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Williamson hatte sich den Spaten geschnappt, sein Gewehr hingeworfen, und war, von Dodd und Harris begleitet, den Hügel hinabgegangen, bis er eine Stelle mit genügend Erdreich über dem Felsboden gefunden hatte, um ein Grab auszuheben. Harper und Slattery hatten die Leiche von der Hügelkuppe hinabgetragen und in das Loch gerollt, und dann hatte Harper ein Gebet gesprochen, und Slattery hatte den Kopf geneigt, und jetzt schaufelte Williamson in Hemdsärmeln das Grab zu, während Dodd und Harris beobachteten, wie die Franzosen die letzten ihrer Gefallenen forttrugen.

Harper beobachtete ebenfalls die Franzosen. »Was wird, wenn sie einen Mörser holen?«, fragte er.

»Dann gute Nacht«, sagte Sharpe. »Aber es kann viel passieren, bevor ein Mörser hier ist.«

»Was?«

»Keine Ahnung«, sagte Sharpe gereizt. Er wusste es wirklich nicht, ebenso wenig, was er tun konnte. Christopher war sehr ausweichend gewesen, und nur Sharpes Starrköpfigkeit hatte ihn so sicher gemacht, dass der Colonel log. Das und der Ausdruck in Major Dulongs Augen. »Vielleicht irre ich mich, Pat, das ist durchaus möglich. Das Dumme ist, dass es mir hier gefällt.«

Harper lächelte. »Ihnen gefällt es hier?«

»Mir gefällt es, von der Armee weg zu sein. Captain Hogan ist in Ordnung, aber der Rest? Den kann ich nicht leiden. Und hier draußen bin ich auf mich allein gestellt. Also bleiben wir.«

»Aye«, sagte Harper, »und ich finde, Sie haben recht.«

»Tatsächlich?« Sharpe war überrascht.

»Tatsächlich. Meine Mutter hat immer gesagt, dass ich nicht zum Denken tauge.«

Sharpe lachte. »Gehen Sie und reinigen Sie Ihr Gewehr, Pat.«

Cooper hatte Wasser erhitzt, und einige der Schützen benutzten es, um die Läufe ihrer Waffen abzuspülen. Jeder Schuss hinterließ eine dünne Pulverschicht, die dicker werden konnte, bis das Gewehr unbrauchbar wurde, doch heißes Wasser löste die Rückstände. Einige Schützen zogen es vor, in den Lauf zu pinkeln. Hagman benutzte das heiße Wasser und schabte dann mit seinem Ladestock durch den Lauf. »Soll ich auch Ihres reinigen, Sir?«, fragte er Sharpe.

»Das kann warten«, sagte Sharpe. Dann sah er Feldwebel Macedo und seine Männer zurückkehren, und er fragte sich, wo seine eigenen Männer, die Donnelly hatten beerdigen sollen, geblieben waren. So ging er zur nördlichsten Schanze und sah von dort aus, wie Harris und Dodd die Erde über Donnellys Grabstätte feststampfen, während sich Williamson auf den Spaten stützte. »Seid ihr noch nicht fertig?«, rief er ihnen zu. »Beeilt euch!«

»Wir kommen schon, Sir!«, rief Harris zurück, und er und Dodd hoben ihre Röcke auf und stiegen den Hügel herauf. Williamson schulterte den Spaten, und es sah aus, als würde er ihnen folgen, doch plötzlich warf er sich herum und rannte in die entgegengesetzte Richtung hügelabwärts.

Harper fluchte und riss sein Gewehr an die Schulter.

Sharpe drückte den Lauf nieder. Nicht, weil er Williamson das Leben retten wollte, sondern weil ein Waffenstillstand vereinbart worden war. Selbst ein einziger Schuss konnte ihn gefährden, und die Haubitze konnte darauf antworten, während sich Dodd und Harris noch ungedeckt auf dem Hang befanden.

»Der Bastard!« Hagman beobachtete Williamson, der den Hang hinunterhetzte, als könne er so einer Kugel entkommen. Sharpe empfand ein schreckliches Gefühl des Versagens. Er hatte Williamson nicht gemocht, aber trotzdem war es nach Sharpes Meinung sein Versagen als Offizier, wenn ein Mann desertierte. Der Offizier würde natürlich nicht bestraft werden, und der Mann - wenn er je gefasst wurde - würde erschossen werden. Es war ein Tadel für ihn als Offizier.

Harper sah Sharpe die Betroffenheit an, und er schickte sich sogar an, Williamson zu stoppen, doch er verharrte, als Sharpe ihn zurückrief. »Ich hätte Williamson nie zu dieser Aufgabe einteilen sollen«, sagte er bitter.

»Warum nicht?«, sagte Harper. »Sie konnten nicht wissen, dass er desertieren würde.«

»Ich verliere nicht gern Männer«, sagte Sharpe.

»Es ist nicht Ihre Schuld!«, wandte Harper ein.

»Wessen Schuld dann?«, fragte Sharpe ärgerlich. Williamson war in den französischen Reihen verschwunden, vermutlich, um sich Christopher anzuschließen, und Sharpes einziger kleiner Trost war, dass er sein Gewehr nicht hatte mitnehmen können. Aber es war immer noch sein Versagen, und das Schuldgefühl blieb. »Am besten gehen Sie in Deckung«, sagte er, »denn gleich werden sie wieder ihr verdammtes Geschütz abfeuern.«

Die Haubitze feuerte zehn Minuten vor Ablauf der Stunde, und niemandem auf der Hügelkuppe fiel das auf, weil keiner eine Uhr besaß. Das Geschoss streifte einen Felsbrocken unter der niedrigsten Schanze und flog in den Himmel, wo es in Feuer und Rauch explodierte. Ein heißer Splitter bohrte sich in den Kolben von Dodds Gewehr, und die restlichen Splitter schlugen gegen Felsbrocken.

Sharpe, der sich immer noch wegen Williamsons Fahnenflucht schuldig fühlte, beobachtete die Hauptstraße im fernen Teil des Tals. Dort war Staub zu sehen, und er konnte Reiter im Nordwesten auf der Oporto-Straße erkennen. Kam der Mörser? Wenn ja, dachte er, muss ich mir Gedanken über eine Flucht machen. Wenn sie sich nach Westen wandten, konnten sie vielleicht den Kordon der Dragoner durchbrechen und auf höheres Terrain gelangen, wo Felsen die Dinge für Reiter erschweren würden. Trotzdem würde ein Entkommen auf dieser Route nicht leicht werden. Sollten sie es in der Nacht versuchen? Wenn es ein Mörser war, der sich da näherte, würde er noch vor Mitternacht im Einsatz sein. Er starrte auf die ferne Straße - fluchend, weil Christopher ihm sein Fernrohr nicht wiedergegeben hatte - und konnte keinerlei Fahrzeug, weder einen Munitionswagen noch eine Lafette, zwischen den Reitern entdecken, aber sie waren sehr weit entfernt und deshalb blieb die Ungewissheit.

»Mister Sharpe, Sir?« Es war Dan Hagman. »Kann ich rausgehen und mir die Bastarde ansehen?«

Sharpe brütete noch über sein Versagen, und sein erster Impuls war, Hagman zu sagen, dass er nicht seine Zeit verschwenden sollte. Doch dann wurde ihm die sonderbare Atmosphäre auf dem Hügel bewusst. Seine Männer waren verlegen wegen Williamson. Vermutlich befürchteten viele von ihnen, dass Sharpe sie in seinem Zorn für die Sünde eines Kameraden bestrafen würde, und einige wenige wären vielleicht Williamson gern gefolgt, aber die meisten empfanden die Desertion als Tadel für sie alle. Sie waren eine Einheit, sie waren Kameraden, und einer von ihnen hatte die Kameradschaft einfach weggeworfen. Doch jetzt bot Hagman an, etwas von diesem Stolz wiederherzustellen, und Sharpe nickte. »Gehen Sie nur, Dan. Aber nur Sie.« Er hob die Stimme und rief: »Nur Hagman!«

Sharpe blickte wieder zu der Staubwolke. Die Reiter waren auf einen schmaleren Pfad abgebogen, der nach Vila Real de Zedes führte, und er konnte keinerlei Fahrzeug sehen. So richtete er das Ersatzfernrohr wieder auf die Mannschaft der Haubitze und sah, dass sie eine neue Granate in den Lauf schob. »Geht in Deckung!«

Hagman blieb allein im Freien. Er lud sein Gewehr. Die feindliche Granate explodierte weit vom Wachturm entfernt über dem steilen westlichen Hang, und obwohl das Krachen ohrenbetäubend war, blickte Hagman nicht einmal auf. Er schob die in dünnes, flexibles Leder gehüllte Kugel in den Lauf und benutzte dann den Ladestock, um ihn hinabzustoßen. Es war harte Arbeit, und er schnitt eine Grimasse bei der Mühe, dann nickte er dankend, als Sharpe zu ihm trat und es ihm abnahm. Schließlich schob Sharpe den Ladestock wieder in die Ösen unter dem Lauf und gab die Waffe Hagman zurück. Hagman grinste Vicente an. »Es ist wie eine Frau«, sagte er und klopfte auf das Gewehr. »Kümmere dich liebevoll um sie, und sie revanchiert sich.«

»Sie werden bemerkt haben, dass Mister Sharpe das Rammen übernommen hat«, sagte Harper unschuldig.

Vicente lachte. Sharpe erinnerte sich plötzlich wieder an die Reiter, nahm das kleine Ersatzfernrohr und richtete es auf die Straße, die ins Dorf führte, doch er sah nur noch den Staub, den die Pferde der Reiter aufgewirbelt hatten. Sie waren hinter den Bäumen rund um die Quinta verschwunden, und so konnte er nicht sehen, ob sie einen Mörser gebracht hatten. Er fluchte. Nun, er würde es früh genug erfahren.