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»Soll das heißen« – ich merkte nicht einmal, dass ich laut redete –, »dass am Ende alles auf dasselbe hinausläuft? Die starren Barrieren, in deren Grenzen sich die Schiffe der Geometer für intelligent halten, und die unendliche Freiheit, die euch von der Notwendigkeit zum aktiven Handeln entbunden hat? Ist das Ergebnis in beiden Fällen dasselbe?«

Jetzt starrten mich alle an. Mascha war ebenfalls aufgewacht, der Reptiloid hatte seine Trance abgeschüttelt, in der er die abstrakten Rätsel des Universums löste.

Es ist alles eins. Was gefällt dir daran nicht, Pjotr? Schließlich führt alles zur Freiheit. Zur Freiheit der Erkenntnis, zur Freiheit der Entwicklung. Wenn du die Freiheit gewonnen hast – und sei es die Freiheit im Gefängnis – was sollte dann schlecht daran sein?

»Dann ist das Leben nichts mehr wert«, sagte ich.

»Pjotr! Was ist los?«, fragte mich Danilow in scharfem Ton.

Diese Frage musst du allein für dich klären. Aber du hast doch nicht wirklich gehofft, die Zukunft der Menschheit sehe wie der heutige Tag aus, ins Unendliche hinein verlängert?

»Ich weiß nicht …«

Danilow, der die Antwort offensichtlich auf die Frage bezog, die er mir gestellt hatte, wechselte einen Blick mit Mascha.

Du wirst Zeit haben, deine Entscheidung zu treffen …

»Was geht hier vor, Petja?«, fragte der Reptiloid mit der Stimme meines Großvaters.

»Der Computer … der Computer des Schiffs.« Ich sah ihn an. »Er hat mit mir gesprochen. Er weiß, wer ich bin.«

»Und was heißt das?« Der Körper des Reptiloiden zuckte zusammen. Der Zähler übernahm wieder die Kontrolle, und ich sah, wie die geschuppte Pfote sich zum Pult streckte.

»Nein, Karel! Das Schiff lässt uns freie Hand!«

»Warum?«

Woher sollte ich wissen, warum? Wegen der Splitter von Rimers Seele in meinem Verstand? Wegen eines eventuellen Nutzens für Die Heimat? Vielleicht hatte die Maschine auch gelogen, denn Nicht-Freunden musste man nicht unbedingt die Wahrheit sagen …

Stockend berichtete ich von dem kurzen Gespräch mit dem Schiff. Die Unterhaltung mit dem Cualcua erwähnte ich natürlich nicht. Der Zähler schüttelte den dreieckigen Kopf.

»Ich habe nicht damit gerechnet, dass es derart ungewöhnliche Folgen hat«, sagte er, »wenn ich dir die Sprache der Geometer einspeise.«

»Was hast du mir denn überhaupt alles eingespeist, Karel?«

»Die Sprache. Das Gedächtnis von Rimers Schiff.«

»Sonst nichts?«

Der Zähler kannte uns wirklich gut. »Ich bin mir nicht sicher, ob das, was ihr Seele nennt, tatsächlich existiert, Pjotr. Und erst recht nicht, was meine Fähigkeiten angeht, sie von einem Körper in einen anderen zu übertragen.«

»Ich glaube, das reicht jetzt«, mischte sich Mascha plötzlich ein. »Mich interessiert nur das Resultat … Wir werden nicht unter Bewachung in dieses … in dein Sanatorium Frischer Wind gebracht. Sondern wir werden wahrscheinlich auf eine originellere Weise verrecken.«

Ich berührte das Terminal. Das Schiff hielt sich an die Spielregeln und trat mit mir nicht ohne diese Geste in Kontakt, die einzige Ausnahme zählte da nicht.

Wann kommen wir in den normalen Raum, Bordpartner?

Wir befinden uns bereits seit dreieinhalb Minuten im normalen Raum.

Ist der Planet des Schattens sehr weit entfernt?

Wir treten in die Umlaufbahn ein.

Man konnte sagen, was man wollte: Das Ausbleiben der Beschleunigung hatte auch seine Nachteile.

Ist das gefährlich?

Nein.

Wird man uns angreifen?

Die Planeten des Schattens werden nicht bewacht.

Wieso das denn nicht?! Wo die Geometer den Schatten doch derart fürchteten! Ich hatte mir Gott weiß was vorgestellt, nur keine friedliche Zivilisation.

»Wir sind bereits da, Freunde«, sagte ich leise.

»Im Kern?« Danilow schüttelte den Kopf, als weise er die Antwort bereits im Voraus zurück.

»Ja.«

Irgendwie verstand ich ihn. Auf eine Weise, wie nur ein Pilot einen anderen Piloten verstehen kann.

Unsere Arbeit hatte immer nach einer ordentlichen Portion Talent verlangt. Von den fragilen Doppeldeckern, von den ersten Düsenjägern bis hin zur Sojus und zur Buran blieb dem Piloten all das vorbehalten, was die Technik nicht bewältigen konnte. Dabei ging es nicht nur um das Risiko, um die Intuition oder das Geschick, nein, von ihm wurde obendrein verlangt, eins mit der Maschine zu werden. Sie wie den eigenen Körper zu spüren. Sie zu pflegen und – im Notfall – nicht zu schonen, genau wie sich selbst.

In den Schiffen der Geometer gab es im Grunde nur einen Piloten, nämlich das Schiff selbst. Ich konnte über das Terminal Befehle erteilen, den Weg bestimmen, etwas fordern und entscheiden.

Aber ich war kein Pilot mehr.

Der Flug in diesem Schiff bedeutete die Beerdigung unseres Berufs. Konnte sich Danilow je wieder in die Wolchak setzen, wenn er wusste, wie mühelos uns der Scout der Geometer durch die halbe Galaxis gebracht hatte?

Würde ich es können?

Gib uns Sicht, Bordpartner!

Vollständige?

Ja.

Zunächst verstand ich nicht, worauf das Schiff mit dieser Frage abzielte. Bei meinem ersten Flug und auch bei der Flucht von Der Heimat hatten zwei kleine Bildschirme für Sicht gesorgt. Dann war da noch die Situation gewesen, da ich den Raum durch alle Sensoren des Schiffs wahrgenommen hatte … eine erschütternde, absolut ungewöhnliche Erfahrung.

Wie sich jetzt zeigte, gab es noch eine weitere Variante.

Die ganze Kuppel des Cockpits wurde dunkel. Statt des gleichmäßigen, weichen Lichts glitzerten jetzt Tausende von Funken auf – Funken, die in Dunkelheit versanken. Myriaden von Funken. Das war nicht die Schwärze des Kosmos mit den Lichtern der Sterne, das war ein einziges buntes Glühen mit Fetzen von Dunkelheit dazwischen. Der gesamte obere Teil des Schiffs hatte sich in einen Bildschirm verwandelt.

»Gütiger Gott …«

Sagte das Mascha? Oder Danilow? Oder Karel? Mein Gehör verweigerte mir den Dienst, ich konnte die Stimmen nicht mehr unterscheiden, die Intonation nicht mehr erfassen.

Denn über mir strahlte der Himmel.

Der Himmel der Geometer.

Der jetzt endlich auf uns herabfallen konnte.

Der Himmel? Oder eine Insel aus Licht?

In diesem Augenblick glaubte ich, die Geometer ganz und gar zu verstehen.

Das war ein einziges Lichtermeer. Man konnte kaum einen einzelnen Stern ausmachen. Ein Ameisenhaufen, ein stellarer Ameisenhaufen war er, dieser Himmel, in den die Geometer geblickt hatten. Weiße, rote, orangefarbene und blaue Lichter. Ein sich in die Unendlichkeit erstreckendes Feld, eine reiche Sternensaat.

Der Mensch ist wie ein Stern, heißt es bei uns auf der Erde. Das beten alle nach, vom Philosophen bis hin zum Dichter. Und alle bringen mit diesen Worten einen einzigen Gedanken zum Ausdruck.