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Gut, vielleicht sah das Schiff immer noch den Piloten Nik Rimer in mir, den gesetzmäßigen Herrn. Dennoch könnte es doch ohne Weiteres den Befehl verweigern, sobald es darum ging, Informationen auszuspucken.

Schließlich gibt es, wenn die Interessen eines einzelnen Individuums und der Gesellschaft kollidieren, für die Geometer nur eine Lösung.

»Ich bin mir nicht sicher, ob das Schiff kooperieren will«, sagte ich.

Der Oberstleutnant brummte etwas über allzu kluge Maschinen und allzu dämliche Menschen.

»Versuch’s einfach mal, Petja«, bat Danilow. »Ich glaube, du schaffst es.«

Das meinte er offensichtlich ernst.

»Und in der gegebenen Situation wäre es sowohl für die Erde als auch für dich besser, wenn sich das Schiff deinem Willen fügen würde.«

Ich trat an die Schleuse heran. Mascha folgte mir, blieb aber an der Luke stehen, die Fernbedienung fest in der Hand.

»Geh ruhig rein«, forderte mich Danilow auf.

Ich kletterte durch die Luke und wartete kurz. Nichts passierte.

Dann setzte ich mich in den Sitz. Abermals wartete ich kurz, bevor ich die linke Hand in das warme kolloidale Terminal steckte.

Eine äußerst komplizierte Situation, Pilot.

Das kannst du laut sagen, pflichtete ich dem Schiff bei.

Soll ich das Wesen einlassen, das versucht hereinzukommen?

Ich schaute zu Danilow rüber, der gerade das Bein durch die Luke steckte.

Ja. Uns bleibt nichts anderes übrig.

Der Oberst, der von diesem wortlosen Dialog nicht das Geringste ahnte, nahm im zweiten Sitz Platz und sah mich an.

»Und?«

»Stör mich nicht, ich arbeite«, wies ich ihn, genüsslich Rache nehmend, zurück. Dass Danilow keine Möglichkeit hatte, meine Kommunikation mit dem Schiff zu überwachen, erfüllte mich mit Genugtuung.

Ist das ein Mensch?

Anscheinend hatte der Computer gewisse Schwierigkeiten. Danilow wies zwar einerseits alle Merkmale auf, nach denen die Geometer »ihre« Leute bestimmten, andererseits irritierte ihn unsere erbärmliche Station sowie ihre Lage im Raum.

Ja.

In welcher Sprache unterhaltet ihr euch?

Na klar! Woher sollte das Schiff denn Russisch können?

Das ist eine Sondersprache zur Übermittlung wichtiger Informationen, erklärte ich kurzerhand. Das Einzige, was mir in dieser Situation half, war, dass das Schiff nichts kritisch hinterfragte.

Wer ist er?

Ich wollte schon antworten, ein Tschekist oder Mitarbeiter des Geheimdiensts, aber diese Worte kannten die Geometer nun mal nicht. Ein erfahrener Ausbilder, formulierte ich deshalb in Gedanken.

Wir müssen zur Heimat zurückkehren, erklärte das Schiff unverzüglich.

Damit hatte ich gerechnet.

Später. Zuerst müssen wir jemandem zu Hilfe kommen.

Wem?

Diesen Menschen.

Das Schiff hüllte sich in Schweigen. Ich hatte den sicheren Eindruck, es würde jetzt einfach aufhören, sich meinem Willen zu fügen, und nicht mehr mit mir sprechen.

Warum?

Wegen einer Mission der Freundschaft.

Ob ich damit durchkam?

Was für Hilfe?

Diese Menschen haben ihr Wissen verloren. Sie brauchen Hilfe in der Entwicklung der Raumfahrttechnologie …

Noch ehe ich meinen Satz beendet hatte, ahnte ich, wie das Schiff reagieren würde. Ich, ein Regressor, wollte ein Schiff der Regressoren überreden, irgendwelchen obskuren Menschen technische Hilfe zu leisten!

Nein. Das ist eine nicht standardisierte Situation. Sie verlangt nach einer Entscheidung des Weltrats. Die Information ist nicht verifiziert und möglicherweise falsch. Ich bereite jetzt die Rückkehr vor. Achte darauf dass die Schleusen offen sind.

Ich lehnte mich im Sitz zurück und schloss die Augen. Das war’s also. Vielleicht sind die Computer der Geometer auf ihre Weise naiv. Aber wenn die Logik klemmt, kommst du bei ihnen gar nicht weiter.

Vielleicht hätte ich bei jenem ersten Schiff, das an Nik Rimer gewöhnt gewesen war, etwas ausrichten können. Aber an diesem scheiterte ich.

Warte, bat ich. Warte. Das ist eine komplizierte Situation.

»Stimmt was nicht?«, fragte Danilow. Wahrscheinlich spiegelten sich auf meinem Gesicht alle Gefühle recht eindeutig wider.

»Es stimmt überhaupt nichts«, antwortete ich. »Das Schiff will nicht. Und ich kann es nicht überzeugen. Das ist eine fast intelligente Maschine. Man muss ihr beweisen, dass es für die Geometer von Vorteil ist, wenn sie uns ihre Informationen überlässt.«

»Es weigert sich also?«

»Es will zur Heimat zurück.«

Danilow kaute auf der Lippe. Ich hatte den Eindruck, er war kurz davor, den Scout zu verlassen. Aber da hatte ich seine Sturheit unterschätzt.

»Schließ dich an, Karel.«

Der Reptiloid linste durch die Luke.

Soll ich das Wesen einlassen?

Kam es mir nur so vor oder hörte ich da Misstrauen heraus?

Ja.

Karel postierte sich zwischen den beiden Sitzen. Danilow wartete, bis er nicht mehr herumwuselte. »Es will nicht mit uns zusammenarbeiten«, setzte er den Zähler dann ins Bild. »Versuch also, ihn zu knacken.«

Der Reptiloid drehte Danilow den Kopf zu und sah ihn an. »Ich bin ein Schlüssel, kein Brecheisen.«

»Egal. Versuch’s einfach.«

Was geht hier vor?

Einen Moment noch! Ich kläre gerade die Situation!

Bis zu dem Punkt, wo der Computer mein Verhalten als unangemessen einstufte und anfing, nach eigenem Ermessen zu handeln, blieb mir sichtlich nur noch wenig Zeit.

Am meisten machte mir zu schaffen, dass ich Danilows Sieg nicht wollte. Wenn dieser verdammte Ring um meinen Hals nicht wäre …

Soll ich dir helfen, das Halsband abzunehmen?

Im ersten Moment hielt ich das für eine Frage des Schiffs. Schließlich mischte sich der Cualcua nur äußerst selten ins Gespräch.

»Was?« In meiner Verzweiflung hatte ich sogar laut gesprochen. Danilow schielte zu mir herüber, sagte jedoch kein Wort.

Soll ich es wegnehmen?

Ja!

Es wird wehtun.

Trotzdem!

Wie eine spitze Nadel bohrte sich mir der Schmerz in den Nacken. Danach ertaubte meine Haut förmlich, versteinerten die Muskeln. Und der Ring begann sich zu bewegen.

Er drang in meinen Körper ein!

»Was ist? Klappt’s jetzt?«, fragte Danilow in scharfem Ton. Zum Glück war es im Cockpit zu dunkel, als dass er hätte sehen können, was hier geschah. Antworten konnte ich ihm nicht, denn mein Hals hatte sich in einen Klumpen Holz verwandelt, in einen Scheit … Leicht zitternd saugte er vom Nacken her das Halsband auf … Ich hob die Hand und winkte ab.

Um die Rezeptoren auszuschalten, ist Zeit nötig. Wenn es schnell gesehen soll, musst du den Schmerz aushalten.

Ich hielt ihn aus.

Der Metallring schob sich allmählich unter meinem Kinn vor. Aus dem Filz sickerte Blut heraus. Der Cualcua zog den Ring durch mich hindurch, wobei er mit der Sorglosigkeit eines Pathologen das lebende Gewebe auftrennte. Für einen kurzen Moment wurde mein ganzer Körper taub, ich fühlte gar nichts mehr, spürte nur noch voller Panik, wie mir die Luft wegblieb, mein Herz stockte und über meine Beine ein warmer Strahl Urin lief. Der Cualcua hatte meine Wirbelsäule durchtrennt!