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Der Wind trieb ihm den Regen ins Gesicht und nahm ihm die Sicht. Er spürte Seitenstechen, seine Beine brannten, und sein Atem rasselte. Das Gewehr hüpfte am Schulterriemen auf und ab, und der Kolben schlug auf seinen Oberschenkel, als er versuchte, das schwere Kavallerieschwert zu ziehen, doch dann ließ er den Griff los, um sich an einem Felsen abzustützten, weil er ausrutschte.

Harper war zwanzig Schritte zurück und rang um Atem. Vicente holte auf, als Sharpe sein Schwert aus der Scheide riss, sich vom Felsen abstieß und sich zwang, weiterzulaufen. Ein Blitz zuckte im Osten über den Himmel, vor dem sich als Umriss die Hügel schwarz abhoben. Donner krachte, und Sharpe hatte das Gefühl, in den Kern des Gewitters zu den Göttern des Krieges zu klettern. Der Wind heulte und stöhnte, wurde vom Donner und vom Rauschen des Regens übertönt, und Sharpe dachte schon, er würde nie auf die Hügelkuppe gelangen, doch plötzlich war er neben dem ersten Wall, an der Stelle, wo der Pfad zwischen zwei der kleinen Schanzen verlief, die seine Männer errichtet hatten, und ein Blitzstrahl stach wie ein Dolch in die nasse Dunkelheit zu seiner Rechten. Sekundenlang glaubte er, die Hügelkuppe sei leer, doch dann sah er das Blitzen einer Klinge, die das weiße Feuer des Unwetters reflektierte, und erkannte schlagartig, dass die Franzosen bereits da waren.

Dulongs Männer waren nur Sekunden zuvor eingetroffen und hatten den Wachturm eingenommen, doch sie hatten keine Zeit gehabt, die Schanzen zu besetzen, wo Sharpes Männer jetzt auftauchten. »Werft sie runter!«, brüllte Dulong seinen Männern zu.

»Tötet die Bastarde!«, rief Sharpe, und seine Klinge klirrte gegen ein Bajonett und streifte die Mündung der Muskete. Er warf sich vorwärts, trieb den Mann zurück und rammte die Stirn gegen seine Nase. Die Ersten seiner Schützen tauchten hinter ihm auf. Sharpe schlug dem Franzosen den Griff des Schwerts ins Gesicht, entriss ihm die Muskete und warf sie fort. Dann sprang er weiter zu einer Gruppe Franzosen, die sich darauf vorbereitete, den Gipfel zu verteidigen. Sie zielten mit ihren Musketen auf ihn, und Sharpe hoffte bei Gott, dass keine Steinschlosswaffe bei dieser Nässe feuern konnte. Zwei Männer kämpften zu seiner Linken, und Sharpe stieß sein Schwert in einen blauen Rock, und drehte es zwischen den Rippen. Der Franzose warf sich zur Seite, um der Klinge seines Gegners zu entkommen. Sharpe sah, dass es Harper war, der mit dem Franzosen gekämpft hatte und ihn jetzt mit dem Gewehrkolben niederschlug.

»Gott schütze Irland«, sagte Harper und spähte mit wildem Blick auf die Franzosen, die den Wachturm bewachten.

»Wir greifen die Bastarde an!«, rief Sharpe den Schützen zu.

»Gott schütze Irland!«

»Tirez!«, rief ein französischer Offizier. Feuersteine fielen auf Stahl, Funken sprühten und erloschen im Regen.

»Jetzt tötet sie!«, brüllte Sharpe. Er war wütend, weil die Franzosen auf seiner Hügelkuppe, auf seinem Gebiet waren. Er rannte den Hügel hinauf und sah, wie sich die Musketen mit ihren Bajonetten senkten. Sharpe erinnerte sich, wie er in der steilen Bresche von Gawilgarh gekämpft hatte, und tat jetzt, was er damals in Indien getan hatte. Er griff unter das Bajonett, packte den Knöchel des Feindes und zog ihn vom Hügel herab. Der Franzose schrie, als er in die Bajonette dreier Schützen fiel, und dann schleuderten Vicentes Portugiesen, die erkannten, dass sie nicht auf die Franzosen schießen konnten, Steine. Einige trafen.

Sharpe befahl seinen Männern Nahkampf. Er schwang das Schwert und fegte ein Bajonett beiseite, zog mit der linken Hand an einer vorgereckten Muskete und zerrte den Mann auf Harpers Schwertbajonett zu. Harris drosch mit einer Axt um sich, die sie benutzt hatten, um den Pfad durch die Birken, Lorbeerbäume und Eichen zu verbreitern, und die Franzosen wichen vor der schrecklichen Waffe zurück. Immer noch flogen Steine, und Sharpes Schützen kämpften sich aufwärts.

Ein Mann trat Sharpe ins Gesicht. Cooper packte das Bein und stieß sein Bajonett oberhalb des Stiefels hinein. Harper benutzte sein Gewehr als Keule und schlug einen Gegner nieder. Ein Schütze stürzte. Blut schoss aus seinem Hals und wurde sofort vom Regen abgewaschen. Ein portugiesischer Soldat nahm seine Stelle ein, stach mit dem Bajonett zu und schrie Beleidigungen.

Sharpe stieß sein Schwert in die Masse der Feinde hinein, zog es heraus und stieß wieder zu. Ein anderer Portugiese kämpfte neben ihm mit dem Bajonett, tötete einen Franzosen mit dem Säbel. Die Klinge wurde rot, wurde zurückgezogen, wurde vom Regen abgespült und wurde beim Zustoßen wieder rot.

Die Franzosen wichen zurück auf die Steinterrasse vor der Wachturmruine. Ein Offizier brüllte sie ärgerlich an, und dann trat der Offizier mit vorgestrecktem Säbel auf Sharpe zu. Sharpe stellte sich dem Duell und sah Erstaunen auf dem Gesicht des Gegners. Der Franzose versuchte, Sharpe zu treten und mit der linken Hand in die Augen zu stoßen, doch Sharpe wich gedankenschnell aus und schwang zugleich sein Schwert. Dann schien der Offizier plötzlich zu verschwinden, als zwei Männer ihn packten und fortzerrten.

Ein großer Franzose sprang auf Sharpe zu und holte mit einer Muskete zum Schlag aus. Sharpe wich geschickt aus, der angriffslustige Franzose konnte seinen Schwung nicht mehr bremsen, lief förmlich in die Klinge des Sergeants hinein und brach im blutigen Regen zusammen.

Vicente wich entsetzt zurück. Seine Männer stürmten schreiend an ihm vorbei über die südlichen Schanzen, wo sie wie Berserker mit ihren Bajonetten wüteten. Feldwebel Macedo hatte sein Messer in die Brust eines Franzosen gestoßen und dort gelassen. Stattdessen benutzte er eine erbeutete französische Muskete als Keule. Ein voltigeur versuchte, ihm die Waffe zu entreißen, und verstand die Welt nicht mehr, als der Feind sie ihm einfach überließ und ihm stattdessen einen Tritt in den Bauch verpasste, sodass er vom Hügel stürzte. Er schrie, als er fiel, dann gab es einen dumpfen Aufschlag auf Steinen und Geröll weit unten. Die Muskete landete polternd auf Gestein, und in diesem Augenblick übertönte ein Donnerschlag alle Geräusche.

Ein Blitz zuckte über den dunklen Himmel. Sharpe, von dessen Schwertklinge Blut, vermischt mit Regen, tropfte, schrie seinen Männern zu, jede Schanze zu überprüfen. »Und durchsucht den Turm!«

Ein anderer Blitzstrahl erhellte einen großen Trupp von Franzosen, der auf halbem Weg auf dem südlichen Pfad heraufkletterte. Sharpe nahm an, dass ein kleinerer Trupp dem anderen vorausgeeilt war, und es waren diese Männer, die er und seine Jungs niedergekämpft hatten. Der größere Trupp, der leicht den Gipfel gegen Sharpe und Vicentes Gegenangriff hätte verteidigen können, war zu spät gekommen, und Vicente befahl jetzt seine Männer hinter die unteren Schanzen. Ein Schütze lag tot beim Wachturm.

»Es ist Sean Donnelly«, meldete Harper.

»Ein Jammer«, sagte Sharpe, »er war ein guter Mann.«

»Er war ein teuflischer kleiner Bastard aus Derry«, meinte Harper. »Er schuldete mir vier Schilling.«

»Er war ein erstklassiger Schütze.«

»Wenn er nicht besoffen war«, gab Harper zu.

Pendleton, der Jüngste der Schützen, brachte Sharpe den Tschako, den er in der Hektik des Kampfes verloren hatte. »Habe ich auf dem Hang gefunden, Sir.«

»Was haben Sie auf dem Hang gemacht, anstatt zu kämpfen?«, fragte Sharpe.

Pendleton wirkte verwirrt. »Er muss wohl runtergerollt sein, und ich hab ihn da liegen sehen, Sir.«

»Haben Sie einen Feind besiegt?«, wollte Harper wissen.

»Nein, Sergeant.«

»Dann haben Sie sich heute Ihren verdammten Schilling nicht verdient! Pendleton! Williamson! Dodd! Sims!« Harper organisierte einen Trupp, der den Hügel hinabgehen und die Tornister mit dem Proviant holen sollte. Sharpe ließ zwei andere Männer die Toten und Verwundeten durchsuchen und ihre Waffen und Munition sicherstellen.

Vicente hatte sich auf der südlichen Seite der Festung verschanzt, und der Anblick dieser Männer reichte, um die Franzosen von einem zweiten Angriff abzuschrecken. Der portugiesische Leutnant kam jetzt zu Sharpe neben den Wachturm, wo der Wind um das alte Gemäuer heulte. Der Regen hatte nachgelassen, doch der stärker gewordene Wind peitschte immer noch Tropfen gegen die Wände der Ruine. »Was unternehmen wir wegen des Dorfs?«, wollte Vicente wissen.