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„Nein.“

„Nun, wenn es ihm gleichgültig ist, mir darf es das nicht sein. Wie hast du diesen Kabremm identifiziert und wie sicher warst du dir?“

„Ich war vor dem Verlust der Esket eng mit ihm befreundet; für mich ist er ganz einfach unverwechselbar in Körperfärbung, Haltung und Gang, so wie du und Ib und Boyd.“

„War das Licht gut genug, um seine Färbung zu erkennen? Dort unten herrscht jetzt Nacht.“

„Die meisten Lampen leuchteten direkt vor der Kamera, und Kabremm bewegte sich vorwiegend im Gegenlicht, aber etwas Licht kam auch von seitwärts.“

„Bist du mit den beiden Vermißten ausreichend vertraut, um behaupten zu können, daß es keiner von ihnen war? Weißt du genau, daß keiner der beiden Kabremm ähnelt?“

Easy errötete. „Keinesfalls war es Kervenser, Dons Erster Offizier. Ich fürchte, Reffel kenne ich nicht genügend, um sicher sein zu können; an diese Möglichkeit habe ich noch nicht gedacht. Ich sah den Meskliniten und rief den Namen ziemlich reflexbedingt aus. Anschließend konnte ich nicht mehr tun, als eine Meldung machen; zu diesem Zeitpunkt bestand ohnehin Kontakt mit der Basis, und Barlennan — oder wer dort gerade Dienst hatte — konnte meinen Ausruf kaum überhört haben.“

„Also besteht Grund zu der Annahme, daß sich Barlennan lediglich deshalb nicht geäußert hat, weil er deinen Glauben, Kabremm sei aufgetaucht, für einen lächerlichen Irrtum hielt und dich nicht kränken wollte?“

„Das wäre möglich.“ Easy überwand sich nicht dazu, einen reuevollen Tonfall in ihre Stimme einfließen zu lassen, aber ihr war durchaus bewußt, daß ihre Meinung nicht unbedingt als objektiv gelten konnte.

„Dann, so glaube ich“, sagte Aucoin langsam und nachdenklich, „unterhalte ich mich wohl besser selber mit Barlennan. Du sagtest, in der Esket habe sich nichts mehr gerührt, seit Cavanaugh diese Objekte bemerkte?“

„Ich habe nichts gesehen. Der Brückenkommunikator ist nach draußen gerichtet, in die Dunkelheit, aber die drei anderen Räume, die Kommunikatoren besitzen, sind gut erleuchtet; und nur vor der Kamera im Labor hat sich etwas bewegt.“

„In Ordnung. Nach meinen Erfahrungen beherrscht Barlennan unsere Sprache so gut, daß ich deine Hilfe nicht zu beanspruchen brauche.“

„Er wird dich verstehen. Du meinst, ich soll während des Gesprächs hinaus?“

„Nein, nein, selbstverständlich nicht. Im Gegenteil, mir wäre es lieber, wenn du zuhörtest und mich warnst, falls sich irgendein Mißverständnis entwickeln sollte.“ Aucoin legte eine Hand auf den Mikrofonschalter, aber bevor er ihn betätigte, sah er Easy noch einmal an. „Es verstimmt dich doch nicht, daß ich mich bei Barlennan vergewissern möchte, was es mit Kabremms angeblichem Erscheinen auf sich hat, oder? Unser Hauptproblem ist die Kwembly, aber ich möchte in dieser Sache Gewißheit haben.

Außerdem will ich vermeiden, daß Barlennan, nachdem du Kabremm nun schon erwähnt hast, den Eindruck gewinnt, wir würden Berichte — nun, zensieren, sagte Ib, wenn ich mich richtig entsinne.“ Er wandte sich ab und nahm die Rufschaltung vor.

Barlennan hielt sich gerade im Kommunikationsraum auf, so daß kein Zeitverlust entstand. Aucoin identifizierte sich, nachdem er jeden Zweifel daran, daß der Commander sein Gesprächspartner war, ausgeräumt hatte, und begann seine Durchsage. Easy, Ib und Boyd hielten sie für unerträglich scheinheilig, aber sie kamen nicht umhin, die Feinfühligkeit, mit welcher der Planer seine Gedanken in Worte kleidete, aufrichtig zu bewundern. Er versuchte, auch der leisesten Erwägung der Möglichkeit, der Kwembly ein anderes Fahrzeug zu Hilfe zu schicken, restlos vorzubeugen, obwohl er weder diese Möglichkeit noch seine Abneigung dagegen überhaupt aussprach. Es war keine Rede aus dem Stegreif, sondern eine Art manipulatorischen Kunstwerks, das Aucoin schon seit langem, mindestens seit ihrer letzten Konferenz, so schloß Ib, durchdacht haben mußte. Er erwähnte, daß Easy Kabremm erkannt haben wollte, doch so beiläufig, daß es der Frau beinahe entgangen wäre. Ohne auszusprechen, daß er an eine Täuschung glaubte, unterschob er, dem Vorfall keine Bedeutung beizumessen.

Es war geradezu eine Schande, wie selbst Easy später anmerkte, daß so fein zurechtgeschliffene und wohlerwogene Worte an den Commander gänzlich verschwendet waren. Natürlich vermochte Aucoin sowenig wie die anderen Menschen zu ahnen, daß der Fall Kabremm ihn gegenwärtig am stärksten beunr uhigte, daß er sich seit zwei Stunden mit nichts anderem beschäftigte. Unter der Gefahr des völligen Zusammenbruchs seines großangelegten Täuschungsmanövers hatte er diese Stunden mit ebenso wütenden wie verwickelten Überlegungen zugebracht. Als Aucoin sich meldete, besaß Barlennan immerhin bereits Klarheit über die ersten Schritte eines neuen Plans.

Er wartete so ungeduldig auf eine Gelegenheit, seine Verwirklichung anlaufen zu lassen, daß er den wohlgesetzten Worten des Planers kaum Beachtung schenkte. Als die Durchsage schließlich abbrach, wußte er genau, was er antworten wollte, aber seine Erwiderung hatte bemerkenswert wenig mit dem zu tun, das der Planer angesprochen hatte.

Die eingetretene Pause war von Aucoin jedoch keineswegs in Erwartung einer Antwort eingelegt worden; er war noch nicht fertig und hatte nur für einen Moment gezögert, um ein paar Aspekte, die er hinzuzufügen beabsichtigte, zu durchdenken. Als er die Durchsage fortsetzen wollte, hielt Mersereau ihn zurück. „Die Unterbrechung war so lange, daß Barlennan glauben wird, du seist fertig und wartest auf eine Antwort“, erklärte er. „Wahrscheinlich hat er schon zu reden begonnen.“

Gehorsam wartete der Planer; gegen die Gewohnheiten im Kommunikationsraum konnte und wollte er sich nicht stemmen. Er dachte sich eine sarkastische Äußerung für den Fäll aus, daß Mersereau sich irrte, aber die Stimme des Commanders erreichte den Satelliten nur eine Sekunde nach Ablauf der Übermittlungsverzögerung — rascher, als wirklich jemand damit gerechnet hatte.

„Inzwischen habe ich über Kabremms Auftauchen sehr viel Überlegungen angestellt“, sagte Barlennan, „und nur eine Theorie wirkt einigermaßen wahrscheinlich auf mich. Wie du weißt, haben wir jederzeit die Möglichkeit berücksichtigt, daß auf Dhrawn eine intelligente Rasse existieren könne. Eure Wissenschaftler waren sogar schon vor unserer Landung davon überzeugt, daß es hochentwickeltes Leben geben müsse — wegen des hohen Sauerstoffanteils der Atmosphäre, sagten sie. Bisher haben wir nur ein paar niedrige Pflanzen und Tiere von nur mikroskopischer Größe entdeckt, aber die Esket ist weiter in die Tiefdruckzone Alpha vorgedrungen als alle anderen Forschungsfahrzeuge, und die Umweltbedingungen dort sind anders. Die Temperaturen sind höher, soviel steht fest, und wir können kaum ahnen, in welchem Umfang diese Tatsache andere Faktoren zu beeinflussen vermag.

Bis heute galt die Möglichkeit, daß die Esket intelligentem Leben begegnet ist, nur als eine Möglichkeit unter vielen, die nicht mehr Rückhalt als andere besaß. Allerdings läßt sich nicht anzweifeln, und eure Wissenschaftler haben es wiederholt betont, daß kein Besatzungsmitglied der Esket ohne Versorgungsausrüstungen oder ähnlichen Vorrichtungen so lange Zeit hätte überleben können. Die Besatzung kann selbstverständlich auch nicht die Entfernung überwunden haben, die zwischen der unveränderten Position der Esket und der gegenwärtigen Position der Kwembly liegt. Daraus ziehe ich den Schluß, daß Kabremms Auftauchen in der Nähe der Kwembly als stichhaltiger Beweis dafür betrachtet werden muß, daß Destigmets Mannschaft von Eingeborenen des Planeten Dhrawn überwältigt und gefangengenommen wurde. Ich weiß nicht, warum es möglich war, daß Kabremm sich mit dem Suchtrupp traf; vielleicht ist er entflohen, aber ich könnte mir nicht erklären, wie er es unter solchen Umständen gewagt haben sollte. Es ist wahrscheinlicher, daß die Eingeborenen ihn absichtlich geschickt haben, um mit uns in Kontakt zu treten. Ich wünsche ausdrücklich, daß diese Theorie zur Beurteilung an Dondragmer übermittelt wird und daß er Kabremm — falls er noch zur Verfügung steht — eingehend nach allen erhältlichen Informationen befragt. Man hat mir nicht mitgeteilt, ob er sich noch beim Suchtrupp befindet oder nicht. Werdet ihr das an Dondragmer weitergeben?“