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»Es tut mir leid, dass es nicht Ihr eigenes ist, senhor, aber das trägt der Colonel in seiner Rocktasche. Ich kämpfe jetzt für Sie, Sir«, sagte Luis stolz.

»Haben Sie jemals gekämpft?«, fragte Sharpe.

»Man kann lernen«, sagte Luis, »und für einen Barbier ist es ein Leichtes, Kehlen durchzuschneiden. Daran pflegte ich zu denken, als ich meine Kunden rasierte. Wie leicht ich ihnen hätte den Hals durchschneiden können. Das habe ich natürlich nie getan«, fügte er hastig hinzu, als Sharpe ihn bereits als Mörder verdächtigte.

»Ich glaube, ich werde mich weiterhin selbst rasieren«, sagte Sharpe mit einem Lächeln.

So gab Vicente Luis eine der erbeuteten französischen Musketen und eine Schachtel Munition, und der Barbier gesellte sich zu den anderen Soldaten bei den Schanzen auf dem Hügel. Lopes' Männer wurden als loyale portugiesische Soldaten vereidigt, und als einer sagte, er würde lieber eine Fluchtchance nutzen und sich den Partisanen im Norden anschließen, nutzte Feldwebel Macedo seine Fäuste, um ihm den Eid einzubläuen. »Er ist ein guter Mann, dieser Feldwebel«, sagte Harper anerkennend.

Der Morgendunst lichtete sich. Die feuchten Flanken des Hügels dampften in der Morgensonne, doch dieser Schleier verschwand, als der Morgen heißer wurde. Es waren jetzt Dragoner überall auf dem Hügel. Sie patrouillierten auf jeder Seite in den Tälern, hatten eine andere starke Postenkette im Süden und ließen abgesessene Männer vom Waldrand aus beobachten. Sharpe, der sah, dass die Dragoner die Schlinge immer enger zuzogen, wusste, dass er und seine Männer bei einem Fluchtversuch keine Chance gegen die Reiter haben würden.

Harper, dessen breites Gesicht vor Schweiß glänzte, spähte hinab auf die Kavallerie. »Da ist mir was aufgefallen, Sir«, sagte er. »Schon seit wir uns in Spanien zu Ihnen gesellt haben.«

»Und was ist das?«

»Dass wir immer in der Unterzahl und umzingelt sind.«

Sharpe hatte gelauscht, doch nicht auf Harper, sondern auf die Geräusche des Tages. »Was hast du gesagt?«

Harper wiederholte es.

»Nein.« Sharpe lauschte von Neuem. Dann runzelte er die Stirn. »Der Wind kommt von Osten, richtig?«

»Mehr oder weniger.«

»Ich höre kein Geschützfeuer, Pat.«

Harper lauschte angestrengt. »Guter Gott, Sie haben recht, Sir.«

Vicente hatte das Gleiche festgestellt und kam zum Wachturm, den Sharpe zu seinem Gefechtsstand erklärt hatte. »Es ist kein Gefechtslärm von Amarante mehr zu hören«, sagte der portugiesische Leutnant unglücklich.

»Also ist der Kampf beendet«, bemerkte Harper.

Vicente bekreuzigte sich, was auf seine Annahme schließen ließ, dass die portugiesische Armee, die bisher die Brücke über den Tamega verteidigt hatte, besiegt worden war.

»Wir wissen nicht, was passiert ist«, versuchte Sharpe Vicente aufzuheitern, doch im Grunde war dieses Eingeständnis fast so deprimierend wie der Gedanke, dass Amarante gefallen war. Solange der ferne Donner von Osten zu hören gewesen war, hatten sie gewusst, dass die Franzosen immer noch bekämpft wurden, dass der Krieg weiterging und irgendwann befreundete Kräfte auftauchen konnten, doch die Stille an diesem Morgen war unheilvoll.

Und wenn die portugiesische Armee aus Amarante fort war, was war dann mit den Briten in Coimbra und Lissabon? Gingen sie an Bord ihrer Schiffe in der breiten Mündung des Tejo, um heimtransportiert zu werden? Sir John Moores Armee war aus Spanien vertrieben worden, und war jetzt die kleinere britische Streitmacht auf dem hastigen Rückzug aus Lissabon? Sharpe hatte plötzlich die Furcht, der letzte britische Offizier im nördlichen Portugal zu sein, der letzte Bissen, der von einem unersättlichen Feind verschlungen wurde.

»Es bedeutet nichts«, log er, als er die gleiche Furcht in den Gesichtern seiner gestrandeten Gefährten sah. »Sir Arthur Wellesley wird kommen.«

»Das hoffen wir«, sagte Harper.

»Ist er gut?«, fragte Vicente.

»Der verdammt Beste«, sagte Sharpe mit Überzeugung, und dann, als er merkte, dass seine Worte nicht wirklich für Ermunterung gesorgt hatten, gab er Harper einen Befehl. Jeglicher Proviant war zum Wachturm geholt und in einer Ecke der Ruine gelagert worden, wo Sharpe ein Auge darauf halten konnte, doch die Männer hatten noch kein Frühstück gehabt, und so ließ er den Proviant von Harper verteilen. »Geben Sie den Jungs Fastenrationen, Sergeant«, befahl er, »denn Gott allein weiß, wie lange wir noch hier oben sein werden.«

Vicente folgte Sharpe auf die kleine Terrasse vor dem Eingang des Wachturms, wo er auf die fernen Dragoner starrte. Vicente wirkte fahrig und spielte mit der weißen Paspel an seiner dunkelblauen Uniform, und je mehr er daran herumfummelte, desto mehr löste er von dem Besatz. »Gestern«, platzte er heraus, »habe ich zum ersten Mal einen Mann mit dem Schwert getötet. Das war hart.«

»Besonders mit einem solchen Schwert«, sagte Sharpe und nickte zu Vicentes Scheide hin. Das Schwert des portugiesischen Offiziers war schmal, gerade und nicht besonders stabil. Es war ein Schwert für Paraden, eine Waffe zur Schau, nicht für Gossenkämpfe im Regen. »Im Kampf ist ein solches Schwert ...«, Sharpe klopfte auf das schwere Kavallerieschwert, das an seinem Gürtel hing, »... besser geeignet. Es schneidet den Feind nicht in Stücke, sondern knüppelt ihn nieder. Mit dieser Klinge könnten Sie einen Ochsen totschlagen. Besorgen Sie sich ein Kavallerieschwert, Jorge, das ist zum Töten. Schwerter von Infanterieoffizieren sind für Tanzböden.«

»Ich meine, es war schwierig, ihm in die Augen zu sehen und trotzdem die Klinge zu benutzen.«

»Ich weiß, was Sie meinen«, sagte Sharpe. »Aber so ist es am besten. Sie wollen das Schwert oder das Bajonett des Feindes sehen, nicht wahr? Aber wenn Sie dem Gegner in die Augen schauen, können Sie erkennen, was er als Nächstes tun wird. Schauen Sie nie auf die Stelle, an der Sie ihn treffen wollen. Schauen Sie ihm in die Augen und schlagen Sie einfach zu.«

Vicente bemerkte, dass er die Paspel von seinem Rock entfernte, und zog das Ende durch ein Knopfloch. »Als ich meinen eigenen Unteroffizier erschoss, war es unreal. Wie in einem Theaterstück. Aber ich wollte den Mann ja nicht töten. Doch bei diesem Feind in der letzten Nacht - das war schrecklich - und Furcht einflößend.«

»Furcht einflößend sollte es verdammt auch sein«, erwiderte Sharpe. »Ein Kampf um Leben und Tod? In Dunkelheit und Regen? Da weiß man nie, wie es ausgeht. Man muss schnell sein und schmutzig kämpfen, um am Leben zu bleiben, Jorge.«

»Sie haben so oft gekämpft«, sagte Vicente, und es klang, als habe er Mitleid mit Sharpe.

»Ich bin seit langer Zeit Soldat«, sagte Sharpe, »und unsere Armee kämpft viel. In Indien, Flandern, Dänemark, hier ...«

»Dänemark? Warum haben Sie in Dänemark gekämpft?«

»Das weiß der Himmel«, sagte Sharpe. »Es ging um ihre Flotte. Wir wollten sie, sie wollten nicht, dass wir sie kriegten, so gingen wir hin und nahmen sie uns.«

Er blickte hinab auf den nördlichen Hang auf eine Gruppe Franzosen, die mit nackten Oberkörpern am Waldrand mit Schaufeln arbeiteten. Dann nahm er das Ersatzfernrohr, das Luis ihm gegeben hatte. Es war mehr ein Spielzeug und nur halb so stark wie sein eigenes Fernglas, doch wenn er auch nur verschwommen damit sah, war es besser als gar nichts. Er stellte es ein und hielt die lockere äußere Linse fest, bevor er hindurch auf den Arbeitstrupp spähte. Dann fluchte er.

»Was ist?«

»Die Bastarde haben ein Geschütz. Beten wir, dass es kein verdammter Mörser ist.«

Vicente blickte angestrengt hin und konnte kein Geschütz entdecken. »Was ist, wenn es ein Mörser ist?«