Выбрать главу

»Wie Sie sagten, das weiß der Himmel, Sir«, erwiderte Harper.

»Beobachten Sie sie, Pat«, sagte Sharpe, »und wenn sie näher kommen, lassen Sie es mich wissen.« Er klopfte flüchtig an die große Eingangstür und betrat das Haus.

Er schaute Kate Savage an, die jetzt offenbar Kate Christopher war, nahm seinen Tschako ab und fuhr sich mit der Hand durch sein frisch geschnittenes Haar. »Ihr Mann ist fortgeritten, um mit den Franzosen zu reden«, sagte er. Er sah Missbilligung auf Kates Gesicht und fragte sich, ob es wegen der Tatsache war, dass Christopher mit den Franzosen sprach, oder weil Sharpe sie angesprochen hatte. »Warum?«

»Das müssen Sie ihn selbst fragen, Lieutenant«, sagte sie.

»Mein Name ist Sharpe.«

»Ich weiß, wie Sie heißen«, sagte Kate kühl.

»Richard für meine Freunde.«

»Gut zu wissen, dass Sie einige Freunde haben, Mister Sharpe«, sagte Kate. Sie schaute ihn frech an, und Sharpe fand sie wunderschön. Sie hatte ein Gesicht, das Maler in Öl verewigen. Kein Wunder, dass Vicentes Verein von ernsthaften Poeten und Philosophen sie aus der Ferne verehrt hatte.

»Also, warum spricht Colonel Christopher mit den Franzmännern, Ma'am?«

Kate blinzelte überrascht, weil ihr Ehemann mit dem Feind redete, aber mehr noch, weil Sharpe sie zum ersten Mal mit Ma'am angesprochen hatte. »Ich habe es Ihnen schon gesagt, Lieutenant«, gab sie mit einiger Schärfe zurück, »das müssen Sie ihn selbst fragen.«

Sharpe schlenderte durch die Eingangshalle. Er bewunderte die marmorne Wendeltreppe, betrachtete ein Ölgemälde, das eine Jagdgesellschaft zeigte, und schaute sich zwei Büsten in Nischen an. Die Büsten war offenbar von dem verstorbenen Mister Savage importiert worden, denn eine stellte John Milton dar, die andere John Bunyan. »Ich hatte den Befehl, Sie zu suchen und zu Ihrer Mutter zurückzubringen«, sagte er zu Kate.

»Mich zu suchen, Mister Sharpe?«

»Ein Captain Hogan hat es mir befohlen«, sagte Sharpe. »Ihre Mutter hat sich um Sie gesorgt.«

Kate errötete. »Meine Mutter hat keinen Grund zur Sorge. Ich habe jetzt einen Mann.«

»Jetzt?«, fragte Sharpe. »Sie haben heute Morgen geheiratet? War es das, was wir in der Kirche sahen?«

»Geht Sie das was an?«, fragte Kate heftig.

Vicente wirkte niedergeschlagen, weil er annahm, Sharpe schikaniere die Frau, die er insgeheim liebte.

»Wenn Sie verheiratet sind, geht es mich nichts an«, sagte Sharpe, »denn ich kann keine verheiratete Frau von ihrem Ehemann fortbringen, oder?«

»Nein, das können Sie nicht«, sagte Kate, »und wir haben tatsächlich heute Morgen geheiratet.«

»Meinen Glückwunsch, Ma'am«, sagte Sharpe. Dann blieb er stehen, um eine alte Standuhr zu bewundern. Ihre Vorderseite war mit lächelnden Monden bedeckt und trug die Aufschrift »Thomas Tompion, London«. Er öffnete das polierte Gehäuse und zog an den Gewichten, sodass der Mechanismus zu ticken begann. »Ich nehme an, dass Ihre Mutter hocherfreut sein wird, Ma'am.«

»Das geht Sie nichts an, Lieutenant«, sagte Kate und warf verächtlich den Kopf zurück.

»Schade, dass sie nicht hier sein konnte, nicht wahr? Als ich sie verließ, weinte sie.« Er blickte zu Kate. »Ist er wirklich ein Colonel?«

Die Frage überraschte Kate, besonders nach der beunruhigenden Nachricht, dass ihre Mutter geweint hatte. Ihr schoss das Blut in die Wangen. Dann bemühte sie sich, würdevoll und beleidigt auszusehen. »Natürlich ist er ein Colonel«, sagte sie empört. »Und Sie sind unverschämt, Mister Sharpe.«

Sharpe lachte. Sein Gesicht wirkte durch die Narbe an seiner Wange grimmig, doch wenn er lächelte oder lachte, verschwand die Düsterkeit, und Kate stellte zu ihrem Erstaunen fest, dass ihr Herz schneller schlug. Sie hatte sich an das erinnert, was Christopher ihr erzählt hatte, wie Lady Grace ihren Ruf zerstört hatte, indem sie mit diesem Mann zusammengelebt hatte. Wie hatte Christopher es ausgedrückt? Angeln am schmutzigen Ende des Sees? Plötzlich beneidete Kate Lady Grace, und dann erinnerte sie sich, dass sie erst seit einer knappen Stunde verheiratet war, und sie schämte sich. Trotzdem sieht dieser Mann schrecklich attraktiv aus, wenn er lächelt wie jetzt, dachte sie.

»Sie haben recht«, sagte Sharpe, »ich bin unverschämt. Das bin ich schon immer gewesen und werde es vermutlich stets sein, und ich entschuldige mich dafür, Ma'am.« Er blickte sich wieder in der Halle um. »Dies ist das Haus Ihrer Mutter?«

»Es ist mein Haus«, sagte Kate, »seit mein Vater starb. Und jetzt, nehme ich an, ist es im Besitz meines Mannes.«

»Einer meiner Männer ist verwundet, und Ihr Mann sagte, er sollte in den Stall gebracht werden. Ich mag es nicht, Verwundete in Ställe zu legen, wenn es bessere Räume gibt.«

Kate errötete, und Sharpe war sich nicht sicher, warum. Dann wies sie auf eine Tür am Ende der Halle. »Die Diener haben Quartiere neben der Küche«, sagte sie, »und ich bin sicher, dass dort ein komfortables Zimmer frei ist.« Sie trat zur Seite und zeigte noch einmal auf die Tür. »Warum sehen Sie nicht nach?«

»Das werde ich, Ma'am«, sagte Sharpe, doch anstatt den hinteren Teil des Hauses zu erkunden, starrte er sie nur an.

»Was ist?«, fragte Kate, beunruhigt von seinem dunklen Blick.

»Ich wollte Ihnen nur meine Glückwünsche aussprechen für Ihre Heirat, Ma'am«, sagte Sharpe.

»Danke, Lieutenant«, sagte Kate.

»Eilig heiraten ...«, sagte Sharpe, legte eine Pause ein und lächelte, denn er sah Ärger in ihren Augen aufflammen, »... ist etwas, was Leute in Kriegszeiten oft tun. Ich werde um das Haus herumgehen und mich hinten umsehen, Ma'am.«

Er überließ sie Vicentes Bewunderung und gesellte sich zu Harper auf die Terrasse. »Redet der Bastard immer noch?«, fragte er.

»Der Colonel redet immer noch mit den Franzosen, Sir«, sagte Harper, der durch das Fernrohr starrte. »Und sie kommen nicht näher. Der Colonel ist voller Überraschungen, nicht wahr?«

»Ja, das kann man wohl sagen.«

»Und was machen wir, Sir?«

»Wir bringen Dan in ein Dienerzimmer neben der Küche. Der Arzt soll ihn sich ansehen. Wenn er meint, er ist transportfähig, marschieren wir nach Amarante.«

»Nehmen wir das Mädchen mit?«

»Nein, sie ist verheiratet, Pat. Wir können keine Verheiratete mitnehmen. Sie gehört jetzt voll und ganz ihrem Ehemann.« Sharpe kratzte sich unter dem Kragen, wo ihn eine Laus gebissen hatte. »Hübsches Mädchen.«

»Ist sie das? Habe ich gar nicht bemerkt.«

»Verlogener irischer Bastard«, sagte Sharpe.

Harper grinste. »Aye. Nun, sie ist ganz nett fürs Auge, aber sie ist auch eine verheiratete Frau.«

»Du meinst, sie ist tabu?«

»Die Frau eines Colonels? Ich würde nicht davon träumen«, sagte Harper. »Nicht mal, wenn ich Sie wäre.«

»Ich träume nicht, Patrick«, sagte Sharpe. »Ich frage mich nur, wie wir von hier wegkommen.«

»Zurück zur Armee?«, fragte Harper. »Oder zurück nach England?«

»Was würdest du vorziehen?«

Sie sollten in England sein. Sie alle gehörten zum zweiten Bataillon der 95th Rifles, und dieses Bataillon hatte seine Kasernen in Shorncliffe, doch Sharpe und seine Männer waren während des Rückzugs nach Vigo vom Regiment getrennt worden und hatten es irgendwie nie geschafft, sich mit ihm wieder zusammenzuschließen. Captain Hogan hatte dafür gesorgt. Hogan brauchte Männer, die ihn beschützten, während er das wilde Grenzgebiet zwischen Spanien und Portugal kartografierte, und ein Trupp erstklassiger Schützen war für ihn ein Geschenk des Himmels, und so hatte er listig dafür gesorgt, den Papierkram zu manipulieren, Schriftstücke zu verlegen und Sold aus der Militärkasse abzuzweigen und so Sharpe und seine Männer bei sich zu behalten.