»Blut wird reichen, aber kein portugiesisches. Britisches Blut.«
Christopher lächelte. »Da ist ein Dorf namens Vila Real de Zedes«, sagte er, »wo die Savages einige Weingärten haben. Es war seltsam unbehelligt während der Einnahme.« Das stimmte, denn Christopher hatte es mit Argentons Obersten und Mitbeschwörern arrangiert, deren Dragoner auf diesem Gebiet patrouillierten. »Wenn Sie einen kleinen Trupp dorthin schicken«, fuhr Christopher fort, »werden Sie eine versprengte Einheit von britischen Schützen dort finden. Es sind nicht viele, aber sie haben portugiesische Freiwillige und ein paar Rebellen dabei. Sagen wir hundert Mann insgesamt. Sie gehören Ihnen, aber als Gegenleistung bitte ich Sie um etwas.«
»Worum?«
»Schonen Sie die Quinta. Das Haus gehört der Familie meiner Frau.«
Das Grollen von Donner ertönte im Norden, und die Zypressen zeichneten sich als Umrisse scharf vor dem fernem Lichtschein ab. »Vila Real de Zedes?«, fragte Vuillard.
»Ein Dorf an der Straße nach Amarante«, sagte Christopher. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen als Beweis meiner Aufrichtigkeit etwas mehr bieten. Die Soldaten werden Ihnen keine besonderen Schwierigkeiten machen. Sie werden von einem britischen Lieutenant angeführt, der mir nicht besonders helle vorkommt. Der Mann muss um die dreißig sein und kann nicht viel taugen, wenn er immer noch Lieutenant ist.«
Ein weiterer Donner ließ Vuillard besorgt zum nördlichen Himmel blicken. »Wir müssen zurück ins Quartier, bevor das Gewitter hier ist«, sagte er. »Es macht Ihnen nichts aus, Ihre Landsleute zu verraten?«
»Ich verrate nichts«, sagte Christopher, und dann sprach er tatsächlich mal ehrlich. »Wenn Portugal erobert und von Franzosen regiert wird, General, dann wird Europa Sie nur als Abenteurer und Ausbeuter betrachten, aber wenn Sie Ihre Macht teilen, wenn jede Nation in Europa zur Regierung jeder anderen Nation beiträgt, dann haben wir die Gelobte Welt voller Vernunft und Frieden. Ist es nicht das, was Ihr Kaiser wünscht? Ein europäisches System, dies waren seine Worte, europäische Gesetze, europäische Gerichtsbarkeit und eine einzige Nation in Europa: Europäer. Wie kann ich meinen eigenen Kontinent verraten?«
Vuillard schnitt eine Grimasse. »Unser Kaiser redet viel, Engländer. Er ist ein Korse und hat wilde Träume. Sind Sie das? Ein Träumer?«
»Ich bin Realist«, sagte Christopher. Er hatte seine Kenntnis von der Meuterei genutzt, um sich bei den Franzosen einzuschmeicheln, und jetzt würde er sich ihr Vertrauen sichern, indem er eine Hand voll britischer Soldaten opferte.
So mussten Sharpe und seine Männer sterben, damit Europas glorreiche Zukunft beginnen konnte.
KAPITEL 5
Der Verlust des Fernrohrs schmerzte Sharpe. Er sagte sich, dass es nur ein Spielzeug war, ein nützliches Kinkerlitzchen, aber es war auch das Symbol für etwas Erreichtes, nicht nur für die Rettung von Sir Arthur Wellesley, sondern auch für die Beförderung aus den Mannschaften zum Offizier. Manchmal, wenn er es kaum zu glauben wagte, ein Offizier des Königs zu sein, sah er sich das Fernrohr an und dachte an die schlimme Zeit im Waisenhaus an der Brewhouse Lane, und manchmal - obwohl er es sich nur widerwillig eingestand - bereitete es ihm Freude, eine Erklärung der Inschrift auf dem Fernrohr zu verweigern. Doch andere Männer kannten sie. Sie starrten ihn an und verstanden, dass er einst wie ein Dämon im indischen Sommer gekämpft hatte, und sie waren von ehrfürchtiger Scheu ergriffen.
Jetzt hatte der verdammte Christopher das Fernrohr.
»Sie werden es zurückbekommen, Sir«, versuchte Harper ihn zu trösten.
»Das will ich verdammt hoffen. Ich hörte, dass Williamson gestern Nacht im Dorf in einen Kampf geriet.«
»Das war kein richtiger Kampf. Ich habe ihn weggezogen.«
»Wer war beteiligt?«
»Einer von Lopes' Männern, Sir. So ein teuflischer Bastard wie Williamson.«
»Sollte ich ihn bestrafen?«
»Gott, nein, Sir. Ich habe mich darum gekümmert.«
Aber Sharpe erklärte das Dorf trotzdem für tabu. Er wusste, dass er seine Männer damit nicht erfreuen konnte. Harper sprach für sie, wies darauf hin, dass es in Vila Real de Zedes einige hübsche Mädchen gab. »Das ist ein wunder Punkt, Sir«, sagte er. »Die Jungs wollen nur abends dorthin gehen und Hallo sagen. Wenn ihnen das verboten wird, treibt ihnen das Tränen in die Augen.«
»Sie wollen nicht nur Hallo sagen, sondern sich auch amüsieren.«
»Das auch, Sir.«
»Und die Mädchen können nicht hier raufkommen?«
»Einige tun das, Sir, wie ich hörte, das stimmt.«
»Einschließlich einer Kleinen, die rote Haare hat und Ihnen Tränen in die Augen treiben kann?«
Harper beobachtete einen Bussard, der am Himmel über dem Hügel kreiste, auf dem die Festung ausgebaut worden war. »Einige von uns gehen gern in die Dorfkirche, Sir«, sagte er und vermied es, das rothaarige Mädchen namens Maria zu erwähnen.
Sharpe lächelte. Er wusste von Harpers Schatz. »Wie viele Katholiken haben wir, Pat?«
»Da bin ich, Sir, Donnelly und Carter und McNeill. Oh, und Slattery, natürlich. Die übrigen kommen alle in die Hölle.«
»Slattery!«, sagte Sharpe. »Fergus ist kein Christ.«
»Das habe ich auch nie behauptet, Sir, aber er geht zur Messe.«
Sharpe musste lachen. »Dann werde ich also die Katholiken zur Messe gehen lassen.«
Harper grinste. »Das heißt, bis Sonntag werden alle katholisch sein.«
»Dies ist die Armee«, sagte Sharpe. »Also jeder, der konvertieren will, muss meine Erlaubnis einholen. Aber Sie können die anderen vier zur Messe gehen lassen und bringen sie am Mittag zurück, und wenn ich herausfinde, dass die anderen Jungs dort unten sind, mache ich Sie dafür verantwortlich.«
»Mich?«
»Sie sind ein Sergeant, oder nicht?«
»Aber wenn die Jungs sehen, dass Leutnant Vicentes Männer ins Dorf gehen dürfen, Sir, dann werden sie nicht verstehen, dass ihnen das nicht erlaubt ist.«
»Vicentes Männer sind Portugiesen. Sie kennen die einheimischen Regeln. Wir nicht. Und früher oder später wird es Schlägereien um die Mädchen geben, und das können wir nicht gebrauchen, Pat.« Das Problem waren nicht so sehr die Mädchen, obwohl Sharpe wusste, dass es Probleme geben konnte, wenn einer seiner Schützen betrunken war, und das war das eigentliche Problem. Es gab zwei Tavernen im Dorf, und beide servierten billigen Wein aus Fässern. Und wer keine Chancen bei den Mädchen hatte, betrank sich leicht. Und es bestand die Versuchung, sich nicht an die Regeln zu halten, weil die Lage der Schützen so fremd und ungewöhnlich war.
Sie hatten keine Verbindung zur Armee, waren nicht sicher, was vorging, und hatten Langeweile, weil sie nichts zu tun hatten. Deshalb erfand Sharpe weitere Arbeit für sie. Die Festung wurde noch mehr ausgebaut, und Sharpe fand im Stall Werkzeuge, mit denen sie den Weg durch den Wald auf Vordermann bringen und Brennholz schlagen konnten, das sie dann als Bündel zum Wachturm trugen. Und als das erledigt war, führte er sie auf Patrouillen durch die Umgebung. Die Patrouillen dienten nicht der Erkundung des Feindes, sondern sollten nur die Männer müde machen, und so waren sie bei Sonnenuntergang erschöpft und schliefen bis zum Morgengrauen, und jedes Mal hielt Sharpe einen scharfen Morgenappell ab und erteilte Strafen für nicht zugeknöpfte Jacken oder einen Mangel an der Waffe. Die Männer stöhnten, aber es gab keine Probleme mit den Dorfbewohnern.
Die Weinfässer der Tavernen im Dorf waren nicht die einzige Gefahr. Der Keller des Herrenhauses war voller Portweinfässer und Regale mit Weißweinflaschen. Irgendwann schaffte Williamson es, den Schlüssel im Küchenschrank in einem Glas zu finden, und er, Sims und Gataker betranken sich hemmungslos von Savages bestem Wein, eine Sauforgie bis weit nach Mitternacht, wonach die drei Männer im Suff Steine auf die Fensterläden warfen.