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Mit geschlossenen Augen lag Malfurion auf miteinander verflochtenen Blättern und Kräutern, um letztlich auch die Druiden zufriedenzustellen. Tyrande kniete neben ihm und hielt ein weiches, feuchtes Tuch in der Hand. Sie hatte sich um ihn gekümmert, als wäre sie eine Novizin und nicht die Herrin des Ordens. Hinter ihr stand Wache haltend die ebenfalls recht stille Shandris Mondfeder. Die Generalin machte ein Gesicht, wie es Broll eher von einem Kind erwartet hätte, das sich um seine Eltern sorgte, aber nicht von einer erfahrenen Kämpferin.

„Mylady“, murmelte Broll, als er sich näherte. Shandris warf ihm einen kurzen Blick zu. Sie hatte seine Gegenwart schon vorher gespürt und war deshalb unbesorgt. „Ich habe gehört, dass er... dass er wach sei...“

„Und das... und das bin ich auch“, antwortete Malfurion, dessen Augen sich langsam öffneten. Sie strahlten wie die Sonne... und würden es von nun an immer tun. Er schenkte dem Nachtelfen ein kurzes Lächeln. „Doch sie...“ Mit einem Blick wies er auf Tyrande, „... besteht darauf, dass ich mich etwas mehr ausruhe. Ein Befehl, dem ich mich nicht verweigern kann... nachdem ich schon einmal... schon einmal erfolglos versucht habe... aufzustehen.“ Malfurions Grinsen wurde breiter. „Aber ich bin nachlässig. Ich sehe, dass der Kampf auch Euch verändert hat, Broll...“

Der Erzdruide bezog sich auf Brolls Augen, die zwar nicht so leuchteten wie die seines Shan’dos, aber nun ebenfalls golden erstrahlten. Indem er in sich selbst und nach Azeroth hineingeschaut hatte, hatte Broll schließlich den Damm gebrochen – eine selbst errichtete Barriere – und war wahrlich der große Druide geworden, den so viele schon viel früher in ihm gesehen hatten. Die Veränderung reichte bis tief in ihn hinein. Brolls Unsicherheit war verschwunden. Ihm war klar geworden, dass er jetzt endlich so war, wie er schon immer hätte sein sollen. Mit jeder Bewegung strahlte er nun die unvergleichliche Selbstsicherheit eines echten Druiden aus.

Doch das interessierte ihn im Augenblick nicht. Nur eine Sache war wichtig. „Aber... geht es Euch wirklich gut?“

Die Hohepriesterin unterbrach ihre Pflege und blickte Broll an, als hätte er den Verstand verloren. „Malfurion ist hier im Haus der Elune, und ich bin ihre Stellvertreterin auf dieser Welt... glaubt Ihr, da ginge es ihm schlecht?“

„Vergebt mir“, antwortete der Druide lachend. „Das habe ich ganz bestimmt nicht gemeint.“

Malfurion legte seine Hand auf ihr Knie. Tyrandes Gesichtsausdruck wurde sanfter. An Broll gewandt antwortete der Erzdruide: „Sie will mich nur beschützen. Ich habe ihr etwas versprochen, das ihr wichtig ist.“

„Ein Versprechen?“

„Ein Glück, dass Ihr gerade hier seid, Broll. Weil ich mir niemand anderen vorstellen kann, den ich bei mir haben will, wenn Tyrande und ich uns das Gelöbnis geben.“

Broll brauchte einen Moment, um zu verstehen, was er meinte. Shandris lachte wegen seiner verspäteten Reaktion.

„Ihr beide – Ihr wollt heiraten?“

„Jetzt seid doch nicht so erschrocken.“ Die Hohepriesterin lächelte. „Ich glaube, dass ich lange genug darauf warten musste, dass er endlich vernünftig wird.“

„Und ich glaube, dass Ihr schon längst jemanden mit mehr Verstand als mich hättet kriegen können“, antwortete Malfurion deutlich erholter. Er hielt ihre Hand und fragte Brolclass="underline" „Nun, Broll Bärenfell, wollt Ihr das für mich tun?“

„Da gibt es sicherlich andere...“

„Es gibt viele gute Seelen, doch ich wähle Euch.“

Der Druide neigte den Kopf. „Dann fühle ich mich geehrt. Ich bete nur, dass ich keinen Fehler mache.“

Sein Shan’do lachte. „Ihr könnt keinen größeren Fehler machen als ich. Schließlich war ich es, der Tyrande über die Jahrtausende hinweg viel zu oft alleine ließ, mein Freund.“

„Wann findet die Feier denn statt?“

Wie aus einem Mund antworteten Malfurion und Tyrande: „So bald wie möglich!“

Obwohl Darnassus nicht unbedingt der praktischste Ort für eine solche Zeremonie war, gab es zugleich wohl auch keinen, der besser geeignet gewesen wäre. Denn für Malfurion Sturmgrimm, Anführer der Druiden, und Tyrande Wisperwind, Hohepriesterin der Elune und Herrscherin der Nachtelfen, kam nur die Hauptstadt in Frage.

Lange vor dem Abend der Zeremonie hatten die beiden bereits alle Fragen über ihre zukünftigen Rollen geklärt. Eigentlich hatte Tyrande das getan. Malfurion wusste, dass sie die beste Herrscherin war, die sein Volk sich wünschen konnte, zumal er selbst keine Ambitionen in dieser Richtung hatte. Dennoch bestand sie auf der Idee, dass sie Seite an Seite regierten, gleichberechtigt in allen Dingen, was ihr Volk betraf. Sie blieb zudem die Hohepriesterin der Elune und er der oberste Erzdruide. Aber von nun an würden diese beiden Ämter enger miteinander verbunden sein, was den Nachtelfen nur nützen konnte.

Die Zeremonie fand natürlich im Tempel der Elune statt. Doch das bedeutete auch, dass die anwesende Zuschauerschar etwas arrangiert werden musste. Generalin Shandris jedoch erwies sich bei der Organisation der Gäste als ebenso kompetent wie im Feld. Es gab manchen, der außerhalb ihrer Hörweite sogar tuschelte, dass sie diese Aufgabe mehr zu genießen schien als ihre normalen Pflichten.

Neben den Schwestern würden auch die Schildwachen aufpassen und sicherstellen, dass niemand Ärger bereitete. Das war notwendig, denn neben ihren eigenen Leuten hatten Malfurion und Tyrande noch König Varian, Erzmagier Rhonin und andere Anführer eingeladen. Natürlich erschien ein jeder von ihnen mit seinem eigenen Gefolge und seinen persönlichen Wachen.

Trotz der überall stattfindenden Aufbauarbeiten hatten Varian und die anderen es als ihre vorrangige Pflicht betrachtet, an diesem wegweisenden Ereignis teilzunehmen. Schließlich verdankten sie es Malfurion, dass Azeroth überhaupt noch existierte. Selbst der unabhängige Windhammerklan – die berühmten Greifenreiter vom Nistgipfel – war gekommen, angeführt von ihrem Hochthan Falstad.

Thrall, der Vertreter der Horde, ließ Grußworte an Malfurion und Tyrande übermitteln. Das seit jeher fragile Bündnis zwischen Horde und Allianz fiel allmählich auseinander, weil persönliche Animositäten nun, nachdem die Hauptgefahr gebannt war, offensichtlich wurden. Auf mehr hätte das Paar auch nicht hoffen können, denn beide wussten, wie flüchtig dieser Friede war. Das einzig Gute an den Grüßen war, dass Thura sie überbrachte. Sie hatte den Kriegshäuptling gebeten, sie übermitteln zu dürfen. Für sie waren der Erzdruide, die Hohepriesterin und all die anderen Blutsverbündete.

Obwohl die eigentliche Zeremonie stattfinden würde, wenn die Weiße Lady – der große silberne Mond, der für die Nachtelfen Elune selbst verkörperte – im Zenit stand, gab es auch andere Beleuchtung, die der Feier Glanz verleihen würde und für die weniger nachtaktiven Gäste gedacht war. Tausende Glühwürmchen zierten die Bäume, und kleine silberblaue Kugeln aus Mondlicht schwebten über den Besuchern. Rhonin – der das Paar auf einzigartige Weise schon länger kannte als jeder andere – hatte angeboten, dass seine Magier eine Reihe von herrlichen Regenbogen erzeugten, die am dunklen Himmel die zehn Jahrtausende symbolisierten, die Malfurion und Tyrande nun schon zusammen waren.

Neben Rhonin standen seine Frau, die Hochelfe Vereesa – Anführerin der Hochelfen des Silberbundes, der aus Protest gegen die Aufnahme der Blutelfen bei den Kirin Tor gegründet worden war – und ihre Zwillingssöhne. Die beiden Jungen wirkten bedrückt. Sie hatten das rote Haar ihres Vaters und trugen seine breiten Gesichtszüge. Doch sie waren schlanker gebaut und hatten ein wenig längere Ohren. Die Mischung aus Elf und Mensch hätte sich als nicht so vorteilhaft erweisen können, aber beide waren gut aussehend.