»Das ist die richtige Medizin für die Franzosen!«, erklärte General Hill, als die Reihe der Geschütze erschien.
Das erste Geschütz, das feuerte, war eine Fünfeinhalb-Zoll-Haubitze, das britische Äquivalent des Geschützes, das Sharpe auf dem Wachturmhügel bombardiert hatte. Es war geladen mit kugelförmigem Schrapnell, Munition, die nur Britannien herstellte. Die Munition war von Lieutenant Colonel Shrapnel erfunden worden, und die Art ihrer Funktion war ein streng gehütetes Geheimnis. Das Geschoss, das mit Musketenkugeln um eine zentrale Pulverladung gefüllt war, ließ diese Kugeln und die Splitter der Hülle auf die feindlichen Soldaten herunterfallen, doch um richtig zu wirken, musste es kurz vor dem Ziel explodieren, sodass der Vorwärtsschwung das tödliche Geschoss auf den Feind zutrug, und diese Präzision erforderte, dass die Kanoniere ihre Lunten mit außergewöhnlicher Geschicklichkeit schnitten.
Der Kanonier der Haubitze hatte diese Geschicklichkeit. Die Haubitze donnerte und ruckte auf der Lafette zurück, das Geschoss flog im Bogen über den Fluss, ließ die Spur der brennenden Lunte hinter sich und explodierte zwanzig Yards vor und zwanzig Fuß über dem französischen Geschütz, das gerade abgeprotzt wurde.
Die Explosion zerriss die Luft rot und weiß. Die Kugeln und die Fragmente der zerschmetterten Hülle fielen kreischend herab, und jedes Pferd in dem französischen Gespann verendete, und jeder Mann der französischen Geschützmannschaft, insgesamt vierzehn, wurde entweder getötet oder verwundet, während das Geschütz selbst von der Lafette geworfen wurde.
»Ach du meine Güte«, sagte Hill und vergaß die blutrünstige Willkommensfreude beim Anblick der britischen Batterie. »Diese armen Teufel!«
Die Hochrufe der britischen Soldaten im Seminar wurden übertönt vom gewaltigen Donnern der anderen britischen Geschütze. Mit ihrer Stellung am südlichen Flussufer beherrschten sie die französische Stellung. Gewöhnliche Granaten und Kanonenkugeln fegten die französischen Geschütze mit schrecklicher Wirkung fort. Die französischen Kanoniere verließen ihre Geschütze, verließen ihre qualvoll wiehernden und verendenden Pferde und flüchteten, und dann eröffneten die britischen Geschütze das Feuer in die Reihen der nächsten französischen Kolonne. Sie bestrichen sie von der Flanke mit Feuer, schickten Kanonenkugeln durch die dicht gedrängten Reihen, ließen Schrapnellfeuer über ihren Köpfen explodieren und töteten mit schrecklicher Leichtigkeit.
Die französischen Offiziere sahen in Panik ihre zerstörte Artillerie und befahlen die Infanterie den Hang hinauf. Trommler zwischen den beiden Kolonnen begannen mit ihrem unaufhörlichen Rhythmus, und die vordere Reihe schreckte zusammen, als eine weitere Kanonenkugel eine rote Furche in die blauen Uniformen riss. Männer schrien und starben, doch immer noch wurden die Trommeln geschlagen, und Männer stießen ihren Kriegsschrei aus: »Vive l'Empereur!«
Sharpe hatte schon zuvor Kolonnen gesehen und fand sie rätselhaft. Die britische Armee kämpfte gegen andere Infanteristen in zwei Reihen formiert, und jeder Mann konnte seine Muskete benutzen. Und wenn Kavallerie drohte, formierten sie sich zu einem Karree aus vier Reihen, und immer noch konnte jeder mit seiner Muskete schießen. Doch die Soldaten im Herzen der zwei französischen Kolonnen konnte nicht feuern, ohne die vorderen Männer zu treffen.
Diese Kolonnen hatten beide etwa vierzig Männer in einer Linie und zwanzig in jeder Reihe. Die Franzosen benutzten eine solche Formation, weil es einfacher war, Wehrpflichtige zu überreden, in dieser Formation vorzurücken und weil - gegen schlecht ausgebildete Soldaten - allein der Anblick einer solch großen Menschenmasse einschüchternd war. Aber gegen Rotröcke war es der reinste Selbstmord.
»Gott schütze unseren guten King George«, sang General Hill mit überraschend feiner Tenorstimme. »Lang lebe unser nobler George, schießt nicht zu hoch.« Er sang die letzten vier Worte, und die Männer auf dem Dach grinsten.
Hagman visierte einen französischen Offizier an, der mit einem Säbel in der Hand den Hang hinaufrannte. Sharpes Schützen befanden sich auf dem nördlichen Flügel des Seminars, sahen sich der Kolonne gegenüber, die nicht von den britischen Geschützen auf der Klosterterrasse gerupft worden war. Eine neue Batterie wurde gerade auf dem Südufer des Flusses eingesetzt, und sie fügte ihren Beschuss dem der beiden Batterien auf dem Klosterhügel zu, der allein mit Gewehr- und Musketenfeuer erwidert wurde.
Vicentes Portugiesen bemannten die Schießscharten an der nördlichen Gartenmauer. Und inzwischen waren so viele Männer im Seminar, dass jede Schießscharte mit drei oder vier Mann besetzt werden konnte, sodass jeder feuern, zurücktreten und laden und von einem anderen ersetzt werden konnte.
Sharpe sah, dass einige der Rotröcke grüne Aufschläge und Manschetten hatten. Die Berkshires, die den Spitznamen »Ochsen« trugen, dachte er, was bedeutete, dass die gesamten »Ochsen« jetzt im Gebäude waren und neue Bataillone eintrafen.
»Zielt auf die Offiziere!«, rief Sharpe seinen Schützen zu. »Musketen - nicht feuern! Dieser Befehl gilt nur für die Gewehre!« Er machte den Unterschied, weil ein Musketenschuss auf diese Distanz eine Vergeudung war, aber seine Schützen würden tödlich treffen. Er wartete eine Sekunde, atmete tief durch und rief: »Feuer!«
Der Offizier, auf den Hagman gezielt hatte, ruckte zurück, warf beide Arme in die Luft, und sein Säbel flog im Bogen über die Kolonne. Ein anderer Offizier sank auf die Knie und umklammerte seinen Bauch, und ein Dritter hielt seine Schulter.
Die Front der Kolonne trat über den toten Offizier hinweg, und die blau berockte Linie schien zu erschauern, als weitere Kugeln in sie hineinschlugen. Und dann feuerten die langen französischen Reihen, in Panik, weil ihnen die Kugeln der Gewehrschützen um die Ohren flogen, hinauf zum Seminar. Die Salve war ohrenbetäubend, der Rauch wallte auf dem Hang wie Seenebel, und die Musketenkugeln klatschten gegen die Seminarmauern und zerschmetterten das Glas der Fenster. Die Salve diente dazu, die Franzosen für ein paar Yards zu verbergen, doch dann waren sie wieder zu sehen, weitere Gewehre feuerten, und ein anderer Offizier brach zusammen. Die Kolonne teilte sich, um den einsamen Baum zu passieren, dann vereinigten sich die langen Reihen wieder.
Die Männer im Garten begannen zu feuern. An den Seminarfenstern drängten sich die Rotröcke, und zusammen mit Sharpes Männern auf dem Dach drückten sie ab. Musketen krachten, Rauch verdichtete sich, die Kugeln trafen Männer in den vorderen Reihen der Kolonne, und die vorrückenden Männer dahinter verloren ihren Zusammenhalt, als sie versuchten, nicht auf ihre gefallenen oder verwundeten Kameraden zu treten.
»Feuert tief!«, rief ein Sergeant der Ochsenbrigade seinen Männern zu. »Verschwendet nicht die Munition Seiner Majestät!«
Colonel Waters verteilte Feldflaschen auf dem Dach für die Männer, die vom Aufbeißen der Patronen wie ausgedörrt waren. Der Salpeter im Schießpulver trocknete schnell den Mund aus, und die Männer schluckten gierig das Wasser zwischen den Schüssen.
Die Kolonne, die das Seminar an der westlichen Fassade angriff, war bereits von Gewehr- und Musketenfeuer dezimiert, doch die Kanonade vom Südufer des Douro war weitaus schlimmer. Kanoniere hatten selten so ein leichtes Ziel gefunden, und sie arbeiteten wie Dämonen. Schrapnellgeschosse explodierten in der Luft, Kanonenkugeln hämmerten durch die Reihen, und Granaten explodierten inmitten der Kolonne. Drei Trommler wurden durch Schrapnell getroffen, dann erschlug eine Kanonenkugel einen anderen Trommlerjungen, und als das Trommelspiel verstummte, verließ die Infanteristen der Mut und sie wichen zurück.