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Das Urtum stürzte zu Boden und konnte sich keinen Deut mehr bewegen. Der Nachtelf wunderte sich über sein eigenes Werk. Er wusste, dass seine Kräfte vor Kurzem noch nicht ausgereicht hätten, jemanden wie Knorre zu besiegen, ohne ihn töten zu müssen.

Thura hatte die Zeit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Sie war fast schon bei dem Schatten und griff sich die Axt.

Der Sturm ließ nach. Der Wind wurde schwächer.

Der Baum bewegte sich.

Ein Schattenast stieß die Orcfrau vor die Brust. Obwohl er keine feste Substanz hatte, wurde sie davon aufgespießt. Thura erstarrte, die Axt hatte sie immer noch erhoben.

Die anderen Äste stürzten sich auf Broll...

Sie sind zu schwach... wir sind zu stark... Du hast versagt, werter Malfurion...

Malfurion weigerte sich, auf solche Worte zu achten, obwohl sie nicht ganz falsch waren. Er wusste, dass er selbst mit Tyrandes Hilfe schnell an seine Grenzen gelangen würde.

Sieh, wie sie nun alle sterben..., sagte der Albtraumlord.

Vor den Augen des Erzdruiden erschienen wieder Visionen all derer, die sich auf ihn verließen. Thura war aufgespießt worden. König Varian führte eine stetig kleiner werdende Armee. Die anderen Druiden taten unter Hamuuls Führung ihr Bestes, um gegen den unaufhaltsamen Feind zu bestehen, der beide Reiche verwandelte...

Doch das war ihm schon zuvor gezeigt worden, er hatte es schon zuvor gespürt. Aber das vernichtende Gefühl, schon so weit gekommen zu sein, nur um wieder zu versagen, war einfach zu viel. Hätte er Hunderte Malfurions gehabt, oder Tausende, dann hätte er vielleicht siegen können... doch er war ganz allein.

Verzweifle... und sei gewiss... dass ich dir nur gezeigt habe, was wirklich geschieht... dieses Mal erkennst du selbst dein Versagen...

Xavius lachte laut.

Der Sturm erstarb fast völlig. Sein Gegner hatte recht. Xavius tat gar nichts, er zeigte Malfurion nur, was er selbst bereits wusste... dass der Erzdruide alle enttäuscht hatte.

Aber als die Finsternis beinahe sein Herz umschloss, berührte ihn ein beruhigendes Licht von innen. Er wusste sofort, woher es kam.

„Malfurion!“, wisperte Tyrande in sein Ohr. Ihre Stimme klang ausgezehrt, doch immer noch unbeugsam. „Bitte! Gebt... nicht auf! Er spielt mit Euren Gedanken...“

Der Erzdruide rührte sich und stellte fest, dass sie beide in den boshaften Ästen gefangen waren. Nur weil Tyrande sich offensichtlich an ihn geklammert hatte, als sie gepackt wurden, waren sie zusammen.

All das ist der Albtraum!, sagte Xavius, der Baum. Du... sie... wir alle... Wie lange habe ich darauf gewartet... so lange war ich gefangen, wartete und wurde unter seiner Führung immer stärker... Ich wuchs, bis die Zeit reif war, und dann erhob ich mich aus den Tiefen, um auf den östlichen Klippen, die mein verlorenes Zin-Azshari überragen, Wurzeln zu schlagen! Hier herrschte einst meine Königin, hier hatte ich Macht. Wie passend ist es, dass du hier sterben wirst und der Albtraum alles vereinnahmen wird... wie passend!

Alles... Das Wort schlug eine Saite in Malfurion an.

Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht. Er wusste, was er tun musste, um den Albtraum ein für allemal zu beenden. Sieg oder Niederlage hingen nicht von ihm alleine ab, auch nicht von ihm und Tyrande, obwohl sie die Feinde gemeinsam bekämpft hatten. Nein, sie alle mussten so koordiniert zusammenarbeiten wie niemals zuvor.

Gestärkt von dieser letzten Erkenntnis schlugen von Malfurion geführte Blitze in den vordersten Ast ein, der sie festhielt. Die beiden Nachtelfen wurden in die Luft geschleudert. Malfurion verwandelte sich in eine Sturmkrähe und packte Tyrande mit seinen Krallen. Er setzte sie außerhalb der Reichweite der Äste ab, dann nahm er wieder seine normale Gestalt an.

„Ich habe einen Fehler gemacht“, sagte er. „Ich kenne jetzt die Wahrheit.“

Sie nickte. Tyrande wusste, was er von ihr erwartete. Ohne abzuwarten begann die Hohepriesterin, zu Elune zu beten.

Malfurion versuchte, die anderen Druiden zu kontaktieren... jeden Druiden, egal in welchem Reich, außer Broll. Lasst mich euch zeigen, was wir – gemeinsam! – erreichen können...

Damit alles klappte, musste Malfurion die anderen Druiden bitten, auf eine eigene Verteidigung zu verzichten. Er war genauso überrascht wie dankbar, als ein jeder ohne Zögern einwilligte.

Er zeigte ihnen, was sie bereits wussten, aber nicht völlig verstanden. Sie waren Druiden. Sie waren Azeroths Hüter, Azeroths Wächter. Und dasselbe galt auch für den Smaragdgrünen Traum.

Und obwohl sie wussten, dass die Verbindung mit der Natur in beiden Reichen sehr mächtig war, hatten sie doch nicht erkannt, dass ihre Möglichkeiten deutlich weniger begrenzt waren, als sie vermutet hatten.

Die beiden Reiche waren auf eine Art miteinander verwoben, die selbst die Druiden niemals ganz verstanden hatten. Die Verbindung war komplexer und wahrscheinlich mächtiger, als sie geglaubt hatten.

Die anderen wunderten sich über das, was ihnen ihr Shan’do offenbarte. Malfurion jedoch konnte sie nicht länger bei dieser erstaunlichen Entdeckung verweilen lassen. Er leitete sie weiter an, sodass sie ihre Zauber nach seinen Vorstellungen verändern konnten.

Der Sturm war sein Sturm. Die anderen Druiden waren zwar notwendig, um ihn zu erschaffen und damit er anwuchs. Aber seine richtige Größe, das wahre epische Ausmaß, erhielt er von Malfurion. Tyrande half mit Gebeten an Mutter Mond, damit sein Geist währenddessen vom Albtraum verschont blieb.

Ein tiefes Beben erschütterte Azeroth und den Smaragdgrünen Traum. König Varian hielt Ordnung unter seinen Kriegern. Doch er wusste, dass sie nicht darauf hoffen durften, dass dieses Beben ihnen neue Hoffnung brachte. Während der Herr von Sturmwind den Kampf anführte, erschien das Bild des Wolfes auf seinem Gesicht und verlieh den Kriegern, die von der Gunst des Geistes wussten, neuen Mut.

Die Lebensbinderin kämpfte an dem einzigen Tor, das alle Anstrengungen des Albtraums behinderte. Sie lächelte grimmig in Anerkennung dessen, was Malfurion schon geleistet hatte. Dann gab sie das Ihre, um sicherzustellen, dass sie nicht versagte.

Malfurion spürte, wie alles zusammenkam. Die Druiden wurden unter seiner Führung geeint. Er fühlte ein Verständnis für beide Welten, das er sich nie hätte vorstellen können. Aber erst durch seine Verbindung mit Tyrande konnte er dieses Verständnis auch richtig nutzen.

Der Sturm wurde entfesselt.

Er tobte mit einer Wut, wie noch kein Sturm vorher es getan hatte. Azeroth erbebte. Der Smaragdgrüne Traum schimmerte. Sie waren zwei, die eins waren. Allerdings nicht so, wie Xavius es gewollt hatte. Er wollte ein ganzes Reich verderben, es zum Spiegelbild seines eigenen Bösen und der Macht machen, die hinter ihm stand.

Malfurion schenkte ihm stattdessen die Reinheit und die Stärke der Natur.

Der Wind heulte. Er brachte Bewegung in den Nebel. Seine Kraft ließ die albtraumhaften Gestalten und Schattensatyre wie Staub zerstieben. Sturmwind, Orgrimmar... jeder umkämpfte Ort auf Azeroth wurde nun gereinigt.

Der Regen fiel kräftig, Flüsse verteilten sich, wo immer auch das Böse sich ausgebreitet hatte, über die Landschaft. Das reine Wasser spülte weitere Schatten des Albtraums fort, weitere schreckliche Traumkreaturen, und brachte neues Leben und neues Wachstum dorthin, wo der Albtraum es verkrüppelt oder manipuliert hatte.

Das Ungeziefer verging im Regen, seine Fäule konnte dieser Kraft nicht widerstehen. Wer bereits zu stark vom Albtraum korrumpiert war, floh gemeinsam mit dem Nebel.

Doch der Albtraum beherrschte immer noch viele seiner Opfer, und die Macht, die von ihren Ängsten ausging, war enorm. Die Schlafwandler erhoben sich in großer Zahl, getrieben von ihren schrecklichen Träumen, um die Lebenden zu bekämpfen.