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Wenigstens nahm er an, dass es Kämpfe gab, denn in den nächsten paar Tagen erhielt er keine neuen Nachrichten. Ein Hausierer kam mit Knöpfen und Nadeln und Medaillons mit der Jungfrau Maria zum Landhaus und berichtete, dass die Portugiesen immer noch die Brücke bei Amarante hielten, wo sie einer großen französischen Armee gegenüberstanden. Er behauptete, die Franzosen wären südlich gen Lissabon marschiert, dann erzählte er von einem Gerücht, das besagte, Marschall Soult sei in Oporto. Ein Bettelmönch, der um etwas zu essen bat, brachte die gleiche Nachricht. »Was gut ist«, sagte Sharpe zu Harper.

»Warum, Sir?«

»Weil Soult nicht in Oporto verweilen würde, wenn die Möglichkeit bestünde, dass Lissabon fällt. Wenn Soult in Oporto ist, dann sind die Franzmänner nicht weitergekommen.«

»Aber sie sind südlich des Flusses?«

»Vielleicht ein paar verdammte Kavalleristen«, sagte Sharpe wegwerfend. Es war frustrierend, nicht zu wissen, wie die Lage war, und Sharpe stellte zu seiner Überraschung fest, dass er sich Colonel Christophers Rückkehr wünschte, damit er endlich erfuhr, wie sich die Dinge in diesem Krieg entwickelten.

Kate wünschte sich die Rückkehr ihres Mannes sogar noch mehr. In den ersten paar Tagen nach seinem Wegritt war sie Sharpe aus dem Weg gegangen, doch jetzt trafen sie sich zunehmend in dem Zimmer, in dem Daniel Hagman lag. Kate brachte dem verwundeten Schützen Essen, und dann setzte sie sich zu ihm und sprach mit ihm. Als sie sich überzeugt hatte, dass Sharpe nicht der ordinäre Schurke war, als den sie ihn eingestuft hatte, lud sie ihn auf die Terrasse ein, wo sie ihm Tee servierte. Manchmal wurde Leutnant Vicente dazu eingeladen, doch er sagte fast nichts, saß nur auf der Kante des Stuhls und starrte Kate bewundernd an. Wenn sie zu ihm sprach, wurde er rot und stammelte, und Kate blickte fort, gleichermaßen verlegen, doch sie mochte den portugiesischen Leutnant anscheinend. Sharpe spürte, dass sie einsam war. Das war sie anscheinend schon immer gewesen.

Eines Abends, als Vicente die Posten beaufsichtigte, sprach Kate davon, wie sie als Kind in Oporto aufgewachsen und nach England ins Internat geschickt worden war. »Wir waren drei Mädchen in einem Pfarrhaus«, erzählte sie ihm an einem kalten Abend, als sie an einem Kaminfeuer im Wohnzimmer saßen. »Die Frau des Pfarrers ließ uns kochen, saubermachen und nähen«, fuhr Kate fort, »und der Geistliche lehrte uns Literaturkenntnisse, ein wenig Französisch, Mathematik und Shakespeare.«

»Das ist mehr, als ich je gelernt habe«, sagte Sharpe.

»Sie sind nicht die Tochter eines wohlhabenden Weinhändlers«, erwiderte Kate mit einem Lächeln. Hinter ihr, im Schatten, strickte die Köchin. Wenn Kate mit Sharpe oder Vicente zusammen war, hatte sie stets eine Dienerin als Anstandsdame dabei, vermutlich, damit sie ihrem Ehemann keinen Grund zum Misstrauen gab. »Mein Vater war entschlossen, mich in allem auszubilden«, fuhr Kate fort und wirkte wehmütig. »Er war ein sonderbarer Mann, mein Vater. Er machte Wein, doch er trank keinen. Er sagte, Gott wolle das nicht. Der Keller ist voll mit ausgezeichnetem Wein, und er fügte jedes Jahr neuen hinzu, doch er öffnete nie eine Flasche für sich selbst.« Sie fröstelte und neigte sich zum Feuer. »Ich erinnere mich, dass es mir in England immer kalt war. Ich hasste die Kälte, doch meine Eltern wollten mich auf keine Schule in Portugal schicken.«

»Warum nicht?«

»Sie fürchteten, ich könnte vom Papismus angesteckt werden«, sagte sie und spielte mit den Troddeln ihres Umhängetuchs. »Mein Vater war ein entschiedener Gegner des Papsttums«, fuhr sie ernst fort, »deshalb hat er in seinem Testament darauf bestanden, dass ich ein Mitglied der Church of England heiraten muss, oder sonst ...«

»Sonst?«

»Sonst würde ich mein Erbe verlieren«, sagte sie.

»Es ist jetzt sicher«, sagte Sharpe.

»Ja.« Sie blickte zu ihm auf, und der Feuerschein des Kamins spiegelte sich in ihren Augen. »Ja, das ist es.«

»Ist es ein Erbe, das es wert ist, es zu behalten?«, fragte Sharpe. Er wusste, dass die Frage taktlos war, aber die Neugier hatte ihn dazu getrieben.

»Dieses Haus, die Weingärten«, sagte Kate, anscheinend nicht beleidigt, »und das Haus beim Hafen. Es wird für mich derzeit alles treuhänderisch verwaltet, obwohl meine Mutter sich natürlich über das Einkommen freut.«

»Warum ist sie nicht nach England zurückgekehrt?«

»Sie hat über zwanzig Jahre hier gelebt«, sagte Kate, »so hat sie hier jetzt ihren Freundeskreis. Aber nach dieser Woche?« Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht wird sie nach England zurückkehren. Sie sagt immer, sie würde heimkehren, um einen zweiten Ehemann zu finden.« Kate lächelte bei diesem Gedanken.

»Sie kann nicht hier heiraten?«, fragte Sharpe und sah vor seinem geistigen Auge die gut aussehende Frau, die vor dem Haus Beautiful in die Kutsche gestiegen war.

»Hier sind alle Papisten, Mister Sharpe«, sagte Kate in spöttischem Tadel. »Obwohl ich den Verdacht habe, dass sie vor Kurzem jemanden gefunden hat. Sie hat sich mehr Mühe mit ihrem Aussehen gegeben, mit ihrer Kleidung, ihrem Haar, aber vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet.« Sie schwieg einen Moment. Die Köchin strickte fleißig, und im Kamin zerbrach ein Holzscheit in einem Funkenregen. Ein Funke fiel über das Kamingitter und schwelte auf dem Teppich, bis Sharpe sich vorneigte und ihn ausdrückte. Die Tompion-Uhr in der Halle schlug neunmal. »Mein Vater«, fuhr Kate fort, »war der Meinung, dass die Frauen in seiner Familie dazu neigen, vom schmalen und geraden Pfad abzuweichen, deshalb wollte er immer, dass ein Sohn sein Erbe übernähme. Das war nicht möglich, und so band er uns in seinem Testament die Hände.«

»Sie mussten einen protestantischen Engländer heiraten?«

»Jedenfalls einen konfirmierten Anglikaner«, sagte Kate, »der bereit war, seinen Namen in Savage zu ändern.«

»Er ist also jetzt Colonel Savage?«

»Das wird er sein«, sagte Kate. »Er sagte, er würde bei einem Notar in Oporto ein Dokument unterschreiben, und dann werden wir es zu den Treuhändern in London schicken. Ich weiß nicht, wie wir jetzt Briefe heimschicken, aber James wird einen Weg finden. Er ist sehr einfallsreich.«

»Das ist er bestimmt«, sagte Sharpe. »Aber will er in Portugal bleiben und Portwein machen?«

»Oh ja«, sagte Kate.

»Und Sie?«

»Aber natürlich! Ich liebe Portugal, und ich weiß, dass James bleiben will. Das erklärte er, kurz nachdem er in unserem Haus in Oporto eintraf.« Sie sagte, dass Christopher nach Neujahr zum Haus Beautiful gekommen war und dort für eine Weile gewohnt hatte. Die meiste Zeit hatte er jedoch mit Ritten nach Norden verbracht. Sie wusste nicht, was er dort getan hatte. »Es ging mich nichts an«, sagte sie.

»Und was macht er jetzt im Süden? Geht Sie das auch nichts an?«

»Erst, wenn er mir davon erzählt«, erwiderte sie. Dann runzelte sie die Stirn. »Sie mögen ihn nicht, wie?«

Sharpe war verlegen und wusste nicht, was er antworten sollte. »Seine Zähne sind makellos«, sagte er schließlich.

Bei dieser widerwilligen Antwort nahm Kates Miene einen schmerzlichen Zug an. »Hörte ich die Uhr schlagen?«, fragte sie.