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Und wie konnte ein Mensch – ein Mensch! – in der Lage sein, das mystische Reich physisch zu betreten, ohne es zu bemerken?

Doch im Moment hatten sie keine Zeit, solche Antworten von Lucan Fuchsblut zu bekommen. Die drei waren immer noch auf der Flucht, weil Lucans plötzliche Aktion sie nicht von dem Drachen weg befördert hatte... sondern stattdessen darunter.

„Runter!“, flüsterte Tyrande.

Schnell wie der Wind stieß der Schatten hinter ihnen herab. Der Windstoß, den er dabei erzeugte, bestätigte die Vermutung der Hohepriesterin. Die drei wurden in die Knie gezwungen.

Doch... der Drache wendete nicht. Er ging nicht in Schräglage oder stürzte sich auf sie. Stattdessen tauchte er tief in die Hügel hinab, knapp außerhalb ihrer Sichtweite... und stieg nicht wieder auf.

Broll war der Erste, der aussprach, was die anderen sicherlich dachten. „Bei dieser Geschwindigkeit hätte er entweder hochkommen müssen, oder er ist abgestürzt...“

„Was treibt ein schwarzer Drache hier?“, fragte Tyrande. „Wo immer hier auch sein mag...“

„Er war nicht schwarz.“

Die Nachtelfen blickten Lucan an. Mit immer noch wildem Blick wiederholte er seine Behauptung. „Er... er war nicht schwarz... er war grün.“

„Ein farbenblinder Mensch“, grunzte Broll.

„Wenn er farbenblind wäre, hätte er nicht grün statt schwarz gesehen“, meinte die Hohepriesterin. In beruhigendem Tonfall sagte sie zu Lucan: „Erzählt uns, warum Ihr glaubt, dass der Drache grün war.“

Er zuckte mit den Achseln. „Er war nah genug, dass man es erkennen konnte.“

Der Druide schüttelte den Kopf. „Na, das ist mal eine Antwort. Und noch die falsche dazu. Wir waren schließlich auch nah genug um zu beurteilen, dass er schwarz war.“

Tyrande musterte den Menschen. Schließlich sagte sie: „Eine Antwort, die einige Wahrheit enthält. Zumindest so, wie Lucan die Welt sieht.“ Sie überprüfte die Gleve. „Ich glaube, wir sollten diesen Drachen untersuchen, der schwarz sein könnte oder auch grün. Es könnte einen Grund geben, warum wir in seiner Nähe herausgekommen sind.“

„Und wenn sich herausstellt, dass es ein schwarzer Drache ist?“

Sie gingen in die Richtung, in der sie die Bestie zuletzt gesehen hatten. Tyrande hielt die Gleve wurfbereit. „Dann töten wir ihn.“

Lucan blickte zu Broll, als würde er darauf hoffen, dass er ihm sagte, Tyrande hätte es nicht so gemeint. Stattdessen packte der Druide den Kartografen am Arm, zog ihn hinter sich her und sagte: „Bei uns bist du besser aufgehoben als allein...“

Lucan wirkte nicht allzu überzeugt.

Sie machten sich auf den Weg über die Hügel und gingen so schnell, wie Lucan es zuließ. Er war nicht langsam, doch weder war er m optimaler Verfassung noch ein Nachtelf. Dennoch hielt er das Tempo besser durch, als Broll es erwartet hatte nach seiner Erfahrung mit all den Menschen, mit denen er schon zu tun gehabt hatte.

Sie hatten kurz angehalten, als Broll ein Jucken im Nacken verspürte. Er blickte sich um.

„Was ist?“, fragte Tyrande leise.

„Ich dachte, jemand folgt uns... doch ich habe mich geirrt.“

Wenig später blieb die Priesterin erneut stehen. Lucan nutzte den Moment, um zu Atem zu kommen, während die Nachtelfen sich unterhielten.

„Wenn der Drache wirklich gelandet ist... muss er bereits sehr nah sein“, bemerkte Tyrande.

„Stimmt. Wir sind an ein paar Höhlen vorbeigekommen, doch keine war groß genug für ein solch riesiges Wesen... und dieser Drache ist größer als die meisten anderen, egal von welcher Farbe.“

„Dennoch haben wir ihn nicht in der Luft gesehen.“

Broll dachte nach. „Vielleicht ist an dem, was Lucan gesagt hat, doch etwas dran. Wenn der Drache...“

Tyrande blickte sich um. „Wo steckt Lucan?“

Der Druide drehte sich um. Der Mensch war nicht mehr dort, wo er ihn zurückgelassen hatte.

Einen Augenblick lang blickten sich die Nachtelfen an, als würden sie beide dasselbe denken... dass Lucan wieder einmal dorthin verschwunden war, was Broll für einen Teil des Smaragdgrünen Traums hielt. Ein kurzes Klackern von Steinen vor ihnen verriet den beiden dann die simple Wahrheit.

Lucan war nur vorausgegangen.

Oder besser gesagt... er kletterte den Berghang in einem bemerkenswerten Tempo hinauf, wenn man bedachte, wie erschöpft er war.

„Lucan!“, rief der Druide so vorsichtig, wie er konnte. „Lucan!“

Doch der Kartograf ignorierte ihn. Broll folgte ihm schließlich. Tyrande war nur einen Schritt dahinter. In der Nähe einer möglichen Drachenhöhle konnten sie sich so einen Leichtsinn kaum leisten.

Lucan arbeitete sich zur Spitze des Hügels vor. Broll erwischte ihn am Knöchel, kurz bevor der Mensch die andere Seite wieder hinuntergehen konnte. Der Druide zog sich zu Lucan hoch.

„Seid Ihr verrückt geworden...?“ Broll war überzeugt, dass er die Antwort darauf kannte. Denn Lucan starrte ihn an, als hätte er auch noch den Rest von Verstand verloren.

„Er ist dort unten“, murmelte Lucan schließlich. Er wies auf eine Handvoll Höhlen unterhalb ihrer Position. „Die, mit der Spitze über dem Eingang. Dort ist der Drache.“

„Und woher wisst Ihr das?“

Als Antwort konnte Lucan nur mit den Achseln zucken.

Tyrande trat zu den beiden Männern. „Habe ich ihn richtig verstanden? Der Drache ist dort unten?“

„Er scheint sich sicher zu sein.“ Ein Geräusch erregte Brolls Aufmerksamkeit. Er blickte den Weg hinab, den sie gekommen waren. „Da ist etwas oder jemand hinter uns...“

„Kümmert Euch nicht darum. Lucan geht schon weiter!“

Broll wandte sich um und sah, dass der Mann tatsächlich, nachdem der Druide ihn nicht mehr festhielt und beide Nachtelfen abgelenkt waren, die andere Seite des Berges hinabstieg. Obwohl Broll wusste, dass sie einen Verfolger im Nacken hatten, eilte er hinter Lucan her.

Am Fuß des Hügels holte er den Kartografen ein. Broll riss Lucan herum und erkannte den beinahe leeren Blick.

„Wollt Ihr sterben?“, fragte er den Menschen.

„Nein...“ Lucan schien schließlich zu begreifen, wo er war. Sein Gesicht wurde noch bleicher. „Ich bin... ich bin nur dahin gegangen, wo ich hin musste.“

Broll gab die Hoffnung auf, seinen Begleiter verstehen zu wollen und begann, Lucan zurück zu Tyrande zu zerren, die dicht hinter ihnen war.

Ein tiefes, trauriges Reptilienzischen erklang aus der Höhle.

Die drei rührten sich nicht. Schließlich machte die Hohepriesterin einen Schritt auf die Höhle zu.

„Es muss noch einen anderen Eingang geben!“, murmelte sie. „Der ist viel zu klein für einen Drachen...“

Broll verzog bei dem Gedanken das Gesicht. „Dann... ist es ein guter Eingang für uns!“

Tyrande nickte. Lucan schluckte und sagte nichts.

Besorgt um den Menschen, der sicherlich kein so erfahrener Kämpfer war wie Varian Wrynn, sagte Brolclass="underline" „Dort drüben befinden sich ein paar große Felsen. Ihr könnt Euch dort verstecken. Wenn wir in gut einer Stunde nicht zurück sind, haltet Euch Richtung Osten. Ich glaube, ich weiß ungefähr, wo wir sind. Wir befinden uns schon näher bei Eschental, als ich zunächst dachte.“

Zur Überraschung beider Nachtelfen straffte sich Lucan und antwortete: „Nein. Ich komme mit euch. Ihr habt mir geholfen... und ich habe euch hierher gebracht.“

Sie hatten keine Zeit für Diskussionen. Broll nickte, Tyrande zog einen Dolch aus dem Gürtel und gab ihn Lucan. Er nahm ihn an, obwohl ihm klar sein musste, wie nutzlos er gegen einen Drachen war. Dennoch spendete ihm die Waffe etwas Trost... und möglicherweise wurde dem Menschen bewusst, dass er sie im verzweifeltsten aller Fälle auch gegen sich selbst richten konnte...

Broll wollte die Führung übernehmen, doch Tyrande war bereits vorausgegangen. Sie schien begierig darauf, sich dem Drachen entgegenzustellen. Als könnte das Malfurion zurückbringen.