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Das Trio war angeblich als Posten unter Dodd eingeteilt gewesen, und Sharpe nahm sich als Ersten Dodd vor. »Warum haben Sie keine Meldung gemacht?«

»Ich wusste nicht, wo sie waren, Sir.« Dodd starrte über Sharpes Kopf an die Wand. Er log, natürlich, aber nur, weil die Männer einander schützten. Sharpe hatte sich auch so verhalten, als er in den Mannschaften gewesen war, und er erwartete nichts anderes von Matthew Dodd, wie Dodd nichts anderes als Strafe erwartete.

Sharpe blickte zu Harper. »Haben Sie Arbeit für ihn, Sergeant?«

»Der Koch hat sich beschwert, dass alle Küchentöpfe und -pfannen eine ordentliche Reinigung benötigen, Sir.«

»Dann lassen Sie ihn schwitzen«, sagte Sharpe. »Und eine Woche lang keine Weinration.« Die Männer waren zu einem Pint Rum pro Tag berechtigt. Aus Mangel an Rum hatte Sharpe Rotwein aus einem Fass verteilen lassen, das er aus dem Keller requiriert hatte. Er bestrafte Sims und Gataker, indem er sie in voller Uniform und Mänteln und mit Steinen gefüllten Rucksäcken antreten und dann den Zufahrtsweg hinauf- und hinabmarschieren ließ. Sie taten es unter Harpers Aufsicht, und als sie sich vor Erschöpfung und den Nachwirkungen des Alkohols erbrachen, mussten sie das Erbrochene mit ihren eigenen Händen vom Zufahrtsweg wischen. Dann ließ er sie weitermarschieren.

Vicente arrangierte, dass ein Maurer aus dem Dorf den Zugang zum Weinkeller zumauerte, und während das erledigt wurde und Dodd Kupfertöpfe mit Sand und Essig schrubbte, nahm Sharpe Williamson mit hinauf in den Wald. Er war versucht, den Mann auszupeitschen, aber er war selbst mal ausgepeitscht worden, und es widerstrebte ihm, diese Strafe anzuwenden. Stattdessen wählte er eine freie Fläche zwischen einigen Lorbeerbäumen und kratzte mit seinem Schwert zwei Linien in den Waldboden. Die Linien waren etwa einen halben Yard lang und ebenso weit voneinander entfernt. »Sie können mich nicht leiden, Williamson, oder?«

Williamson sagte nichts. Er starrte nur mit geröteten Augen auf die Linien. Er wusste, was sie zu bedeuten hatten.

»Wie lauten meine drei Regeln, Williamson?«

Williamson blickte verdrossen auf. Er war ein großer Mann mit feistem Gesicht und langen Koteletten, einer gebrochenen Nase und Pockennarben. Er stammte aus Leicester, wo er zwei Kerzenständer aus der Kirche St. Nicholas gestohlen hatte. Man hatte ihm die Chance gegeben, sich zur Armee zu melden, anstatt in den Knast zu kommen. »Du sollst nicht klauen, dich nicht betrinken und anständig kämpfen.«

»Sind Sie ein Dieb?«

»Nein, Sir.«

»Sie sind verdammt einer, Williamson. Deshalb sind Sie in der Armee. Und Sie haben sich ohne Genehmigung betrunken. Aber können Sie kämpfen?«

»Sie wissen, dass ich das kann, Sir.«

Sharpe schnallte seine Schwertscheide ab und ließ sie mitsamt dem schweren Kavalleriepallasch fallen. Dann zog er seinen grünen Rock aus und warf ihn dazu. »Sagen Sie mir, warum Sie mich nicht leiden können«, verlangte er.

Williamson starrte zu den Lorbeerbäumen.

»Nun kommen Sie schon!«, sagte Sharpe. »Sie können sagen, was Sie wollen. Sie werden nicht bestraft werden, wenn Sie diese Frage beantworten.«

Williamson schaute ihn wieder an. »Wir sollten nicht hier sein!«, platzte er heraus.

»Da haben Sie recht.«

Williamson blinzelte überrascht, fuhr jedoch fort: »Seit Captain Murrays Tod, Sir, sind wir allein gewesen. Wir sollten mit dem Bataillon zurück sein. In England, wo wir hingehören. Sie waren nie unser Offizier, Sir. Niemals!«

»Ich bin es aber jetzt.«

»Das ist nicht richtig.«

»Sie wollen also nach England zurückkehren?«

»Das Bataillon ist dort, so will ich auch dort sein, aye.«

»Aber es ist ein Krieg im Gange, Williamson. Ein verdammter Krieg. Und wir hängen mittendrin. Wir haben nicht darum gebeten, hier zu sein, wollten nicht hier sein, aber wir sind es. Und wir bleiben.«

Williamson blickte Sharpe ärgerlich an, sagte jedoch nichts.

»Aber Sie können heimkehren, Williamson«, sagte Sharpe, und Williamson hob das feiste Gesicht und blickte interessiert. »Es gibt drei Möglichkeiten für Sie, heimzukehren. Erstens, wir werden nach England befohlen. Zweitens, Sie werden so schlimm verwundet, dass man Sie heimschickt. Und drittens: Sie stellen sich auf die Linie und kämpfen gegen mich. Gewinnen oder verlieren, Williamson, ich verspreche, dass ich Sie - wenn ich verliere - mit dem ersten verdammten Schiff, das wir finden, heimschicke. Sie brauchen nur gegen mich zu kämpfen.« Sharpe ging zu einer der Linien auf dem Boden und stellte sich darauf. So kämpften die Profi-Faustkämpfer. Sie schlugen mit bloßen Fäusten aufeinander ein, bis einer blutig und zerschlagen vor Erschöpfung umfiel. »Denk daran, anständig zu kämpfen«, sagte Sharpe. »Nicht niederschlagen mit dem ersten Treffer. Beim Gegner muss Blut zu sehen sein. Schlag mir auf die Nase, das wird reichen.« Er wartete.

Williamson leckte sich über die Lippen.

»Na los!«, knurrte Sharpe. »Kämpfe!«

»Sie sind ein Offizier«, sagte Williamson.

»Jetzt nicht, jetzt bin ich keiner. Und niemand sieht zu. Es geht nur um uns beide, Williamson. Sie können mich nicht leiden, und ich gebe Ihnen die Chance, mich zu schlagen. Tun Sie es anständig, und Sie sind im Sommer daheim.«

Er wusste nicht, wie er dieses Versprechen einhalten konnte, und er bezweifelte auch, dass er es versuchen musste, denn Williamson, das wusste er, erinnerte sich an den mörderischen Kampf zwischen Harper und Sharpe, ein Kampf, bei dem beide Männer restlos fertig waren, doch Sharpe hatte gewonnen, und die Schützen hatten an diesem Tag viel über Sharpe gelernt.

Und Williamson wollte die Lektion nicht lernen. »Ich werde nicht gegen einen Offizier kämpfen«, sagte er in gespielter Würde.

Sharpe bückte sich nach seinem Rock. »Dann suchen Sie Sergeant Harper und sagen ihm, dass sie genauso bestraft werden wie Sims und Gataker.« Er richtete sich auf. »Im Schnellschritt!«

Williamson lief los. Seine Scham, den Kampf verweigert zu haben, machte ihn noch gefährlicher, doch sie würde auch seinen Einfluss auf die anderen Männer verringern. Selbst wenn sie nie erfahren würden, was im Wald geschehen war, würden sie spüren, dass Williamson gedemütigt worden war.

Sharpe schnallte seinen Gurt mit der Scheide um und kehrte langsam zum Haus zurück. Er machte sich Gedanken über seine Männer, sorgte sich, dass er ihre Loyalität verlieren könnte, und befürchtete, ein schlechter Offizier zu sein. Er erinnerte sich an Blas Vivar und wünschte, er hätte die Qualität des spanischen Offiziers, Gehorsam allein durch seine Anwesenheit zu erzwingen. Doch vielleicht kam solche mühelose Autorität mit der Erfahrung. Jedenfalls war keiner seiner Männer desertiert. Alle waren anwesend, außer Tarrant und die paar, die sich im Lazarett von Coimbra vom Fieber erholten.

Es war jetzt einen Monat her, seit Oporto gefallen war. Die Festung auf dem Hügel war fast fertig, und zu Sharpes Überraschung hatte die harte Arbeit den Männern Spaß gemacht. Daniel Hagman konnte wieder gehen, wenn auch nur langsam, doch er war von seiner Verwundung so gut genesen, dass er sogar zu leichter Arbeit tauglich war. Sharpe stellte einen Tisch in die Sonne, und Hagman reinigte, mit bloßem Oberkörper, um sich in der Frühlingssonne zu bräunen, die Gewehre seiner Kameraden.

Die aus Oporto geflohenen Flüchtlinge waren jetzt in die Stadt zurückgekehrt oder hatten sonst wo Zuflucht gefunden, doch die Franzosen sorgten für neue Flüchtlinge. Wo auch immer sie aus dem Hinterhalt von Partisanen überfallen wurden, plünderten sie die nächsten Dörfer und terrorisierten die Bewohner. Immer mehr Leute kamen nach Vila Real de Zedes, angezogen von Gerüchten, dass die Franzosen das Dorf verschonten. Keiner wusste, warum sie so etwas tun sollten, doch einige der älteren Frauen behaupteten, das ganze Tal stehe unter dem Schutz des heiligen Joseph, dessen lebensgroße Statue in der Kirche stand, und der Priester des Dorfes, Pater Josefa, ermunterte zu diesem Glauben. Er nahm sogar die Statue aus der Kirche und trug sie, behängt mit verwelkenden Narzissen und gekrönt von einem Lorbeerkranz, um das Dorf herum, um dem Heiligen das Gebiet zu zeigen, das Schutz brauchte. Vila Real de Zedes war ein Heiligtum des Krieges und von Gott gesegnet, so glaubte das Landvolk.