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Sharpes Mission ist William T. Oughtred gewidmet.

Er weiß, warum.

KAPITEL 1

Miss Savage wurde vermisst.

Und die Franzosen kamen.

Das Nähern der Franzosen war das größere Problem. Musketenfeuer krachte vor der Stadt, und in den letzten zehn Minuten hatten fünf oder sechs Kanonenkugeln die Dächer der Häuser hoch am Nordufer des Flusses durchschlagen. Das Haus der Savages befand sich ein Stück hangabwärts und war im Augenblick vor dem französischen Kanonenfeuer geschützt, doch die warme Frühlingsluft summte bereits von Musketenkugeln, die manchmal mit lautem Krachen gegen die Dachziegel schlugen oder durch die Pinien fegten und Schauer von Nadeln über den Garten rieseln ließen.

Es war ein großes Haus, erbaut aus weiß angestrichenen Steinen und mit dunkelgrünen Läden vor den Fenstern. Über der Veranda hing ein Holzschild, das in vergoldeten Lettern den Namen des Hauses auf Englisch verkündete: Beautiful. Es schien ein komischer Name für ein Gebäude hoch auf einem steilen Hügelhang im nördlichen Portugal zu sein - wo man von der Stadt Oporto einen Blick über den Fluss Douro hatte -, besonders wenn das Haus überhaupt nicht schön war, sondern ziemlich hässlich und verwinkelt.

Ein Vogel baute ein Nest in einer der Zedern, die im Sommer willkommenen Schatten spendeten, und immer wenn eine Musketenkugel durch die Zweige pfiff, zwitscherte er erregt und flog auf, bevor er an seine Arbeit zurückkehrte.

Dutzende Flüchtlinge flohen am Haus Beautiful vorbei, rannten den Hügel hinab zu den Fähren und der Pontonbrücke, auf denen sie sicher den Douro überqueren konnten. Einige der Flüchtlinge trieben Schweine und Rinder, andere schoben mit Möbeln beladene Handkarren und ein paar trugen ihre Großeltern auf dem Rücken.

Richard Sharpe, Lieutenant beim zweiten Bataillon der 95th Rifles seiner Majestät, knöpfte seine Hose auf und pinkelte auf die Narzissen des ersten Blumenbeets beim Haus Beautiful. Der Boden war ohnehin getränkt, weil es am Vortag ein Gewitter gegeben hatte. Der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet, und jetzt dampften die Blumenbeete leicht, als die Feuchtigkeit der Nacht in der heißen Sonne verdampfte.

Sharpe hörte ein Haubitzengeschoss, das wie das Rollen eines Fasses über Bodendielen klang. Er blickte auf zu der Rauchspur und ihrer Kurve am Himmel, um festzustellen, wo die Haubitze in Stellung gebracht worden sein musste.

»Sie sind schon verdammt nah«, murmelte er.

»Sie werden diese armen Blumen ersäufen«, sagte Sergeant Harper und fügte hastig »Sir« hinzu, als er Sharpes Miene sah.

Das Haubitzengeschoss explodierte irgendwo über dem Gewirr der Gassen nahe beim Fluss, und einen Herzschlag später steigerte sich der Beschuss zu einem anhaltenden Donnern.

Eine neue Batterie, dachte Sharpe. Sie muss direkt vor der Stadt abgeprotzt worden sein, vielleicht eine halbe Meile von mir entfernt, und sie beschießt vermutlich die Flanke der großen nördlichen Schanze. Das Musketenfeuer, das wie das Brechen von trockenen Zweigen klang, ging in ein zeitweilig aussetzendes Knattern über, als sei die verteidigende Infanterie auf dem Rückzug. Einige ergriffen tatsächlich die Flucht, und Sharpe konnte es ihnen kaum verdenken. Eine große und schlecht organisierte portugiesische Streitmacht, angeführt vom Bischof von Oporto, versuchte zu verhindern, dass Marschall Soults Armee die Stadt - die zweitgrößte in Portugal - einnahm, und die Franzosen waren im Begriff zu siegen. Die Straße in die Sicherheit führte am Vorgarten des Hauses Beautiful vorbei, und die blau uniformierten Soldaten des Bischofs stürzten den Hügel hinab, so schnell sie konnten. Erst als sie die grün berockten britischen Schützen sahen, verlangsamten sie zum Schritttempo, wie um zu zeigen, dass sie nicht in Panik gerieten.

Sharpe nahm an, dass dies ein gutes Zeichen war. Die Portugiesen waren offensichtlich stolz, und stolze Soldaten würden gut kämpfen, wenn sie eine weitere Chance bekamen. Doch nicht alle der portugiesischen Soldaten zeigten solchen Geist. Die Männer von der ordenança rannten weiter, aber das war kaum überraschend. Die ordenança war eine begeisterte, aber unerfahrene Armee von Freiwilligen, aufgestellt zur Verteidigung der Heimat, und die schlachterfahrenen französischen Soldaten rissen sie in Fetzen.

Unterdessen wurde Miss Savage immer noch vermisst.

Captain Hogan erschien auf der vorderen Veranda. Er schloss behutsam die Tür hinter sich, blickte zum Himmel und fluchte ärgerlich. Sharpe knöpfte seine Hose zu, und seine zwei Dutzend Schützen inspizierten ihre Waffen, als hätten sie solche Dinge nie zuvor gesehen. Captain Hogan fügte ein paar weitere unfeine Worte hinzu und spuckte dann aus, als eine Kanonenkugel gar nicht so weit einschlug.

»Das ist eine verdammte Scheiße, Richard.« Der Captain zog seine Schnupftabakdose aus der Tasche und inhalierte eine Prise.

»Gesundheit«, sagte Sergeant Harper.

Captain Hogan nieste, und Harper lächelte.

»Ihr Name«, sagte Hogan und ignorierte Harper, »ist Katherine, kurz Kate. Kate Savage, neunzehn Jahre alt beziehungsweise jung, eine Zicke, wie sie im Buche steht. Sie braucht dringend jemanden, der ihr die Flausen austreibt.«

»Und wo, zum Teufel, ist sie?«, fragte Sharpe.

»Ihre Mutter meint, sie ist vielleicht in Vila Real de Zedes«, sagte Captain Hogan, »wo auch immer in Gottes Namen das sein mag. Die Familie hat dort ein Anwesen, auf dem sie den Sommer verbringt, um der Hitze zu entkommen.«

»Und warum sollte sie dorthin gehen, Sir?«, fragte Sergeant Harper.

»Weil sie ein vaterloses, neunzehnjähriges Mädchen ist, das seinen eigenen Weg gehen will. Sie hat sich mit ihrer Mutter überworfen. Weil sie so verdammt zickig ist, verdient sie mal eine ordentliche Abreibung. Sie ist jung und meint, sie könnte immer ihren Kopf durchsetzen.« Hogan war ein stämmiger Ire in mittlerem Alter, ein Königlicher Pionier, mit klug wirkendem Gesicht, graumeliertem Haar und einer gütigen Art. »Weil sie ein Dummkopf ist, geht sie dorthin«, beendete er die Antwort auf Sergeant Harpers Frage.

»Diese Vila Real sowieso«, sagte Sharpe. »Ist es weit bis dorthin? Weshalb holen wir sie nicht einfach?«

»Genau das werden Sie tun, Richard. Das habe ich Kates Mutter versprochen. Sie werden sich nach Vila Real de Zedes begeben, das verrückte Mädchen finden und über den Fluss zurückbringen. Wir werden in Vila Nova auf Sie warten, und wenn die verdammten Franzosen Vila Nova einnehmen, dann werden wir in Coimbra auf Sie warten.« Er legte eine Pause ein und notierte diese Anweisungen auf einem Zettel. »Und wenn die Bastarde Coimbra einnehmen, werden wir in London pinkeln, und Sie werden dann Gott weiß wo sein. Verlieben Sie sich nicht in sie«, fuhr er fort und reichte Sharpe den Zettel. »Schwängern Sie das verrückte Mädchen nicht, versohlen Sie ihr nicht den Arsch, sosehr sie das auch verdient, und verlieren Sie sie um Himmels willen nicht. Und ebenso wenig Colonel Christopher. Ist das klar?«

»Colonel Christopher kommt mit?«, fragte Sharpe entgeistert.

»Haben Sie mir nicht zugehört?«, fragte Hogan, dann wandte er den Kopf, als Hufschlag die Ankunft der Kutsche mit der Witwe Savage aus der Remise hinter dem Haus ankündigte. Die Kutsche transportierte viel Gepäck und sogar einige Möbelstücke und zwei zusammengerollte Teppiche, die hinten an der Kutsche festgezurrt waren, wo ein Kutscher Hogans Rappstute an den Zügeln hielt.

Der Captain übernahm das Pferd und schwang sich in den Sattel. »Sie werden in ein paar Tagen wieder bei uns sein«, versicherte er Sharpe. »Sagen wir sechs, sieben Stunden bis Vila Real de Zedes? Das Gleiche zurück zur Fähre bei Barca d'Avintas und dann gemütlich heim. Sie wissen, wo Barca d'Avintas ist?«

»Nein, Sir.«

»In dieser Richtung.« Hogan wies ostwärts. »Ungefähr vier Meilen.« Er schob seinen rechten Stiefel in den Steigbügel. »Mit etwas Glück könnten sie sogar bereits morgen Nacht wieder zu uns stoßen.«