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»Mir geht es gut.«

Seine freundlichen Augen waren sanft, als sie meinem Blick begegneten. »Bald bist du wieder auf dem Damm. Du musst dich nur eine Weile ausruhen. Ich werde ein Auge auf dich haben. So, dreh mal den Kopf zur Seite.«

Ich tat, was er mir gesagt hatte, und wimmerte, als er meine Wunde untersuchte.

»Aber nicht hier«, murmelte Ian.

Ich konnte Doc nicht sehen, aber Jared warf Ian einen stechenden Blick zu.

»Sie bringen gleich Kyle her und ich will nicht, dass sie im selben Raum liegen.«

Doc nickte. »Ist wahrscheinlich besser.«

»Ich mache ihr ein Zimmer fertig. Du musst Kyle hierbehalten, bis ... bis wir entschieden haben, was aus ihm werden soll.«

Ich wollte etwas sagen, aber Ian legte seine Finger auf meine Lippen.

»Einverstanden«, stimmte Doc zu. »Ich kann ihn festbinden, wenn du willst.«

»Wenn es nötig sein sollte. Kann sie aufstehen?« Ian warf einen nervösen Blick in den Tunnel. Doc zögerte.

»Nein«, flüsterte ich, obwohl Ians Finger immer noch meinen Mund berührten. »Walter. Ich will hier bei Walter bleiben.«

»Du hast heute schon genug Leben gerettet, Wanda«, sagte Ian mit sanfter und trauriger Stimme.

»Ich möchte mich ... mich von ihm ... verabschieden.«

Ian nickte. Dann sah er Jared an. »Kann ich dir vertrauen?« Jareds Gesicht lief rot an vor Wut.

Ian hob die Hand. »Ich will sie nicht ungeschützt zurücklassen, während ich einen sicheren Platz für sie suche«, sagte Ian. »Ich weiß nicht, ob Kyle bei Bewusstsein ist, wenn er hier ankommt. Wenn Jeb ihn erschießt, wird sie das aufregen. Aber du und Doc solltet in der Lage sein, ihn in Schach zu halten. Ich möchte nicht, dass Doc alleine ist und Jeb zum Schießen gezwungen wird.«

»Doc wird nicht allein sein«, sagte Jared kurz. Ian zögerte.

»Die letzten paar Tage waren die Hölle für sie. Vergiss das nicht.«

Jared nickte einmal, die Zähne zusammengebissen. »Ich bin ja auch noch da«, erinnerte Doc Ian.

Ihre Blicke trafen sich. »Okay«, sagte Ian. Er beugte sich über mich und seine leuchtenden Augen verschmolzen mit meinen. »Ich komme bald zurück. Hab keine Angst.«

»Nein.«

Er beugte sich zu mir herunter und drückte seine Lippen auf meine Stirn.

Niemand wurde davon mehr überrascht als ich, auch wenn ich Jared die Luft einziehen hörte. Mein Mund blieb offen stehen, als Ian sich umdrehte und beinahe aus dem Raum rannte.

Ich hörte, wie Doc durch die Zähne einatmete, wie bei einem umgekehrten Pfeifen. »Na dann«, sagte er.

Sie sahen mich beide lange an. Ich war so müde und mir tat alles so weh, dass es mir fast gleichgültig war, was sie dachten.

»Doc ...«, begann Jared in dringlichem Ton, aber ein Tumult im Tunnel unterbrach ihn.

Fünf Männer stolperten durch den Eingang. Jeb, der Kyles linkes Bein in den Händen hatte, ging voraus. Wes hielt Kyles rechtes Bein und Andy und Aaron hinter ihnen schleppten seinen Rumpf. Kyles Kopf baumelte über Andys Schulter.

»Verdammt, ist der schwer«, keuchte Jeb.

Jared und Doc sprangen ihnen zu Hilfe. Nach ein paar Minuten voller Fluchen und Stöhnen lag Kyle auf einem Feldbett, das ein Stück von meinem entfernt stand.

»Seit wann ist er bewusstlos, Wanda?«, fragte mich Doc. Er hob Kyles Augenlider an und ließ die Sonne auf seine Pupillen scheinen.

»Ähm ...« Ich dachte schnell nach. »So lange, wie ich jetzt hier bin, die zehn Minuten oder so, die es gedauert hat, mich hierher zu bringen, und dann vielleicht noch fünf Minuten vorher.«

»Also mindestens zwanzig Minuten, würdest du sagen?« »Ja. Ungefähr.«

Während wir uns berieten, hatte Jeb seine eigene Diagnose gestellt. Niemand beachtete ihn, als er sich an das Kopfende von Kyles Feldbett schob. So lange, bis er eine Wasserflasche über Kyles Gesicht auskippte.

»Jeb«, beschwerte sich Doc und stieß seine Hand weg.

Aber Kyle schnaubte und blinzelte und stöhnte dann. »Was ist passiert? Wo ist es hin?« Er begann sein Gewicht zu verlagern und versuchte sich umzusehen. »Der Fußboden ... bewegt sich ...«

Beim Klang seiner Stimme umklammerten meine Finger die Bettkante und Panik durchströmte mich. Mein Bein tat weh. Konnte ich weghumpeln? Langsam vielleicht ...

»Schon gut«, murmelte irgendjemand. Nicht irgendjemand. Diese Stimme würde ich immer erkennen. Jared stellte sich mit dem Rücken zu mir zwischen mein Feldbett und das, auf dem Kyle lag, und hielt den Blick auf den großen Mann gerichtet. Kyle drehte stöhnend den Kopf hin und her. »Du bist in Sicherheit«, sagte Jared leise. Er sah mich nicht an. »Hab keine Angst.«

Ich atmete tief durch.

Melanie wollte ihn berühren. Seine Hand lag dicht neben meiner auf der Bettkante.

Bitte nicht, sagte ich zu ihr. Mein Gesicht tut auch so schon genug weh!

Er wird dich nicht schlagen.

Denkst du. Ich lasse es lieber nicht drauf ankommen.

Melanie seufzte; sie sehnte sich danach, die Hand nach ihm auszustrecken. Es wäre nicht so schwer zu ertragen gewesen, wenn ich mich nicht ebenfalls danach gesehnt hätte.

Gib ihm Zeit, bat ich. Lass ihn sich an uns gewöhnen. Warte, bis er uns wirklich glaubt.

Sie seufzte erneut.

»Oh, verdammt!«, knurrte Kyle. Als ich seine Stimme hörte, sah ich zu ihm hinüber. Ich konnte seine hellen Augen sehen, die an Jareds Ellbogen vorbei direkt auf mich gerichtet waren. »Es ist nicht abgestürzt!«, klagte er.

Beerdigt

Jared machte einen Satz nach vorn, von mir weg. Mit einem dumpfen Schlag landete seine Faust in Kyles Gesicht.

Kyles Augen drehten sich nach hinten weg und sein Unterkiefer sackte herunter.

Ein paar Sekunden lang war es vollkommen still im Raum.

»Ähm«, sagte Doc mit sanfter Stimme, »aus medizinischer Sicht bin ich mir nicht sicher, ob das in seinem Zustand sehr hilfreich war.«

»Aber mir geht es besser«, erwiderte Jared mürrisch.

Doc verzog seine Lippen zu einem winzigen Lächeln. »Na ja, ein paar Minuten länger bewusstlos zu sein, bringt ihn nicht um.«

Dann begann er erneut damit, Kyles Lider anzuheben und ihm den Puls zu fühlen.

»Was ist passiert?«, murmelte Wes, der neben meinem Kopf aufgetaucht war.

»Kyle hat versucht, es umzubringen«, antwortete Jared, bevor ich etwas sagen konnte. »Überrascht uns das wirklich?«

»Hat er nicht«, murmelte ich.

Wes sah Jared an.

»Altruismus scheint ihm mehr zu liegen als Lügen«, bemerkte Jared.

»Legst du es eigentlich darauf an, mich zu ärgern?«, fragte ich. Meine Geduld schwand nicht bloß, sondern war vollständig aufgebraucht. Wie lange war ich jetzt schon nicht mehr zum Schlafen gekommen? Das Einzige, was mir mehr wehtat als mein Bein, war mein Kopf. Bei jedem Atemzug schmerzte meine Seite. Ich stellte ziemlich überrascht fest, dass ich furchtbar schlechte Laune hatte. »Dann kann ich dir nämlich versichern, dass es dir gelungen ist.«

Jared und Wes sahen mich erschrocken an. Ich war mir sicher, dass die anderen ähnliche Gesichter machten, auch wenn ich sie nicht sehen konnte. Außer Jeb vielleicht. Er war der Meister des Pokerface.

»Ich bin weiblich«, beschwerte ich mich. »Dieses ewige >es< geht mir langsam auf die Nerven.«