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„Schade, daß ich das Gespräch nicht hören konnte“, antwortete Dondragmer. „Hast du deinem Chef von den Wolken erzählt, die Stakendee gesehen haben will?“

„Selbstverständlich. Dr. McDevitt war sehr interessiert daran und möchte, falls sie die Kwembly erreichen, möglichst genau über den Zeitpunkt informiert werden. Verzeihung — das hätte ich früher sagen sollen.“

„Das spielt keine Rolle“, meinte Dondragmer.

„Der Himmel ist hier völlig klar. Rechnet er damit, daß sich neuer Nebel bildet?“ Trotz seiner natürlichen Unfähigkeit, Sorge zu empfinden, verbrachte der Captain die nächste Minute mit einem unbestimmten Gefühl des Unbehagens.

„Davon hat er nichts erwähnt, und ich glaube, er wird es auch nicht tun. Er hat sich schon zu häufig geirrt, um weiter voreilige Aussagen zu machen…

Einen Moment! Da ist etwas auf dem Schirm von Stakendees Kommunikator.“ Dondragmer spürte die Muskulatur seiner zahlreichen Beine sich spannen. „Ich sehe ein Licht, anscheinend heller als die Lampen der Gruppe, aber ich kann die Entfernung nicht recht beurteilen. Ich bin nicht sicher, ob Staks Leute es schon bemerkt haben, aber eigentlich müßten sie’s… Mutter, willst du dir das anschauen? Soll ich Barlennan verständigen?

Ja, Stak hat es gesehen, die Gruppe hält an. Das Licht bewegt sich nicht mehr. Stak hat das Kommunikatormikrofon aktiviert, aber nichts ist zu hören. Jetzt haben sie den Kommunikatorsatz abgestellt; ich sehe alle sechs. Nun schalten sie ihre Lampen aus, und jetzt sieht man nur noch das andere Licht. Und nun höre ich jemand etwas pfeifen, aber ich kenne die Wörter nicht, die er benutzt… Nun haben Staks Leute ihre Lampen wieder eingeschaltet, zwei nähern sich dem Kommunikatorsatz, er wird aufgehoben, sie tragen ihn weiter vorwärts. Sie leuchten das Gelände ab, so daß ich sehr gut alles sehen kann… dort ist ein schmales Rinnsal; es ist wieder ein wenig Nebel in der Luft. Hinter dem anderen Licht bewegt sich etwas; jetzt wird es deutlicher, kommt näher — es ist ungefähr so groß wie ein Mesklinit. Vielleicht Kervenser oder Reffel… Ja, ich bin fast sicher, daß es ein Mesklinit ist, er befindet sich bloß noch ein paar Meter weit entfernt, und die anderen durchqueren die Flüssigkeit und bewegen sich ihm entgegen. Sie unterhalten sich, aber so leise, daß ich überhaupt nichts verstehen kann. Die ganze Gruppe schwärmt durcheinander, und ringsum ist keiner, den ich fragen könnte, wer aufgetaucht ist, doch sie werden es ohnehin gleich melden, schätze ich. Jetzt kommt auch schon wieder Ordnung in die Gruppe, sie nähert sich dem Kommunikatorsatz.

Zwei sehe ich direkt vor der Kamera; der eine ist Stakendee, glaube ich, und der andere…“

Eine Stimme unterbrach ihn aus unmittelbarer Nähe. Sie erreichte nicht allein seine Ohren, sondern auch drei eingeschaltete Mikrofone und somit drei verschiedene Empfänger auf Dhrawn, wo sie drei sehr unterschiedliche Reaktionen verursachte.

„Kabremm!“ schrie Easy. „Wo hast du in all den Monaten gesteckt?“

11

Es war wirklich nicht Kabremms Schuld, doch Barlennan verzieh ihm erst viel später. Der Kommunikatorsatz hatte außerhalb der Lichtkegel gestanden, und als der Ankömmling sich zu Stakendees Gruppe gesellte, hatte er das Gerät nicht sehen können. Erst als er bis auf vierzig oder fünfzig Zentimeter herangekommen war, bemerkte er es. Selbst in diesem Augenblick war er nicht sonderlich beunruhigt; für ihn sahen alle Menschen gleich aus, und deshalb vermutete er, daß für Menschen auch alle Meskliniten gleich scheinen mochten. Zwar hätte er sich niemals absichtlich vor die Kamera begeben, aber nun, da es einmal geschehen war, würde jeder hastige Rückzug weitaus verdächtiger wirken als ein selbstverständliches Benehmen.

Als Easys Stimme, die seinen Namen ausrief, aus dem Lautsprecher drang, war es bereits vierundsechzig Sekunden zu spät, um noch etwas zu tun. Stake ndee wollte beim Klang der Stimme reflexartig nach dem Verschluß für das Objektiv der Kamera greifen, der auf dem Kommunikatorsatz lag, doch ihm wurde noch rechtzeitig klar, daß er die Sache höchstens verschlimmern würde. Die beiden besaßen nicht die geringste Vorstellung, was sie nun unternehmen sollten. Keinen der beiden konnte man einen Experten für Intrigen nennen, obwohl man auf Mesklin in politischen Fragen nicht minder entschlossen vorging als in kommerziellen. Auch schnelle Denker waren beide nicht, allerdings — im Gegensatz zu Dondragmer — begeisterte Befürworter von Barlennans Este-Manöver. Sie begriffen deshalb immerhin, daß ihr Mißgeschick, was immer sie nun tun oder unterlassen würden, wahrscheinlich mit den Maßnahmen, die Barlennan oder Dondragmer gegenwärtig trafen, in Konflikt geraten mußte. Eine Koordination war unmöglich.

Nach einigen Sekunden dachte Stakendee daran, Kabremm als einen der Vermißten — Reffel oder Kervenser — auszugeben, aber er bezweifelte, daß dem Erfolg beschieden sein würde. Mrs. Hoffman mußte völlig sicher gewesen sein, als sie den Namen so laut ausrief, und Kabremms Reaktion paßte nicht dazu.

Nach der Frage war kein Wort mehr vom Satelliten gekommen; offenbar erwartete man eine Antwort. Was konnte die Frau zwischen ihrem Ausruf und dem Ablauf der Übermittlungsverzögerung gesehen haben?

Auch Barlennan hatte Easy gehört und befand sich gleicherweise in peinlicher Lage. Warum Kabremm sich in der Nähe der Kwembly herumtrieb, ließ sich nur vermuten, obschon der Zwischenfall mit Reffels Kommunikator ihn ein wenig vorbereitet hatte; nur eines der drei Luftschiffe wurde für den Pendelverkehr zwischen der Esket und der Basis eingesetzt; die anderen unterstanden Destigmet und befanden sich meistens auf Forschungsflügen. Andererseits war Dhrawn so groß, daß es eines geradezu unwahrscheinlichen Zufalls bedurft hätte, wäre eines der Forschungsschiffe in der Nähe der Kwembly aufgetaucht.

Dennoch, dergleichen mußte geschehen sein. So etwas war einfach Pech, fand Barlennan, wozu sich die Tatsache gesellte, daß der einzige Mensch des Universums, der Kabremm mit ziemlicher Sicherheit zu identifizieren in der Lage war, ausgerechnet in dem Moment zur Stelle hatte sein müssen, als Kabremm sich blicken ließ.

Nun wußten die Menschen also, daß die Besatzung der Esket nicht ausgelöscht war. Für einen solchen Fall war nicht vorgesorgt worden; keine abgesprochene Ausrede existierte, deren Kabremm mit Barlennans Kenntnis sich hätte bedienen können. Vielleicht griff Dondragmer ein; er konnte sich in dieser Beziehung völlig auf ihn verlassen, gleichwohl wie der Captain über die ganze Angelegenheit dachte, aber was würde er tun? Die Schwierigkeit lag darin, daß Barlennan nicht zu erfahren imstande war, wie Dondragmer sich zu Kabremms Erscheinen äußerte, und deshalb nicht wußte, was er selber, wenn die zweifellos zu erwartenden Fragen der Menschen kamen, ihnen sagen sollte. Wahrscheinlich war es die sicherste Taktik, sich absolut unwissend zu stellen und freundlich einen detaillierten Bericht Dondragmers anfordern zu lassen. Jedenfalls würde der Captain Kabremm, den anscheinend die ganze Schuld an dieser Entwicklung traf, daran hindern, noch mehr verräterische Tollheiten zu begehen.

Für Barlennans Gemütszustand war es ein Glück, daß er nicht wußte, wo Kabremm aufgetaucht war.

Easy hatte ihm gegenüber einige Sekunden vor dem Zwischenfall erwähnt, daß Benj gerade eine Schilderung von Ereignissen gebe, die auf einem Bildschirm zu sehen seien, der zu einem Kommunikator der Kwembly gehöre; andernfalls hätte der Commander angenommen, Kabremm wäre vor die Linse eines Kommunikators der Esket gelaufen. So nahm er an, der Zwischenfall habe sich in oder bei der Kwembly zugetragen, nicht aber fünf Meilen von ihr entfernt. Die fünf Meilen waren so nachteilig, wie fünftausend es gewesen wären, da jede Verständigung zwischen den Fahrzeugen und der Basis ausschließlich über den Satelliten der Menschen erfolgte, und Dondragmer war wie Barlennan außerstande, böse Folgen abzuwenden.