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Die Geschütze wurden den südlichen Hang des Tals hinauf etwa hundert Yards näher an die Brücke auf eine kleine Terrasse gerollt, von der aus sie ihre Kanonenkugeln in die Masse der Franzosen feuern konnten. Regen zischte und dampfte auf den Rohren, als die Kanonen donnerten und die ersten Geschosse in die Nachhut einschlugen. Ein Dragonerpferd wieherte schrill, bäumte sich auf und tötete einen Mann mit seinen auskeilenden Hufen. Weitere Kanonenkugeln trafen. Ein paar Franzosen, die erkannten, dass sie niemals lebend die Brücke erreichen würden, warfen ihre Musketen weg und hoben die Hände.

Die Briten öffneten ihre Reihen, um die Gefangenen durchzulassen, schlossen die Reihen und schickten eine Salve in den französischen Pöbelhaufen. Die Flüchtenden schoben und drängten, bahnten sich kämpfend einen Weg auf die Brücke. Der Andrang auf die halb abmontierte Fahrbahn ohne Geländer war so groß, dass Männer und Pferde über den Rand gedrängt wurden und in den Cavado stürzten, und immer noch donnerten die beiden Kanonen, schossen jetzt auf die Ponte Nova, und die Balken und Baumstämme auf dem einzigen Fluchtweg der Nachhut färbten sich rot vom Blut der Getroffenen.

Die Kanonenkugeln trieben mehr Männer und Pferde zum ungeschützten Rand der Brücke, sodass die vielen Toten und Sterbenden eine Art Damm unter der Brücke bildeten. Der Höhepunkt der französischen Invasion Portugals war das Massaker in Oporto gewesen, wo Hunderte in Panik ertrunken waren. Jetzt waren die Franzosen auf einer anderen fast zerstörten Brücke, und die Toten des Douro waren gerächt.

Und immer noch hämmerten die Geschütze auf die Franzosen ein, und dann und wann schoss eine Muskete oder ein Gewehr trotz des Regens. Die Briten waren eine rachsüchtige Linie, die sich dem Horror der Ponte Nova näherte.

Weitere Franzosen kapitulierten. Einige weinten vor Scham, Hunger und Kälte, als sie sich ergaben. Ein Hauptmann vom 4. Leger warf seinen Säbel zu Boden, dann hob er ihn wieder auf und zerbrach die dünne Klinge über dem Knie, bevor er sich gefangen nehmen ließ.

»Feuer einstellen!«, rief ein Offizier der Coldstreamer.

Ein sterbendes Pferd wieherte gequält. Der Rauch der Musketen und Geschütze löste sich im Regen auf. Das Stöhnen der Menschen und Tiere, die mit gebrochenen Knochen ins Flussbett gestürzt waren, klang mitleiderregend. Der Damm der Toten und Verwundeten unter der Brücke war so hoch, dass sich das Wasser staute, doch blutrotes Wasser sickerte aus dem menschlichen Abflusskanal. Ein verwundeter Franzose versuchte sich aus dem Fluss zu stemmen und starb, bevor er das Ufer erreichte, wo Mitglieder der Coldstreamer Kapelle, die zugleich als Sanitäter fungierten, ihre verwundeten Feinde einsammelten. Die Ärzte zogen ihre Skalpelle an Lederriemen ab und tranken stärkende Schlucke Brandy. Die Wachsoldaten nahmen die Bajonette von ihren Musketen, und die Kanoniere rasteten neben ihren Dreipfünder-Kanonen.

Denn die Verfolgung war vorbei, und Soult war aus Portugal vertrieben.

Sharpe rannte den steilen Hang von der Felsklippe hinab, sprang über Geröll und hetzte im Zickzack zwischen Felsbrocken hindurch. Er hoffte, dass er nicht auf Geröll oder nassem Gras ausrutschte. Der Regen strömte herab, und Donner übertönte das ferne Krachen der Schüsse bei der Ponte Nova. Die Dämmerung schritt voran, das Zwielicht wurde dunkler und breitete eine gespenstische Düsternis über Portugals wilde nördliche Hügel aus, doch es war die Intensität des Regens, der die Brücke am meisten verhüllte.

Als Sharpe den Fuß der Klippe erreichte und der Boden eben wurde, sah er, dass die Saltador plötzlich fast leer war. Ein reiterloses Pferd wurde über den schmalen Streifen der Fahrbahn geführt, und das Tier hielt die Menschen dahinter auf. Dann sah Sharpe, dass ein Husar das Pferd führte und Christopher, Williamson und Kate gleich dahinter gingen.

Eine Gruppe Infanteristen kam von der Brücke, als Sharpe durch den Regen auf sie zutrat. Sie starrten ihn an. Einer wollte ihn aufhalten, aber Sharpe sagte ihm schroff, was geschehen würde, wenn er den Weg nicht freigab, und selbst wenn der Mann kein Englisch verstand, hatte er genügend Verstand, um zu gehorchen.

Dann war Sharpe auf der Saltador, und der Husar, der das Pferd führte, starrte ihn offenen Mundes an. Christopher sah ihn und wandte sich zur Flucht, doch weitere Männer befanden sich bereits auf der schmalen Fahrbahn, und so gab es in beide Richtungen keinen Ausweg von der Brücke.

»Tötet ihn!«, rief Christopher sowohl Williamson als auch dem Husaren zu, und es war der Franzose, der gehorsam seinen Säbel zog. Doch Sharpes Schwert peitschte durch den Regen, und die Hand des Franzosen mit dem Säbel wurde fast abgetrennt. Dann stieß Sharpe die Klinge in die Brust des Husaren, und der Kavallerist stürzte in den Misarella. Das Pferd, erschreckt von dem Blitzen und jetzt ohne Führung, wieherte auf und preschte an Sharpe vorbei, stieß ihn fast in die Tiefe. Seine Hufeisen schlugen Funken aus den Steinen, und dann stand Sharpe Christopher und Williamson auf der Brücke gegenüber.

Kate schrie beim Anblick des Schwerts in Sharpes Rechter auf.

»Kletter auf den Hügel!«, rief Sharpe ihr zu. »Schnell, Kate, geh!« Er fasste Christopher ins Auge. »Und du, Bastard, gibst mir mein Fernrohr zurück!«

Christopher streckte die Hand aus, um Kate zu stoppen, doch Williamson versperrte ihm den Weg. Kate erkannte, dass ihre Sicherheit nur ein paar Schritte entfernt war, und sie rannte an Sharpe vorbei. Williamson versuchte, sie zu packen, dann schwang Sharpes Schwert auf ihn zu, und er musste die Klinge mit seiner Muskete parieren. Der Aufprall des Schwerts auf der Muskete trieb Williamson einen Schritt zurück, und Sharpe folgte ihm bereits. Die Klinge zuckte vor wie eine zustoßende Schlange und zwang Williamson einen weiteren Schritt zurück, doch dann schob Christopher den Deserteur wieder auf Sharpe zu.

»Töte ihn!«, schrie er Williamson an, und der Deserteur tat sein Bestes, schwang die Muskete wie eine große Keule, doch Sharpe sprang vor dem wilden Hieb zurück, fing sich und griff wieder an. Das Schwert zischte durch den Regen, traf Williamson seitlich am Kopf und trennte ihm fast das Ohr ab. Williamson taumelte. Sein breitkrempiger Lederhut hatte den Hieb abgemildert, doch die Wucht des Treffers trieb ihn zur Seite auf den Rand der Brücke ohne Geländer zu.

Sharpe griff immer noch an, diesmal mit einem Ausfall, und die Säbelspitze durchbohrte den grünen Rock des Deserteurs, traf eine Rippe und stieß Williamson von der Brücke. Er schrie, als er in die Tiefe stürzte, dann war Sharpe allein mit Christopher auf der Saltador.

Christopher starrte seinen Feind an. Er konnte nicht glauben, was er sah. Er versuchte zu sprechen, denn Worte waren immer seine beste Waffe gewesen, doch er brachte kein Wort heraus.

Sharpe ging langsam auf ihn zu.

Plötzlich tauchten hinter dem Colonel einige Franzosen auf. Sie wussten nicht, was los war, wunderten sich, dass er den Weg blockierte, und drängten ihn weiter, auf Sharpes Schwert zu.

Christopher hatte nicht den Mut, seinen eigenen Säbel zu ziehen und sich dem Duell zu stellen, und so sprang er aus Verzweiflung in die regnerische Dunkelheit der Schlucht des Misarella.

Vicente, Harper und Feldwebel Macedo waren Sharpe den Hügel hinabgefolgt, und jetzt begegnete ihnen Kate.

»Kümmern Sie sich um sie, Sir!«, rief Harper Vicente zu, dann eilte er mit Feldwebel Macedo zur Brücke.

In diesem Moment sprang Sharpe von dem Streifen der Fahrbahn hinab.

»Sir!«, rief Harper. »Oh mein Gott!« Er fluchte. »Der verdammte Bastard ist in den Fluss gesprungen!« Er führte Macedo über die Straße, als eine Flut von blau berockten Infanteristen von der Brücke strömten, aber wenn irgendeiner der Franzosen es seltsam fand, dass feindliche Soldaten auf dem Ufer des Misarella waren, so zeigte er kein Anzeichen darauf. Sie wollten nur entkommen, und so eilten sie nordwärts gen Spanien, als Harper in die Schlucht spähte, um einen Blick auf Sharpe zu erhaschen. Er konnte tote Pferde und die Leichen Dutzender Franzosen sehen, die von dem hohen Bogen der Saltador gestürzt waren, aber er entdeckte weder Christopher noch Sharpe.