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Sharpe verstand den Wink. »Zeit, die Posten zu überprüfen«, sagte er, erhob sich und ging zur Tür. Er blickte zurück zu Kate und bemerkte, nicht zum ersten Mal, wie zierlich sie war und wie ihre Haut im Feuerschein zu glühen schien, doch dann verdrängte er die Gedanken an sie und begann seinen Rundgang zu den Posten.

In den nächsten Tagen drillte Sharpe die Schützen hart, ließ sie auf dem Anwesen patrouillieren, auf dem Zufahrtsweg so lange exerzieren, bis die wenige verbliebene Energie nur noch zum Murren reichte. Sharpe wusste, wie gefährlich ihre Situation war. Christopher hatte ihm befohlen, zu bleiben und Kate zu bewachen, doch das Landhaus konnte selbst gegen eine kleine französische Streitmacht nicht verteidigt werden. Das Haus stand hoch in einem bewaldeten Gebiet, der Hügel dahinter erhob sich sogar noch höher, und es gab dichte Wälder auf dem höheren Terrain, die ein Infanteriekorps aufnehmen konnten, das bei einem Angriff noch den Vorteil der Deckung hatte, die ihm die Bäume gaben. Noch höher, dort, wo die Bäume endeten und sich der Hügel zu einem felsigen Gipfel erhob, stand ein alter, windschiefer Wachturm, und dort verbrachte Sharpe Stunden damit, die Landschaft zu beobachten.

Er sah jeden Tag französische Soldaten. Da war ein Tal nördlich von Vila Real de Zedes, durch das sich eine Straße wand, die ostwärts nach Amarante führte und die jeden Tag von feindlicher Artillerie, Infanterie und Nachschubwagen benutzt wurde. Um sie zu sichern, patrouillierten große Trupps Dragoner durch dieses Tal. Manchmal gab es Feuergefechte in der Ferne, schwach, kaum zu hören, und Sharpe nahm an, dass die Landbevölkerung die Invasoren aus dem Hinterhalt beschoss. Er versuchte durch das Fernrohr festzustellen, wo die Aktionen stattfanden, aber er konnte die Partisanen nie sehen, und keiner von ihnen kam näher, ebenso wenig die Franzosen, die längst wissen mussten, dass sich eine gestrandete Gruppe britischer Schützen bei Vila Real de Zedes aufhalten musste. Einmal sah er einige Dragoner eine Meile an dem Landhaus vorbeitraben, und zwei ihrer Offiziere betrachteten das elegante Haus durch Fernrohre, näherten sich jedoch nicht. Hatte Christopher dies arrangiert?

Neun Tage, nachdem Christopher weggeritten war, kam der Dorfvorsteher zu Vicente und brachte ihm eine Zeitung aus Oporto. Es war ein schlecht gedrucktes Blatt, und Vicente war verwirrt davon. »Ich habe nie vom Diario do Oporto gehört«, sagte er zu Sharpe, »und es ist dummes Zeug.«

»Dummes Zeug?«

»Darin steht, dass Soult sich zum König von Nord-Lusitania erklären soll! Es heißt, dass es viele Portugiesen gibt, die das unterstützen. Wer? Und warum sollten sie das?«

»Die Franzosen haben die Zeitung drucken lassen«, vermutete Sharpe, dem es ein Rätsel war, weshalb die Franzosen ihn in Frieden ließen.

Der Arzt, der vorbeikam, um nach Hagman zu sehen, vermutete, dass Marschall Soult seine Truppen in Bereitschaft sammelte, um im Süden zuzuschlagen, und er keine Männer in kleinen Scharmützeln in den nördlichen Bergen aufs Spiel setzen wollte. »Wenn er ganz Portugal unterworfen hat«, sagte der Arzt, »dann wird er euch rauswerfen.« Er rümpfte die Nase, als er den stinkenden Verband von Hagmans Brust anhob, doch dann schüttelte er erstaunt den Kopf, denn die Wunde war sauber. Hagman atmete leichter, er konnte sich jetzt im Bett aufsetzen und aß besser.

Vicente verließ das Landhaus der Savages am nächsten Tag. Der Arzt hatte die Nachricht gebracht, dass General Silveiras Armee in Amarante die Brücke über den Tamega tapfer verteidigte, und er hielt es für seine Pflicht, bei dieser Verteidigung zu helfen. Doch drei Tage später kehrte er zurück, weil zu viele Dragoner im Gebiet zwischen Vila Real de Zedes und Amarante patrouillierten. Sein Scheitern deprimierte ihn. »Ich habe nur meine Zeit verschwendet«, bekannte er Sharpe.

»Wie gut sind Ihre Männer?«, fragte Sharpe.

Die Frage verwirrte Vicente. »Gut? So gut wie jede, nehme ich an.«

»Sind sie das wirklich?«, fragte Sharpe.

An diesem Nachmittag ließ er jeden Mann, britische Schützen und Portugiesen, drei Patronen pro Minute von den portugiesischen Musketen abfeuern. Er tat es vor dem Haus und stimmte die Schüsse zeitlich mit der großen Standuhr ab.

Feldwebel Maredo war der einzige Mann außer Sharpe, der seine drei Schüsse in fünfundvierzig Sekunden feuerte. Fünfzehn der Schützen und zwölf der Portugiesen schafften einen Schuss alle zwanzig Sekunden, aber der Rest war langsamer, und so ließen Sharpe und Vicente die Männer üben. Williamson, einer der Schützen, die gescheitert waren, grollte, dass es blöde sei, ihn als Schütze üben zu lassen, mit einer Muskete mit glattem Lauf zu feuern. Er sagte es so laut, dass alle es hören konnten, wohl in der Erwartung, dass Sharpe es ignorieren würde, dann ärgerte er sich, als Sharpe ihn aus dem Glied wegtreten ließ.

»Sie haben eine Beschwerde?«, fragte Sharpe scharf.

»Nein, Sir.« Williamson blickte mit mürrischer Miene an Sharpe vorbei.

»Sehen Sie mich an«, sagte Sharpe. Williamson gehorchte verdrossen. »Der Grund, weshalb Sie lernen, eine Muskete wie ein richtiger Soldat abzufeuern, ist folgender: Ich will nicht, dass die Portugiesen sich für minderwertiger halten und denken, wir sehen auf sie hinab.« Williamson wirkte immer noch verdrossen. »Und außerdem«, fuhr Sharpe fort, »sind wir Meilen hinter den feindlichen Linien gestrandet, und was geschieht, wenn Ihr Gewehr bricht? Und es gibt noch einen Grund.«

»Welchen, Sir?«, fragte Williamson.

»Wenn Sie es nicht verdammt tun«, sagte Sharpe, »dann lasse ich Sie üben und üben, bis Sie den Strafdienst satthaben und nur noch wünschen, mich zu erschießen, um mich loszuwerden.«

Williamson starrte Sharpe an, und seine Miene verriet, dass er nichts lieber täte, als auf ihn zu schießen, aber Sharpe sah ihm in die Augen, bis Williamson dem Blick nicht mehr standhalten konnte und wegsah. »Uns wird die Munition ausgehen«, sagte er mürrisch, und damit hatte er vermutlich sogar recht, doch Sharpe löste das Problem, indem er Kate Savage bat, die Waffenkammer ihres Vaters aufzuschließen. Er fand ein Fass Pulver und eine Kugelgussform, und so konnte er seine Männer mit Seiten von Gebetbüchern aus der Bibliothek neue Patronen herstellen lassen. Die Kugeln waren zu klein, aber gut genug zum Üben, und drei Tage lang feuerten die Männer mit Musketen und Gewehren über den Zufahrtsweg. Die Franzosen mussten das Knallen in den Hügeln hören und den Pulverrauch über Vila Real de Zedes sehen, doch sie kamen nicht. Ebenso wenig ließ sich Christopher blicken.

»Aber die Franzosen werden kommen«, sagte Sharpe eines Nachmittags zu Harper, als sie den Hügel hinter dem Haus erkletterten.

»Wahrscheinlich«, meinte der große Ire.

»Und sie werden uns in Scheiben schneiden«, sagte Sharpe.

Harper zuckte bei dieser pessimistischen Meinung mit den Schultern. Dann runzelte er die Stirn. »Wie weit klettern wir noch?«

»Bis zur Kuppe«, sagte Sharpe. Er hatte Harper zwischen den Bäumen hindurchgeführt, und jetzt waren sie auf dem felsigen Hang, der zu dem alten Wachturm auf dem Gipfel führte. »Du warst noch nie hier oben, nicht wahr?«

»Ich bin in Donegal aufgewachsen«, sagte Harper, »und da haben wir eines gelernt: Geh nie auf einen Berggipfel.«

»Warum nicht?«

»Weil alles Wertvolle längst runtergerollt ist, Sir, und man außer Atem ist und feststellt, dass dort nichts zu holen ist. Mein Gott, man kann von hier aus fast bis in den Himmel hinaufsehen.«

Der Weg wurde immer steiler, bis nur eine Ziege auf dem trügerischen Geröll auf dem Pfad bis zum alten Wachturm richtig Halt gefunden hätte. »Wir werden hier oben eine Festung errichten«, sagte Sharpe begeistert.

»Gott bewahre uns!«, sagte Harper.

»Wir werden faul, Pat, weich, müßig. Das ist nicht gut.«

»Aber warum sollen wir hier eine Festung errichten?«, fragte Harper. »Es ist bereits eine. Der Teufel selbst könnte diesen Hügel nicht einnehmen, wenn er verteidigt wird.«