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Das Problem, wenn auch kein ungewöhnliches, war die Kwembly selbst. Es hatten sich schon die meisten Fahrzeuge in Nöten befunden; fast alle hatten sich früher oder später herausgewunden.

Kurz, Mersereau würde sich lediglich in seine Aufgaben vertieft haben, wäre er sich selber überlassen gewesen.

Doch das war er keineswegs. Benj Hoffman mischte sich nachdrücklich in die ganze Angelegenheit und verstand es, seine Empfindungen auszudrücken, und nicht allein durch Bemerkungen, obwohl er daran beileibe nicht sparte. Sogar wenn er schwieg, verbreitete er Unruhe. Boyd wurde immer wieder in Diskussionen um Methoden verwickelt, wie die Kwembly aus dem Eis zu befreien sei, oder um die Auswirkungen einer neuen Flutwelle auf die Situation der beiden Steuerleute. Er mußte sich beinahe häufiger mit derlei Fragen auseinandersetzen als mit jenen Aspekten, deren Analyse ihm eine vernünftige und korrekte Lagebeurteilung ermöglichen sollte. Diese Arbeitsumstände allerdings ärgerten auch ihn.

Weder Beetchermarlf noch Takoorch oder gar Kervenser standen im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit; sein Hauptproblem war das Überleben der ganzen Besatzung.

Benj, ob er nun schweigend neben ihm saß oder irgendwelche Äußerungen tat, blieb jedenfalls hartnäckig lästig. Mersereau wußte dagegen nichts zu tun. Easy wußte sehr wohl Bescheid, doch unternahm sie nichts, um das Verhalten ihres Sohnes in weniger nervenzermürbende Bahnen zu lenken, denn sie teilte seine Gefühle. Teilweise aufgrund ihres Geschlechts und teilweise infolge ihrer Ve rbundenheit mit den Meskliniten empfand sie für Beetchermarlf und Kervenser — und sogar für Takoorch — eine ausgeprägte Zuneigung.

Außerdem hatte sie sich, ungefähr fünfundzwanzig Jahre zuvor, in einer ziemlich ähnlichen Notlage befunden, als eine Kette unglückseliger Zufälle dazu führte, daß sie in einem Forschungsgefährt auf einem Hitzeplaneten mit hohen Druckverhältnissen festsaß.

In der Tat ging sie noch weiter, als ihr Sohn es gewagt hätte. Dondragmer mochte nicht abgeneigt sein, eine Hilfstruppe zu jener Stelle zu schicken, über der die Verbindung mit Reffel abgerissen war; wahrscheinlich würde er es aber nicht riskieren, einen der drei verbliebenen Kommunikatoren mitzuschicken. Doch Easy gelang es — zum Teil durch eigene Argumente und teilweise, indem sie Mersereau dazu bewegte, sie zu unterstützen —, den Captain zu überzeugen, daß das Risiko größer sei, wenn er keinen Kommunikator mit auf den Weg gebe.

Auch diese Diskussion wurde in Aucoins Abwesenheit geführt; Mersereau fragte sich, während er noch auf Easys Seite mit Dondragmer argumentierte, wie er diesen Schritt dem Planer gegenüber rechtfertigen solle. Benj grinste hinter seinem Rücken.

In diese Angelegenheit verwickelt, schenkte Boyd dem Zuruf eines der anderen Beobachter, daß sich Objekte über den Bildschirm bewegten, der das Laboratoriumsinnere der Esket wiedergab, kaum Beachtung. Er schaltete sein Mikrofon um und übermittelte die Feststellung an die Basis, dann verband er sich, ohne eine Entgegnung abzuwarten, wieder mit der Kwembly. Später behauptete er, ihm sei überhaupt nicht zu Bewußtsein gekommen, daß es um die Esket ging, und er habe die Meldung für eine Routinesache gehalten, die es, da er anderweitig beansprucht war, so rasch wie möglich abzuwimmeln galt. Die Unterbrechung war seinem Gedächtnis sofort so gut wie entfallen.

Benj hatte sich noch weniger dafür interessiert.

Das Scheitern der Esket hatte sich lange vor seiner Ankunft im Satelliten ereignet, und der Name sagte ihm fast gar nichts, obwohl seine Mutter einmal ihre verschollenen Freunde Destigmet und Kabremm erwähnte.

So blieb es Easy überlassen, als einzige wirklich auf die Meldung zu reagieren. Sie bekam kaum mit, was Mersereau tat oder sagte, und sie dachte nicht daran, Barlennan zu informieren, bevor sie selbst Näheres wußte. Sie wechselte unverzüglich den Platz, begann die Bildschirme, die zu den Kommunikatorsätzen der Esket gehörten, zu beobachten und vergaß alles andere.

Barlennans Rückruf trug ihm daher nur sehr wenig Informationen ein. Easy, der man die Anfrage durchgab, hatte persönlich nichts gesehen, und inzwischen rührte sich nichts mehr auf den Bildschirmen. Der Mann, der die Vorgänge bemerkt hatte, wußte nur auszusagen, daß zwei Objekte, ein Stück Seil oder Kabel und ein kurzes Rohrstück, über den Boden des Laboratoriums gerollt seien. Möglicherweise habe sie etwas aus ihrer ursprünglichen Lage geschoben, obwohl seit mehreren terranischen Monaten kein Lebenszeichen mehr aus dem Fahrzeug gekommen war; womöglich hatte auch das Fahrzeug selbst durch irgendeine Ursache einen Stoß erhalten, doch konnte man sich eine solche Ursache kaum vorstellen.

Die Ungewißheit, die aus diesen Angaben resultierte, verdroß Barlennan außerordentlich. Es war möglich, daß jemand von Destigmets Mannschaft sich unvorsichtig benommen hatte. Es konnte auch eine natürliche Ursache vorliegen, wie zu glauben die Menschen es anscheinend vorzogen.

Die dritte Möglichkeit war, daß sie den Vorfall erdichtet hatten. Der Commander neigte unter den gegebenen Umständen am ehesten zu letzterer Annahme.

Er rätselte vergeblich daran herum, was die Menschen mit der Erdichtung einer derartigen Begebenheit zu erreichen gedachten. Um eine Falle konnte es sich kaum handeln; wie hätte eine Falschreaktion aussehen sollen? Die Meldung war mysteriös. Barlennan mußte zugeben, daß er außerstande war, die Motive der Menschen zu begreifen. Spekulationen mochte er ohnehin nicht.

Er besaß keine Wahl; er mußte davon ausgehen, daß die Meldung auf Tatsachen beruhte. Er würde bei einem eventuellen Trick der Menschen den Spieß umdrehen. Er brauc hte im Moment nichts zu unternehmen, außer sich mit Destigmet zu verständigen, und das erforderte bloß eine Nachricht an die Deedee.

Anläßlich dieser Überlegungen stieß er auf eine andere Methode, den Wahrheitsgehalt der von den Menschen übermittelten Berichte zu überprüfen.

Die Meldung, was immer man auch gegen oder für ihre Wahrhaftigkeit sagen mochte, war anscheinend sehr schnell weitergegeben worden. Und Easy Hoffman mußte damit zu tun haben.

Der Gedanke, daß Easys Beteiligung der Situation einen besonderen Charakter verlieh, wäre Barlennan und Aucoin gemeinsam gewesen, aber der Planer wußte noch immer nichts von dem Ereignis in der Esket. Mersereau war nach wie vor zu beschäftigt, um überhaupt darüber nachzudenken.

„Easy!“ Boyd wandte sich vom Mikrofon hinüber zu ihrem neuen Platz. „Offenbar haben wir Don überzeugt. Er gibt dem sechsköpfigen Suchtrupp einen Kommunikator mit. Übrigens möchte er sich seiner Schätzung der Entfernung, in der Reffel verschwand, gern vergewissern. Ich glaube, die Position wurde festgestellt, aber ich weiß nicht, ob man sie registriert hat. Möchtest du den Apparat übernehmen, während ich mich bei den Kartografikern erkundige, oder willst du selbst nachfragen?“

„Ich bleibe lieber auf dieser Station. Benj soll hinauf — falls er es fertig bringt, den Blick für ein paar Minuten von den Bildschirmen zu lösen.“

Fragend scha ute sie den Jungen an; der nickte und machte sich sofort auf den Weg. Er blieb länger fort, als sie erwarteten, und als er schließlich kam, wirkte er leicht niedergedrückt.

„Sie sagten, sie könnten mir nur die Aufzeichnung des ersten Teils von Reffels Flugstrecke geben; er ist außerhalb des kartografierten Geländes verschwunden. Die Karten erfassen das Tal westwärts nur eine Meile weit.“

Mersereau grunzte enttäuscht. „Das hatte ich vergessen.“ Er wandte sich wieder zum Mikrofon und gab dies wenig hilfreiche Resultat an Dondragmer weiter.