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O’Mara nickte und lehnte sich wieder zurück.

Aber auch der Colonel konnte in großen Schritten zu Folgerungen gelangen, wenn auch nicht immer so schnell wie der Chefpsychologe. „Wollen Sie etwa damit vorschlagen, daß die Rhabwar dieses Unternehmen leiten soll, O’Mara? Das Ambulanzschiff ist viel zu groß und teuer. Nein, die Entscheidung darüber muß weitergeleitet werden, und zwar am besten.“

„Wir können aber nicht auf die Entscheidungen eines Ausschusses warten“, warf Conway ein.

„…direkt an den Föderationsrat“, fuhr der Colonel fort. „Hat Ihnen denn Fletcher schon erzählt, wie er dieses Puzzle überhaupt zusammensetzen will?“

Conway nickte. „Ja, Sir. Das ist eine Frage der grundlegenden Konstruktionsphilosophie.“ Wie er weiter erzählte, war Captain Fletcher der Meinung — die übrigens von der Mehrheit der Spitzenkonstrukteure der Föderation geteilt wurde —, daß jedes maschinenbetriebene Fortbewegungsgerät, sei es ein einfaches Bodenfahrzeug oder ein kilometerlanges Raumschiff, ab einem gewissen Kompliziertheitsgrad ein gewaltiges Maß an Vorarbeiten für den Entwurf sowie für die Planung undBearbeitung benötigte, bevor die ersten einfachen Bau- und Montageteile auf irgendeiner ’Werkbank’ zu einem dreidimensionalen Gebilde aus Metall zusammengebaut werden konnten. Selbst bei einem kleinen Raumschiff raubte einem die Unmenge an notwendigen Detailzeichnungen, Montage- und Schaltplänen und so weiter schier den Verstand. Dabei bestand der Zweck dieser ganzen Konstruktionsarbeit lediglich darin, Wesen mit durchschnittlicher Intelligenz in der Fertigung und Montage der Einzelteile des Puzzles anzuleiten, ohne daß diese irgendeine Ahnung vom Gesamtbild hatten oder sich vielleicht sogar dafür interessierten.

Wenn man der gebräuchlichen terrestrischen, tralthanischen, illensanischen und melfanischen Praxis folgen wollte — und nach den Beteuerungen der Ingenieure dieser Spezies und vieler anderer gab es keine einfachere Methode —, mußten diese Baupläne und die darin beschriebenen Bauteile Anweisungen in Form von Kennzeichnungssymbolen enthalten, um den Arbeiter bei der richtigen Plazierung der Teile im Puzzle als Richtschnur zu dienen.

Möglicherweise gab es extraterrestrische Spezies, die vor dem Zusammenbau ausgefallenere Kennzeichnungsmethoden von Bauteilen anwandten, indem zum Beispiel jedes Element durch eine Art Geruchsoder Tastcode markiert wurde, aber in diesem Fall wäre das bei der gigantischen Größe der Spule und der hohen Anzahl zu identifizierender und verbindender Teile eine vollkommen unnötige Erschwernis, es sei denn, physiologische Gründe würden für ein solch kompliziertes Vorgehen sprechen.

Die sezierte Leiche besaß Augen, die im normalen sichtbaren Spektrum funktionierten, und Captain Fletcher war sich sicher, daß die extraterrestrischen Schiffbauer die einfache Möglichkeit gewählt und die Oberfläche der einzelnen Bauteile mit Symbolen markiert hatten, die man auf einen Blick erkennen konnte. Durch eine ausführliche Untersuchung eines beschädigten Zylinders und der Überreste des dazugehörigen Stützgerüsts fand Fletcher tatsächlich heraus, daß das benutzte Kennzeichnungssystem aus in das Metall gestanzten Symbolgruppen bestand und benachbarte Zylinder bis auf den letzten Buchstaben oder die letzte Ziffer die gleiche Symbolform und — reihenfolge aufwiesen.

„Ganz offensichtlich ist die gesamte Denkungsart dieser Aliens unserer sehr ähnlich“, schloß Conway seinen Bericht.

„Ich verstehe“, sagte Colonel Skempton und beugte sich im Stuhl nach vorne. „Trotzdem wird man für das Entschlüsseln dieser Symbole und den Zusammenbau der Teile eine Menge Zeit benötigen.“

„Oder eine Menge zusätzliche Hilfe“, entgegnete Conway.

Skempton lehnte sich wieder zurück und schüttelte den Kopf. Auch Thornnastor schwieg, aber dem langsamen und ungeduldigen Klopfen seiner hufähnlichen Füße konnte man entnehmen, daß er das nicht mehr lange tun würde.

Zuerst ergriff jedoch O’Mara das Wort. „An welche Hilfe haben Sie denn dabei gedacht, Doktor?“

Conway warf dem Chefpsychologen einen dankbaren Blick zu, weil er einerseits direkt zur Sache kam und ihn andererseits mit dieser Frage indirekt unterstützte. Allerdings wußte er, daß O’Mara ihm sofort diese Unterstützung entziehen würde, sollte er auch nur den leisesten Zweifel an seinen Fähigkeiten hegen, mit diesem Problem fertig zu werden. Wollte er von O’Mara in seinem Vorhaben bestärkt werden, mußte er den Chefpsychologen davon überzeugen, daß er genau wußte, was er vorhatte. Er räusperte sich.

„Zuerst müssen wir die sofortige Suche nach dem Heimatplaneten des Schiffs aufnehmen, damit wir soviel wie möglich über Kultur, Umweltbedingungen und Ernährungsbedürfnisse des Aliens herausfinden und ihn nach geglückter Rettung irgendwo hinbringen können. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hat der Unfall zu einer großen Kursabweichung des spulenförmigen Schiffs geführt. Vielleicht ist auch ganz unabhängig vom Unfall, durch den das Schiff in seine Einzelteile zerrissen wurde, eine Funktionsstörung im Steuerungssystem aufgetreten, und die Zylinder sind bereits weit über den Zielplaneten hinausgeschossen.

Das würde die Suche natürlich erschweren und die Anzahl der am Einsatz beteiligten Einheiten erhöhen.“

Bevor der Colonel darauf reagieren konnte, fuhr Conway schnell fort: „Außerdem muß ein genauer Blick in die Föderationsarchive geworfen werden. Denn schon viele Jahrhunderte vor Entstehung der Föderation gab es raumreisende Spezies, die das All bereits selbständig erforscht haben. Deshalb besteht zumindest die geringe Chance, daß vielleicht eine dieser Spezies auf Wesen gestoßen ist oder Berichte über Aliens gehört hat, die Ähnlichkeit mit einer intelligenten Midgardschlange haben.“

Er unterbrach seine Ausführungen kurz, denn er mußte Thornnastor erklären, daß die Midgardschlange eine Kreatur aus der terrestrischen Mythologie war — eine riesige Schlange, die den Planeten Erde umschlungen haben soll. Thornnastor bedankte sich und gab seiner Erleichterung Ausdruck, daß diese Schlange ins Reich der Mythologie gehörte.

„Jedenfalls bis jetzt“, merkte der Colonel mürrisch an.

„Als zweites kommt das Problem der schnellen Bergung und richtigen Plazierung der verstreuten Zylinder auf uns zu“, fuhr Conway fort. „Dafür werden noch viel mehr Aufklärungsschiffe sowie alle verfügbaren Spezialisten für ET-Sprachen und fachspezifische Schriftsysteme erforderlich sein. Außerdem benötigen wir ausreichende Computerkapazitäten, um dieses Material analysieren zu können. Ein Schiff mit einem großen Übersetzungscomputer wäre bestimmt in der Lage.“

„Das würde ja die Descartes bedeuten!“ protestierte Skempton.

„…diese Aufgabe in der verbleibenden Zeit zu bewältigen“, fuhr Conway fort. „Wie ich gehört habe, hat die Descartes gerade ihr Erstkontaktprogramm auf Dwerla beendet und steht demnach zur Verfügung. Doch der dritte und zugleich technisch schwierigste Teil des Problems ist die eigentliche Schiffsmontage. Dafür benötigen wir eine Hilfsflotte mit der entsprechenden technischen Ausrüstung sowie dem Personal für die Raummontage, um diejenigen Stützgerüstteile des Alienschiffs schnell zu rekonstruieren, die nicht aus den Trümmern geborgen werden können. Im Idealfall sollte man dafür erfahrene tralthanische und hudlarische Raummontagetrupps einsetzen.

Viertens“, fuhr Conway fort, ohne Zeit für irgendwelche Einwände zu lassen, „brauchen wir ein Schiff, das die Operation koordinieren und eine große Anzahl Traktor- und Pressorstrahlbatterien einrichten kann und zu deren Bedienung entsprechend gut ausgebildete Offiziere an Bord hat. Dadurch wird das Risiko eines Zusammenstoßes zwischen den geborgenen Teilen und unseren eigenen Schiffen im Montagegebiet verringert. Dieses Koordinationsschiff wird über einen eigenen Computer zur Bewältigung der Logistik.“