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Pater Josefa, Sohn eines Arbeiters, schaute auf die Goldmünzen und dachte, dass er noch nie so viel Geld auf einmal gesehen hatte und dass Gold viel Leid lindern konnte. »Ich kann dennoch keine Messe für Sie lesen«, beharrte er.

»Ich will keine Messe«, sagte Christopher, »und ich verdiene auch keine. Ich will nur einen Segen auf Latein.« Er wollte, dass Kate glaubte, verheiratet zu sein. Seinetwegen konnte der Priester die Worte einer Totenmesse sprechen, wenn er wollte. »Nur ein Segen von Ihnen, Pater, ist alles, was ich möchte. Ein Segen von Ihnen, von Gott und von den Heiligen.« Er nahm noch ein paar Münzen aus der Tasche und gab sie dem Priester, der sich entschloss, dass ein Gebet ganz sicher nicht schaden konnte.

»Und Sie werden Unterricht nehmen?«, fragte er.

»Ich habe mich schon einige Zeit zu Ihrer Kirche hingezogen gefühlt«, sagte Christopher, »und ich glaube, dass ich auf Gottes Ruf hören sollte. Und dann, Pater, können Sie uns richtig trauen.«

So küsste Pater Josefa sein Skapulier, warf es über seine Schultern und ging zum Altar, wo er sich hinkniete, sich bekreuzigte, aufstand und sich zu Kate und dem großen, gut aussehenden Mann an ihrer Seite umdrehte und lächelte. Der Priester kannte Kate nicht gut, denn die Familie Savage war nie sehr vertraut mit den Dorfbewohnern gewesen und hatte selten die Kirche besucht, doch die Diener des Landhauses sprachen gut von Kate, und obwohl es für Pater Josefa den Zölibat gab, wusste er, dass dieses Mädchen eine seltene Schönheit war, und so war seine Stimme voller Wärme, als er Gott und die Heiligen um ihr Wohlwollen für diese beiden Seelen bat.

Er fühlte sich schuldig, weil sie sich wie ein verheiratetes Paar verhalten würden, obwohl sie nicht richtig getraut waren, aber solche Dinge waren alltäglich, und in Kriegszeiten musste ein guter Priester schon mal die Augen verschließen.

Kate lauschte den lateinischen Worten, die sie nicht verstand, und schaute an dem Priester vorbei auf den Altar, wo ein matt glänzendes Silberkreuz mit einem dünnen schwarzen Schleier verhängt war, weil noch nicht Ostern war, und sie spürte die Hand ihres Geliebten, die mit ihrer vereinigt war, und sie hätte weinen können vor Glück. Ihre Zukunft erschien ihr golden, erfüllt von Sonnenschein und Wärme und Glück. Es war nicht ganz die Hochzeit, die sie sich vorgestellt hatte. Sie hatte gedacht, nach England, das sie und ihre Mutter immer noch als ihre Heimat betrachteten, zurückzusegeln, dort über den Mittelgang einer Landkirche, vorbei an strahlenden Verwandten, zum Altar zu schreiten und später in einer weißen Kalesche mit vier Pferden zu einer reservierten Taverne zum Dinner und einer andächtigen Feier zu fahren, doch sie hätte nicht glücklicher sein können - oder vielleicht wäre sie noch glücklicher gewesen, wenn ihre Mutter in der Kirche gewesen wäre, aber sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass sie sich wieder versöhnen würden, dessen war sie sicher -, und plötzlich drückte Christopher ihre Hand.

»Sag, ich will, meine Liebste«, befahl er ihr.

Kate errötete. »Oh, ich will«, sagte sie. »Ich will dich aus ganzem Herzen.«

Pater Josefa lächelte sie an. Die Sonne strahlte durch die schmalen, hohen Kirchenfenster, da war eine Blume in ihrem Haar, und Pater Josefa hob die Hand, um James und Katherine mit dem Zeichen des Kreuzes zu segnen, und in diesem Augenblick flog die Tür der Kirche knarrend auf, und mehr Sonnenlicht und der Geruch eines Misthaufens drang in die Kirche.

Kate wandte den Kopf und sah Soldaten in der Tür. Die Männer hoben sich als Umrisse vor dem blendenden Licht ab, sodass Kate sie nicht richtig sehen konnte, doch beim Anblick der Gewehre an ihren Schultern nahm sie an, dass es Franzosen waren, und sie schnappte furchtsam nach Luft, doch Colonel Christopher wirkte ganz unbesorgt, als er sich zu ihr neigte und sie auf den Mund küsste.

»Wir sind verheiratet, mein Liebling«, sagte er leise.

»James«, sagte sie.

»Meine liebe, liebe Kate«, erwiderte der Colonel mit einem Lächeln, »meine liebe, liebe Frau.« Dann wandte er sich um, als er Schritte auf dem Mittelgang hörte. Es waren langsame, schwere Schritte, unangemessen laut von benagelten Stiefeln auf alten Steinen.

Ein Offizier schritt auf den Altar zu. Er hatte seine Männer am Kirchenportal zurückgelassen und kam allein, und sein schweres Kavallerieschwert klirrte leise. Er hielt an und starrte Kate in ihr plötzlich bleiches Gesicht. Kate erschauerte, denn der Offizier war ein Soldat mit grünem Rock und hartem, narbigem Gesicht und einem Blick, der nur als unverschämt bezeichnet werden konnte.

»Sind Sie Kate Savage?«, fragte er und überraschte sie, denn er hatte die Frage auf Englisch gestellt, und sie hatte angenommen, er sei Franzose.

Kate sagte nichts. Ihr Mann war neben ihr, und er würde sie vor diesem schrecklichen, Furcht einflößenden und frechen Mann beschützen.

»Sind Sie das, Sharpe?«, fragte Christopher. »Bei Gott, er ist es!« Er war sonderbar nervös und hatte Mühe, seine schrille Stimme unter Kontrolle zu bringen. »Was, zum Teufel, tun Sie hier? Ich habe befohlen, dass Sie sich südlich des Flusses halten, verdammt!«

»Wurde abgeschnitten, Sir«, sagte Sharpe. Er schaute immer noch Kate und die Narzisse in ihrem Haar an. »Franzmänner blockierten meinen Weg, Sir, viele Franzmänner. Ich musste sie niederkämpfen, Sir, und dann machte ich mich auf die Suche nach Miss Savage.«

»Es gibt keine Miss Savage mehr«, sagte der Colonel kalt. »Erlauben Sie, dass ich Ihnen meine Frau vorstelle, Sharpe? Mrs James Christopher.«

Und Kate, die zum ersten Mal ihren neuen Namen hörte, hatte das Gefühl, ihr Herz müsste vor Glück zerspringen.

Denn sie glaubte, verheiratet zu sein.

Der Colonel und Kate - Mrs Christopher - fuhren in dem Einspänner zurück zum Landhaus, gefolgt von Luis und den Soldaten. Hagman, immer noch am Leben, lag jetzt auf einem Handkarren, doch durch das Rumpeln des ungefederten Gefährts hatte er mehr Schmerzen, als er auf der Trage gehabt hatte. Leutnant Vicente sah ebenfalls krank aus. Er war so bleich, dass Sharpe befürchtete, der ehemalige Anwalt hätte sich in den letzten paar Tagen eine Krankheit eingefangen.

»Sie sollten sich von dem Arzt untersuchen lassen, wenn er wiederkommt und nach Hagman sieht«, sagte Sharpe. Es gab einen Doktor im Dorf, der Hagman bereits untersucht und festgestellt hatte, dass er sein Sterben nicht verhindern konnte. Er hatte jedoch versprochen, an diesem Nachmittag zum Landhaus der Savages zu kommen und noch einmal nach dem Patienten zu sehen. »Sie sehen aus, als hätten Sie sich den Magen verdorben«, sagte Sharpe zu Vicente.

»Es ist keine Krankheit«, sagte Vicente. »Nichts, was ein Doktor heilen könnte. Es ist was anderes.«

»Was?«

»Miss Katherine«, sagte Vicente unglücklich.

»Kate?« Sharpe starrte Vicente an. »Sie kennen sie?«

Vicente nickte. »Jeder junge Mann in Oporto kennt Kate Savage. Als sie nach England zur Schule geschickt wurde, sehnten wir uns nach ihr, und als sie zurückkehrte, war es, als sei die Sonne aufgegangen.«

»Sie ist hübsch genug«, sagte Sharpe und blickte wieder Vicente an, als ihm die volle Bedeutung der Worte des Anwalts klar wurden. »Oh verdammt«, entfuhr es ihm.

»Was?«, fragte Vicente beleidigt.

»Das fehlt mir noch, dass Sie in sie verliebt sind«, sagte Sharpe.

»Ich bin nicht verliebt in sie«, sagte Vicente, immer noch beleidigt, aber es war offensichtlich, dass er in Kate verknallt war. In den letzten zwei oder drei Jahren hatte er sie aus der Ferne bewundert und romantisch von ihr geträumt, wenn er seine Gedichte geschrieben hatte, und er war bei seinem Philosophiestudium von der Erinnerung an sie abgelenkt gewesen und hatte seinen Fantasien nachgehangen, als er staubige Gesetzesbücher gewälzt hatte. Sie war das unerreichbare englische Mädchen aus dem großen Haus in den Hügeln gewesen, und jetzt war sie mit Colonel Christopher verheiratet.