Выбрать главу

„Er will die Vespasian haben“, murmelte Skempton ungläubig vor sich hin.

„Genau. Der taktische Computer der Vespasian wäre nämlich optimal“, bestätigte Conway. „Obendrein besitzt das Schiff die erforderlichen Traktor- und Pressorstrahlbatterien und meines Wissens eine sehr große Frachtschleuse, nur falls ich ein paar CRLTs aus den Zylindern holen muß. Bestimmt erinnern Sie sich, daß mehrere Segmente des Aliens vernichtet sind. Deshalb werden an diesen Stellen chirurgische Eingriffe notwendig sein, um diese Lücken zu schließen. Aber bevor wir nicht sehr viel mehr Informationen über die Physiologie und die Umweltbedingungen dieser Spezies haben, hab ich keine klare Vorstellung davon, wie und in welchem Umfang medizinische Hilfe erforderlich sein wird.“

„Endlich kommen Sie auch mal auf die Bedürfnisse des Patienten zu sprechen“, knurrte Thornnastor durch den Translator.

„Diese leichte Verzögerung war durchaus beabsichtigt, Sir“, erwiderte Conway. „Schließlich müssen wir erst das Schiff reparieren, bevor wir dem Insassen helfen können. Aber nun zum Alien oder den Aliens selbst. Pathologin Murchison und ich haben eine Leiche oder ein Leichenteil seziert, und wir suchen noch immer nach einer Bestätigung unserer vorläufigen Befunde. Außerdem brauchen wir so viele zusätzliche physiologische Daten, wie Sie den in der Tyrell mitgebrachten Leichen entnehmen können und auch den Flüssigkeiten in den Infusionsgeräten, die anscheinend zur Einleitung, Verlängerung und Aufhebung des Scheintodvorgangs dienen. Ganz besonders benötigen wir noch viel mehr Informationen über das Nervensystem, die Verbindungen zur willkürlichen und unwillkürlichen Muskulatur, das voraussichtliche Ausmaß und die Geschwindigkeit der Geweberegeneration nach einem notwendigen chirurgischen Eingriff sowie über die durchsichtige Schutzschicht an den wunden Stellen am vorderen und hinteren Körperende. Natürlich brauchen wir all diese Angaben am besten schon gestern, Sir.“

„Natürlich“, knurrte Thornnastor. Seine sechs riesigen Füße, die sich während Conways Aufzählung ruhig verhalten hatten, setzten nun wieder das langsame Klopfen fort. Offensichtlich war der Tralthaner ganz begierig darauf, sich an die Untersuchung dieser Exemplare einer vollkommen neuen Lebensform zu machen.

O’Mara wartete exakt drei Sekunden lang, dann blickte er Conway mürrisch an und fragte: „Und das ist wirklich schon alles, was Sie brauchen, Doktor?“

Conway nickte und erwiderte lächelnd: „Im Moment schon.“

Colonel Skempton beugte sich vor und sagte: „Im Moment benötigt er die Dienste eines Untergeschwaders eines ganzen Sektors, einschließlich der Descartes und der Vespasian. Bevor wir einen Einsatz derart vieler militärischen Einheiten empfehlen können, sollten wir die Angelegenheit auf jeden Fall an den Föderationsrat weiterleiten, um.“ An dieser Stelle brach er ab, weil das unaufhörliche Klopfen von Thornnastors Füßen ein weiteres Gespräch fast unmöglich machte.

„Entschuldigen Sie bitte, Colonel“, sagte der Tralthaner, „aber ich glaube, wenn wir diese Angelegenheit an den Rat weiterleiten, wird man dort nur lang und breit hin und her überlegen, um sich dann dazu entschließen, die Entscheidung denjenigen zu überlassen, die das Problem am besten überblicken und lösen können — und das ist die technische und medizinische Besatzung der Rhabwar. Schließlich wurde das spezielle Ambulanzschiffprogramm deshalb geplant, um mit dem Unvorhergesehen klarzukommen, und die Tatsache, daß wir es hier mit einem Problem von unvorhersehbaren Ausmaßen zu tun haben, ist dabei völlig unerheblich.

Hier handelt es sich um ein oder mehrere Wesen einer bislang unbekannten Spezies“, fuhr er fort, „und mein Rat ist, Chefarzt Conway die erforderliche Hilfe zur Bergung und Behandlung dieser oder dieses Wesens zu gewähren. Allerdings hab ich auch nichts dagegen, wenn Sie unbedingt Ihren Kurs verfolgen und die Angelegenheit dem Rat vorlegen wollen, damit dieser nach reiflicher Diskussion unsere Empfehlung genehmigt oder abändert, um womöglich einen besseren Vorschlag zu machen. Also, was meinen Sie, Colonel?“

Skempton schüttelte den Kopf. „Es ist nicht richtig. Ich weiß, daß es nicht richtig ist, einem frischgebackenen Schiffskommandanten und einem Arzt so viel Macht zu geben. Andererseits sind die Besatzungsmitglieder der Rhabwar im Moment die einzigen, die wissen, was sie tun. Ich muß also, wenn auch widerwillig, zustimmen. O’Mara?“

Alle Augen, beide von Skempton und Conway und die vier von Thornnastor, hefteten sich auf den Chefpsychologen, der wiederum Conway kühl musterte.

Schließlich antwortete er: „Wenn Sie sonst nichts mehr zu sagen haben, Doktor, würde ich Ihnen vorschlagen, möglichst schnell zur Rhabwar zurückzukehren, bevor es dort von so vielen Schiffen wimmelt, daß Sie Ihr eigenes nicht mehr wiederfinden.“

Die Reaktionszeit des Monitorkorps auf einen Notfall, egal, ob es sich dabei um einen leichten oder schweren handelte, war stets beeindruckend kurz. Auf dem Frontbildschirm der Tyrell ähnelte das Unglücksgebiet einem kleinen, unordentlichen Sternhaufen, in dessen Mitte die Positionslampe der Rhabwar wie ein veränderlicher Stern mit einer kurzen Leuchtperiode blinkte. Fletcher bestätigte die Ankunft und erteilte die Erlaubnis zum Andocken, sprach jedoch ansonsten nicht mit der Tyrell, weil, wie er erklärte, unerwartet schon fünfzehn weitere Aufklärungsschiffe eingetroffen seien und er alle Hände voll damit zu tun habe, sie in seine Planung der Bergungsaktion einzubauen. Aus diesem Grund bot sich Conway erst wieder an Bord der Rhabwar die Gelegenheit, dem Captain von all den anderen unvorhergesehenen Dingen zu berichten, die unmittelbar bevorstanden, doch zu diesem Zeitpunkt war es bereits zu spät.

„Rhabwar“, meldete sich gerade eine Stimme aus dem Lautsprecher, als Conway das Kommandodeck betrat, „hier Kontakt- und Vermessungsschiff Descartes unter dem Kommando von Colonel Okaussie. Man hat mir mitgeteilt, Sie hätten Arbeit für uns, Major Fletcher.“

„Nun ja, Sir“, antwortete der Captain. Er blickte Conway flehentlich an und fuhr dann fort: „Wenn ich vielleicht respektvoll vorschlagen dürfte, daß Ihre Übersetzungsspezialisten.“

„Mir war’s lieber, Sie würden das nicht tun“, unterbrach ihn Colonel Okaussie. „Ich meine, irgend etwas respektvoll ’vorschlagen’. Wenn ich erst einmal genausoviel über die hiesige Lage weiß wie Sie, dann akzeptiere ich auch Vorschläge, egal, ob sie nun respektvoll oder respektlos vorgetragen werden. Aber bis dahin hören Sie bitte auf, kostbare Zeit zu vergeuden, Major, und sagen Sie uns einfach, was wir tun sollen.“

„Ja, Sir“, erwiderte Fletcher. Rasch, präzise und — aus alter Gewohnheit — respektvoll formulierend, befolgte er die Aufforderung. Ein paar Sekunden nach dem Abbruch der Verbindung tauchte auf dem Radarschirm ein neues Echobild auf, das noch größer als das der Descartes war. Der Neuankömmling gab sich als DepotschiffMotann mit hudlarischer Besatzung zu erkennen. Dieses Schiff war ein einziger fliegender Maschinenbaukomplex, der mit seiner technischen Ausrüstung gewöhnlich Schiffen weiterhalf, die nach einem glimpflich abgelaufenen Ausfall der Hyperraumgeneratoren im Normalraum zwischen den Sternen gestrandet waren. Der Captain der Motann, der kein Offizier des Monitorkorps war, nahm genauso bereitwillig wie Okaussie Fletchers Anweisungen entgegen. Aber dann erschien ein noch größerer leuchtender Punkt auf dem Radarschirm, dem zufolge gerade ein wirklich sehr großes Schiff aus dem Hyperraum aufgetaucht sein mußte. Automatisch fütterteLieutenant Haslam das Teleskop mit den Positionsdaten und rief die stärkste Vergrößerung ab.

Der gewaltige, ehrfurchtgebietende Anblick eines Schlachtkreuzers der Imperatorklasse breitete sich auf dem Bildschirm aus.

„Rhabwar, hier ist die Vespasian…“

Bei dem Gedanken, dem gottgleichen Wesen, das das Kommando über dieses Schiff hatte, Anweisungen erteilen zu müssen, erblaßte Fletcher. Der Kommunikationsoffizier der Vespasian richtete die Grüße des Flottenkommandanten Dermod aus und bat um vollen Sichtkontakt, sobald es genehm sei. Conway, der keine Zeit gehabt hatte, den Captain rechtzeitig davon zu unterrichten, was auf ihn zukommen würde, weil all das bereits eintrat, stand auf.