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Malfurion hatte gewusst, dass es so kommen würde. Er rief den Donner zur Erde herab.

Noch nie hatte es auf Azeroth ein derartiges Geräusch gegeben. Hunderte Vulkane waren nichts im Vergleich dazu. Alle Stürme in Azeroths Geschichte zusammen kamen dieser fantastischen Kraft nicht einmal nahe.

Und keine Kreatur, egal, wie tief sie schlief, wie tief versteckt sie in irgendeiner Höhle lauerte oder hoch in den Bergen oder hinter dicken Steinmauern... hätte es überhören können.

Der Donner ertönte.

Die Schläfer erwachten.

Die Macht des Albtraums zerbarst.

Xavius’ Empörung hallte einen Augenblick später in Malfurions Kopf wider. Ein mitleiderregendes Geräusch im Vergleich zur Majestät des Sturms. Doch der Erzdruide war sich seines Sieges noch nicht sicher. Malfurion streckte die Arme aus, ballte die Hände zu Fäusten und legte seinen ganzen Willen in das, was er und die Druiden erschaffen hatten. Dann schickte er diese Macht dem Albtraumlord entgegen.

Der Sturm wütete weiter.

Wo auch immer die Verderbtheit noch herrschte, zuckten Blitze und ließen die Dunkelheit schwinden. Die Blitze waren nicht wie üblich weiß oder gelb, sondern so leuchtend grün wie saftige Weiden. Wo die Blitze einschlugen, verbrannte der Boden nicht, sondern er erblühte.

Malfurion ließ in keinem der beiden Reiche nach, damit der Albtraum keinen neuen Brückenkopf bilden konnte. Als das Böse jedoch immer weiter zurückgedrängt wurde, wuchs sein Widerstand. Malfurion spürte, wie einige der Drachen erlahmten, und aus Sorge um sie nahm er eine größere Last auf sich. Tyrande stärkte ihn dabei. Ihre Entschlossenheit war so groß wie seine. Alles würde hier enden...

Mitten in seinen Bemühungen spürte Malfurion, wie das Böse hinter Xavius zum ersten Mal selbst Einfluss nahm... und zurückschlug.

Es dauerte einen Augenblick, bis der Erzdruide verstand, warum. Es lag an den Schlafenden. Sie waren nun wach, doch die Schrecken ihrer fürchterlichen Träume waren noch bei ihnen. Ihre Ängste nährten den Albtraum noch immer.

Malfurion und Tyrande spürten zur gleichen Zeit, was getan werden musste. Seine linke Hand beschrieb einen Bogen. Der Regen über Azeroth veränderte sich, wurde feiner, wärmer. Er nahm einen rötlichen Farbton an, einer Rose ähnlich. Gleichzeitig bat Tyrande Elune um Hilfe. Das silberne Licht von Mutter Mond schien auf sie herab und vereinte sich mit dem Regen.

Als der erstaunliche Regen die Opfer des Albtraums berührte, überkam sie augenblicklich ein Gefühl der Ruhe. Sie vergaßen, was sie erlitten oder was sie anderen als Sklaven des Xavius angetan hatten.

Der Widerstand gegen Malfurions Zauber wurde schwächer. Ermutigt drang er immer weiter vor... bis er den Baum und seinen Schatten erreicht hatte.

Bis er Xavius erreichte und nicht weiterkonnte.

Ich werde immer bei dir sein, spottete der Albtraumlord. Ich hin du, Malfurion Sturmgrimm...

Der Erzdruide antwortete nicht. Er rief alle Energien von Azeroth und dem Smaragdgrünen Traum an und schleuderte sie dem großen schrecklichen Baum entgegen.

Nichts geschah.

Malfurion wandte den Blick zum Smaragdgrünen Traum und dem Schatten des Xavius. Dort sah er, was er bereits wusste. Thura war immer noch durchbohrt, und Broll kämpfte darum, nicht von den Ästen eingefangen zu werden.

Die gebündelten Energien trafen den Schatten... und richteten nicht mehr aus als gegen einen gewöhnlichen Baum.

So, das wollt Ihr also von mir, dachte Malfurion. Nun gut.

Er konzentrierte sich und benutzte die aberwitzigen Kräfte, die er aus beiden Reichen gezogen hatte. Er trennte seine Traumgestalt auf eine Art und Weise von seinem physischen Körper, die selbst er nicht für möglich gehalten hätte. Malfurion war nun zwei unterschiedliche Wesen, doch immer noch dieselbe Person. Sein physischer Körper schlief nicht. Er war gleichermaßen im Smaragdgrünen Traum und auf Azeroth vorhanden und konnte dort ebenfalls eingreifen.

Auch das war eigentlich unmöglich, und kein Druide vor ihm hatte es je versucht. Möglich wurde diese einzigartige Tat, weil der Albtraum versucht hatte, die beiden Reiche zu verschmelzen.

Es war der einzige Weg, wie er seinen Angriff exakt zur gleichen Zeit auf den Baum und den Schatten konzentrieren konnte. Erst so wurden sie beide empfänglich für seine Kraft.

Aber genau das Gleiche wollte auch Xavius. Denn Malfurion war während dieses Aktes zweifellos auch doppelt so empfänglich für die Gefahren aus beiden Reichen.

Die schattenhaften Äste griffen seine Traumgestalt an. Der pervertierte Baum attackierte währenddessen mit neuer Stärke seinen physischen Körper.

Doch als der Albtraumlord angriff, nahm Malfurion Kontakt mit dem Geist eines anderen auf. Broll... wir müssen zuschlagen...

Der Druide bestätigte kurz den Kontakt. Da der Albtraum ihn für unbedeutend hielt, bekam er die eine Sekunde, die er brauchte, um seine eigenen Kräfte ins Spiel zu bringen.

Broll verwandelte sich wieder in eine Raubkatze, benutzte das Maul und befreite Thura aus dem Griff des Schattens. Ihre Haut war kalt, doch als der Kontakt mit dem Schatten abbrach, wurde der Körper sofort wärmer.

Die Orcfrau rührte sich. Broll stürzte vorwärts.

Tausend Schattenäste stießen in Malfurions Traumgestalt. Auf Azeroth hielt Tyrande den Erzdruiden fest, als ihn die schlimmsten Schmerzen durchfuhren, die er je verspürt hatte. Selbst als Baum hatte er so etwas nicht erleiden müssen.

Die Hohepriesterin schrie auf, als sie diesen Schmerz annahm und zu ihrem eigenen machte, damit der Erzdruide sich besser auf seinen Angriff konzentrieren konnte.

Malfurion fletschte die Zähne. Der Nachtelf konzentrierte die Wucht des gigantischen Sturms auf zwei Orte – auf Azeroth und den Smaragdgrünen Traum. Der Baum des Albtraumlords und sein Schatten gaben unter dem verstärkten Angriff nach. Die Äste, die sich in die Brust von Malfurions Traumgestalt gebohrt hatten, wurden vom Wind davongetragen. Die des wahren Baumes verbrannte der Blitz. Neue Äste entstanden, als der Albtraumlord im Gegenzug versuchte, seinen Feind zu packen. Doch Malfurions Zauber hielt ihn in Schach.

Und im Smaragdgrünen Traum griff Thura, abgeschirmt von Broll, den schattenhaften Stamm an. Sie hob die Axt, die mit all der Herrlichkeit der innewohnenden Energien leuchtete, die der Halbgott Cenarius vor zehntausend Jahren für Broxigar hineingearbeitet hatte.

Schlagt hier zu!, sagte ihr Malfurion und zeigte ihr in Gedanken ein Bild der verwundbarsten Stelle.

Mit einem verschlagenen Grinsen erwischte die Orcfrau den Schatten an genau diesem Punkt.

Ein Schrei hallte über den Smaragdgrünen Traum, ein Schrei, der auch auf Azeroth erklang. Die Axt versank tief in dem Baum, als würde sie in etwas Festes eindringen.

Der Schatten wankte.

Als Thura zuschlug, verstärkte Malfurion den Angriff auf den physischen Baum tausendfach. Smaragdgrüne Blitze trafen ihn immer wieder und setzten einen Ast nach dem anderen in Brand.

Mylord!, rief Xavius plötzlich. Hört mich an!

Doch Malfurion spürte, wie die uralte Finsternis ihren wertlosen Diener verließ. Obwohl er sich darüber wunderte, wagte der Erzdruide es nicht, seinen Angriff gegen Xavius abzuschwächen. Er wusste nur zu gut, sollte nur irgendein Funke von ihm zurückbleiben, würde Xavius erneut auferstehen... in einer Gestalt, die wahrscheinlich noch schrecklicher war. Die ganze fürchterliche Tortur würde von Neuem beginnen.

Thura traf den Schatten ein zweites Mal, und seine Gestalt begann zu schwinden. Malfurion setzte seinen Angriff auf den realen Baum mit Blitzen fort, die ein Inferno auslösten. Xavius schleuderte diese Flammen auf seine Feinde zurück. Gleichzeitig gab Tyrande ihr Bestes, um Malfurion zu schützen, dennoch wurde ihm die Haut versengt.

Thura traf ein drittes Mal. Die magische Axt drang so tief in den Schattenbaum ein, dass die Klinge vollständig darin verschwand.