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»Es führen zwei Wege hier rauf«, sagte Sharpe. »Der Pfad, auf dem wir heraufgeklettert sind, und ein anderer auf der Südseite. Ich will Wälle auf jedem Pfad haben, Steinwälle, Pat, hoch genug, sodass ein Mann dahinterstehen und hinüberfeuern kann. Es gibt hier oben genügend Steine für die Wälle.«

Sharpe führte Harper durch den gewölbten Torweg des halb eingefallenen Turms und zeigte ihm, dass das alte Gemäuer in einer natürlichen Vertiefung auf dem Gipfel des Hügels errichtet worden war und wie der nach und nach zusamengefallene Turm die Vertiefung mit Steinen gefüllt hatte.

Harper spähte in das Loch hinab. »Sie wollen, dass wir mit all diesen Trümmerstücken Wälle bauen?« Die Frage klang entsetzt.

»Ich habe mit Kate Savage über die Ruine dieses Turms gesprochen«, sagte Sharpe. »Dieser alte Turm wurde vor Hunderten von Jahren errichtet, Pat, als die Mauren noch hier waren. Sie töteten damals Christen, und der König ließ den Wachturm bauen, damit die Wächter das Nahen der Mauren rechtzeitig melden konnten.«

»Das war vernünftig«, sagte Harper.

»Und Kate hat gesagt, dass die Leute in den Tälern ihre Wertsachen hier raufgebracht haben. Münzen, Schmuck, Gold. Alles hier rauf, Pat, damit die heidnischen Bastarde es sich nicht unter den Nagel reißen konnten. Und dann gab es ein Erdbeben, und der Turm stürzte ein. Die Einheimischen sind davon überzeugt, dass noch heute die Schätze unter diesen Steintrümmern liegen.«

Harper blickte skeptisch drein. »Und warum hat man sie nicht geborgen, Sir? Die Dorfbewohner kommen mir nicht wie Vollidioten vor. Maria und Joseph, wenn ich wüsste, dass ein Schatz auf einem Hügel nur auf das Ausgraben wartet, würde ich meine Zeit nicht mit Pflug und Egge verplempern.«

»Da hast du recht«, sagte Sharpe. Er hatte die Geschichte auf dem Weg herauf erfunden und angestrengt nach einer Antwort auf Harpers zu erwartende Zweifel gesucht. »Weißt du, da ist ein Kind mit dem Gold verschüttet worden, und die Legende sagt, dass das Kind das Haus eines jeden verfluchen wird, der seine Gebeine ausgräbt. Natürlich nur die Häuser der Einheimischen«, fügte er hastig hinzu.

Harper rümpfte die Nase über diese Legende, dann blickte er den Pfad hinunter. »Sie wollen hier also eine Festung bauen?«

»Und wir brauchen Fässer mit Wasser hier oben«, sagte Sharpe. Das war eine Schwachstelle des Gipfels - kein Wasser. Wenn die Franzosen kamen und er sich auf die Hügelkuppe zurückziehen musste, wollte er nicht vor Durst kapitulieren müssen. »Miss Savage ...«, sie war immer noch nicht Mrs Christopher für ihn, »... wird Fässer für uns haben.«

»Hier raufschaffen? In die Sonne? Das Wasser wird ungenießbar werden«, gab Harper zu bedenken.

»Ein Spritzer Brandy in jedes Fass«, sagte Sharpe und erinnerte sich an seine Reise nach Indien und zurück. Da hatte das Wasser schwach nach Rum geschmeckt. »Ich werde den Brandy auftreiben.«

»Und Sie erwarten wirklich von mir, dass ich glaube, es gibt Gold unter diesen Steinen, Sir?«

»Nein«, gab Sharpe zu, »aber ich möchte, dass mindestens die Hälfte der Männer es glaubt. Es wird harte Arbeit, hier Wälle zu errichten, Pat, und Träume von einem Schatz können nicht schaden.«

So errichteten sie die Festung und fanden nie Gold, doch im Sonnenschein des Frühlings bauten sie die Hügelkuppe zu einer Schanze aus, hinter der eine Hand voll Infanteristen bei einer Belagerung alt werden konnte. Die alten Erbauer hatten nicht nur den höchsten Punkt in meilenweitem Umkreis für ihren Wachturm ausgewählt, der Platz war auch leicht zu verteidigen. Angreifer konnten sich nur von Norden oder Süden nähern, und in beiden Fällen würden sie ihren Weg über schmale Pfade wählen müssen. Sharpe, der eines Tages den südlichen Pfad erkundete, fand eine verrostete Speerspitze unter einem Stein, und er nahm sie mit auf den Gipfel und zeigte sie Kate. Sie hielt die Speerspitze in den Schatten unter ihrem breiten Strohhut und drehte sie hin und her. »Sie ist vermutlich nicht sehr alt«, sagte sie.

»Ich hatte gedacht, sie könnte einen Mauren verwundet haben.«

»Man benutzte zur Zeit meines Großvaters immer noch Pfeil und Bogen«, sagte sie.

»Da war Ihre schon Familie hier?«

»Die Geschichte der Savages begann in Portugal im Jahre 1711«, sagte sie stolz. Sie hatte nach Nordwesten, in Richtung Oporto geschaut, und Sharpe wusste, dass sie in der Hoffnung, einen Reiter zu sehen, die Straße beobachtet hatte. Die vergangenen Tage hatten weder ein Anzeichen auf ihren Mann noch einen Brief von ihm gebracht. Die Franzosen waren ebenfalls nicht aufgetaucht, doch Sharpe wusste, dass sie seine Männer auf dem Gipfel gesehen hatten, als sie Steine für die Wälle aufeinandergeschichtet und Wasserfässer über den Pfad hinaufgeschleppt und in der leer geräumten Vertiefung unter dem Wachturm verstaut hatten. Die Männer grollten, weil sie das Gefühl hatten, zu Maultieren degradiert worden zu sein. Einige, ermuntert durch Williamson, beschwerten sich, dass sie ihre Zeit vergeudeten, dass sie lieber diesen gottverdammten Hügel mit seiner Turmruine verlassen und einen Weg nach Süden zur Armee gesucht hätten, und Sharpe nahm an, dass sie vermutlich recht hatten, aber er hatte seine Befehle, und so blieb er.

»Ich sage euch«, hetzte Williamson bei seinen Kameraden, »es geht ihm um das verdammte Weib. Wir schuften mit den Steinen, und Sharpe pimpert die Frau des Colonels.« Und wenn Sharpe diese Meinung gehört hätte, dann hätte er ihr vielleicht ebenfalls zugestimmt, auch wenn er Kate nicht »pimperte«. Er erfreute sich ihrer Gesellschaft und war entschlossen - Befehl oder nicht - sie vor den Franzosen zu beschützen.

Doch die Franzosen kamen nicht, und Colonel Christopher ließ sich ebenfalls nicht blicken. Stattdessen kam Manuel Lopes.

Er traf auf einem Rappen ein, galoppierte den Zufahrtsweg hinauf und zügelte den Hengst dann so schnell, dass selbst ein erfahrener Reiter hätte abgeworfen werden können, doch er blieb im Sattel und behielt die Kontrolle. Er beruhigte den scheuenden Hengst und grinste Sharpe an.

»Sie sind der Engländer«, sagte er auf Englisch, »und ich hasse die Engländer, aber nicht so sehr, wie ich die Spanier hasse, und ich hasse die Spanier weniger als die Franzosen.« Er glitt aus dem Sattel und streckte Sharpe die Hand hin. »Ich bin Manuel Lopes.«

»Sharpe.«

Lopes blickte zum Haus wie ein Mann, der es zum Plündern abschätzte. Er war etwas kleiner als Sharpe, wirkte jedoch größer. Er war ein massiger Mann, jedoch nicht fett, mit markantem Gesicht, lebhaften Augen und einem scharfen Lächeln. Er führte die Partisanen an, die den Franzosen das Leben so schwer machten. »Wenn ich ein Spanier wäre, und ich danke dem Allmächtigen jeden Tag, dass ich keiner bin, würde ich mir einen dramatischen Namen geben, vielleicht ›Manuel der Schlächter‹ oder ›Schweinekiller‹ oder ›Prinz des Todes‹, aber ich bin ein demütiger Bürger Portugals, und so ist mein Spitzname ›Der Schullehrer‹.«

»Der Schullehrer«, wiederholte Sharpe.

»Weil ich genau das war«, sagte Lopes. »Ich leitete eine Schule in Braganza, wo ich undankbaren kleinen Hüpfern Englisch, Latein, Griechisch, Algebra, Rhetorik und Reitkunst beibrachte. Ich lehrte sie auch, Gott zu lieben, den König zu ehren und allen Spaniern ins Gesicht zu furzen. Und jetzt, anstatt meinen Atem zu verschwenden, töte ich Franzosen.« Er machte eine übertriebene Verbeugung. »Ich bin berühmt dafür.«

»Ich habe noch nie von Ihnen gehört«, sagte Sharpe.

Lopes lächelte. »Die Franzosen haben von mir gehört, senhor, und ich habe von Ihnen gehört. Wer ist der Engländer, der in Sicherheit nördlich des Douro lebt? Warum lassen ihn die Franzosen in Frieden? Wo ist der portugiesische Offizier, der in seinem Schatten lebt? Warum sind sie hier? Warum errichten sie eine Spielzeugfestung auf dem Wachturm-Hügel? Warum kämpfen sie nicht?«