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»Ich begleite dich«, sagte Telima. »Ich weiß, wie man Sklaven behandelt.«

»Wenn ich sie suche, dann allein.«

»Wie mein Ubar befiehlt«, sagte Telima und wandte sich zum Gehen. Ich blieb allein auf der Spitze des Wehrturms zurück.

Ich blickte über das Thassa und die Sümpfe. Thurnock erstieg die Treppe des Turms. Er hatte Bogen und Pfeile bei sich. »Die Dorna«, sagte er, »und die Tela und Venna sind bei Morgengrauen zur Inspektion bereit.«

»Ich bin einsam«, sagte ich zu ihm.

»Alle Männer sind von Zeit zu Zeit einsam. Außer wenn sie von der Liebe berührt werden, sind alle Männer einsam.«

Ich schaute über die Deltamauer, die meinen Besitz zum Sumpf hin sicherte. Ich sah das Mädchen Elinor, das auf der Mauerkrone spazierenging, wie so oft um diese Stunde. Sie starrte über das Ried und die schimmernden Wasserläufe. Sie ist eine schöne Frau.

»Es wird Zeit, daß sie in der Küche angekettet wird«, sagte Thurnock.

»Erst zur neunzehnten Stunde«, erwiderte ich.

»Möchte mein Kapitän einen Krug Paga mit mir trinken, ehe wir uns zurückziehen?«

»Vielleicht, Thurnock. Vielleicht.«

»Wir müssen früh aufstehen.«

Ich beobachtete Elinors einsame Gestalt.

»Am einsamsten«, sagte ich, »sind jene, die von der Liebe berührt und dann alleingelassen wurden.«

Der Tarnangriff kam völlig überraschend, obwohl ich seit Tagen darauf gewartet hatte. Aus der zerrissenen Wolkendecke ertönte plötzlich das Donnern von Tarnflügeln. Wie ein schwarzer Pfeil stieß das Tier herab. Sofort begann die Alarmglocke zu läuten. Rufe wurden laut. Die Krallen des Tarns berührten die Deltamauer, und mit zuckenden Flügeln hockte das Tier dort, legte den Kopf zurück und schrie. Ich sah einen Moment lang den Helm des Kriegers und seine Hand, die sich nach unten streckte. Ich hörte das Mädchen aufschreien und sah sie zu dem Krieger laufen, dessen Hand sie ergriff.

»Nein!« sagte ich zu Thurnock, der seinen Bogen heben wollte. Er starrte mich verwirrt an.

»Nein!« sagte ich entschlossen.

Ich sah, wie sich die behelmte Gestalt im Sattel aufrichtete und mit herrischer Geste einen schweren Gegenstand auf den Mauergang warf. Ein Armbrustpfeil sirrte vom Hof aus durch die Nacht. Männer rannten durcheinander. Ich hörte lautes Gebrüll und Waffengeklirr. Der Pfeil hatte nicht getroffen. Der Tarn schrie erneut auf und erhob sich mit heftig schlagenden Flügeln in den dunklen, windigen Himmel, hielt auf die Monde Görs zu. Weitere Pfeile zischten hinter ihm durch die Luft. »Ich hätte ihn töten können!« rief Thurnock vorwurfsvoll. »Ein Angriff?« fragte jemand von unten.

»Nein!« rief ich hinab. »Zurück in die Betten!«

»Du hast das Mädchen verloren!« rief Thurnock. »Sie wurde dir geraubt!«

»Hol mir das Ding, das auf den Wehrgang geworfen wurde.« Thurnock gehorchte. Es war eine schwere Lederbörse. Im Licht einer Fackel zählte ich den Inhalt. Es waren hundert Münzen aus reinem Gold. Jede trug das Zeichen der Stadt Treve.

»Thurnock«, sagte ich, »jetzt wollen wir unseren Krug Paga trinken und dann schlafen gehen. Wir müssen früh aufstehen, denn die drei Schiffe müssen inspiziert werden.«

»Ja, mein Kapitän«, sagte Thurnock mit blitzenden Augen. »Jawohl!«