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»Wie, zur Hölle, kommen wir da rüber, Sir?«, fragte Pendleton.

Sharpe hatte keine Antwort darauf. »Immer nur weiter!«, sagte er und führte seine Männer eine Gasse hinab, die wie eine schmale Steintreppe zu einer unteren Straße führte. Eine Ziege lief ihm auf scharfen Hufen vor den Beinen herum und schleifte einen abgerissenen Haltestrick hinter sich her. Am Fuß der Treppe lag ein betrunkener portugiesischer Soldat, die Muskete neben ihm und ein Weinschlauch auf seiner Brust. Sharpe, der wusste, dass seine Männer stoppen und den Wein trinken würden, trat den Weinschlauch auf das Pflaster und stampfte darauf, sodass das Leder barst.

Die Gassen wurden schmaler und verstopfter mit Leuten, als sie näher an den Fluss gelangten. Die Wohnhäuser waren hier höher und wechselten mit Werkstätten und Lagern ab. Ein Stellmacher vernagelte seinen Eingang mit Brettern, eine Vorsichtsmaßnahme, über die sich die Franzosen nur ärgern würden und die der Mann mit der Zerstörung seiner Werkzeuge würde bezahlen müssen.

Ein rot angestrichener Fensterladen klapperte im Westwind. Zwischen den hohen Häusern flatterte zum Trocknen aufgehängte Wäsche. Eine Kanonenkugel krachte durch Dachziegel, zersplitterte Dachbalken und ließ Scherben und Splitter auf die Straße regnen. Ein Hund, der von einem Dachziegelstück getroffen worden war, jaulte kläglich. Eine Frau schrie nach einem Kind. Eine Schar von Waisen, alle in einheitlichen weißen Kitteln, schrie entsetzt, und zwei Nonnen versuchten, sich einen Weg zu ihnen zu bahnen. Ein Priester rannte aus einer Kirche, ein massives silbernes Kreuz auf einer Schulter und einen Stapel Messgewänder auf der anderen.

In vier Tagen ist Ostern, dachte Sharpe.

»Benutzt eure Gewehrkolben!«, rief er und ermunterte die Schützen, sich ihren Weg durch die Menge zu erzwingen, die den schmalen Torweg blockierte, der zur Anlegestelle führte. Ein Karren, beladen mit Möbeln, war auf der Straße liegen geblieben, und Sharpe befahl seinen Männern, ihn zur Seite zu schieben, um mehr Platz zu schaffen. Ein Spinett, vielleicht war es auch ein Cembalo, war von der Menge auf die Straße gerissen und in Trümmer geschlagen worden.

Einige von Sharpes Männern schoben die Waisen zur Brücke und benutzten ihre Gewehre, um die Erwachsenen zurückzuhalten. Körbe waren umgefallen, und Dutzende von lebenden Aalen glitten über das Pflaster. Französische Kanoniere hatten ihre Artillerie in die Oberstadt geschafft und protzten jetzt ab, um das Feuer der großen portugiesischen Batterie auf der Terrasse des Klosters gegenüber vom Tal zu erwidern.

Hagman rief eine Warnung, als drei blau berockte Soldaten aus einer Gasse auftauchten. Ein Dutzend Gewehre richtete sich auf die Bedrohung, doch Sharpe befahl den Männern, ihre Gewehre zu senken. »Sie sind Portugiesen!«, rief er, als er ihre Helme erkannte.

Eine betrunkene Frau schwankte aus einer Taverne und versuchte einen der Soldaten zu umarmen, und Sharpe, der zurückschaute, weil der Soldat protestierte, sah zwei seiner Männer, Williamson und Tarrant, durch die Tür der Taverne verschwinden.

Das wird die Idee vom verdammten Williamson sein, dachte Sharpe. Er rief Harper zu, weiterzugehen, dann folgte er den Männern in die Taverne. Tarrant blickte zurück, sah ihn und wollte seinen Kameraden warnen, aber er war viel zu langsam, und Sharpe drosch ihm die Faust in den Bauch, packte beide Männer, um ihre Köpfe zusammenzuschlagen. Er versetzte Williamson einen Fausthieb und Tarrant eine Ohrfeige und zerrte beide Männer zurück auf die Straße. Er hatte kein Wort gesagt und redete immer noch nicht mit ihnen, als er sie mit Tritten zum Torweg trieb.

Als sie durch den Torweg hindurch waren, war die Masse der Flüchtlinge noch größer geworden durch die Mannschaften von dreißig britischen Handelsschiffen, die in der Stadt durch eine Flaute gefangen gewesen waren und jetzt flüchten wollten. Die Matrosen hatten bis zum letzten Moment gewartet und gehofft, dass Wind aufkam, doch jetzt hatten sie ihr Schiff verlassen. Die Glücklichen unter ihnen benutzten ihre Beiboote, um über den Douro zu rudern, die Pechvögel schlossen sich dem chaotischen Gedränge auf der Brücke an.

»Hier lang!« Sharpe führte seine Männer an den Fassaden von Lagerhäusern vorbei, hinter der Menge her, und hoffte, näher an die Brücke heranzukommen. Er hörte das Grollen von Geschützen. Die portugiesische Batterie war in Rauch gehüllt, und alle paar Sekunden wurde der Rauch dichter. Wenn ein Geschütz feuerte, glühte es in der Rauchwolke rot auf, und mit einem Donnerschlag schoss eine Kanonenkugel zu den Franzosen hinüber.

Ein Haufen leerer Fischkisten gab Sharpe eine Plattform, von der aus er die Brücke sehen und abschätzen konnte, bis wann er und seine Männer sie sicher überqueren konnten. Er wusste, dass nicht viel Zeit blieb. Immer mehr portugiesische Soldaten flüchteten über die steilen Straßen hinab, und die Franzosen konnten nicht weit hinter ihnen sein. Er konnte das Krachen von Musketenfeuer zum tieferen Donnern der Geschütze hören.

Angespannt spähte er über die Köpfe der Menge hinweg und konnte sehen, dass Mrs Savages Kutsche es bis zum Südufer geschafft hatte. Sie hatte jedoch nicht die Brücke benutzt, sondern den Fluss auf einem plumpen Weinboot überquert. Andere Boote fuhren immer noch über den Fluss, doch sie waren mit bewaffneten Männern besetzt, die nur Passagiere mitnahmen, wenn sie bereit waren, dafür zu zahlen. Sharpe wusste, dass er eine Mitfahrt auf einem dieser Boote erzwingen konnte, wenn er nur an die Anlegestelle herankommen konnte, aber dafür würde er sich durch eine Menge Frauen und Kinder kämpfen müssen.

Er nahm an, dass die Brücke ein leichterer Fluchtweg sein würde. Sie bestand aus Planken, verlegt über achtzehn große Weinfässer, die gegen die Strömung des Flusses fest verankert waren. Jetzt war der Plankenweg voller Flüchtlinge in Panik, die noch größer wurde, als die ersten französischen Kanonenkugeln in den Fluss platschten.

Sharpe drehte den Kopf, um zum Hügel hinaufzublicken. Er sah die grünen Röcke von französischen Kavalleristen unter der großen Rauchwolke der französischen Geschütze, während die blauen Uniformröcke der französischen Infanterie in den Gassen tiefer unten auf dem Hügel zu sehen waren.

»Gott schütze Irland«, sagte Patrick Harper, und Sharpe wusste, dass der irische Sergeant dieses Stoßgebet nur benutzte, wenn die Situation verzweifelt war. Er blickte wieder zum Fluss und sah den Grund für Harpers Stoßgebet.

Der Fluss konnte nicht mehr auf der Brücke überquert werden. Die Katastrophe war geschehen.

»Mein Gott«, entfuhr es Sharpe.

In der Mitte des Flusses hatten die portugiesischen Pioniere eine Zugbrücke eingefügt, sodass Weinboote und andere kleine Schiffe flussaufwärts fahren konnten. Die Zugbrücke überspannte den weitesten Teil zwischen zwei Pontons und war aus schweren Eichenbalken gebaut, die mit Eichenplanken belegt waren und von Tauen, die an einem Paar durch Eisenstreben verstärkte dicke Holzpfosten befestigt waren, über Seilrollen mithilfe von Winden angehoben wurden. Der gesamte Mechanismus war schwer und plump, und die Pioniere hatten Warnschilder an jedem Ende der Brücke angebracht, dass nur ein Wagen, eine Kutsche oder ein Geschützgespann gleichzeitig die Zugbrücke benutzen durfte, aber jetzt war die Brücke so voller Flüchtlinge, dass die beiden Pontons, die die große Spannweite der Zugbrücke stützten, unter dem Gewicht einsanken. Die Pontons leckten - wie alle Schiffe -, und es hätten Männer an Bord sein müssen, um ihre Bilgen auszupumpen, doch diese Männer waren mit dem Rest geflüchtet. Das Gewicht der Menge und das langsame Lecken der Pontons bedeuteten, dass sich die Brücke immer tiefer senkte, bis die mittleren Pontons völlig unter Wasser waren und der schnell fließende Fluss gegen die Kanten des Plankenstegs spülte. Die Leute dort schrien. Einige blieben vor Schreck starr stehen, und immer noch drängten weitere vom Nordufer. Dann tauchte der ganze mittlere Brückenteil unter das graue Wasser, als die Leute dahinter weitere Flüchtlinge auf die Zugbrücke drängten, die immer tiefer sank.