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„Ich nehme an, es würde das Kühlsystem zerstören“, pflichtete Benj bei. „Vor allem, falls man die Stange nachher nicht mehr montieren kann. Doch vielleicht ist es halb so schlimm. Ich werde einen Techniker zu finden versuchen, der das Kühlsystem genau kennt. Ich werde mich wieder melden.“

Ohne auf eine Antwort von Dondragmer zu warten, stemmte sich der Junge aus dem Sessel und eilte aus dem Kommunikationsraum.

Kaum war er verschwunden, baten die Observer, die die mesklinitische Sprache nicht beherrschten, Easy um eine Zusammenfassung des Gesprächs.

Als Benj mit einem Techniker zurückkehrte, der ebenfalls kein Stennish konnte, so daß der Junge für ihn zu übersetzen gezwungen war, hörte man unter den übrigen Anwesenden manchen erleichterten Stoßseufzer. Die beiden nahmen vor den Bildschirmen Platz, und Benj ließ sich von dem Techniker genau informi eren, was er zu sagen hatte, bevor er sein Mikrofon einschaltete. „Ich soll dem Captain ausrichten, daß die Radiatorstange vorwiegend mit Nägeln auf der Hülle der Kwembly befestigt ist, die nicht tief in der Hülle sitzen und entfernt werden können, ohne den Rumpf zu beschädigen. Um die Stange wieder zu befestigen, kann man die unter den Materialvorräten befindliche Verbundmasse benutzen. An den Austrittstellen beiderseits des Hecks wird man sie jedoch absägen müssen. Einmal entfernt, kann man die Stange als Erhitzer verwenden, indem man ihre Enden einfach mit den Kontakten einer Energieeinheit verbindet. Ich kann dem Captain sagen, daß die Gefahr eines Kurzschlusses nicht besteht, da die Konverter eigene Sicherheitsvorrichtungen enthalten. Ist es so richtig, Mr. Katini?“

„Das ist es“, nickte der kleine grauhaarige Techniker. Er gehörte zu jenen Leuten, die am Entwurf und an der Herstellung der Fahrzeuge beteiligt gewesen waren, und war überdies einer der sehr wenigen Menschen, die sich häufig für längere Zeit im Gebiet von Mesklins 3-G-Äquator aufzuhalten pflegten. „Ich glaube nicht, daß es schwierig sein wird, Dondragmer das zu erklären, auch ohne Übersetzung; ich kann es ihm auch persönlich sage n. Er und ich sind in menschlicher Sprache immer gut zurechtgekommen.“

Benj nickte, begann jedoch auf Stennish in sein Mikrofon zu sprechen. Easy hatte den Verdacht, daß er sich im Moment unerhört wichtig fühlte, und hoffte, daß er sich keine herbe Enttäuschung bereitete, aber sie sah keine Notwendigkeit zum Eingreifen. Sie mußte zugeben, daß er seine Dolmetschertätigkeit ausgezeichnet bewältigte. Er mußte aus den Gesprächen mit seinem Freund Beetchermarlf viel gelernt haben. In mancher Beziehung war er sogar besser als sie; er knüpfte Analogien, die ihr niemals eingefallen wären.

Bei seiner nächsten Antwort bediente der Captain sich der menschlichen Sprache. Der Junge schaute ein wenig verblüfft drein und bestätigte den Verdacht seiner Mutter durch den raschen, unsicheren Blick, den er ihr zuwarf. Sie hielt ihren Blick eisern auf den Bildschirm gerichtet.

„Ich habe verstanden“, ertönte die Stimme des Meskliniten mit leichtem Akzent, den er nicht immer ganz vermeiden konnte. „Dennoch möchte ich zuvor zwei Erklärungen. Erstens, wie können wir die Stange anschließend wieder mit dem Kühlsystem verbinden? Ich bezweifle, daß Verbundmasse allein die richtige Methode ist. Ich möchte die Anlage nicht für immer außer Betrieb haben, da Dhrawn sich seiner Sonne nähert und das Wetter allmählich wärmer wird. Zweitens, wenn wir Elektrizität in das Eis oder ins Schmelzwasser leiten, besteht irgendeine Gefahr für Personen, die sich darin aufhalten? Können die Anzüge genug Schutz bieten? Ich vermute, sie sind wegen ihrer Transparenz ziemlich gute Isolatoren.“

Der Techniker begann sofort, die Antwort durchzugeben, während Benj sich wunderte, welcher Zusammenhang zwischen Transparenz und Elektroleitfähi gkeit bestehen möge und wieso Dondragmer sich damit auskannte.

„Die Montage läßt sich einfach bewerkstelligen.

Drückt die Metallenden fest aneinander und umwickelt die Kontaktstellen mit in Verbundmasse getränktem Gewebe. Deine Zweifel an der Leitfähigkeit der Verbundmasse sind berechtigt.

Achtet darauf, daß nichts davon zwischen die Kontaktstellen gerät. Wegen der Anzüge brauchst du dich nicht zu sorgen. Sie gewähren ausreichenden Schutz. Ich nehme an, es würde ohnehin eine beträchtliche Voltstärke erfordern, um einem von euch Schaden zuzufügen, weil sich eure Körperflüssigkeiten nicht polarisieren. Auf jeden Fall, wenn die Sache überhaupt funktioniert, dann wird sie gut funktionieren. Es könnte allerdings zu heiß für euch werden, um in der Nähe zu bleiben.“

Katini schwieg und wartete auf Dondragmers Antwort. Benj war noch in Gedanken versunken, und alle anderen innerhalb der Hörweite befindlichen Personen hatten ihren Blick auf den Bildschirm gerichtet, der mit der Brücke korrespondierte. Nachdem der Captain sich der menschlichen Sprache zu bedienen begonnen hatte, interessierten sich nunmehr auch jene für die Vorgänge, die andernfalls geduldig eine Übersetzung abgewartet hätten.

Für die Menschen war dies unglücklich, wogegen Barlennan es später einen wahren Glücksfall nannte.

„In Ordnung“, kam schließlich Dondragmers Antwort. „Wir werden die Metallstange abmontieren und als Erhitzer zu verwenden versuchen. Wir werden einen der Kommunikatorsätze draußen aufstellen, so daß ihr die Arbeiten verfolgen und uns rechtzeitig darauf hinweisen könnt, wenn wir etwas falsch machen.

Die ganze Situa tion gefällt mir überhaupt nicht — es mißfällt mir, Dinge tun zu müssen, deren Folgen mir unklar sind, und dies außerdem zu einem Zeitpunkt, an dem die Wetterentwicklung sich nicht absehen läßt. Ich habe den Befehl über dieses Fahrzeug, und ich wünschte, ich hätte mehr von eurer Technologie und Wissenschaft gelernt. Ich bin überzeugt, daß ich bei dem Wissen und eurem Urteil in jenen Fragen, in denen ich mich nicht auskenne, mich auf euch verlassen kann, aber dies ist das erste Mal seit Jahren, daß ich in so wenigen Dingen sicher bin.“

Benj antwortete, wobei er seiner Mutter um einen Sekundenbruchteil zuvorkam.

„Soviel ich weiß, warst du der erste Mesklinit, der die volle Bedeutung der Naturwissenschaften wirklich erfaßt hat und der sich am meisten um das Zustandekommen der Lehrtätigkeit auf Mesklin bemüht hat. Was meinst du damit, du wünschtest dir, mehr gelernt zu haben?“

Easy mischte sich ein. Wie zuvor Benj bediente sie sich Dondragmers Sprache.

„Du weißt viel mehr als ich, Don, und hätten dich Katinis Worte nicht überzeugt, du würdest diese Befehle nicht erteilen. Du stehst wieder vor einer neuen Herausforderung. Es ist wie damals vor fünfzig Jahren, lange vor meiner Geburt, als dir plötzlich zu Bewußtsein kam, daß unsere euch fremdartig anmute nde Wissenschaft lediglich aus Kenntnissen bestand, die die euren überschritten.

Nun stehst du vor der Tatsache, daß niemand, nicht einmal ein Captain, alles wissen kann und daß du manchmal fachmännischen Rat benötigst. Finde dich damit ab, Don, und beruhige dich!“

Easy lehnte sich zurück und sah ihren Sohn an, der als einziger im Raum ihre Durchsage vollständig mitbekommen hatte. Der Junge blickte verwirrt, beinahe erschrocken drein. Welchen Eindruck auch immer ihre Äußerungen bei Dondragmer hinterlassen würden, wenn die Durchsage ihn erreichte, Benjamin Ibsen Hoffman jedenfalls hatten sie schockiert. Diese Erkenntnis war unangenehm für eine Mutter, und sie mußte gegen den Drang ankämpfen, etwas zu sagen. Der Ausruf einer menschlichen Stimme half ihr dabei.