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Es war hart und ging langsam, den Hügel hinunterzuschleichen. Der zunehmende Mond wurde immer wieder von Wolken verdeckt, und wenn er sich klar zeigte, hatte er keine Leuchtkraft. So tasteten sie sich in der Dunkelheit hinab und verursachten mehr Geräusche, als Sharpe lieb waren, doch die Nacht war ohnehin erfüllt von Geräuschen: Insekten, das Raunen des Windes an den Flanken des Hügels und der ferne Schrei einer Füchsin.

Hagman hätte sich in dieser Umgebung besser zurechtgefunden, denn er bewegte sich in der Dunkelheit mit dem Geschick eines Wilderers, der sich in der Natur auskannte, während alle vier Schützen, die jetzt den langen Hügelhang hinunterschlichen, Städter waren. Pendleton stammte, wie Sharpe wusste, aus Bristol, wo er zur Armee gegangen war, um einer Bestrafung als Taschendieb zu entgehen. Tongue kam wie Sharpe aus London. Sharpe konnte sich nicht erinnern, wo Harris aufgewachsen war, und als sie anhielten, um zu Atem zu kommen und in der Dunkelheit nach verräterischem Licht Ausschau zu halten, fragte er ihn.

»Lichfield«, flüsterte Harris. »Wo Samuel Johnson herkommt.«

»Johnson?« Sharpe konnte sich nicht an den Namen erinnern. »Ist er im Ersten Bataillon?«

»Genau, Sir«, flüsterte Harris. Und so plauderten sie weiter, als der Hang weniger steil wurde und sie sich an diesen Ausflug durch die Dunkelheit gewöhnt hatten und lautloser vorankamen. Sharpe war stolz auf diese Männer. Sie mochten für eine solche Aufgabe nicht geboren sein, doch sie erledigten sie mit dem Geschick von erfahrenen Jägern.

Und dann - es mochte eine Stunde vergangen sein, seit sie den Wachturm verlassen hatten - sah Sharpe, was er erwartet hatte. Einen Lichtschimmer. Nur ein Schimmern, das schnell verschwand, doch es war gelb, und er wusste, dass es von einer abgeschirmten Laterne gekommen war. Jemand, vermutlich ein Kanonier, hatte den Schirm der Lampe zurückgezogen, um etwas erkennen zu können. Und dann sah Sharpe ein anderes Licht, dieses rot und winzig, und er wusste, dass es der langsam brennende Zünder der Haubitze war.

»Runter«, wisperte er und beobachtete das winzige rote Glühen. Es war weiter entfernt, als er es sich gewünscht hätte, doch es blieb noch etwas Zeit. »Schließt die Augen!«, zischte er.

Sie schlossen die Augen, und einen Moment später krachte das Geschütz mit Feuer und Rauch, und Sharpe sah unter den fast geschlossenen Augenlidern das Geschoss aus dem Rohr in die Dunkelheit jagen.

»Weiter«, raunte er, und sie robbten den Hügel weiter hinab.

Die abgeschirmte Laterne schimmerte wieder, als die Geschützmannschaft die Räder der Haubitze zu den beiden Markierungssteinen zurückschob. So würde das Geschütz trotz der Dunkelheit akkurat ausgerichtet sein. Das war die Erkenntnis, zu der Sharpe beim Sonnenuntergang gelangt war, der Grund, weshalb sie den Boden markiert hatten, denn in der Nacht brauchten die französischen Kanoniere eine leichte Methode, um die Haubitze wieder genau auszurichten, und die beiden Steine waren bessere Markierungen als Furchen im Erdreich. Also fand der Beschuss in dieser Nacht statt, wie er vermutet hatte, und er wusste genau, was er dagegen tun konnte.

Es dauerte lange, bis die Haubitze von Neuem feuerte, und zu diesem Zeitpunkt waren Sharpe und seine Männer etwa zweihundert Schritte entfernt und nicht viel höher als das Geschütz. Sharpe hatte den zweiten Schuss eher erwartet, aber dann wurde ihm klar, dass die Kanoniere ihr Feuer nach dem Bestand an Granaten einteilten und in der Nacht lange Zeit zwischen den Schüssen verstreichen ließen. Das hieß nichts anderes, als dass sie ihn und seine Männer in der Nacht wach halten und vermutlich von einem Infanterieangriff im Morgengrauen ablenken wollten!

»Harris? Tongue?«, wisperte Sharpe. »Ihr geht nach rechts. Wenn ihr in Schwierigkeiten kommt, dann kehrt höllisch schnell zu Harper zurück. Pendleton, komm mit.« Er führte den jungen Mann nach links und tastete seinen Weg zwischen den Felsen entlang, bis er annahm, ungefähr fünfzig Schritte vom Pfad entfernt zu sein. Dann bedeutete er Pendleton, sich hinter einen Felsbrocken zu kauern, und ging selbst hinter einem Stechginster in Stellung. »Du weißt, was du zu tun hast.«

»Jawohl, Sir.«

»Dann genieß es.«

Zu seiner Überraschung genoss Sharpe es selbst. Es bereitete ihm eine diebische Freude. Vielleicht weil die Franzosen geplant hatten, was geschehen sollte, und nicht damit rechneten, dass sie durchschaut worden waren. Doch jetzt war keine Zeit zum Grübeln, sondern um einige Verwirrung zu stiften, und er wartete, bis er schon glaubte, er hätte sich geirrt und die Kanoniere würden nicht mehr feuern. Doch dann wurde das Dunkel von einem grellen Mündungsblitz zerrissen. Sharpe erhaschte im Krachen einen Blick auf den Rückstoß des Geschützes, das plötzlich von einer Rauchwolke eingehüllt wurde. Er wartete wieder, doch es dauerte nur Sekunden, bis er das gelbliche Schimmern der unbeschirmten Laterne sah und wusste, dass die Kanoniere die Haubitze zur Steinmarkierung schoben.

Er zielte auf die Laterne. Seine Sicht wurde durch die Nachwirkungen des Feuerns beeinträchtigt, doch er konnte das Lampenlicht deutlich erkennen. Als er abdrücken wollte, schoss einer seiner Männer rechts vom Pfad, und die Lampe wurden fallen gelassen. Der Schirm verrutschte, und Sharpe konnte in dem helleren Licht zwei dunkle Gestalten erkennen. Er schwenkte das Gewehr zu einer der beiden Gestalten und drückte ab. Er hörte Pendleton feuern, nahm das zweite Gewehr und zielte damit auf die zweite Gestalt. Ein Franzose sprang auf die Lampe zu, um sie zu löschen, und drei Gewehre, einschließlich das von Sharpe, krachten im selben Moment, und der Mann wurde zurückgeschleudert. Sharpe vernahm einen lauten Klang wie das Läuten einer fernen Glocke und wusste, dass eine der Kugeln das Rohr der Haubitze getroffen hatte.

Dann ging das Licht aus. »Weiter!«, zischte Sharpe Pendleton zu, und sie hetzten weiter nach links. Sie hörten Rufe der Franzosen, ein Mann keuchte und stöhnte, dann gebot eine lautere Stimme Schweigen. »Runter!«, befahl Sharpe raunend, und sie gingen zu Boden. Sharpe begann seine beiden Gewehre zu laden, ein schwieriges Unterfangen in der Dunkelheit. Er sah dort eine kleine Flamme aufleuchten, wo er und Pendleton noch vor Sekunden gewesen waren, und er wusste, dass die glimmende Watte aus einem ihrer Gewehre das Gras in Brand gesetzt hatte. Es flackerte einen Augenblick, dann sah Sharpe dunkle Schatten in der Nähe und nahm an, dass die französischen Infanteristen, die das Geschütz bewachten, nachschauten, wer geschossen hatte, jedoch niemanden fanden, das brennende Gras austraten und zur Haubitze zurückkehrten.

Es folgte Stille. Dann konnte Sharpe das Murmeln von Stimmen hören. Er nahm an, dass die Franzosen besprachen, was sie als Nächstes tun sollten. Die Antwort kam schnell genug, denn er hörte das Trampeln von Schritten und schloss daraus, dass die Infanterie losgeschickt worden war, um die nächste Hügelseite zu durchkämmen. Doch in der Dunkelheit stolperten sie über Steine oder verfingen sich im Ginstergebüsch. Offiziere fluchten und bellten ihre Männer an, die in der Dunkelheit leicht aus dem Hinterhalt überfallen werden konnten. Nach einer Weile kehrten sie zum Waldrand zurück, und es folgte wieder langes Warten. Sharpe konnte den Ansetzer der Haubitze hören.

Die Franzosen denken vermutlich, dass ihre Angreifer fort sind, dachte er. Seit Langem waren keine Schüsse gefallen, ihre Infanterie hatte ihre oberflächliche Suche beendet, und sie fühlten sich vermutlich sicherer, denn die Kanoniere versuchten das Zündfeuer wieder zu entfachen, indem sie es ein paar Mal hin- und herschwenkten, bis die Spitze rot glühte. Sie brauchten nicht die zusätzliche Hitze, um das Riedgras im Zündloch zu entflammen, sondern eher, um das Zündloch zu sehen. Es war der Tod für den Kanonier, der auf die Spitze der Lunte blies und sie dann ins Zündloch hielt. In diesem Moment peitschte ein Schuss, und entweder Harris oder Tongue tötete ihn.

Sharpe sah eine Mündungsflamme zu seiner Rechten und starrte genauer hin. Die französische Infanterie formierte sich zu Reihen, die herabgefallene Zündschnur wurde aufgehoben, und in dem Moment, in dem die Haubitze feuerte, schossen die Musketen eine Salve in Richtung von Tongue und Harris.