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»Ich habe nie geheiratet«, wich Sharpe der Antwort aus.

»Hätten Sie es denn gewollt?«, fragte Kate.

»Ja«, sagte Sharpe und dachte an Grace.

»Was hat es verhindert?«

»Sie war Witwe«, sagte Sharpe, »und die Anwälte schlugen Kapital aus dem Testament ihres Ehemanns, und wir dachten, wenn wir heiraten, würde das die Dinge nur komplizieren. Das sagten ihre Anwälte. Ich hasse Anwälte.« Er hörte mit dem Reden auf, denn die Erinnerungen schmerzten ihn wie immer. Er trank den Portwein aus, um seine Gefühle zu verbergen, dann trat er ans Fenster und blickte auf den vom Mondschein erhellten Weg, der zu den nördlichen Hügeln führte, über denen der Rauch der Feuer des Dorfes zu den Sternen emporstieg. »Und dann starb sie«, endete er abrupt.

»Das tut mir leid«, sagte Kate leise.

»Und ich hoffe, es wird gut für Sie ausgehen«, sagte Sharpe.

»Wirklich?«

»Natürlich.« Er wandte sich ihr zu, und er war ihr so nahe, dass sie den Kopf zurücklegen musste, um ihm in die Augen zu sehen. »Was ich wirklich hoffe, ist dies«, sagte er und neigte sich vor, um sie sanft auf die Lippen zu küssen. Für einen Moment versteifte sie sich, doch dann ließ sie sich küssen, und als er den Kuss beendete, senkte sie den Kopf, und er wusste, dass sie weinte. »Ich hoffe, du wirst glücklich«, sagte er.

Kate schaute nicht auf. »Ich muss das Haus verschließen«, sagte sie, und Sharpe wusste, dass er verabschiedet war.

Am nächsten Tag ließ er seine Männer alles für den Abmarsch vorbereiten. Es waren Stiefel zu reparieren und Tornister und Brotbeutel mit Proviant zu bestücken. Sharpe vergewisserte sich, dass alle Waffen gereinigt wurden, dass die Feuersteine neu und die Patronentaschen gefüllt waren. Harper erschoss zwei der erbeuteten Dragoner-Pferde und zerteilte sie in Fleischportionen, die getragen werden konnten. Dann setzte er Hagman auf ein anderes der Pferde und sorgte dafür, dass er in der Lage sein würde, ohne zu viele Schmerzen darauf zu reiten. Sharpe sagte Kate, dass sie ein anderes Pferd reiten musste, und sie protestierte, sagte, sie könne nicht ohne Anstandsdame reisen. Sharpe stellte sie vor die Wahclass="underline" »Entweder bleiben oder reiten, Ma'am, aber wir marschieren heute Abend los.«

»Sie können mich nicht verlassen«, sagte Kate ärgerlich, als hätte er sie nicht geküsst und sie hätte es nicht zugelassen.

»Ich bin Soldat, Ma'am«, sagte Sharpe, »und ich gehe heute Abend weg.«

Und dann ging er doch nicht, weil in der Abenddämmerung Colonel Christopher zurückkehrte. Der Colonel saß auf einem Rappen und war ganz in Schwarz gekleidet. Dodd und Pendleton waren die Posten auf dem Zufahrtsweg zur Quinta und als sie vor Christopher salutierten, berührte er nur knapp mit seiner Reitgerte den Rand seines Zweispitzes und trieb sein Pferd weiter. Luis, der Diener, folgte ihm, und der Staub ihrer Pferde verwehte über den Glyzinen zu beiden Seiten des Weges.

»Sieht aus wie Lavendel, nicht wahr?«, sagte Christopher zu Sharpe. »Sie sollten versuchen, hier Lavendel anzupflanzen«, fuhr er fort, als er vom Rappen glitt. »Das würde gut aussehen, meinen Sie nicht auch?« Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern lief die Treppe zum Haus hoch und breitete die Arme für Kate aus. »Meine Süße!«

Sharpe, auf der Terrasse zurückgelassen, schaute Luis an. Der Diener hob eine Augenbraue, als sei ihm das Gehabe seines Herrn peinlich, dann führte er die Pferde zum Stall. Sharpe blickte über die dunkler werdenden Felder. Jetzt beim Sonnenuntergang war es schneidend kalt geworden. »Sharpe!«, ertönte die Stimme des Colonels aus dem Haus. »Sharpe!«

»Sir?« Sharpe schob sich durch die halb offene Tür ins Haus.

Christopher stand vor dem Feuer in der Halle, die Schöße seines Rocks zur Hitze hin angehoben. »Kate sagt mir, dass Sie sich anständig benommen haben. Dafür vielen Dank.« Er sah Sharpes finstere Miene. »War ein Scherz, Mann, nur ein Scherz. Haben Sie keinen Humor? Kate, Liebstes, ein Glas anständiger Portwein wäre mir äußerst willkommen, ich bin am Verdursten. Na, Sharpe, keine französischen Aktivitäten?«

»Sie kamen nahe«, sagte Sharpe, »aber nicht nahe genug.«

»Nicht nahe genug? Da hatten Sie Glück, finde ich. Kate sagte mir, Sie wollten aufbrechen?«

»Heute Abend, Sir.«

»Nein, das werden Sie nicht.« Christopher nahm das Glas Portwein von Kate entgegen und leerte es auf einen Zug. »Köstlich«, sagte er und schaute auf das leere Glas. »Einer von euren?«

»Unser bester.«

»Nicht zu süß. Das ist das Besondere an erlesenen Portweinen, finden Sie nicht auch, Sharpe? Und ich muss sagen, ich war überrascht von dem weißen Portwein. Mehr als trinkbar! Ich dachte immer, das Zeug wäre abscheulich, allenfalls etwas für Frauen, aber der Savage-Weiße ist wirklich sehr gut. Wir müssen mehr davon in Friedenszeiten machen, meinst du nicht auch, Liebste?«

»Wenn du es sagst.« Kate lächelte ihren Ehemann an.

»Sie blicken so ernst drein, Sharpe. Warum lächeln Sie nicht mal?« Christopher wartete anscheinend auf eine Antwort, als aber keine kam, verfinsterte sich seine Miene. »Sie werden hierbleiben, Lieutenant.«

»Warum, Sir?«

Die Frage überraschte Christopher. Er hatte eine mürrische, protestierende Antwort erwartet und war nicht auf eine sanfte Frage vorbereitet. Er überlegte, welche Worte er daraufhin wählen sollte. »Ich erwarte gewisse Entwicklungen, Sharpe«, sagte er schließlich.

»Entwicklungen, Sir?«

»Es ist keinesfalls sicher, dass der Krieg andauern wird«, fuhr Christopher fort. »Wir könnten sozusagen kurz vor dem Frieden stehen.«

»Das ist gut, Sir«, sagte Sharpe in ruhigem Tonfall. »Und deshalb sollen wir hierbleiben?«

»Sie bleiben hier, Sharpe.« Jetzt klang Christophers Stimme scharf, denn er ahnte, dass Sharpes gleichmütiger Tonfall sarkastisch gewesen war. »Und das schließt Sie ein, Leutnant.« Er sagte dies zu Vicente, der mit einer kleinen Verneigung vor Kate hinzugekommen war. »Die Dinge sind heikel«, fuhr der Colonel fort. »Wenn die Franzosen britische Soldaten nördlich des Douro herummarschieren sehen, werden sie denken, wir brechen unser Wort.«

»Meine Soldaten sind nicht britisch«, bemerkte Vicente ruhig.

»Das ist im Prinzip das Gleiche!«, blaffte Christopher. »Wir gefährden nicht wochenlange Verhandlungen. Wenn die Sache nicht ohne weiteres Blutvergießen gelöst werden kann, dann müssen wir alles tun, um das Klima zu entspannen, und unser Beitrag besteht darin, hierzubleiben. Und wer, zum Teufel, sind diese Schurken unten im Dorf?«

»Schurken?«, fragte Sharpe.

»Eine Hand voll Männer, bewaffnet bis an die Zähne, hat mich angestarrt, als ich durchs Dorf ritt. Also wer, zum Teufel, ist das?«

»Das sind Partisanen«, sagte Sharpe. »Auch bekannt als unsere Verbündeten.«

Sharpes spöttischer Tonfall missfiel Christopher. »Idioten sind sie, bereit, all unsere Pläne über den Haufen zu werfen.«

»Und Sie kennen ihren Anführer«, fuhr Sharpe fort, »Manuel Lopes.«

»Lopes? Lopes?« Christopher runzelte die Stirn und kramte in seiner Erinnerung. »Oh ja. Der Typ, der eine Schule für die Söhne der Oberschicht in Braganza betrieb. Ein Großmaul. Ich werde am Morgen mit ihm sprechen und ihm sagen, dass er keinen Wirbel machen soll. Und das Gleiche gilt für Sie beide. Und das ...«, er blickte von Sharpe zu Vicente, »... ist ein Befehl!«

Sharpe sagte nichts dazu. »Haben Sie eine Antwort auf meinen Brief von Captain Hogan mitgebracht?«, fragte er stattdessen.

»Ich habe Hogan nicht gesehen. Habe Ihren Brief in Cradocks Hauptquartier gelassen.«