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Kyle fauchte und horte auf, an meinem Bein herumzuzerren, um mir einen Schlag in die Seite zu versetzen.

Ich stöhnte vor Schmerz auf, krallte jetzt aber auch meine andere Hand in seine Haare.

Er schlang beide Arme um mich, als wäre dies eine Umarmung und nicht ein Kampf auf Leben und Tod. Dann packte er mich von beiden Seiten um die Hüfte und drückte mit aller Kraft gegen meine Umklammerung an.

Seine Haare begannen ihm auszugehen und in meinen Händen zurückzubleiben, aber er grunzte nur und drückte noch fester.

Ich konnte das dampfende Wasser ganz in der Nähe vorbeirauschen hören, das Geräusch schien direkt unter mir zu sein. Der Dampf stieg in einer dichten Wolke auf und eine Minute lang konnte ich nichts weiter sehen als Kyles wutverzerrtes, viehisches und erbarmungsloses Gesicht. Ich spürte, wie mein verletztes Bein nachgab. Ich versuchte mich wieder näher an ihn heranzuziehen, aber seine rohe Kraft gewann die Oberhand über meine Verzweiflung. In wenigen Augenblicken würde er mich losgerissen haben und ich würde in den zischenden Dampf stürzen und verschwinden.

Jared! Jamie!

Der Gedanke, die Qual, gehörte zu uns beiden, zu Melanie und mir. Sie würden nie erfahren, was mit mir passiert war. Ian. Jeb. Doc. Walter. Kein Abschied.

Kyle sprang plötzlich hoch und kam mit einem dumpfen Knall wieder auf. Der heftige Aufprall hatte den gewünschten Effekt: Meine Beine lösten sich von ihm.

Aber bevor er davon profitieren konnte, passierte noch etwas anderes.

Das Knirschen war ohrenbetäubend. Ich dachte, die ganze Höhle würde einstürzen. Der Boden unter uns erzitterte.

Kyle keuchte und machte einen Satz nach hinten - zusammen mit mir, da ich mich immer noch an seinen Haaren festkrallte. Der Fels unter seinen Füßen begann mit noch mehr Knirschen und Knarren nachzugeben.

Unser gemeinsames Gewicht hatte den Rand des Lochs abbrechen lassen. Als Kyle nach hinten wegstolperte, folgte das Bröckeln seinen schweren Schritten. Es war schneller als er.

Ein Stück des Felsens verschwand unter seinem Absatz und er fiel zu Boden. Mein Gewicht warf ihn nach hinten und sein Kopf schlug heftig gegen eine Felssäule. Seine Arme fielen schlaff von mir ab.

Das Knirschen des Steins schwoll zu einem anhaltenden Krachen an. Ich konnte spüren, wie der Boden unter Kyle bebte.

Ich lag auf seiner Brust, unsere Beine hingen über dem Abgrund, wo der Dampf über sie hinwegstrich und in tausend Tropfen auf unserer Haut kondensierte.

»Kyle?«

Keine Antwort.

Ich hatte Angst, mich zu bewegen.

Du musst runter von ihm. Zusammen seid ihr zu schwer.

Vorsichtig - halt dich an der Säule fest. Zieh dich vom Loch weg.

Ängstlich wimmernd, zu entsetzt, um selbst zu denken, tat ich, was Melanie mir befahl. Ich löste meine Finger aus Kyles Haaren und kletterte vorsichtig über seinen bewusstlosen Körper hinweg, wobei ich die Säule als Halt nutzte, um mich vorwärtszuziehen. Sie fühlte sich ziemlich stabil an, aber der Boden unter uns ächzte immer noch.

Ich schob mich an der Säule vorbei auf den Untergrund dahinter. Der Boden blieb fest unter meinen Händen und Knien, aber ich krabbelte weiter auf die Sicherheit des Ausgangs zu.

Ein weiteres Knacken ertönte und ich warf einen Blick zurück. Eins von Kyles Beinen sackte weiter ab, als ein Stück Fels darunter abbrach. Diesmal hörte ich das Platschen, als der Steinbrocken in den Fluss darunter fiel. Der Boden erzitterte unter seinem Gewicht.

Er wird abstürzen, stellte ich fest. Gut, knurrte Melanie.

Aber ...!

Wenn er abstürzt, kann er uns nicht umbringen, Wanda. Wenn er nicht abstürzt, wird er das tun.

Ich kann ihn doch nicht einfach ...

Doch, du kannst. Geh. Willst du nicht leben? Doch, das wollte ich. Ich wollte leben.

Es konnte sein, dass Kyle verschwand. Und wenn er das tat, würde mir vielleicht niemand mehr wehtun. Zumindest niemand von den Leuten hier. Es blieb natürlich immer noch die Sucherin, aber irgendwann würde sie aufgeben und dann könnte ich für immer hier bei den Menschen bleiben, die ich liebte ...

Mein Bein pulsierte und ein Teil der Taubheit wurde von Schmerz abgelöst. Eine warme Flüssigkeit lief mir über die Lippen. Ich probierte sie reflexartig und stellte fest, dass es mein Blut war.

Geh, Wanderer. Ich will leben. Ich will auch eine Wahl haben.

Ich konnte das Beben bis zu der Stelle, wo ich stand, spüren. Ein weiteres Stück des Bodens platschte in den Fluss. Kyles Gewicht verschob sich und er rutschte ein Stückchen auf das Loch zu.

Lass ihn. Melanie wusste besser als ich, wovon sie sprach. Das hier war ihre Welt. Ihre Regeln.

Ich starrte in das Gesicht des Mannes, der kurz davor war zu sterben - des Mannes, der meinen Tod wollte. Jetzt, wo Kyle bewusstlos war, war sein Gesicht nicht länger das eines wütenden Tieres. Es war entspannt, fast friedlich.

Die Ähnlichkeit mit seinem Bruder war unverkennbar. Nein!, protestierte Melanie.

Ich kroch auf Händen und Knien langsam zu ihm zurück, wobei ich vor jedem Zentimeter, den ich vorwärtsrutschte, den Boden vorsichtig abtastete. Ich hatte zu große Angst, weiter zu rutschen als bis zur Säule, also klemmte ich mich mit meinem gesunden Bein daran fest, dann beugte ich mich vor, um meine Hände unter Kyles Armen hindurchzuschieben und vor seiner Brust zu verschränken.

Ich zog so fest, dass ich mir beinahe die Arme ausriss, aber er rührte sich nicht. Ich hörte ein Geräusch wie das Rieseln von Sand in einer Eieruhr und der Boden bröckelte weiter in kleinen Stücken ab.

Ich zerrte noch einmal, aber das einzige Ergebnis war, dass das Rieseln zunahm. Durch die Verlagerung seines Gewichts brach der Boden nur noch schneller weg.

Gerade als mir das klarwurde, donnerte ein großer Felsbrocken in den Fluss und brachte Kyle endgültig aus seinem unsicheren Gleichgewicht. Er begann zu fallen.

»Nein!«, schrie ich erneut wie eine Sirene. Ich drückte mich gegen die Säule und es gelang mir, ihn von der anderen Seite dagegenzupressen und meine Hände vor seiner Brust zu verkeilen. Meine Arme schmerzten.

»Hilfe!«, kreischte ich. »So helft mir doch! Hilfe!«

Angezweifelt

Wieder ein Platschen. Kyles Gewicht zerrte an meinen Armen.

»Wanda? Wanda!«

»Hilf mir! Kyle! Der Boden! Hilfe!« Mein Gesicht wurde gegen den Stein gepresst und ich blickte zum Eingang der Höhle. Das Licht von oben wurde mit der Morgendämmerung immer heller. Ich hielt den Atem an. Meine Arme taten höllisch weh.