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»Igitt!«, rief sie, hielt sich die Augen zu und drehte den Kopf weg.

»Bitte wende dich nicht von mir ab«, sagte eine Stimme, und als die Prinzessin noch einmal durch ihre Finger blinzelte, sah sie, dass es tatsächlich die Kröte war, die gesprochen hatte.

»Warum nicht?«, wollte sie wissen. »Du bist zu hässlich, als dass du meinen Blick verdienst.«

Traurig sah die Kröte sie an. »Vielleicht könnte ich dir ja helfen«, sagte sie.

Die Prinzessin lachte gehässig. »Was kannst du schon für mich tun?«

»Ich könnte dir deinen silbernen Apfel wiederbeschaffen«, sagte die Kröte. »Er liegt auf dem Grund des Brunnens. Wenn du mich in den Eimer setzt und hinablässt, kann ich ihn dir holen.«

»Aber dann müsste ich deine ekelhafte Haut anfassen«, sagte sie.

»Bereitet dir das solche Qual?«, fragte die Kröte. Da dachte die Prinzessin an den wunderschönen Silberapfel und sagte: »Vielleicht nicht. Aber ich muss dabei die Augen schließen.«

»Na schön, wenn das dein Wunsch ist«, sagte die Kröte freundlich.

»Und nachdem du meinen Silberapfel geholt hast, sind wir miteinander fertig?«, fragte die Prinzessin.

Die Kröte neigte den Kopf zur Seite. »Als Dank für meine Hilfe«, sagte sie, »verlange ich nur eines.«

»Und das wäre?« Die Prinzessin war überrascht. Was konnte sie der Kröte schon für einen Gefallen tun?

»Sobald du den Apfel wieder in der Hand hast, musst du mich küssen.«

Die Prinzessin konnte ihren Abscheu kaum unterdrücken, doch ihr Verlangen nach dem Apfel war so groß, dass sie schließlich einwilligte. So schloss sie die Augen, nahm angeekelt die Kröte zwischen die Finger und ließ sie unsanft in den Eimer fallen. Dann senkte sie ihn in den Brunnen hinab.

»Ich hab ihn!«, rief die Kröte vom Grund des Brunnens, und die Prinzessin zog den Eimer an der Kette langsam wieder herauf. Doch während er allmählich näher kam, bereute sie ihr übereiltes Versprechen und ließ ihn rücksichtslos fallen. Unter großem Gepolter schoss der Eimer in die Tiefe und schlug laut klatschend auf dem Wasser auf. Die Prinzessin achtete nicht auf das Schreien der Kröte und rannte zum Schloss zurück.

In dieser Nacht tobte ein schrecklicher Sturm mit sintflutartigem Regen. Am nächsten Morgen ging die Prinzessin wie immer in den Rosengarten, doch als sie den Brunnen sah, blieb sie verblüfft stehen, denn das Wasser floss über den Rand, und im Gras hockte die Kröte mit dem silbernen Apfel zwischen den Füßen.

»Der Regen hat mich aus dem Brunnen gehoben«, sagte sie. »Was für ein Pech, dass du gestern den Eimer nicht mehr halten konntest.«

Die Prinzessin, die jetzt das gutmütige Wesen der Kröte erkannte, bereute bitter, wie sie das Tier behandelt hatte.

»Möchtest du den silbernen Apfel haben?«

»Ja, gern«, sagte sie, »aber erst muss ich etwas für dich tun.« Und sie bückte sich und küsste die Kröte behutsam auf die Wange. Und siehe da, als sie die Augen öffnete, war die Kröte verschwunden und an ihrer Stelle stand ein stattlicher Prinz.

Anhang II

Die Große Zitterspinne

Pholcus phalangioides

Diese Spinne, die dem langbeinigen Weberknecht gleicht, sitzt tagsüber normalerweise reglos in ihrem Netz. Wird sie gestört, vollführt sie heftige Schüttelbewegungen, die ihr Netz mit ihr auf und ab schwingen lassen und sie so für ihre Feinde unsichtbar machen. Ihre langen Beine sind vorteilhaft für sie, weil sie ihr erlauben, sich von gefährlicher Beute fernzuhalten und sie gleichzeitig mit Fäden zu umgarnen und zu fesseln. Zitterspinnen ernähren sich von Insekten und anderen Spinnen, selbst von eigenen Artgenossen. Nachts suchen die männlichen Tiere nach weiblichen und bekunden ihre Anwesenheit, indem sie behutsam das Netz zum Vibrieren bringen. Die geschlüpften Spinnen halten sich zunächst in der Nähe des mütterlichen Netzes auf, doch wenn sie größer werden, verlassen sie es, um der Gefahr zu entgehen, von ihren Geschwistern gefressen zu werden.

F. E. Higgins, in London geboren, in Irland aufgewachsen, lebt in einem kleinen Dorf in der englischen Grafschaft Kent. »Silbertod« ist nach »Das Schwarze Buch der Geheimnisse« ihr zweites Jugendbuch.