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Ich wünschte, du würdest Onkel Jeb aufmerksamer zuhören. Das ist faszinierend.

Mach mit deiner Zeit, was du willst.

Ich kann nur hören und sehen, was du hörst und siehst, Wanderer, erklärte sie. Dann wechselte sie das Thema. Jamie sieht okay aus, findest du nicht? Nicht allzu unglücklich. Er sieht... wachsam aus.

Wir erreichten gerade wieder ein wenig Licht nach der bisher längsten Strecke durch die feuchte Schwärze. »Das hier ist der südlichste Ausläufer des Röhrensystems«, erklärte Jeb, als wir weitergingen. »Nicht gerade günstig gelegen, aber die Lichtverhältnisse hier sind den ganzen Tag über sehr gut. Deshalb haben wir hier den Krankenflügel eingerichtet. Hier geht Doc seiner Arbeit nach.«

Im selben Augenblick, als Jeb verkündete, wo wir waren, rasteten meine Muskeln ein. Ich blieb stehen und stemmte meine Beine in den steinernen Boden. Meine vor Entsetzen geweiteten Augen sahen abwechselnd Jeb und den Doktor an.

War das demnach alles nur ein Trick gewesen? Darauf zu warten, dass der sture Jared vom Schauplatz verschwand, und mich dann hierherzulocken? Ich konnte nicht glauben, dass ich aus eigener Kraft hergelaufen war. Wie dumm von mir!

Melanie war genauso entgeistert. Da hätten wir uns ihnen auch gleich auf dem Silbertablett servieren können!

Sie starrten mich ebenfalls an, Jeb ausdruckslos, der Doktor so überrascht, wie ich mich fühlte - wenn auch nicht so entsetzt.

Ich wäre zurückgezuckt, hätte mich der Berührung an meinem Arm entzogen, wenn diese Hand nicht so vertraut gewesen wäre.

»Nein«, sagte Jamie, der seine Hand vorsichtig und zögernd auf meinen Unterarm gelegt hatte. »Nein, es ist alles okay. Wirklich. Stimmt's, Onkel Jeb?« Jamie sah den alten Mann vertrauensvoll an. »Es ist alles okay, stimmt's?«

»Natürlich.« Jebs blassblaue Augen waren ruhig und klar. »Ich zeige dir nur mein Zuhause, Mädchen, das ist alles.«

»Wovon redet ihr da?«, knurrte Ian von hinten. Er klang verärgert darüber, dass er nicht verstand, worum es ging.

»Hast du gedacht, wir hätten dich für Doc hierhergebracht?«, fragte Jamie mich, anstatt Ian zu antworten. »Das würden wir nämlich nicht tun. Wir haben es Jared versprochen.«

Ich sah in sein ernsthaftes Gesicht und versuchte ihm zu glauben.

»Oh!«, sagte Ian, als er begriff, und lachte dann. »Kein schlechter Plan. Komisch, dass ich da nicht drauf gekommen bin.«

Jamie warf dem großen Mann einen bösen Blick zu und tätschelte meinen Arm, bevor er seine Hand wegnahm. »Keine Angst«, sagte er.

Jeb machte dort weiter, wo er aufgehört hatte. »Dieser große Raum hier ist mit ein paar Feldbetten ausgestattet, falls jemand krank wird oder sich verletzt. Wir haben diesbezüglich bisher ziemlich viel Glück gehabt. Doc hat nicht viel Material für den Notfall.«

Jeb grinste mich an. »Deine Leute haben all unsere Medikamente weggeschmissen, als sie das Ruder übernommen haben. Schwierig, das zu kriegen, was wir brauchen.«

Ich nickte geistesabwesend. Ich schwankte noch immer und versuchte mich wieder in den Griff zukriegen. Der Raum sah vollkommen harmlos aus, als würde er wirklich nur fürs Heilen genutzt, aber mein Magen drehte sich um und zog sich zusammen.

»Was weißt du über die außerirdischen Medikamente?«, fragte der Doktor plötzlich mit seitlich geneigtem Kopf. Er sah mich mit erwartungsvoller Neugier an. Ich starrte wortlos zurück.

»Du kannst ruhig mit Doc reden«, ermutigte mich Jeb. »Alles in allem ist er ein ziemlich anständiger Kerl.«

Ich schüttelte einmal kurz mit dem Kopf. Ich wollte damit Docs Frage beantworten, ihm sagen, dass ich nichts darüber wusste, aber sie verstanden es falsch.

»Sie verrät keine Betriebsgeheimnisse«, sagte Ian bitter.

»Stimmt's, Süße?«

»Benimm dich, Ian«, fuhr Jeb ihn an.

»Ist es ein Geheimnis?«, fragte Jamie vorsichtig, aber eindeutig neugierig.

Ich schüttelte wieder den Kopf. Sie sahen mich alle verwirrt an. Doc schüttelte ebenfalls den Kopf, langsam und enttäuscht.

Ich holte tief Luft und flüsterte dann: »Ich bin keine Heilerin. Ich weiß nicht, wie sie - die Medikamente - funktionieren. Nur, dass sie funktionieren: Sie heilen, anstatt nur Symptome zu lindern. Ohne Herumprobieren. Die menschlichen Medikamente wurden natürlich abgeschafft.«

Alle vier starrten mich verständnislos an. Erst waren sie überrascht, weil ich nicht geantwortet hatte, und jetzt waren sie überrascht, weil ich geantwortet hatte. Es war unmöglich, die Menschen zufriedenzustellen.

»Deine Leute haben nicht allzu viel von dem verändert, was wir zurückgelassen haben«, sagte Jeb nach einer Weile nachdenklich. »Nur den medizinischen Kram und die Raumschiffe statt der Flugzeuge. Abgesehen davon scheint das Leben weiterzugehen wie bisher ... zumindest an der Oberfläche.«

»Wir kommen, um Erfahrungen zu sammeln, nicht um etwas zu verändern«, flüsterte ich. »Unsere Gesundheit wiegt allerdings schwerer als dieser Grundgedanke.«

Ich klappte meinen Mund hörbar zu. Ich musste vorsichtiger sein. Die Menschen wollten wohl kaum eine Lektion über Seelenphilosophie erteilt bekommen. Wer wusste denn schon, was sie verärgern würde? Oder ihre begrenzte Geduld überstrapazieren?

Jeb nickte, immer noch nachdenklich, und führte uns dann weiter. Er war jetzt nicht mehr ganz so engagiert, als er meine Führung durch die paar angrenzenden Höhlen hier im Krankenflügel fortsetzte, nicht mehr ganz so begeistert bei der Sache. Als wir umkehrten und wieder den dunklen Korridor betraten, verfiel er in Schweigen. Es war ein langer, stiller Weg. Ich dachte darüber nach, was ich gesagt hatte, und versuchte herauszufinden, was ihn beleidigt haben könnte. Aber Jeb war mir zu fremd und mir war nicht klar, ob das überhaupt der Fall war. Aus den anderen Menschen, so feindselig und misstrauisch sie auch waren, wurde ich wenigstens schlau. Wie konnte ich je hoffen, aus Jeb schlau zu werden?

Die Führung war unvermittelt zu Ende, als wir die riesige Gartenhöhle betraten, in der die Möhrensprösslinge einen hellgrünen Teppich über den dunklen Boden legten.

»Die Show ist vorbei«, sagte Jeb schroff und sah Ian und den Doktor an. »Geht und macht euch nützlich.«

Ian warf dem Doktor einen Blick zu und rollte mit den Augen, aber sie drehten sich beide gutmütig um und machten sich auf den Weg zu dem größten Ausgang - dem, der zur Küche führte, wie ich mich erinnerte. Jamie zögerte, er sah ihnen nach, rührte sich aber nicht vom Fleck.

»Du kommst mit mir«, sagte Jeb zu ihm, etwas weniger schroff. »Ich habe einen Job für dich.«

»Okay«, sagte Jamie. Ich konnte sehen, wie sehr er sich freute, dass die Wahl auf ihn gefallen war. Jamie lief wieder neben mir her, als wir in Richtung des Schlafbereichs gingen. Ich war überrascht, dass Jamie genau zu wissen schien, wo wir hingingen, als wir den dritten Gang von links einschlugen. Jeb ging etwas hinter uns, aber Jamie blieb direkt vor dem grünen Paravent stehen, der das siebte Zimmer verschloss. Er schob den Paravent für mich zur Seite, blieb aber im Gang stehen.