Выбрать главу

Jamie schüttelte energisch den Kopf.

»Geh endlich weg von dem Parasiten!«, brüllte Jared.

Ich sah, wie Jared Jamie an den Schultern packte und den Jungen aus der Hocke hochriss. Die Kartons, die davon aus dem Gleichgewicht gebracht worden waren, stürzten wie eine kleine Lawine auf mich herab. Ich rollte mich zur Seite und bedeckte meinen Kopf mit den Armen. Ein schwerer Karton traf mich direkt zwischen den Schulterblättern und ich schrie auf vor Schmerz.

»Hör auf, ihr wehzutun!«, heulte Jamie.

Ein lautes Knacken war zu hören und jemand stöhnte auf.

Ich kämpfte mich unter dem schweren Karton hervor und stützte mich benommen auf die Ellbogen.

Jared hielt eine Hand vor seine Nase und etwas Dunkles rann ihm über die Lippen. Seine Augen waren vor Überraschung geweitet. Jamie stand vor ihm, beide Hände zu Fäusten geballt, mit einem zornigen Ausdruck im Gesicht.

Jamies Zorn schwand schnell, während Jared ihn entsetzt anstarrte. Jetzt spiegelte sich Verletztheit in seinem Gesicht - Verletztheit und ein so ausgeprägtes Gefühl, verraten worden zu sein, dass sein Blick es mit Jareds Gesichtsausdruck in der Küche aufnehmen konnte.

»Du bist nicht der Mann, für den ich dich gehalten hatte«, flüsterte Jamie. Er sah Jared an, als sei er weit weg, als stünde eine Mauer zwischen ihnen und Jamie sei auf seiner Seite vollkommen isoliert.

Jamies Augen wurden feucht und er wandte den Kopf ab, voller Scham, Schwäche zu zeigen, obwohl er sich nicht geschämt hatte, als wir nur zu zweit gewesen waren. Mit schnellen, ruckartigen Bewegungen ging er davon.

Wir haben es versucht, dachte Melanie traurig. Sie trauerte Jamie nach, auch wenn sie mich drängte, den Blick wieder auf Jared zu richten. Ich tat, was sie wollte.

Jared sah mich nicht an, er starrte in die Schwärze, in der Jamie verschwunden war, die Hand immer noch über der Nase.

»Verdammt noch mal!«, brüllte er plötzlich. »Jamie! Komm zurück!«

Es kam keine Antwort.

Jared warf mir einen düsteren Blick zu - vor dem ich zurückzuckte, obwohl seine Wut verraucht zu sein schien -, schnappte sich dann die Taschenlampe und stürmte hinter Jamie her wobei er einem Karton, der im Weg stand, einen Tritt versetzte. »Tut mir leid, okay? Jetzt wein doch nicht, Junge!« Er rief noch mehr Entschuldigungen, während er um die Ecke bog und mich in der Dunkelheit zurückließ.

Eine ganze Weile lang konnte ich nichts weiter tun als atmen. Ich konzentrierte mich auf die Luft, die in mich einströmte, dann ausströmte, dann wieder einströmte. Als ich das Gefühl hatte, dass ich diesen Teil bewältigte, machte ich mich daran, vom Boden aufzustehen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich mich daran erinnerte, wie man die Beine bewegte, und selbst dann waren sie ziemlich wacklig und drohten unter mir einzuknicken, so dass ich mich wieder an die Wand setzte und zur Seite sank, bis ich auf mein reisgefülltes Kissen stieß. Ich rollte mich zusammen und zog Bilanz meiner Situation. Es war nichts gebrochen - außer vielleicht Jareds Nase. Ich schüttelte langsam den Kopf. Jamie und Jared sollten nicht aufeinander losgehen. Ich hatte so viel Aufruhr und Traurigkeit in ihr Leben gebracht. Ich seufzte und wandte mich wieder meiner Analyse zu. Mitten auf dem Rücken hatte ich eine große schmerzende Stelle und die eine Seite meines Gesichts fühlte sich dort, wo ich gegen die Wand geknallt war, wund und feucht an - die Wange brannte, wenn ich sie berührte, und hinterließ eine warme Flüssigkeit auf meinen Fingern. Das war allerdings auch schon das Schlimmste. Die übrigen Blutergüsse und Kratzer waren nur halb so wild. Als ich das festgestellt hatte, war ich unerwartet erleichtert. Ich war am Leben. Jared hatte Gelegenheit gehabt, mich umzubringen, und er hatte sie nicht genutzt. Stattdessen war er Jamie gefolgt, um die Dinge mit ihm zu klären. Welchen Schaden auch immer ich in ihrer Beziehung angerichtet hatte, er war offenbar nicht irreparabel.

Es war ein langer Tag gewesen - schon bevor Jared und die anderen aufgetaucht waren, und das schien eine Ewigkeit her zu sein. Ich schloss an Ort und Stelle die Augen und schlief auf dem Reis ein.

Uneingeweiht

Es war verwirrend, in absoluter Dunkelheit aufzuwachen. In den letzten Monaten hatte ich mich daran gewöhnt, dass die Sonne mir ankündigte, wann es Morgen war. Zuerst dachte ich, es sei immer noch Nacht, aber als ich das Brennen im Gesicht und meinen schmerzenden Rücken spürte, fiel mir wieder ein, wo ich war.

Neben mir konnte ich ruhiges, gleichmäßiges Atmen hören, es machte mir keine Angst, denn es war ein Geräusch, das mir sehr vertraut war. Es überraschte mich nicht, dass sich Jamie letzte Nacht zurückgeschlichen und neben mir geschlafen hatte.

Vielleicht war es die Veränderung meines Atems, die ihn weckte, vielleicht hatte sich mittlerweile aber auch schon unser Rhythmus angeglichen. Auf jeden Fall gab er, kurz nachdem ich aufgewacht war, ein leises Ächzen von sich. »Wanda?«, flüsterte er. »Ich bin hier.« Er seufzte erleichtert. »Verdammt dunkel hier«, sagte er.

»Ja.«

»Glaubst du, es ist schon Zeit fürs Frühstück?«

»Ich weiß es nicht.«

»Ich habe Hunger. Lass uns nachschauen gehen.« Ich antwortete ihm nicht.

Er deutete mein Schweigen richtig - als das Zögern, das es war. »Du musst dich nicht hier verstecken, Wanda«, erklärte er ernst, nachdem er einen Moment darauf gewartet hatte, dass ich etwas sagte. »Ich habe gestern Abend mit Jared geredet. Er wird dich nicht weiter belästigen - er hat es mir versprochen.« Fast musste ich lächeln. Mich belästigen.

»Kommst du mit?«, drängelte Jamie und schob seine Hand in meine.

»Willst du das wirklich?«, fragte ich ihn leise. »Ja. Alles wird wieder so wie vorher.«

Mel? Ist das das Beste?

Ich weiß es nicht. Sie war hin- und hergerissen. Sie wusste, dass sie nicht objektiv sein konnte; sie wollte Jared wiedersehen. Das ist doch verrückt!

Nicht so verrückt wie die Tatsache, dass du ihn ebenfalls wiedersehen willst.

»Also gut, Jamie«, stimmte ich zu. »Aber reg dich nicht auf, wenn es nicht wieder so wird wie vorher, okay? Wenn die Sache unangenehm wird ... Na ja, dann sei einfach darauf gefasst.« »Es wird alles gut, du wirst schon sehen.« Ich ließ zu, dass er auf dem Weg aus der Dunkelheit voranging und mich an der Hand, die er immer noch festhielt, hinter sich herzog. Ich wappnete mich, als wir die große Gartenhöhle betraten; ich hatte keine Ahnung, wie die anderen heute auf mich reagieren würden. Wer wusste schon, was sie besprochen hatten, während ich schlief?

Aber der Garten war leer, obwohl die Sonne hell vom morgendlichen Himmel schien. Sie wurde von den Hunderten von Spiegeln reflektiert und blendete mich.

Jamie interessierte sich nicht für die leere Höhle. Er sah mir ins Gesicht und sog laut die Luft durch die Zähne, als das Licht auf meine linke Wange fiel. »Oh«, keuchte er. »Alles in Ordnung? Tut das sehr weh?«

Ich berührte vorsichtig mein Gesicht. Die Haut fühlte sich rau an - getrocknetes Blut mit Sand. Es pochte, wo meine Finger darüberstrichen.

»Ist schon okay«, flüsterte ich. Die leere Höhle machte mich wachsam - ich wollte nicht zu laut sprechen. »Wo sind denn alle?«

Jamie zuckte mit den Schultern, die Augen immer noch zusammen-gekniffen, während er mein Gesicht musterte.