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„Ich schließe aus deinen Angaben“, sagte er, „daß wir über die vollständige Situation der Kwembly und Kervensers Ausbleiben mit erheblicher Verspätung informiert wurden. Kennst du den Grund dafür? Mir ist klar, daß wir nichts hätten tun können, aber ich halte es für angebracht, daß man mich mit Nachrichten von den Fahrzeugen auf dem neuesten Stand hält. Mein Kommunikationspersonal hat mir erzählt, daß du oft mit der Kwembly in Kontakt gestanden hast; also kannst du mir vielleicht Auskunft geben, was eigentlich los ist. Ich warte.“

Für seine Schlußbemerkung hatte Barlennan mehrere Motive. Zunächst wollte der Commander mehr über Benj Hoffman erfahren, weil der Junge die mesklinitische Sprache gut beherrschte und sich, falls Guz recht hatte, gerne mit Meskliniten unterhielt; womöglich, wenn er den anderen Hoffman-Menschen ähnelte, konnte man ihn zu einem weiteren pro-mesklinitischen Besatzungsmi tglied des Satelliten entwickeln. Und für diesen Fall war es wichtig zu prüfen, welchen Einfluß er besaß. Außerdem wünschte der Commander unauffällig Guzmeens Meinung, Benj habe häufig mit Mannschaften der Kwembly geplaudert, bestätigen zu lassen. Schließlich spielte auch eine Rolle, daß Benj für einen Mensche n — und das fiel sogar Barlennan auf — viel zu jung war, um bereits ernsthafter Arbeit nachzugehen: Wortwahl und allgemein umständliche Umschreibungen von Sachverhalten verrieten es nur zu deutlich. Diese Tatsache mochte sich als nützlich erweisen, falls sich eine nähere Bekanntschaft knüpfen ließ.

Die Antwort des Jungen, als sie endlich eintraf, war in der einen Hinsicht unergiebig, in der anderen jedoch vielversprechend. „Ich habe keine Ahnung, warum du über das Festfrieren der Kwembly und Kervensers Verschwinden nicht sofort informiert worden bist“, bekannte er. „Ich glaubte, das hätte man getan. Ich habe sehr viel mit Beetchermarlf gesprochen, einem von Dons Steuermännern. Als ich erfuhr, daß er unter dem Eis steckt, habe ich mich haup tsächlich darum gekümmert, wie man ihm wohl helfen könne. Ich gebe zu, daß man dir eher hätte Bescheid geben sollen. Wenn du willst, erkundige ich mich, warum das versäumt wurde; meine Mutter müßte es wissen, oder Mr. Mersereau. Ich war nicht ständig im Kommunikationsraum, er ist nicht mein Arbeitsbereich; ich kam nur, um mit Beetchermarlf zu reden, wenn ich Zeit dazu hatte. Gewöhnlich arbeite ich nämlich im Meteorologischen Labor mit, ich mache dort eine Art von Praktikum, nach dessen Ablauf man entscheidet, ob ich eine weitergehende Ausbildung auf diesem Gebiet erhalte. Man macht es mir nicht schwer, wie ich sagen muß. Während der letzten Tage durfte ich viel Zeit im Gespräch mit Beetchermarlf verbringen.“ Seine fünfzigjährige Erfahrung gestattete es Barlennan, den Sinn des menschlichen Wortes Tag sofort zu durchschauen. „Natürlich machen meine Sprachkenntnisse mir es leichter“, plapperte der Junge weiter, „Gründe für häufige Aufenthalte im Kommunikationsraum zu finden, und inzwischen sieht man es ganz gerne, wenn ich hier ein bißchen aushelfe. Ich habe eure Sprache von meiner Mutter gelernt, die sie schon seit zehn Jahren kann, seit mein Vater am Dhrawn-Projekt mitarbeitet… Dort kommt Mr. Cavanaugh mit Tebbetts, einem unserer Astronomen. Sie werden deine zweite Frage beantworten, während ich in der anderen Sache nachforsche.“

Benjs Gesicht auf dem Bildschirm wich einem anderen, einem breiten, dunklen Kopf, dessen Anblick Barlennan ziemlich verblüffte. Noch nie war ihm ein bärtiger Mensch begegnet, obschon er sich an die Verschiedenartigkeit der menschlichen Behaarung längst gewöhnt hatte. Tebbetts besaß lediglich ein kleines Bärtchen im Stile van Dykes, aber für mesklinitische Augen stellte es eine drastische Abweichung von der normalen Physiognomie dar. Barlennan sagte sich, daß es taktlos sein würde, näheres über diese Abnormität zu erfragen. Es war besser, sich später bei Benj zu erkundigen.

Zur Erleichterung des Commanders störte der Gesichtsauswuchs nicht das Sprechvermögen des Menschen. Tebbetts war offensichtlich bereits über die Frage informiert, denn er begann ohne Umschweife die Antwort zu erteilen. „Wir können von hier aus eure sämtlichen Lichtquellen, auch die transportablen, mühelos erkennen. Dazu verwenden wir Instrumente, die wir Teleskope nennen.

Innerhalb weniger Minuten können wir nahezu jede beliebige Lichtquelle ausfindig machen; hast du einen diesbezüglichen Wunsch?“

Diese überraschende Frage brachte Barlennan in Verlegenheit. Während der Minuten, die seit seinem Gespräch mit den beiden Wissenschaftlern verstrichen waren, hatte er mehr und mehr die Überzeugung gewonnen, die Menschen würden seine Frage verneinen. Selbstverständlich hätte der Commander, wäre er etwas vorausschauender gewesen, nicht so geantwortet, wie er es nun tat.

„Dann sollte es euch leicht fallen, die Position der Kwembly auszumachen; ihr kennt ihren ungefähren Aufenthaltsort ohnehin besser als ich, und die Brücke nbeleuchtung dürfte eingeschaltet sein. Die beiden Helikopter sind erst vor relativ kurzer Zeit verschwunden; sie sind mit Scheinwerfern ausgerüstet. Ich hätte gerne, daß ihr das Gebiet um die Kwembly um, sagen wir, zweihundert Meilen absucht und mich benachrichtigt, wenn ihr Lichter entdeckt. Würde das lange dauern?“

Die Übermittlungsverzögerung gab Barlennan Zeit genug, um seine Worte zu bereuen; in der Tat bemerkte er seinen Fehler, bevor die Durchsage den Satelliten erreichte, aber es war zu spät. Die Antwort erleichterte ihn ein wenig; vielleicht wirkte sein Fehler sich nicht allzu schwerwiegend aus — vorausgesetzt, die Menschen entdeckten in der Nähe der Kwembly nicht mehr als zwei Lichter.

„Ganz so einfach ist es nicht“, sagte Tebbetts.

„Ich sprach davon, daß wir Lichtquellen erkennen können, aber ihre exakte Position zu bestimmen, dürfte — vor allem aus dieser Entfernung — schwerer sein. Falls die verschwundenen Helikopter zu Bruch gegangen sind, funktionieren ihre Scheinwerfer höchs twahrscheinlich nicht mehr.

Jedenfalls, ich werde dir zu helfen versuchen.“

„Wie steht es mit ihren Energieeinheiten?“ fragte Barlennan, nun entschlossen, sich auch über die möglicherweise schlimmste Folge seines Mißgeschicks zu informieren. Als die Frage den Satelliten erreichte, hatte Tebbetts den Kommunikationsraum bereits verlassen, um sein Versprechen zu erfüllen; zum Glück vermochte Benj Auskunft zu geben, ohne seinerseits rückzufragen, weil dieser Sachverhalt zu den Grundkenntnissen über das ganze Projekt gehörte, in die man ihn ausführlich eingeweiht hatte.

„Die Fusionskonverter strahlen Neutrinos aus, die wir registrieren können“, erklärte er dem Commander. „Allerdings kommt sehr viel Neutrinostrahlung von der Sonne und überlagert die Neutrinoquellen auf Dhrawn, so daß wir letztere nur äußerst schwer zu lokalisieren vermögen. Die Meßsatelliten verzeichnen die Neutrinoabsorption der verschiedenen Gebiete des Planeten, und wir hoffen, in einigen Jahren ein komplettes Röntgenbild — das ist wohl der beste Vergleich — von Dhrawn zu besitzen; ich meine, ziemlich genaue Kenntnisse über Dichte und Zusammensetzung des Planeteninnern. Du weißt, daß man noch immer diskutiert, ob man Dhrawn einen Planeten oder einen Stern nennen soll — beziehungsweise, ob seine extremen Temperaturverhältnisse von einem stetigen schwachen Fusionsprozeß im Innern oder von Oberflächenradioaktivität herrühren. Aber ich bin nahezu sicher, daß sich die verschwundenen Helikopter nicht aufgrund der Neutrinostrahlung ihrer Konverter — falls sie überhaupt noch intakt sind — ausfindig machen lassen.“