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Galis fegte die Tentakeln des Cualcua mit einer einzigen Bewegung seiner langen Arme beiseite. Ohne weiter Zeit fürs Reden zu verschwenden, stürzte er sich auf mich.

Er war schnell. Verdammt schnell. Sein Körper hatte selbst unter dem Hornpanzer nichts von seiner Geschmeidigkeit eingebüßt. Ich fiel hin, Galis’ Hände schlössen sich um meinen Hals.

»Für dich ist hier kein Platz!«, sagte Galis mit einer dumpfen, nicht-menschlichen Stimme.

Mich zu erwürgen stellte sich als relativ schwierig heraus. Der Cualcua kämpfte so gut er konnte. Genauer gesagt: so gut, wie es ihm mein Körper erlaubte. Mein Hals mutierte zu einem Holzklotz, zu einem festen Block. Trotzdem pressten sich Galis’ Finger weiter um ihn.

»Stirb!«, sagte Galis knapp und ohne Bosheit.

Was kannst du einem Wesen entgegensetzen, das über haargenau die gleichen Möglichkeiten verfügt wie du? Und sie weitaus besser einzusetzen vermag?

Kraft? Geschicklichkeit? Präzision?

Mit den Armen, die Galis nicht unter seine Kontrolle gebracht hatte, schlug ich auf seinen Schädel ein. Stahl hätte sich verbogen. Aber der Knochen hielt stand. Ich ließ eine Reihe von Schlägen auf die Stellen prasseln, an denen Menschen verletzlich sind.

Es führte zu nichts.

Ich fing schon an zu keuchen. Der Cualcua hob die Deckung der Atemwege auf und versuchte nur noch, die Wirbelsäule zu schützen.

Galis’ verzerrtes Gesicht schwebte über mir. Aus dem offenen Mund tropfte Speichel. Er erinnerte jetzt an ein Monster … an diesen zum Inbegriff gewordenen Alien aus dem alten und verbotenen Film … und diese Kreatur war extrem stark …

Unternimm was!, flehte ich. Cualcua, unternimm was!

Daraufhin ergriffen mich unerträgliche Schmerzen. Dabei hatte der Cualcua zunächst lediglich meine Mundhöhle verändert. Trotzdem fraß sich der Schmerz durch meinen ganzen Körper. Ein Mundvoll heißen Wassers – das ist nicht gerade läppisch, oder? Aber was ist mit einem Mundvoll Säure?

Ich spuckte aus, spie Galis den verdammten Cocktail aus dem eigenen zersetzten Gewebe und Königswasser ins Gesicht.

Jammernd sprang Galis auf. Seine Visage war nun eine einzige Wunde. Die versengten Schuppen rauchten, unter ihnen sickerte Blut hervor. Normales Menschenblut.

Wahrscheinlich gibt es in der Natur keine Wesen, die Säure spucken. Die menschliche Phantasie erwies sich da als der Realität überlegen. Und Galis hatte nichts dergleichen erwartet.

Ich wollte schreien, wollte ihm sagen: »Stirb, du Drecksack!«, aber mein Mund war nicht mehr in der Lage, Worte hervorzubringen. Ich stieß Galis zu Boden, bog ihm den Kopf nach hinten und spie in seinen im Schrei geöffneten Mund eine weitere Ladung Säure.

Jetzt konnte er nicht einmal mehr schreien. Wir kämpften schweigend, wobei uns beide das Gift von innen zerfraß.

Ich kann … nicht weitermachen. Dein Körper hält es nicht aus.

Ich schlug Galis’ Kopf auf den Beton. Rhythmisch und unermüdlich, während der Cualcua verzweifelt meine Wunden flickte. Aber auch Galis hielt durch, wurde mit der geschluckten Portion Säure fertig …

Was konnte das Fleisch eines Lebewesens nicht verwinden?

Strahlung? Strom? Mikrowellenstrahlung?

Das nützte alles nichts, denn damit würde ich mich auch selbst umbringen.

Plötzlich wurden wir in Licht getaucht. Die zurückkehrenden Deltas gingen über dem Stützpunkt runter.

Wenn ich ihm den Sauerstoff entzöge … ihn verhungern ließe … ihn zu Tode kitzeln würde … was zum Teufel konnte man mit einem lebenden Organismus sonst noch anstellen?

Ihn austrocknen. Ihn bei lebendigem Leibe fressen. Nein, bloß nicht, dann müsste ich mich mit Verdauungsbeschwerden herumschlagen. Denn was hatte ich meinem kleinen Nachbarn gesagt? Außerirdische organische Stoffe sind giftig …

Galis schaffte es allmählich, sich hochzurappeln, da ich ihn nicht länger am Boden halten konnte. Sein Gesicht verwandelte sich abermals, sein Mund wurde breiter, aus ihm ragten jetzt schiefe Fangzähne heraus, die Augen schützte eine harte, transparente Kruste …

Leute kamen auf uns zugerannt. Die Piloten sprangen aus den gelandeten Deltas, anscheinend besaßen sie keine eigenen Waffen – trotzdem würden sie mich in Stücke reißen, einfach aufgrund der Überzahl.

Galis schaffte es, sich auf mich zu wälzen und mich zu Boden zu pressen. Sein monsterhaftes Maul – mein Gott, er musste den Film über den Alien gesehen haben! – schob sich an mich heran. Ein Realität gewordener Albtraum, der Inbegriff des Todes …

Wenn du das Feuer bezwingen willst, musst du selbst zum Feuer werden. Wenn du den Tod bezwingen willst, musst du selbst zum Tod werden.

Die Meister der Kampfkunst hatten damit zwar etwas anderes im Sinn. Trotzdem war das eine Chance.

Ich machte es Galis nicht nach und verzichtete auf eine Transformation.

Ich versuche es … . seufzte mein Symbiont müde.

Galis’ Maul schnappte zu, und er riss mir ein Stück meines Gesichts heraus. Weh tat das nicht. Danke, Cualcua.

Wahrscheinlich hatten Galis und ich denselben Gedanken gehabt, denn er schluckte den herausgebissenen Teil meines Körpers hinunter. Wenn dein Gegner seinen Körper transformieren kann, dann ist es logisch, seine Masse zu verringern und die eigene zu erhöhen …

Mit verzweifelter Anstrengung schob ich Galis von mir runter und stieß ihn weg. Über meine zerfetzte Wange floss Blut, der Cualcua hatte es nicht geschafft, alle Gefäße zu schützen.

Dennoch lächelte ich. Bei meinem massakrierten Gesicht geriet mir das zu einem Teufelslachen.

Galis erstarrte.

»Ich …« Die Worte gluckerten, erstarben noch in meinem Mund, trotzdem versuchte ich zu sprechen. »G … G … Gift … du Schwachkopf … Hauptmann …«

Er schrie auf, krümmte sich und versuchte, das heruntergeschluckte Fleisch wieder auszuspucken.

Ich stand einfach da und sah zu, wie er starb.

Womit hatte der Cualcua mein Fleisch getränkt, das ich Galis so freundlich angeboten hatte?

Zyankali. Es war die einfachste Lösung.

Schubweise wuchs die Haut in meinem Gesicht nach. Die Blutung war bereits gestoppt. Ich drehte mich zu den heranstürmenden Piloten um und bleckte die Zähne. Sie blieben stehen.

Anscheinend war Hauptmann Galis hier der einzige Metamorph …

Beweg dich nicht! Ich muss unbedingt das Gift neutralisieren. Es sind viele Kapillaren betroffen.

Was für ein seltsames Gefühl … alles zerfließt, und ich bekomme einfach keine Luft mehr. Warum ringe ich nach Atem? Schließlich atme ich doch mit voller Brust ein …

Mit watteweichen Beinen torkelte ich zum Zaun. Hinter mir eilten die Piloten zu dem reglosen Galis.

Aber ich habe dich gerächt, Schnee … dich, der du nicht zu meinem Freund geworden bist …

Ihr habt eure Gesetze, ich meine.

Ich schaffe es nicht!, jammerte der Cualcua. Pjotr, ich schaffe es nicht, das Gift zu neutralisieren!

Ja und? Das war eben der Preis, den ich zahlen musste. Wenn ich fremdes Leben nahm, musste ich auch bereit sein, das eigene zu geben.

Ich humpelte noch immer weiter, obwohl es mir schon schwarz vor den Augen wurde und mein Bewusstsein sich vernebelte. Jedes Kind könnte mich jetzt umhauen, ein leichter Stupser würde genügen – und ich würde nicht mehr aufstehen.

Verzeih mir …

Na so was. Worte wie von einem Menschen.

Die Welt ging in einem weißen Leuchten auf. In meinen Ohren rauschte es. Nein, ich würde es nicht mehr bis zu diesem Zaun schaffen, ich würde hier hinfallen, mitten im Tor …

Pjotr!

Ich verlor das Bewusstsein.

Pjotr!