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»Es war geraten, das hatte ich Ihnen doch gesagt.«

Vicente nickte. »Es ist natürlich nicht so, dass wir keine Frauen mögen. Sie müssen nicht denken, wir hätten etwas gegen ihre Gesellschaft, aber es widerstrebt ihnen, sich an unseren Diskussionen zu beteiligen. Sie wären natürlich äußerst willkommen, aber ...« Seine Stimme erstarb.

»Frauen sind so«, sagte Sharpe. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass Frauen die Gesellschaft von Schurken den Freuden der Konversation mit nüchternen und ernsten jungen Männern wie Leutnant Vicente, der romantischen Träumen über die Welt nachhing, vorzogen. »Sagen Sie mir eines, Leutnant, welche ...«, bat er.

»Jorge«, unterbrach Vicente. »Mein Name ist Jorge.«

»Jorge, Sie sagten, Sie hatten eine Ausbildung als Soldat. Welche Ausbildung war das?«

»Wir hatten Vorlesungen in Oporto.«

»Vorlesungen?«

»Über die Geschichte der Kriegführung. Über Hannibal, Alexander den Großen und Caesar.«

»Ihr habt aus Büchern gelernt?«, fragte Sharpe und konnte seinen Spott nicht ganz verbergen.

»Ja, aus Büchern«, sagte Vicente. »Das ist für einen Anwalt normal, besonders für einen, der Ihnen das Leben gerettet hat.«

Sharpe stieß einen Grunzlaut aus. Er wusste, dass er diesen Tadel verdient hatte. »Was ist dort geschehen, als Sie mich gerettet haben?«, fragte er. »Ich weiß, dass Sie Ihren Sergeant erschossen haben, aber warum haben die Franzosen das nicht gehört?«

»Ah!« Vicente dachte kurz nach, bevor er weitersprach. »Ich will ehrlich sein, Lieutenant, und Ihnen erzählen, dass nicht alles so war, wie es scheint. Ich hatte den Feldwebel erschossen, bevor ich Sie sah. Er forderte die Männer auf, ihre Uniformen auszuziehen und die Flucht zu ergreifen. Einige taten es, und die anderen wollten mir nicht zuhören, und so erschoss ich ihn. Es war sehr traurig. Und die meisten der Männer waren in der Taverne am Fluss, nahe der Stelle, an der die Franzosen ihre Barrikade errichteten.« Sharpe hatte keine Taverne gesehen. Er war so entschlossen gewesen, einen Ausweg aus der tödlichen Falle zu finden, dass er keine Ausschau nach einer Kneipe gehalten hatte. »Und da habe ich Sie gesehen. Feldwebel Macedo ...«, Vicente wies auf einen stämmigen, dunkelhäutigen Mann, der hinter ihnen herstapfte, »... sollte in der Taverne versteckt bleiben, und ich sagte den Männern, dass es an der Zeit wäre, für Portugal zu kämpfen. Die meisten von ihnen schienen nicht zuzuhören, und so zog ich meine Pistole und ging auf die Straße. Ich dachte, ich würde sterben, aber ich musste meinen Männern ein Beispiel geben.«

»Und Ihre Männer folgten Ihnen?«

»So war es«, sagte Vicente mit leuchtenden Augen. »Und Feldwebel Macedo kämpfte sehr tapfer.«

»Ich glaube«, sagte Sharpe, »dass Sie nicht nur ein verdammter Anwalt, sondern auch ein bemerkenswert verdammter Soldat sind.«

»Wirklich?« Der junge Portugiese wirkte erstaunt, aber Sharpe wusste, dass er der geborene Führer sein musste, wenn es ihm gelang, Männer aus einer Taverne zu holen, um einen Trupp Dragoner anzugreifen.

»Es sind also all Ihre Philosophen und Poeten zur Armee gegangen?«

Vicente wirkte verlegen. »Einige haben sich leider den Franzosen angeschlossen.«

»Den Franzosen!«

Der Leutnant zuckte mit den Schultern. »Es gibt einen Glauben, dass die Zukunft der Menschheit in französischen Gedanken und Ideen vorausgesagt ist. In Portugal sind wir altmodisch, und viele von uns lassen sich von den französischen Philosophen inspirieren. Die lehnen die Kirche und die Monarchie ab und verabscheuen unverdiente Privilegien. Ihre Vorstellungen sind sehr aufregend. Sie haben sie gelesen?«

»Nein.«

»Aber ich liebe mein Land mehr als Monsieur Rousseau«, sagte Vicente, »so werde ich eher ein Soldat sein als ein Poet.«

»Ganz richtig«, sagte Sharpe. »Am besten fängt man etwas Nützliches mit seinem Leben an.« Sie überquerten eine kleine Bodenerhebung, und Sharpe sah voraus den Fluss und ein Dorf. »Ist das Barca d'Avintas?«

»Ja, das ist es«, bestätigte Vicente.

Sharpe fluchte, denn die Franzosen waren bereits dort.

Sharpe sah zwischen sich und dem Fluss Wiesen und Weingärten, das kleine Dorf, einen Wasserlauf, der in den Fluss mündete, und die gottverdammten Franzosen. Dragoner. Die Kavalleristen mit den grünen Röcken waren abgesessen und schlenderten entspannt durch das Dorf.

Sharpe ließ sich hinter einige Stechginsterbüsche fallen und gab seinen Männern Zeichen, ebenfalls in Deckung zu gehen. »Sergeant! Plänklerformation entlang der Hügelkuppe!« Er ließ Harper den Befehl an die Schützen weitergeben, nahm sein Fernrohr und beobachtete den Feind.

»Was soll ich tun?«, fragte Vicente.

»Nur warten«, sagte Sharpe. Er stellte das Fernglas scharf ein und staunte über die Klarheit des vergrößerten Bildes. Er konnte die Schnallen an den Bauchgurten der Pferde der Dragoner sehen. Die Tiere waren auf einem kleinen Feld westlich des Dorfes angepflockt. Er zählte sie. Sechsundvierzig, vielleicht ein, zwei mehr. Es war schwer, sie genau zu zählen, denn einige Tiere standen dicht nebeneinander. Sagen wir fünfzig Mann, dachte Sharpe. Er richtete das Fernrohr ein wenig nach links und sah jenseits des Dorfes Rauch aufsteigen, vielleicht vom Flussufer. Eine kleine Steinbrücke überspannte den Fluss, der von Norden heranströmte. Er konnte keine Dorfbewohner sehen. Waren sie geflüchtet? Er spähte nach Westen, zu der Straße, die nach Oporto führte, und er konnte keine weiteren Franzosen sehen, was darauf schließen ließ, dass die Dragoner eine Patrouille waren, die Flüchtlinge abfangen sollte.

»Pat!«

»Sir?« Harper kam und duckte sich neben ihn.

»Wir können uns diese Bastarde vornehmen.«

Harper lieh sich Sharpes Fernrohr und spähte lange hindurch nach Süden. »Es sind vierzig bis fünfzig.«

»So ungefähr. Sorgen Sie dafür, dass unsere Jungs geladen haben.« Sharpe ließ das Fernrohr bei Harper und kroch von der Kuppe zurück, um Vicente zu finden. »Rufen Sie Ihre Männer her. Ich möchte mit ihnen sprechen. Sie, Leutnant, werden übersetzen.«

Sharpe wartete, bis die sechsunddreißig Portugiesen versammelt waren. Die meisten blickten unbehaglich drein, fragten sich vermutlich, warum sie von einem Ausländer befehligt wurden.

»Mein Name ist Sharpe«, stellte er sich den Soldaten in blauer Uniform vor. »Lieutenant Sharpe, und ich bin seit sechzehn Jahren Offizier.« Er wartete, bis Vicente übersetzt hatte. Dann wies er auf den Portugiesen, der am jüngsten aussah. Der Junge konnte kaum älter als siebzehn sein, und es war gut möglich, dass er noch drei Jahre jünger war. »Ich habe eine Muskete getragen, bevor Sie geboren wurden. Und ich meine das ernst. Ich habe eine Muskete getragen, weil ich ein Soldat wie ihr war. Ich marschierte in den Mannschaften.«

Während Vicente übersetzte, blickte er Sharpe überrascht an.

Der Lieutenant ignorierte es. »Ich habe in Flandern gekämpft«, fuhr Sharpe fort, »in Indien, in Spanien und Portugal, und ich habe nie einen Kampf verloren. Niemals.« Die Portugiesen hatten gerade erst die große nördliche Schanze vor Oporto aufgegeben, und diese Niederlage machte ihnen noch zu schaffen, doch hier war ein Mann, der ihnen sagte, er sei unbesiegbar. Einige der Männer blickten auf die Narbe in seinem Gesicht und sahen die Härte in seinen Augen, und sie glaubten ihm. »Jetzt werdet ihr mit mir zusammen kämpfen«, fuhr Sharpe fort, »und das bedeutet, dass wir gewinnen werden. Wir werden die verdammten Franzosen aus Portugal vertreiben!« Einige der Männer lächelten bei diesen Worten. »Denkt nicht mehr daran, was heute geschah. Das war nicht eure Schuld. Ihr wurdet von einem Bischof geführt! Von welchem Nutzen ist ein verdammter Bischof für euch? Ihr könntet genauso gut mit einem Anwalt in die Schlacht gehen.« Vicente bedachte Sharpe mit einem schnellen, tadelnden Blick, bevor er den letzten Satz übersetzte, doch er musste ihn korrekt übersetzt haben, denn die Männer grinsten Sharpe an. »Wir werden die Bastarde nach Frankreich zurücktreiben«, schloss Sharpe, »und für jeden Portugiesen und Briten, den sie umbringen, werden wir ein Dutzend töten.« Einige der Portugiesen klopften mit ihren Musketenkolben auf den Boden, um Beifall zu spenden. »Aber bevor wir kämpfen«, sprach Sharpe weiter, »solltet ihr wissen, dass bei mir drei Regeln einzuhalten sind, und ihr solltet euch diese drei Regeln merken. Denn wenn ihr diese Regeln brecht, dann, Gott helfe mir, werde ich euch brechen.« Vicente klang nervös, als er das übersetzte.