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»Wenn wir uns nicht bald entscheiden«, bemerkte Suana, »dann wird uns der Saal die Entscheidung abnehmen.«

»Pah«, winkte Adelorna ab. »Die sind so entzweit, dass sie sich nicht einmal darauf einigen könnten, welche Farbe der Himmel hat. Die Sitzenden haben doch keine Ahnung, was sie da tun.«

»Einige von uns haben wenigstens keine Sitzenden ausgesucht, die Jahre zu jung waren, um in den Saal zu gehören«, sagte Ferane.

»Ach ja?«, erwiderte Adelorna. »Und wie seid Ihr darum herumgekommen, Ferane? Indem Ihr Euch selbst zur Sitzenden erwählt habt?«

Ferane riss vor Wut die Augen weit auf. Es war keine gute Idee, diese Frau herauszufordern.

»Wir haben alle Fehler gemacht«, sagte jesse schnell. »Viele der Schwestern, die wir ausgesucht haben, waren eine unglückliche Wahl. Wir wollten Frauen, die genau das taten, was wir sagten, aber stattdessen bekamen wir einen Haufen sich zankender Kinder, die sich viel zu wichtig nahmen und viel zu unreif waren, um sich von ausgeglicheneren Stimmen beeinflussen zu lassen.«

Adelorna und Ferane starrten bewusst zur Seite.

»Und noch immer haben wir ein Problem«, sagte Suana. »Wir brauchen eine Amyrlin. Der Heilungsprozess muss schnell beginnen, ganz egal, was es kostet.«

Serancha schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt fällt mir keine Frau ein, die genügend Sitzende unterstützen würden.«

»Mir schon«, sagte Adelorna leise. »Sie wurde heute mehrmals im Saal erwähnt. Ihr wisst, wen ich meine. Sie ist jung, und ihre Umstände sind ungewöhnlich, aber im Augenblick ist alles ungewöhnlich.«

Suana runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht recht. Sie wurde erwähnt, das ist richtig, aber nur von denen, deren Motiven ich nicht traue.«

»Saerin scheint recht von ihr eingenommen zu sein«, gestand jesse ein.

»Sie ist zu jung«, sagte Serancha. »Haben wir uns nicht gerade erst noch Vorwürfe gemacht, weil wir Sitzende ausgesucht haben, denen die nötige Erfahrung fehlte?«

»Sie ist jung, ja«, meinte Ferane, »aber Ihr müsst zugeben, sie verfügt über eine gewisse … Ausstrahlung. Meiner Meinung nach hat sich niemand in der Burg Elaida so effektiv entgegengestellt wie sie. Und das, obwohl sie in dieser misslichen Position war!«

»Ihr kennt die Berichte über ihre Taten während des Angriffs«, sagte Adelorna. »Ich kann bestätigen, dass sie stimmen. Ich war die meiste Zeit davon bei ihr.«

Das ließ Jesse zusammenzucken. Ihr war nicht klar gewesen, dass Adelorna während des Kampfes auf der zweiundzwanzigsten Ebene gewesen war. » Sicherlich ist da etwas übertrieben worden.«

Adelorna schüttelte grimmig den Kopf. »Nein, das wurde es nicht. Es klingt unglaublich … aber … nun, es hat sich so abgespielt. Alles.«

»Die Novizinnen vergöttern sie beinahe«, sagte Ferane. »Wenn die Sitzenden niemanden akzeptieren werden, der aus einer anderen Ajah kommt, was ist mit einer Frau, die nie einer Ajah beigetreten ist? Eine Frau, die eine gewisse Erfahrung darin hat - ganz gleich, wie ungerechtfertigt auch immer -, die Position zu bekleiden, über die wir sprechen?«

lesse ertappte sich dabei, dass sie nickte. Aber wie hatte die junge Rebellin von Ferane und Adelorna solchen Respekt erwerben können?

»Ich weiß nicht«, sagte Suana. »Irgendwie erscheint das wie eine weitere übereilte Entscheidung.«

»Habt Ihr nicht selbst gesagt, dass wir die Burg heilen müssen, um welchen Preis auch immer?«, fragte Adelorna. »Fällt Euch eine bessere Methode ein, die Rebellen wieder zu uns zu holen?« Sie wandte sich Serancha zu. »Wie beschwichtigt man eine beleidigte Partei am besten? Überlässt man ihr nicht ein Stück Boden, erkennt an, was sie richtig gemacht hat?«

»Das ist wohl wahr«, gab Suana zu. Sie verzog das Gesicht, dann trank sie den Rest von ihrem Tee mit einem Schluck. » Beim Licht, aber sie hat recht, Serancha. Wir müssen es tun.«

Die Graue sah nacheinander jede von ihnen an. »Aber ihr seid hoffentlich nicht so dumm zu glauben, dass man diese Frau an der Nase herumführen kann, oder? Ich mache da nicht mit, wenn das nur wieder ein Versuch ist, eine weitere Marionette zu erschaffen. Dieser Plan ist gescheitert. Erbärmlich gescheitert.«

»Ich bezweifle, dass wir diese Situation noch einmal erleben«, sagte Ferane mit einem schmalen Lächeln. »Diese Person … ist nicht der Typ, der sich herumschubsen lässt. Seht euch doch nur an, wie sie mit Elaidas Einschränkungen umgegangen ist.«

»Ja«, gab Jesse zu ihrem eigenen Erstaunen zu. »Schwestern, wenn wir uns darauf einigen, dann wird das unserem Traum, aus den Schatten zu herrschen, ein Ende bereiten. Wir erheben eine starke Amyrlin, ob zum Guten oder Schlechten.«

»Ich persönlich halte das für eine ausgezeichnete Idee«, sagte Adelorna. » Es ist viel zu lange her.«

Und eine nach der anderen stimmte zu.

Siuan stand reglos unter den Ästen einer kleinen Eiche. Der Baum war vom Lager verschlungen worden, und sein Schatten war für Aufgenommene und Novizinnen der bevorzugte Ort fürs Mittagessen geworden. Im Augenblick war keine von ihnen anwesend; dieses eine Mal hatten die Schwestern erstaunlich gutes Urteilsvermögen bewiesen und ihnen Arbeiten zugewiesen, damit sie sich nicht um das Zelt versammelten, in dem der Saal tagte.

Und so stand Siuan allein da und sah zu, wie Sheriam den Eingang des großen Pavillons schloss. Seit Egwenes Rückkehr dufte sie wieder an den Sitzungen teilnehmen. Man konnte mühelos spüren, dass das Schutzgewebe gegen Lauscher gewebt wurde, dass die Zusammenkunft Versiegelt und neugierige Ohren ausgesperrt wurden.

Eine Hand fiel auf Siuans Schulter. Sie zuckte nicht zusammen; sie hatte Bryne näher kommen gefühlt. Der General schritt lautlos daher, obwohl dazu keine Notwendigkeit bestand. Er würde einen ausgezeichneten Behüter abgeben.

Er trat an ihre Seite, die Hand noch immer angenehm auf ihrer Schulter, und sie gestattete sich den Luxus, einen kleinen Schritt näher an ihn heranzurücken. Seine Größe und seine Verlässlichkeit fühlten sich gut neben ihr an. Wie das Wissen, dass, wie sehr der Himmel auch stürmte und das Meer wütete, der Rumpf abgedichtet und das Segel aus dem stärksten aller Tücher genäht war.

»Was wird sie ihnen sagen, was glaubt Ihr?«, fragte Bryne in gedämpftem Tonfall.

»Ich habe nicht die geringste Ahnung. Möglicherweise verlangt sie ja meine Dämpfung.«

»Das bezweifle ich. Sie ist nicht der rachsüchtige Typ. Davon abgesehen weiß sie, dass Ihr das getan habt, was Ihr für richtig hieltet. Zu ihrem eigenen Besten.«

Siuan verzog das Gesicht. »Ungehorsam gefällt niemandem, am wenigsten der Amyrlin. Ich werde für vergangene Nacht bezahlen, Bryne. Ihr habt recht, dass es vermutlich nicht auf öffentliche Weise geschehen wird, aber ich fürchte, ich habe das Vertrauen des Mädchens verloren.«

»Und war es das wert?«

»Ja«, sagte Siuan. »Ihr war nicht bewusst, wie kurz diese Bande hier davor stand, ihr zu entgleiten. Und wir konnten nicht wissen, dass sie während des Angriffs in der Burg nicht ernsthaft in Gefahr war. Wenn mich meine Zeit in der Weißen Burg eines gelehrt hat, dann, dass es eine Zeit gibt, sich zu sammeln und zu planen, aber auch eine, in der man handeln muss. Man kann nicht immer abwarten, bis man Sicherheit hat.«

Sie konnte Brynes Lächeln durch den Bund fühlen. Beim Licht, es tat wirklich gut, wieder einen Behüter zu haben. Sie war sich gar nicht bewusst gewesen, wie sehr sie dieses tröstende Bündel an Gefühlen im Hinterkopf vermisst hatte. Die Stabilität. Männer dachten anders als Frauen, und Bryne betrachtete Dinge, die sie kompliziert und verblüffend fand, als unkompliziert und einfach. Triff deine Entscheidung und handle. Seine Art der Vernunft hatte eine hilfreiche Klarheit.

Nicht, dass er einfältig gewesen wäre - nur weniger dazu geneigt, bereits getroffene Entscheidungen zu hinterfragen.

»Und was ist mit dem anderen Preis?«, fügte er hinzu.

Sie konnte sein Zögern spüren, seine Sorge. Sie wandte sich ihm zu und lächelte ihn amüsiert an. »Gareth Bryne, Ihr seid ein Narr.«