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Wir haben auf euch gewartet...“, sagte der Drache.

12

Die Diener des Albtraums

Der grüne Drache war zwar nicht so groß wie Eranikus, doch alles andere als klein und begierig, es mit den Nachtelfen aufzunehmen. Broll beschwor einen Beruhigungszauber, der zumindest teilweise bei Yseras Gemahl gewirkt hatte und hoffte, die angreifende Bestie so zu verlangsamen.

Doch für seine Bemühungen erntete er nur böses Gelächter. Der Drache wäre über ihn hergefallen, hätte Tyrande nicht den Druiden zur Seite geschubst und ihre Gleve geworfen.

In Elunes Licht leuchtend, traf die dreiklingige Waffe genau ins Ziel. Die Spitze schnitt über das Maul des Drachen und erwischte genau den Bereich, der fast einem Bart ähnelte. Obwohl das Ungeheuer halb feinstofflich zu sein schien, stieg ein Blitz von düsterer smaragdgrüner Energie aus dem Schnitt auf. Der gehörnte Drache beugte den Hals, schien aber eher wütend denn verwundet zu sein. Er breitete die Flügel weit aus und offenbarte dabei eine Stelle roter Haut, die mit der ansonsten grünen Erscheinung kontrastierte. Lethons feindlich gesonnene Augen waren vor Wut weit aufgerissen, und es wurde überdeutlich, dass dieser korrumpierte Riese sehr gut sehen konnte. Anders als Eranikus oder die anderen Drachen der grünen Sippe, die die Welt in einem halb wachen und halb schlafenden Zustand betrachteten.

Ich werde euch auf euren Platz, in der Nahrungskette verweisen...“, zischte die Bestie, während die Gleve zu Tyrande zurückkehrte.

„Weg vom Portal!“, befahl Broll. „Zieht Euch von dort zurück!“

Die beiden liefen los, versuchten, nach Eschental zurückzukehren. Doch die Energien des Portals breiteten sich aus und folgten ihnen. So sehr sie sich auch bemühten, sie konnten die Ebene der Sterblichen doch nicht erreichen.

Dann griff eine mächtige Gestalt nach ihnen. Knorre, halb eingetaucht in die Energien des Portals, packte Tyrande mit einer seiner großen Hände und Broll mit der anderen, als der düstere Drache vorwärtsdrang.

Du kannst nicht entkommen... der Albtraum ist um dich herum und überall in dir!“

Bei diesen Worten bildeten sich schattenhafte Kreaturen aus der Luft, die die Nachtelfen umgab. Tyrande keuchte erschreckt. Obwohl sie nur schemenhaft zu sehen waren, wirkten sie alle wie Satyre. Ihre muskulösen Beine waren denen der Ziegen ähnlich und endeten in Hufen. Ihre Köpfe entsprachen eher den Nachtelfen. Ihre wilden Klauen waren gut erkennbar. Dass es sich um Schattenwesen handelte, fügte dem Schrecken eine neue Dimension für all jene hinzu, die schon gegen echte Satyre gekämpft hatten.

Schnell wurden es mehr und ihre große Zahl drohte, die beiden zu überwältigen. Knorre zog die Nachtelfen mit sich, dann wandte er sich den Satyren zu. Begierig sprangen sie auf das Urtum. Dabei kratzten und zerrten sie und bissen mit schwarzen Fängen und Klauen. Sie rissen die harte Borkenhaut herunter. Ein tiefbrauner Saft troff aus den Wunden, die überall auf dem Urtum prangten. Doch Knorre ignorierte die Verletzungen.

Das Urtum packte einen Satyr und drückte fest zu. Die Bestie zerbarst in tausend Teile. Knorre pflückte einen weiteren aus der Luft und wiederholte seine Aktion.

Doch die Teile des ersten Monsters sammelten sich bereits wieder. Aus dem einen vernichteten Satyr wurden ein halbes Dutzend neue geboren. Dasselbe geschah mit den Teilen des zweiten.

Doch das Urtum hatte seinen beiden Begleitern Zeit erkauft, um ihren eigenen Gegenangriff zu planen. Die Hohepriesterin warf die Gleve. Die Waffe wurde zum wirbelnden Tod, der sich einen Schatten nach dem anderen vornahm. Das Mondlicht, das die Klingen umgab, brannte die zerschnittenen Gestalten förmlich hinweg.

Broll verwandelte sich, doch dieses Mal nahm sein Körper eine eher bärenhafte Gestalt an. Der große, dunkle Bär stürzte sich auf die Satyre. Mit den Klauen riss und zerrte er an den Gestalten mit Klauen, die vor purpurrotem Feuer leuchteten. Die Satyre fielen in Scharen, als Broll seinen animalischen Instinkten freie Bahn ließ.

Das garstige Lachen des Drachen übertönte alle anderen Geräusche. Er rauschte auf Broll zu. „Deine kleinen Flammen können mich nicht verletzen!“

Der Riese öffnete sein Maul weit und atmete aus. Eine große Wolke tiefster Finsternis schoss daraus hervor.

Sie hüllte den Druiden ein. Broll konnte nichts sehen oder spüren. Knurrend schlug er zu und biss, fand aber nichts Festes.

Vater! Vater!

Der schwere Bär knurrte vor Misstrauen und Furcht. Broll erkannte die Stimme seiner Tochter.

Nein, Vater, nein!

Er wusste, dass dies nicht echt war, dass es ein Albtraum sein musste, den der Drache beschworen hatte... doch der Ruf hörte sich so echt an.

Nur für einen Augenblick erblickte Broll die weibliche Nachtelfe. Das stärkte seine Sehnsucht nach Anessa. Der Druide kehrte in seine natürliche Gestalt zurück...

Die Schatten drangen weiter vor... doch aus ihnen heraus entstand eine Gestalt, die er nur ganz kurz gesehen hatte. Sie packte ihn fest und zog ihn mit sich.

„Broll! Wacht auf!“

Er blinzelte, er war sich nicht sicher, wann er die Augen geschlossen hatte. „A-Anessa?“

„Nein! Tyrande!“

„Tyrande...“ Die Sinne des Druiden kehrten zurück. Er stand neben der Hohepriesterin, die ihre Hand um seine Hüfte gelegt hatte, während sie mit der anderen Hand die große, leuchtende Gleve führte.

Elunes Licht umgab die Waffe immer noch, gab ihr Kraft gegen die schattenhaften Satyre.

„Er kommt zurück!“, warnte sie ihn.

Broll musste nicht fragen wer, weil der monströse Drache bereits über ihnen aufragte. Von Knorre war nichts zu sehen, und der Druide fragte sich, was wohl mit Eranikus geschehen war. Hatte er sie nur hierher geführt, damit der andere Drache ihnen auflauern konnte? Nein... das ergab keinen Sinn! Wenn er das gewollt hätte, dann wäre er auch hier, um sich ihres Todes zu versichern!

Doch das Einzige, was im Moment zählte, war das Überleben. Der Drache schoss herunter. Sein Maul war weit geöffnet, und Broll fürchtete ein weiteres Ausstoßen des dunklen Albtraums.

Dann, mit einem gutturalen Brüllen, erschien Knorre wieder. Stücke seiner Borkenhaut hingen von dem Körper des Urtums herab, und der Saft tropfte überall herunter. Doch Knorre zeigte keine Schwäche, als er das reptilienartige Ungeheuer packte.

„Du wirst sie nicht kriegen, Lethon!“ knirschte er.

Ihr alle werdet uns gehören...“, spottete der korrumpierte Drache. „Ihr könnt euch nicht verstecken vor dem, was in euch allen steckt...“

Lethon... Broll kannte den Namen. „Er wurde getötet!“, berichtete der Druide Tyrande, während sie darum kämpften, den Energien des verdrehten Portals zu entkommen. „Lethon sollte eigentlich tot sein!“

„Wie existiert er dann hier?“

Der Druide verstand es schließlich. Es erklärte, warum die Energien aus dem Portal zu ihnen hinausreichten. „Nur seine Traumgestalt lebt noch! Er ist ein grüner Drache, einer von denen, die an das andere Reich gebunden waren! Was auch immer ihn korrumpiert hat, muss in der Lage gewesen sein, diesen Teil am ‚Leben‘ zu halten. Doch das klappt nur, solange er von der Ebene der Sterblichen fernbleibt...“

„Was geschieht, wenn nicht?“

„Das sollten wir versuchen herauszufinden“, murmelte Broll. „Eranikus sei verflucht! Wenn er davon wusste... wenn er uns deshalb allein dem Albtraum gegenübertreten ließ...“

Es war keine Zeit für weitere Worte, weil die dunklen grünen Gestalten sich um sie herum wieder zusammenzogen. Und schlimmer noch, schien Knorre gerade Lethon zu unterliegen. Obwohl der Wächter selbst riesig war, und die Kraft und Zähigkeit des großen Baumes verkörperte, dem er ähnelte, war Lethon ebenfalls sehr stark. Der Drache rang das verwundete Urtum nieder, dann erhob er seine Pfote, die in riesigen Klauen endete.