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»Oh, Sharpe«, sagte Christopher traurig. »Wir brauchten irgendwo einen ruhigen Platz, wo wir eine Vereinbarung unterzeichnen konnten und wo der Pöbel nicht randalieren konnte, und so bot ich die Quinta an. Ich muss zugeben, dass ich Ihre missliche Lage nicht so sorgfältig beachtet habe, wie es hätte sein sollen, und das war mein Fehler. Es tut mir leid.« Er bot Sharpe sogar die Andeutung einer Verneigung an. »Die Franzosen kamen her und schätzten Ihre Anwesenheit als Falle ein und versuchten - wider meinen Rat - Sie anzugreifen. Ich entschuldige mich noch einmal, Sharpe, zutiefst, aber es ist jetzt vorüber. Sie haben freies Geleit, ohne kapitulieren, ohne die Waffen abgeben zu müssen. Sie können mit hoch erhobenem Haupt marschieren und mit meinen Glückwünschen, und natürlich werde ich dafür sorgen, dass Ihr Colonel erfährt, was Sie hier geleistet haben.« Er wartete auf Sharpes Antwort und lächelte, als keine kam. »Und natürlich«, fuhr er fort, »wird es mir eine Ehre sein, Ihnen Ihr Fernrohr zurückzugeben. Ich hatte ganz vergessen, es vorhin mitzunehmen.«

»Sie haben nichts vergessen, Sie Bastard«, grollte Sharpe.

»Sharpe«, sagte Christopher tadelnd, »versuchen Sie, nicht so grob zu sein. Versuchen Sie, zu verstehen, dass Diplomatie Feinheiten, Intelligenz und, ja, Verrat erfordert. Und versuchen Sie zu verstehen, dass ich Ihre Freiheit ausgehandelt habe. Sie können den Hügel im Triumph verlassen.«

Sharpe starrte in Christophers Gesicht, das so unschuldig wirkte, so erfreut, der Überbinger dieser Nachrichten zu sein. »Und was passiert, wenn wir bleiben?«, fragte er.

»Ich habe nicht die geringste Ahnung«, sagte Christopher, »aber ich werde es natürlich herausfinden, wenn dies Ihr Wunsch ist. Aber ich sage Ihnen, Sharpe, dass die Franzosen solche Hartnäckigkeit als eine feindliche Geste betrachten würden. Es gibt leider Leute in diesem Land, die gegen unsere Vereinbarung sein werden. Das sind irregeleitete Leute, die es vorziehen würden zu kämpfen, statt einen ausgehandelten Frieden zu akzeptieren, und wenn Sie hierbleiben, wird sie das in ihrer Dummheit bestärken. Meine persönliche Meinung ist, dass die Franzosen es als einen Verstoß gegen unsere Vereinbarung betrachten, wenn Sie darauf bestehen, hierzubleiben, und Mörser aus Oporto herschaffen und ihr Bestes tun werden, um Sie zum Gehen zu überzeugen.« Er sog an seiner Zigarre. Dann zuckte er zusammen, als ein Rabe an den Augen eines Gefallenen pickte. »Major Dulong möchte diese Männer einsammeln.« Er wies mit der Zigarre auf die Gefallenen.

»Er bekommt eine Stunde«, sagte Sharpe, »und er kann zehn unbewaffnete Männer mitbringen. Und sagen Sie ihm, dass einige meiner Männer auf dem Hügelhang sein werden, ebenfalls unbewaffnet.«

Christopher runzelte die Stirn. »Warum müssen Männer von Ihnen auf dem Hügelhang sein?«

»Weil wir unsere Toten begraben müssen«, sagte Sharpe. »Hier oben ist der Boden zu felsig.«

Christopher sog an der Zigarre. »Ich finde, es wäre viel besser, wenn Sie Ihre Männer jetzt hinunterbringen.«

Sharpe schüttelte den Kopf. »Ich werde darüber nachdenken«, sagte er.

»Sie wollen darüber nachdenken?« Christopher blickte jetzt verwirrt. »Und wie lange wird Ihr Nachdenken dauern?«

»So lange, wie ich brauche«, sagte Sharpe, »und manchmal bin ich ein sehr langsamer Denker.«

»Sie haben eine Stunde, Lieutenant«, sagte Christopher. »Genau eine Stunde.« Er sprach auf Französisch mit Dulong, der Sharpe zunickte. Sharpe erwiderte das Nicken. Dann warf Christopher die halb gerauchte Zigarre weg, machte auf dem Absatz kehrt und ging davon.

»Er lügt«, sagte Sharpe.

Vicente hatte Zweifel. »Wie können Sie da so sicher sein?«

»Das kann ich Ihnen sagen«, erwiderte Sharpe. »Der Scheißer hat mir keinen Befehl gegeben. Dies ist die Armee. Sie schlagen nichts vor. Man befiehlt, tu dies, tu das, aber so war das nicht. Er hat mir schon zuvor Befehle gegeben, aber heute nicht.«

Vicente übersetzte für Feldwebel Macedo, der wie Sergeant Harper hinzugebeten worden war, um sich Sharpes Bericht anzuhören. Beide blickten besorgt wie Vicente drein, sagten jedoch nichts. »Warum«, fragte Vicente, »hat er Ihnen keinen Befehl gegeben?«

»Weil er will, dass ich aus eigenem Entschluss von dieser Hügelkuppe runtergehe, denn was dann unten geschieht, wird nicht schön sein. Weil er gelogen hat.«

»Dessen können Sie nicht sicher sein«, sagte Vicente und klang mehr wie Anwalt, der er gewesen war, bevor er Soldat geworden war.

»Wir können bei verdammt gar nichts sicher sein«, grollte Sharpe.

Vicente blickte nach Osten. »Die Geschütze schweigen bei Amarante. Ist dort vielleicht Frieden?«

»Und warum sollte dort Frieden sein?«, fragte Sharpe. »Warum sind die Franzosen überhaupt erst hergekommen?«

»Um den Handel mit Britannien zu stoppen«, sagte Vicente.

»Und warum sollen wir uns jetzt zurückziehen? Der Handel wird fortgesetzt werden. Sie haben den Job noch nicht erledigt, und die Franzosen geben nicht so schnell auf.«

Vicente dachte darüber nach. »Vielleicht wissen sie, dass sie zu viele Männer verlieren werden. Je weiter sie in Portugal einmarschieren, desto mehr Feinde machen sie sich und desto länger müssen sie ihre Nachschublinien beschützen. Vielleicht sind sie vernünftig.«

»Die Franzmänner kennen die Bedeutung dieses Wortes gar nicht. Und da ist noch etwas. Christopher hat mir kein Schriftstück gezeigt, keine unterzeichnete und versiegelte Vereinbarung.«

Vicente nickte nachdenklich. »Wenn Sie möchten, werde ich nach unten gehen und das Schriftliche verlangen.«

»Es gibt nichts Schriftliches«, sagte Sharpe, »und keiner von uns geht von diesem Hügel runter.«

Vicente starrte ihn an. »Ist das ein Befehl, senhor?«

»Das ist ein Befehl«, sagte Sharpe. »Wir bleiben.«

»Dann bleiben wir.« Vicente klopfte Macedo auf die Schulter, und die beiden kehrten zu ihren Männern zurück, damit sie ihnen sagen konnten, was geschehen war.

Harper setzte sich neben Sharpe. »Sind Sie sich völlig sicher?«

»Das bin ich mir verdammt nicht, Pat«, sagte Sharpe gereizt, »aber mein Gefühl sagt mir, dass er lügt. Er hat mich überhaupt nicht gefragt, wie viele Verluste wir hier oben haben. Wenn er auf unserer Seite wäre, würde er das fragen, oder etwa nicht?«

Harper zuckte mit den Schultern, als könne er diese Frage nicht beantworten. »Also, was passiert, wenn wir gehen?«

»Sie nehmen uns gefangen. Bringen uns ins verdammte Frankreich.«

»Oder schicken uns heim?«

»Wenn der Krieg vorbei ist, Pat, dann werden sie uns heimschicken, aber in diesem Fall wird uns jemand anderer das mitteilen. Ein portugiesischer Offizieller, aber nicht Christopher. Und wenn das Kämpfen vorbei ist, warum gibt er uns nur eine Stunde? Wir hätten den Rest unseres Lebens Zeit, von diesem Hügel runterzukommen, nicht nur eine Stunde.« Sharpe schaute den Hang hinab, wo der letzte französische Gefallene von einem Trupp Infanteristen geborgen wurde, der zuvor mit einer Parlamentärflagge und ohne Waffen heraufgeklettert war. Dulong hatte ihn angeführt, und er hatte daran gedacht, zwei Spaten mitzubringen, sodass Sharpes Männer ihre Leichen beisetzen konnten: die beiden Portugiesen, die im Morgengrauen beim Haubitzenbeschuss getötet worden waren, und Schütze Donnelly, der unter Steinen gelegen hatte, seit Dulongs Männer von Sharpe vom Gipfel vertrieben worden waren.

Vicente hatte Feldwebel Macedo und drei Männer geschickt, um die Gräber für ihre Toten auszuheben, und Sharpe hatte den zweiten Spaten Williamson gegeben. »Das Grab auszuheben wird das Ende Ihrer Bestrafung sein«, hatte er gesagt. Seit der Konfrontation im Wald hatte Sharpe Williamson Zusatzdienst gegeben, um ihn beschäftigt zu halten und seinen Widerstand zu brechen, doch jetzt fand Sharpe, dass er genug gestraft war. »Und lassen Sie Ihr Gewehr hier«, fügte Sharpe hinzu.