Unmenschlichkeit, mit der er zu Werke gegangen war. Norman Osprey hatte mir zwar die Armbanduhr zerschmettert, aber Schwarzmaske vier hatte ihm meine Finger hingehalten. Trotz der ungeheuren Kräfte Norman Ospreys war Schwarzmaske vier derjenige, der mir am meisten Angst eingejagt hatte und der jetzt, neun Tage danach, auf beängstigende Weise in meine Träume eindrang, Alpträume, in denen der Vermummte darauf aus war, mich in die 1400 Grad heiße Glasschmelze im Innern meines Ofens zu werfen.

Als in dieser Nacht Kommissarin Dodd friedlich in meinen Armen schlief, war sie es, die von Schwarzmaske vier in den todbringenden Ofen gestoßen wurde.

Ich erwachte schweißgebadet und verwünschte Rose Payne mit Wörtern, die ich sonst selten gebrauchte, und mehr denn je widerstrebte es mir, Catherine zu ihrer riskanten verdeckten Ermittlungsarbeit ziehen zu lassen.

«Sieh du mal selber zu, daß du heil wiederkommst«, sagte sie besorgt, als sie im Morgengrauen davonbrauste, und fest entschlossen, mich an ihre Weisung zu halten, ging ich in die Stadt zu meinem unschuldigen Ofen und erledigte die Tagesarbeit, bevor sich meine drei Gehilfen einfanden.

Tags zuvor hatten sie noch über meine wiederkehrenden Montagsblessuren gewitzelt, die nach Irishs fester Überzeugung nur von Wirtshausschlägereien stammen konnten. Ich hatte das nicht bestritten, und am Dienstag ließ ich sie im Alleingang Schälchen machen, während ich gutgelaunt loszog, um den Bus zu nehmen.

Weder Rose noch Gina noch sonst jemand, den ich kannte, war zu sehen, und als ich in der nächsten Stadt vor einer großen Zeitschriftenhandlung ausstieg und mich in den dorthin bestellten Wagen mit Fahrer setzte, war ich mir sicher, von niemand beschattet zu werden. Tom Pigeon, der Erfinder dieses >simplen Abgangs für Glasbläsers hatte mich bekniet, wenn schon nicht ihn, dann doch wenigstens einen seiner Hunde mitzunehmen. War ich nicht schon genug verprügelt worden? fragte er. Hatte er mich nicht schon zweimal retten müssen? War es nicht Wahnsinn, jetzt unbedingt allein losziehen zu wollen?

Wahrscheinlich schon, gab ich zu. Und bat ihn um Rat.

Dank seiner Tips kam ich also unbehelligt nach Lynton an der Küste des nördlichen Devon und schlug im Wählerregister die vollständige Adresse des Dr. Adam Force in der Valley of the Rocks Road nach.

Nach dieser gelungenen kleinen Recherche war zu meiner großen Enttäuschung niemand zu Hause.

Ich klopfte und klingelte, wartete und versuchte es noch einmal, aber das hohe graue Gebäude wirkte völlig verlassen und hallte hohl wider, als ich an der Hintertür rüttelte. Bei den Nachbarn klopfte ich vergebens. Einer war nicht da und der andere halb taub. Eine Hausfrau, die vorüberging, meinte, Dr. Force arbeite wohl in Bristol und komme nur zum Wochenende nach Hause. Ach was, widersprach ein dahinschlurfender Alter, der wütend seinen Gehstock schwenkte, dienstags finde man Dr. Force in dem Pflegeheim oben auf Hollerday Hill.

Der Zorn des alten Mannes, erklärte die Frau, sei eine geistige Störung. Dr. Force sei jeden Dienstag im Hollerday Phoenix House, insistierte der Gehstock.

Mein Fahrer —»Sagen Sie Jim zu mir«- wendete geduldig und fuhr zurück ins Stadtzentrum, wo wir zu unserem Vergnügen herausfanden, daß beide Auskünfte richtig waren. Dr. Force arbeitete drei Tage pro Woche in Bristol, hielt sich sonntags und montags in der tristen Valley of the Rocks Road auf und fuhr dienstags zum Pflegeheim. Ein kleines Mädchen mit blonden Zöpfen zeigte uns den Weg zum Hollerday Phoenix House und sagte, wir sollten dort nicht hinfahren wegen der Gespenster.

Gespenster?

Ja, wußten wir denn nicht, daß es im Phoenix House spukte?

Im Rathaus hatte man für die Gespenstermär nur Spott übrig, da man die Frühlings- und Sommerurlauber nicht abschrecken wollte.

Einer der hier wie überall so nützlichen» Sprecher «erklärte, das von Sir George Newnes auf Hollerday Hill errichtete Landschloß sei 1913 durch Brandstiftung von bis heute unbekannter Hand zerstört und später im Rahmen einer Heeresübung in die Luft gesprengt worden. Das in unmittelbarer Nachbarschaft der überwachsenen Ruine neu errichtete Phoenix House sei eine Privatklinik. Von Gespenstern könne dort keine Rede sein. Dr. Force habe Patienten in der Klinik, die er dienstags empfange.

Mein Fahrer, der an das Übernatürliche glaubte, war zu feig, um mich zum Hollerday Phoenix House zu bringen, so daß ich zu Fuß gehen mußte, doch er versprach mir hoch und heilig, er werde warten, bis ich zurück sei, und das glaubte ich ihm, denn er hatte sein Geld noch nicht.

Ich dankte dem» Sprecher «für seine Hilfe. Konnte er mir Dr. Force noch beschreiben, damit ich ihn erkannte, wenn ich ihn sah?