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Melanie hatte mir nichts zu sagen. Sie war schweigend mit ihrer eigenen Erleichterung und Wut beschäftigt. Jared hatte sie angesprochen, endlich ihre Existenz anerkannt. Er hatte ihr gesagt, dass er sie liebte. Aber er hatte mich geküsst. Sie versuchte sich selbst davon zu überzeugen, dass es keinen Grund gab, deswegen verletzt zu sein, versuchte, all die schlagkräftigen Argumente zu glauben, die dafür sprachen, dass es nicht so war, wie es schien. Sie versuchte es, aber es war ihr bisher nicht gelungen. Ich konnte all das hören, aber die Worte waren nicht an mich gerichtet. Sie redete nicht mit mir - wie bei einer kleinlichen Eifersüchtelei unter Teenagern. Sie zeigte mir die kalte Schulter.

Ich verspürte eine ungewohnte Wut auf sie. Nicht wie am Anfang, als ich Angst vor ihr hatte und wünschte, sie würde aus meinem Kopf verschwinden. Nein, ich fühlte mich jetzt selbst verraten. Wie konnte sie wegen dem, was passiert war, auf mich wütend sein? Wie passte das zusammen? Was konnte ich denn dafür, dass ich mich aufgrund der Erinnerungen, die sie mir aufzwang, verliebt hatte und dann von diesem unbändigen Körper überwältigt worden war? Es tat mir leid, dass sie litt, mein Schmerz bedeutete ihr dagegen nichts. Sie genoss ihn sogar. Bösartiger Mensch.

Tränen strömten mir lautlos über die Wangen, weniger heftig als zuvor. Ich brütete über ihrer feindseligen Haltung mir gegenüber. Plötzlich waren die Schmerzen in meinem zerschundenen, verdrehten Rücken einfach zu viel - der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

»Ah«, ächzte ich und schob mich rückwärts, wobei ich mich an Felsen und Pappe abstieß.

Es war mir inzwischen egal, ob ich Krach machte oder nicht, ich wollte nur raus hier. Ich schwor mir, dass ich die Schwelle dieses verdammten Lochs nie wieder übertreten würde - lieber würde ich sterben. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Es war schwieriger, sich hinauszuwinden, als sich hereinzustürzen. Ich drehte und krümmte mich, bis ich das Gefühl hatte, alles nur noch schlimmer zu machen und mich zu verknoten wie eine Brezel. Ich begann wieder zu weinen wie ein Kind, voller Angst, dass ich aus diesem Loch nie wieder herauskommen würde.

Melanie seufzte. Hak dich mit den Füßen am Rand der Öffnung fest und zieh dich raus, schlug sie vor.

Ich hörte nicht auf sie und versuchte meinen Oberkörper um eine besonders spitze Ecke zu biegen, die ich mir prompt in die Rippen rammte.

Sei nicht so empfindlich, grummelte sie.

Das musst ausgerechnet du sagen.

Ich weiß. Sie zögerte, dann gab sie klein bei. Okay, tut mir leid. Du hast Recht. Aber weißt du, ich bin eben ein Mensch. Es ist manchmal nicht so leicht, fair zu bleiben. Wir fühlen und tun nicht immer das Richtige.

Der Groll war immer noch da, aber sie versuchte mir zu vergeben und zu vergessen, dass ich gerade mit ihrer großen Liebe herumgeknutscht hatte - danach sah es in ihren Augen zumindest aus.

Ich hakte mich mit dem Fuß an der Kante ein und zog. Mein Knie traf auf dem Boden auf und ich nutzte die Stütze, um meine Rippen anzuheben. So war es einfacher, den anderen Fuß hinauszuschieben und wieder zu ziehen. Schließlich berührte ich mit den Händen den Boden; ich schob mich wie bei einer Steißgeburt durch die Öffnung und fiel auf die dunkelgrüne Matte. Dort blieb ich einen Moment lang mit dem Gesicht nach unten liegen und keuchte. Ich war mir ziemlich sicher, dass Jared längst weg war, aber ich sah nicht sofort nach. Ich atmete einfach bloß ein und aus, bis ich mich in der Lage fühlte, meinen Kopf zu heben.

Ich war allein. Ich versuchte, mich auf die Erleichterung darüber zu konzentrieren und mein Bedauern zu unterdrücken. Es war besser, allein zu sein. Weniger demütigend.

Ich rollte mich auf der Matte zusammen und drückte mein Gesicht in den muffigen Bezug. Ich war nicht müde, aber erschöpft. Das schreckliche Gewicht von Jareds Zurückweisung lastete schwer auf mir. Ich schloss die Augen und versuchte an Dinge zu denken, die mich nicht gleich wieder zum Weinen brachten. An irgendetwas anderes als Jareds angewiderten Gesichtsausdruck, als er vor mir zurückgewichen war ...

Was Jamie wohl gerade machte? Wusste er, dass ich hier war, oder suchte er nach mir? Ian würde lange schlafen, er hatte so erschöpft ausgesehen. Würde Kyle bald aufwachen? Würde er nach mir suchen? Wo war Jeb? Ich hatte ihn heute noch gar nicht gesehen. War Doc wirklich dabei, sich bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken? Das sah ihm so gar nicht ähnlich ...

Von meinem knurrenden Magen geweckt, wurde ich langsam wach. Ich lag ein paar Minuten lang in der lautlosen Dunkelheit und versuchte mich zu orientieren. War es Tag oder Nacht? Wie lange hatte ich hier allein geschlafen?

Ich würde meinen Magen nicht viel länger ignorieren können und rollte mich auf die Knie. Ich musste eine ganze Weile geschlafen und eine oder zwei Mahlzeiten verpasst haben, wenn ich so hungrig war.

Ich erwog, etwas von dem Vorratsstapel in dem Loch zu essen - ich hatte schließlich bereits fast alles beschädigt, vielleicht sogar etwas ganz zerquetscht. Aber gerade deshalb fühlte ich mich bei dem Gedanken, etwas davon zu nehmen, noch schuldiger. Ich würde mir ein paar Brötchen aus der Küche holen.

Zusätzlich zu meinem tiefen Schmerz war ich ein bisschen verletzt, dass ich so lange hier unten gewesen war, ohne dass jemand nach mir gesehen hatte - wie eitel, warum sollte es irgendjemanden kümmern, was mit mir geschah? Daher war ich froh und erleichtert, als ich sah, dass Jamie mit dem Rücken zu der menschlichen Welt hinter ihm in der Türöffnung zum großen Garten saß und ganz offensichtlich auf mich wartete.

Meine Augen strahlten und seine ebenfalls. Er rappelte sich auf und Erleichterung machte sich auf seinem Gesicht breit.

»Ein Glück, es geht dir gut«, sagte er; ich wünschte, er hätte Recht.

Er begann draufloszuquatschen. »Ich meine, ich habe nicht geglaubt, dass Jared lügt, aber er hat gesagt, du wolltest allein sein, und Jeb hat gesagt, ich dürfte nicht zu dir und ich müsste genau hier bleiben, wo er sehen könnte, dass ich mich nicht da reinschleiche. Aber obwohl ich nicht gedacht habe, du wärst verletzt oder so etwas, war ich mir doch nicht ganz sicher, weißt du?«

»Mir geht es gut«, sagte ich. Aber ich streckte die Arme nach ihm aus, auf der Suche nach Trost. Er umarmte mich und ich war geschockt, als ich feststellte, dass er im Stehen bereits seinen Kopf auf meine Schulter legen konnte.

»Du hast rote Augen«, flüsterte er. »War er gemein zu dir?« »Nein.« Man war schließlich nicht absichtlich grausam zu Laborratten - man versuchte nur Informationen zu bekommen.

»Was auch immer du zu ihm gesagt hast, ich denke, er glaubt uns jetzt. Das mit Mel, meine ich. Wie geht es ihr?«

»Sie ist froh darüber.«

Er nickte erfreut. »Und du?«