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»Oh. Kyle. Sie wollte seinen Tod.« Er lachte wieder. »Das kann ich mir vorstellen.«

»Sie kann ... ganz schön brutal sein«, stimmte ich zu. Ich lächelte, um die Beleidigung abzuschwächen.

Er fasste es nicht als Beleidigung auf. »Wirklich? Inwiefern?« »Sie will, dass ich mich wehre. Aber ich ... ich kann das nicht.

Ich bin keine Kämpfernatur.«

»Das sehe ich.« Mit der Spitze eines Fingers berührte er mein zerschundenes Gesicht. »Entschuldigung.«

»Nein. Jeder an deiner Stelle hätte das Gleiche getan. Ich weiß, wie du dich gefühlt haben musst.«

»Du hättest das nicht getan.«

»Wenn ich ein Mensch wäre, schon. Im Übrigen habe ich das gar nicht gemeint ... Ich habe eher an die Sucherin gedacht.«

Er erstarrte.

Ich lächelte wieder und er entspannte sich ein wenig. »Mel wollte, dass ich sie erwürge. Sie hasst diese Sucherin wirklich. Und ich kann es ihr nicht verübeln.«

»Sie sucht immer noch nach dir. Sieht aber so aus, als hätte sie immerhin den Hubschrauber zurückgeben müssen.«

Ich schloss die Augen, ballte die Fäuste und konzentrierte mich einige Sekunden lang auf meine Atmung.

»Ich habe mich früher nie vor ihr gefürchtet«, flüsterte ich. »Ich weiß nicht, warum mir das jetzt so viel Angst einjagt. Wo ist sie?«

»Keine Sorge. Gestern ist sie nur den Highway auf und ab gefahren. Sie wird dich nicht finden.«

Ich nickte und zwang mich selbst, daran zu glauben. »Kannst du ... kannst du Mel jetzt hören?«, murmelte er.

Ich hielt meine Augen geschlossen. »Ich bin ... mir ihrer bewusst. Sie hört ganz genau zu.«

»Was denkt sie?« Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.

Das ist deine Chance, erklärte ich ihr. Was willst du ihm sagen?

Sie war ausnahmsweise vorsichtig.

Die Aufforderung verunsicherte sie. Warum? Warum glaubt er dir jetzt?

Ich öffnete die Augen und sah, wie er mich mit angehaltenem Atem anblickte.

»Sie will wissen, was dazu geführt hat, dass du jetzt ... anders bist. Warum glaubst du uns plötzlich?«

Er dachte einen Moment nach. »Das ... hat verschiedene Gründe. Du warst so ... nett zu Walter. Ich habe noch nie jemanden außer Doc mit so viel Mitgefühl gesehen. Und du hast Kyles Leben gerettet - die meisten von uns hätten ihn abstürzen lassen, mal ganz abgesehen von seinem Mordversuch. Und außerdem bist du eine miserable Lügnerin.« Er lachte auf. »Ich habe immer wieder versucht, all diese Dinge als Teile einer Riesenverschwörung zu interpretieren. Vielleicht wache ich morgen auf und habe wieder dasselbe Gefühl.«

Mel und ich zuckten zusammen.

»Aber als sie dich heute während der Sitzung so angegriffen haben ... also, da hat es irgendwie klick gemacht. Ich habe all das in Ihnen gesehen, was ich nicht in mir haben will. Ich habe gemerkt, dass ich dir längst glaube und einfach nur stur bin. Grausam. Ich schätze, ich glaube dir schon seit ... tja, eigentlich schon ein bisschen seit jener ersten Nacht, als du dich vor mich gestellt hast, um mich vor Kyle zu beschützen.« Er lachte, als hielte er Kyle nicht für gefährlich. »Aber ich bin ein besserer Lügner als du. Ich kann mich sogar selbst belügen.«

»Sie hofft, dass du es dir nicht noch mal anders überlegst. Davor hat sie Angst.«

Er schloss die Augen. »Mel.«

Mein Herzschlag beschleunigte sich. Es war ihre Freude, die es antrieb, nicht meine. Er musste mittlerweile ahnen, wie sehr ich ihn liebte. Nach seinen Fragen über Jamie musste ihm das klar sein.

»Sag ihr ... dass sie davor keine Angst haben muss.« »Sie hört dich.«

»Wie ... unmittelbar ist die Verbindung?« »Sie hört, was ich höre, sieht, was ich sehe.« »Fühlt, was du fühlst?«

»Ja.«

Er zog die Nase kraus. Dann berührte er erneut mein Gesicht, sanft, eine Liebkosung. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie leid es mir tut.«

Meine Haut glühte dort, wo er mich angefasst hatte; es war ein angenehmes Glühen, aber seine Worte brannten stärker als seine Berührung. Natürlich tat es ihm mehr leid, ihr wehgetan zu haben. Natürlich. Und es sollte mir eigentlich nichts ausmachen.

»Komm schon, Jared! Lass uns anfangen!«

Wir sahen auf. Kyle rief nach Jared. Er schien seltsamerweise blendender Laune zu sein, als hätte heute nicht sein Leben auf dem Spiel gestanden. Vielleicht hatte er gewusst, dass es so kommen würde. Vielleicht kam er über alles schnell hinweg. Er schien mich neben Jared nicht zu bemerken.

Erst jetzt fiel mir auf, dass andere uns sehr wohl bemerkt hatten. Jamie beobachtete uns mit einem zufriedenen Lächeln. Er hielt das, was er sah, offenbar für etwas Positives. War es das denn?

Was meinst du damit?, fragte Melanie.

Was sieht er, wenn er uns betrachtet? Seine Familie, erneut vereint?

Ist das nicht so? In gewisser Weise? Mit einem unerwünschten Zugang. Aber besser als gestern.

Das schon ...

Ich weiß, räumte sie ein. Ich bin froh, dass Jared weiß, das ich hier bin ... aber ich mag es immer noch nicht, wenn er dich berührt.

Und ich mag es umso mehr. Mein Gesicht prickelte an der Stelle, über die er mit seinen Fingern gestrichen hatte. Tut mir leid.

Ich werfe dir das nicht vor. Oder zumindest ist mir bewusst, dass ich es nicht tun sollte.

Danke.

Jamie war nicht der Einzige, der uns zusah.

Jeb war neugierig und sein übliches kleines Lächeln hob die Ränder seines Barts an.

Sharon und Maggie beobachteten uns mit blitzenden Augen. Ihr Gesichtsausdruck war so ähnlich, dass Sharon trotz ihrer jugendlichen Haut und ihres leuchtenden Haars nicht jünger aussah als ihrer ergraute Mutter.

Ian war beunruhigt. Er hatte die Augen zusammengekniffen und schien kurz davor, herüberzukommen, um mich mal wieder zu beschützen. Um sicherzugehen, dass Jared mich nicht aufregte. Ich lächelte ihn beruhigend an. Er lächelte nicht zurück, atmete aber tief durch.

Ich glaube nicht, dass das der Grund für seine Beunruhigung ist, sagte Mel.