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Die Dämmerung schob sich über die bunten Lichter und wusch die Farbeffekte weg. Ich duschte und rasierte mich. Als ich in den Spiegel schaute, mußte ich zugeben, daß ich schon besser und gesünder aussehende junge Männer gesehen hatte.

Walt betrat mein Zimmer, als ich mich um 8.30 Uhr gerade mit Orangensaft und Kaffee beschäftigte. Er warf einen Blick auf mein Frühstück und meinte:»Was Sie brauchen, ist eine ordentliche, solide Mahlzeit.«

«Ich hab’ keinen Hunger.«

Sein Blick wanderte für eine Sekunde über mein Gesicht.»Kommen Sie mit herunter, wir frühstücken gemeinsam.«

Ich schüttelte den Kopf.»Ich warte hier auf Sie.«

Er wollte allein nicht gehen. So bestellte er bei der Zimmerbedienung heiße Pfannkuchen, Eier und Kaffee. Während er sie vertilgte, kamen wir zum geschäftlichen Teil.

«Sani Hengelman wird bis Kingman zweieinhalb Tage brauchen«, sagte ich.

Er nickte mit vollem Munde.

«Er ist heute schon früh abgefahren«, fuhr ich fort.»Ich habe ihn gestern, nachdem Sie von Las Vegas durchgekommen waren, noch angerufen. Er fährt den Pferdetransporter selbst und kommt allein. Das bedeutet eine längere Fahrzeit, aber es erschien aus Gründen der Geheimhaltung als sicherer.«

«Haben Sie ihm gesagt, daß es um einen weiteren Diebstahl geht?«fragte Walt zweifelnd.

Ich lächelte.»Ich habe ihn beauftragt, hier ein Pferd abzuholen, das Dave Teller gehört. Er fragte, ob wir diesen Gaul wohl wieder mitten in der Nacht an einer einsamen Stelle einsammeln müßten, und ich antwortete, ja, wahrscheinlich.«

«Und er machte keinen Rückzieher?«

«Er hat nur eine Bemerkung fallengelassen, daß er gegen ein paar Dollar Aufschlag nichts einzuwenden habe, solange ich dafür sorge, daß er nicht ins Gefängnis muß.«

Walt wischte sich etwas Ei vom Kinn.»Droht ihm das?«

«Ich konnte ihm nicht das Gegenteil versprechen. Die Chancen stehen tausend zu eins, sagte ich ihm. Er meinte, tausend Dollar gegen eine Chance, ins Gefängnis zu müssen, seien ihm nicht gut genug.«

Walt lachte.»Und wieviel wollte er haben?«

«Fünfzehnhundert plus das normale Honorar plus alle Auslagen.«

«Nicht schlecht für eine einzige Woche. «Er rührte in seiner Tasse und fragte dann beiläufig:»Was ist denn für Sie selbst drin?«

«Für mich?«fragte ich überrascht.»Keine Ahnung. Drei Wochen Hitze anstelle des berühmten englischen Sommers…«

«Haben Sie kein Honorar ausgehandelt?«

«Nein.«

«Warum denn nicht?«

«Ich hab’ nicht daran gedacht.«

Die widersprechendsten Gefühle malten sich auf seinem Gesicht ab. Zuletzt schienen Erstaunen und Mitleid die Oberhand zu behalten.

«Und wie steht’s mit Ihnen?«fragte ich.

«Ich bin nicht im Urlaub«, erklärte er.»Ich beziehe ein recht anständiges Gehalt und bekomme einen Anteil der Summen, die ich der Gesellschaft einspare.«

«Bei Chrysalis haben sich die Überstunden also gelohnt?«

«Soll das ein Witz sein — bei eineinhalb Millionen?«Walt sah mich todernst an.»Hören Sie, Gene, ich gebe Ihnen die Hälfte meines Anteils…«

«Behalten Sie’s für Ihre Kinder«, unterbrach ich ihn.

«Aber trotzdem vielen Dank für das Angebot.«

Er drang weiter in mich, aber ich hörte ihm einfach nicht zu. Nach zwei weiteren Versuchen gab er es auf. Während ich ihm Vorschläge wegen unserer nächsten Maßnahmen machte, hielt sich hartnäckig im Hintergrund meines Gehirns der Verdacht, daß ich sein großmütiges Geschenk nur deshalb ausgeschlagen hatte, weil es eine egoistische Verschwendung gewesen wäre, wenn ich keine Gelegenheit mehr gefunden hätte, es auszugeben. Ich hatte wieder ein paar Stricke zerschnitten, mit denen mein Gewissen mich ans Leben zu fesseln suchte. Die todsuchende Kraft in mir regte sich wieder einmal.

«Eine Zangenbewegung, würde ich sagen. Oder vielmehr ein gleichzeitiger Zweifrontenangriff.«

«Wie?«

«Culham James Offen muß seine Aufmerksamkeit auf die beiden Pferde konzentrieren, die er auf seiner Farm stehen hat

— Moviemaker und Centigrade. Unterdessen lassen wir die beiden anderen verschwinden.«

«Prima!«stimmte mir Walt zu.

«Sie können Offen übernehmen«, sagte ich.

«Und Sie die Pferde?«

Ich nickte. Walt überlegte, wie es wohl wäre, wenn wir die Rollen tauschten, dann erhob er keinen Einwand mehr.

«Könnte man vielleicht herausbekommen, bei welcher Gesellschaft Matt das Haus in Las Vegas versichert hat?«

Walt überlegte.»Das kann unser dortiger Agent vielleicht feststellen. Aber warum?«

«Ich — hm — ich würde die Pferde dort lieber holen, wenn ich Matt in sicherer Entfernung wüßte.«

Walt lächelte.

Ich fuhr fort:»Es könnte also nicht allzu schwierig sein, ihn zur Rückkehr in das Haus am Pitts zu veranlassen. Seine Versicherung könnte ihn beispielsweise ersuchen, die Sicherheitsvorkehrungen dort zu überprüfen oder irgendwelche Dokumente zu unterzeichnen, ehe sie wieder die volle Deckung übernimmt. Aus den Telefongesprächen mit Offen wissen wir, daß Matt und Yola dort einen Safe mit einer Menge Geld drin haben. Nach dem einen Einbruch wird Matt sicherlich nicht eine Minute lang ohne Versicherung sein wollen.«

«Das können wir von seiner Versicherung nicht verlangen…«:, begann Walt und sah mich argwöhnisch an.

«Sehr richtig. «Ich nickte.»Sie können es aber. Sie sind firm im Fach. Sobald wir von Sam Hengelman erfahren, daß er die Grenze von Arizona erreicht hat, lassen Sie Ihre Tricks auf Matt los.«

«Von hier aus?«

«Ja. Erkundigen Sie sich, welche Zeit ihm passen würde, aber versuchen Sie, ihn am späten Nachmittag oder am frühen Abend kommen zu lassen, sagen wir, zwischen sechs und sieben Uhr. Dann ist es schon dunkel, wenn er wieder nach Hause kommt. Und spät. Es wird ihn ein wenig aufhalten, wenn er den Verlust der Pferde bemerkt. Vielleicht legt er sogar in Las Vegas eine Pause ein und spielt ein paar Stunden.«

Walt meinte nachdenklich:»Ich glaube, ich fahre lieber zum Pittsville-Haus und treffe mich dort mit ihm.«

«Nein«, widersprach ich hart.

Er sah mich an.»Daran haben Sie also auch schon gedacht?«

«Sie werden nirgendwo hinfahren, wo Matt Clive in der Nähe ist.«

«Und warum nicht?«

«Wollen Sie sich vielleicht den Schädel einschlagen lassen?«

«Das wäre mir ebenso lieb wie Bauchschmerzen. «Er lächelte immer noch.»Aber was geschieht, wenn Matt dort aufkreuzt und kein Versicherungsmann läßt sich blicken? Was würden Sie dann tun? Wahrscheinlich die Versicherungsgesellschaft anrufen. Er stellt fest, daß bei der Gesellschaft niemand etwas von einer Verabredung in seinem Haus weiß, und er denkt krampfhaft nach. Ich an seiner Stelle würde sofort die zuständige Polizeidienststelle anrufen und auf dem schnellsten Weg ein paar Beamte zum Nachschauen auf die Farm schicken. Sie haben die Straße nicht gesehen, die von Kingman hinführt — aber ich! Die letzten zehn Meilen bis zur Farm gibt es keine Abzweigungen und keine Nebenwege. Was geschieht, wenn Sie und Sam Hengelman — mitsamt den zwei gestohlenen Pferden — nun der Polizei in die Arme rennen?«

«Er wird es nicht riskieren, die Polizei anzurufen.«

«Er wird sich vielleicht sagen, wenn er schon alles verliert, dann sollen Sie auch mit drinhängen. Und das zu Recht!«

Mein Instinkt sagte mir, daß ich auf jeden Fall ein Zusammentreffen zwischen Walt und Matt Clive verhindern mußte.

«Und wenn er sich auf eine so späte Verabredung nicht einläßt?«fuhr er fort.»Ich gebe zu, die meisten Leute in der Versicherung wären dann schon gegangen, und er könnte kaum etwas nachprüfen. Aber wenn er nun auf drei Uhr nachmittags oder dem nächsten Morgen besteht? Wollen Sie die Pferde am hellen Tage stehlen?«