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»Du könntest dir mehr Mühe geben«, raunte ihr Christopher zu.

»Ich gebe mir Mühe«, antwortete sie ihm bitter. »Die Mühe, nicht bei jedem britischen Schuss zu jubeln.«

»Du bist lächerlich.«

»So, bin ich das?«

»Dies ist nur eine Demonstration«, erklärte Christopher. »Wellesley hat seine Männer hermarschieren lassen und kann nicht weiter. Er hängt fest. Es gibt keine Boote, und die Navy ist nicht blöde genug zu versuchen, in den Fluss zu den Festungen zu segeln. So schießt er ein paar Kanonenkugeln in die Stadt, dann macht er kehrt und marschiert nach Coimbra oder Lissabon zurück. Beim Schach, meine Liebe, würde das als Patt bezeichnet werden. Soult kann nicht nach Süden marschieren, weil seine Verstärkung nicht eingetroffen ist, und Wellesley kann nicht weiter nördlich vorstoßen, weil er keine Boote hat. Und wenn das Militär keine Entscheidung erzwingen kann, dann werden die Diplomaten die Sachen regeln müssen. Aus diesem Grund bin ich hier, wie ich dir ja dauernd zu sagen versuche.«

»Du bist hier, weil du mit den Franzosen sympathisierst«, sagte Kate.

»Das ist eine beleidigende Bemerkung«, sagte Christopher. »Ich bin hier, weil vernünftige Leute tun müssen, was sie können, damit der Krieg nicht weitergeht, und um mit dem Feind zu reden. Aber das kann ich nicht, wenn ich auf der falschen Seite des Flusses bin.«

Kate gab keine Antwort. Sie glaubte die komplizierten Erklärungen ihres Mannes nicht mehr, warum er so freundlich zu den Franzosen war, und sie hielt auch nichts von seinem Gerede, dass die neuen Ideen das Schicksal Europas bestimmten. Sie klammerte sich stattdessen an die simple Idee, eine Patriotin zu sein, und sie wollte nur den Fluss überqueren und sich den Männern auf der anderen Seite anschließen. Aber es gab keine Boote, keine Brücke mehr und keinen Fluchtweg, um zu entkommen.

Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und Christopher, der verabscheute, dass sie sich so trübselig zeigte, wandte sich ab. Er stocherte mit einem Zahnstocher aus Elfenbein zwischen seinen Zähnen herum und staunte, dass eine so schöne Frau so dumm sein konnte, ihn nicht zu verstehen.

Kate wischte ihre Tränen fort und ging zu dem Gärtner, der bedächtig die Lorbeerbüsche beschnitt. »Wie komme ich über den Fluss?«, fragte sie auf Portugiesisch.

Der Mann blickte nicht auf, weiter in seine Tätigkeit vertieft. »Sie können nicht rüber.«

»Aber ich muss!«

»Dann erschießt man Sie, wenn Sie es versuchen.« Er schaute sie an, sah die Husarenuniform und wandte sich ab. »Man erschießt Sie ohnehin.«

Eine Uhr in der Halle des Palastes schlug elf, als Marschall Soult die Treppe herunterkam. Er trug einen seidenen Morgenmantel über Hose und Hemd.

»Ist das Frühstück bereit?«, fragte er.

»Im blauen Empfangsraum, Sir«, antwortete sein Adjutant, »und Ihre Gäste sind da.«

»Gut, gut!« Er wartete, bis die Türen für ihn geöffnet wurden, dann begrüßte er die Besucher mit einem breiten Lächeln. »Nehmen Sie bitte Platz. Ah, ich sehe, wir sind zwanglos.« Letzteres galt dem Frühstücksbüfett, das auf einem langen Beistelltisch auf Platten, zum Teil auf Wärmeplatten, aufgereiht war. Der Marschall ging an der Reihe entlang und hob Deckel an. »Schinken! Hervorragend. Geschmorte Nieren, ausgezeichnet! Rindfleisch! Und etwas Zunge, gut, gut. Und Leber. Das sieht köstlich aus. Guten Morgen, Colonel.« Die Begrüßung galt Christopher, der sich vor dem Marschall verneigte. »Wie gut von Ihnen, herzukommen«, fuhr Soult fort. »Und haben Sie Ihre hübsche Gattin mitgebracht? Ah, ich sehe sie. Gut, gut. Sie werden hier sitzen, Colonel.« Er wies auf einen Stuhl neben seinem. Soult mochte den Engländer, der die Verschwörer verraten hatte, die geplant hatten, gegen ihn zu meutern, wenn er sich selbst zum König ernannt hätte. Der Marschall hatte diese Ambition immer noch, aber er wusste, dass er erst die britische und portugiesische Armee zurückschlagen musste, die es gewagt hatten, von Coimbra vorzurücken, bevor er Krone und Zepter annehmen konnte.

Soult war durch Sir Arthur Wellesleys Vorrücken überrascht worden, aber er war nicht alarmiert. Der Fluss wurde bewacht, und man hatte dem Marschall versichert, dass es keine Boote mehr auf dem anderen Ufer gab, und so konnten die Briten auf dem Südufer des Douro ewig festsitzen und Däumchen drehen.

In den hohen Fenstern klirrten die Scheiben im Takt des Beschusses. Der Marschall wandte sich vom Frühstücksbüfett ab. »Unsere Kanoniere sind heute Morgen ein bisschen lebhaft, nicht wahr?«

»Das sind meistens britische Geschütze, Sir«, antwortete ein Adjutant.

»Und was machen die?«

»Sie feuern auf unsere Posten am Kai«, sagte der Adjutant. »Sie erschlagen praktisch Fliegen mit Sechspfünderkugeln.«

Soult lachte. »So viel zu dem berühmten Wellesley, wie?« Er lächelte Kate an und forderte sie mit einer Geste auf, auf dem Ehrenplatz zu seiner Rechten Platz zu nehmen. »Sehr angenehm, eine so hübsche Frau als Gesellschaft beim Frühstück zu haben.«

»Besser, eine vor dem Frühstück zu haben«, bemerkte ein Infanterie-Colonel, und Kate, die besser Französisch sprach als die meisten der männlichen Gäste, errötete.

Soult häufte Leber und Schinken auf seinen Teller und setzte sich dann an den Tisch. »Sie erschlagen also Posten«, sagte er, »und was tun wir?«

»Batterie-Gegenfeuer, Sir«, antwortete der Adjutant. »Sie haben keine Nieren auf dem Teller? Soll ich Ihnen welche mitbringen?«

»Oh, seien Sie so nett, Cailloux. Ich liebe Nieren. Irgendwelche Neuigkeiten vom Castelo?« Das Castelo de Sâo lag am Nordufer des Douro, wo der Fluss ins Meer mündete, und war verstärkt worden, um einen britischen, von der See geführten Angriff zurückzuschlagen.

»Sie melden zwei Fregatten gerade außer Schussweite, Sir, aber kein anderes Schiff in Sicht.«

»Er kann sich nicht entscheiden, nicht wahr?«, sagte Soult mit Genugtuung. »Dieser Wellesley ist ein Zauderer. Bedienen Sie sich mit Kaffee, Colonel«, sagte er zu Christopher. »Und wenn Sie so nett wären, für mich ebenfalls eine Tasse. Vielen Dank.« Soult nahm sich eine Scheibe Brot und etwas Butter. »Ich sprach gestern Abend mit Vuillard. Er hatte Ausreden, Hunderte Ausreden!«

»Noch einen Tag, Sir«, sagte Christopher, »und wir hätten diesen Hügel einnehmen können.«

Kate, die Augen gerötet, schaute auf ihren leeren Teller hinab. »Wir«, hatte ihr Mann gesagt.

»Noch einen Tag?«, erwiderte Soult zornig. »Er hätte ihn in ein paar Minuten am ersten Tag seiner Ankunft einnehmen müssen!« Soult hatte sich an Vuillard und seine Männer von Vila Real de Zedes in dem Moment erinnert, als er erfahren hatte, dass die Briten und Portugiesen von Coimbra aus vorrückten, und er war ärgerlich gewesen, dass so viele Männer mit so wenigen Gegnern nicht fertig geworden waren. Nicht, dass es jetzt etwas ausmachte. Jetzt zählte nur, dass Wellesley eine Lektion erteilt werden musste.

Soult glaubte nicht, dass sich dies als schwierig erweisen würde. Er wusste, dass Wellesley nur eine kleine Armee und eine schwache Artillerie hatte. Er wusste das, weil Hauptmann Argenton vor fünf Tagen festgenommen worden war und jetzt all sein Wissen, das von seinem zweiten Treffen mit den Briten stammte, während des Verhörs preisgegeben hatte. Argenton hatte sich sogar mit Wellesley persönlich getroffen und die Vorbereitungen für das alliierte Vorrücken gesehen, und Argentons Aussagen hatten es den französischen Regimentern südlich des Flusses ermöglicht, der britischen Streitmacht rechtzeitig auszuweichen. Jetzt saß Wellesley auf der falschen Seite des Douro fest und hatte keinerlei Boote, um ihn zu überqueren, abgesehen vielleicht von ein paar Beibooten der britischen Marine, doch diese Gefahr bestand überhaupt nicht. Zwei Fregatten dümpelten auf See herum, weil Wellesley sich nicht entscheiden konnte!

Argenton, dem man sein Leben für Informationen versprochen hatte, war dank Christophers Enthüllungen gefangen genommen worden, und dadurch fühlte sich Soult in der Schuld des Engländers. Christopher hatte auch die Namen der anderen Verschwörer preisgegeben, Donadieu vom 47., die Brüder Lafitte vom 18. Dragonerregiment und noch einige andere Offiziere, und Soult hatte sich entschieden, nichts gegen sie zu unternehmen. Argentons Festnahme würde eine Warnung für sie sein. Sie alle waren beliebte Offiziere, und es war nicht gut für die Moral der Truppe, sie vor ein Erschießungskommando zu stellen. Er würde die Offiziere wissen lassen, dass er wusste, wer sie waren, und dann andeuten, dass ihr Leben von ihrem zukünftigen Verhalten abhing. Besser, solche Männer in der Tasche als im Grab zu haben.