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„Nicht ohne meine Freunde.“

Mit einem weiteren Stöhnen wandte sich der Drache ab. „Du verstehst es nicht...“

Alexstrasza wandte sich an das riesige Tier. Obwohl ihr Gesichtsausdruck keinen Zorn enthielt, war ihr Tonfall alles andere als nachsichtig. „Das tue ich auch nicht, Eranikus... und das allein sagt schon viel über deine Handlungen aus.“ Als der grüne Drache protestieren wollte, schnitt der Aspekt ihm das Wort ab. „Und, ja, ich weiß, wie es ist, ein Sklave des dunklen Willens von jemand anderem zu sein. Ein Sklave, verantwortlich für abscheuliche Taten.“

Eranikus beobachtete sie. Dann nickte er schließlich. „Das stimmt.“

„Und ich weiß auch mehr über das, was hier geschieht, als du.“ Sie trat direkt vor sein riesiges Maul, und obwohl sie in ihrer gegenwärtigen Gestalt sehr viel kleiner als er war, wirkte sie doch wie die Größere. „Ich weiß, dass Ysera von deiner Erlösung und deinem Überleben wusste... sie wusste auch von deiner Entscheidung, nicht an ihre Seite zurückzukehren aus Angst, dass du sie eines Tages erneut betrügen könntest, egal, ob willentlich oder nicht.“

Sein mächtiger Blick konnte ihrem nicht standhalten. Broll, der dabei zusah, hatte sich zuerst gefragt, warum er nicht seine Augenlider schloss, so wie es bei seinem Volk üblich war. Erst jetzt wurde dem Druiden klar, dass es für Eranikus bedeutet hätte, sich dem Albtraum zu öffnen. Und das war das Letzte, was er wollte.

„Sie... wusste es?“, fragte der Riese schließlich Alexstrasza. „Wusste sie auch, dass mich der Albtraum rief, als ich zu ihr unterwegs war? Ich spürte ihn, trotz meiner Befreiung, mit einer solchen Stärke, dass mir klar wurde, wie trügerisch meine neue Hoffnung war.“

„Sie wusste es augenblicklich und liebte dich doch so sehr, dass sie deine Wahl akzeptierte in der Hoffnung, du würdest vielleicht doch noch zu ihr zurückkehren.“

„Und nun... und nun ist es zu spät... sie wurde auch verschlungen...“

Die erstaunlichen Augen des Aspekts verengten sich. „Nein... noch nicht.“

Eranikus blickte sie mit verzweifelter Hoffnung an. „Ist sie in Sicherheit?“

„Wohl kaum.“ Alexstrasza streckte eine Hand aus, um die beiden Nachtelfen mit einzuschließen. „Ich weiß mehr über den Albtraum, als jeder von euch dreien bislang erfahren hat. Er ist eine Gefahr, die Ysera eine Zeit lang bekämpft hat...“

Ysera hatte gemerkt, wie die Träume düsterer wurden, trotz ihrer absoluten Kontrolle darüber. Zuerst schob sie es nur auf ihre eigenen Bedenken, doch dann entdeckte sie die Wahrheit – allerdings zu spät. Die Albträume, die sie erlebt hatte, berührten Azeroth, nahmen Leben und reichten in die Köpfe der Sterblichen hinein.

Und dann beging sie einen schrecklichen Fehler. Die Herrin des Smaragdgrünen Traums blickte in die schlafenden Köpfe, suchte die Quelle dessen, was selbst ihr eigenes Unterbewusstsein infiltriert hatte. Sie tat es und war sich nicht bewusst, dass diese Gefahr genau das von ihr wollte.

„Lethon kam über sie, als sie sich gerade auf die Suche konzentrierte“, berichtete Alexstrasza. „Er wurde von Schatten begleitet, den Satyren, gegen die ihr eben erst gekämpft habt. Sie fielen über sie in ihrer Traumgestalt her, und Lethon nahm ihr, was er am meisten begehrte... das Auge.“

Eranikus sprang auf. Sein Blick war Broll und Tyrande unerträglich. „Das Auge von Ysera wurde erobert? Das hatte ich befürchtet! Woher weißt du dann, dass meine geliebte Königin nicht ihre Gefangene ist?“

„Das Auge ist der Ort, an dem Ysera und ihre Sippe im Traum existieren“, informierte Broll leise Tyrande. „Man sagt, es wäre der idyllischste Ort dort. Malfurion hat ihn bereits gesehen, und ich weiß, dass Fandral auch schon dort war, so wie auch einige andere Druiden. Aber es waren nur sehr wenige. Man erzählte mir, es wäre ein Tal, das von großen Hügeln umgeben läge. Das Land sei saftig und erfüllt mit Gras und Blumen. Doch der Name kommt von der herrlichen Kuppel in der Mitte, wo Ysera selbst lebt... lebte...“

Der grüne Drache schnaubte. „Eine schwache, doch akzeptable Beschreibung, kleiner Druide! Es gibt keinen perfekteren Ort in der ganzen Schöpfung!“ Plötzlich stöhnte er. „Das Auge wurde erobert! Wo ist meine Königin dann, wenn sie nicht gefangen genommen wurde?!?“

Alexstrasza ließ Eranikus ihre Geringschätzung spüren. „Sie kämpft immerhin! Sie, ihre restlichen Ehegatten und eine Handvoll anderer Drachen kämpfen nicht nur, um sich selbst zu retten, sondern um die Wahrheit über den Kern des Albtraums herauszufinden! Sie will, dass weder ihr Reich noch Azeroth diesem monströsen Ding zum Opfer fallen!“

„Ysera ist verrückt! Wenn sie ihm in die Hände fällt, ist alles vorbei! Der Albtraum ist so mächtig, dass ich angenommen habe, er hätte sie bereits gefangen genommen. Doch wenn sie die Wahrheit sucht und seine Macht, wird es aus ihr etwas Schlimmeres machen als selbst Lethon oder Smariss. Dann werden durch Ysera beide Welten in einen Ort des Schreckens verwandelt, der viel schlimmer ist als alles, was wir bislang erlebt haben!“

„Sie tut, was sie tun muss“, antwortete Alexstrasza ruhig. „Und ich werde ihr dabei helfen, wenn ich kann. Ich leihe ihr meine Stärke aus der Ferne, wache über die Versuche des Albtraums, in dieser Welt Fuß zu fassen, suche Verbündete, die uns helfen können... und kümmere mich um die Korrumpierten, die nicht mehr aufwachen können.“

Der Drache blickte zu Boden. Voller Selbstabscheu antwortete er: „Du unterstützt sie, während sie ihr Leben riskiert und ich... ich sitze in einer Höhle und verstecke mich vor dem Weltuntergang! Verstecke mich davor, meine Geliebte und Königin zu verteidigen! Ich kenne Korialstrasz schon fast ebenso lange wie dich, Lebensbinderin! Ich bin deiner Gegenwart nicht würdig oder der von Ysera...“ Alexstrasza wollte etwas sagen, aber Eranikus schüttelte den Kopf: „Doch ich kann mich ihrer doch noch würdig erweisen. Es gibt einen Weg für mich!“

Der große grüne Drache wandte sich zum Portal um. Die Energien darin pulsierten sanft und unschuldig.

Eranikus ging darauf zu. „Ich kann den Albtraum nicht mehr spüren. Die verdammte Korrumpierung ist fort. Momentan könnt ihr ohne Gefahr eintreten... doch was euch dahinter erwartet, weiß ich nicht...“ Er schaute zu den Nachtelfen. „Eure Aufgabe endet hier.“

„Wir gehen mit Euch“, entgegnete Tyrande. „Ich glaube, es war kein Zufall, dass wir uns getroffen haben. Irgendjemand wollte all die Wesen zusammenbringen, die Azeroth am besten dienen können. Nichts geschieht ohne Grund...“

„Natürlich tut das jemand!“, antwortete Yseras Gemahl, dabei zeichnete sich eine verzweifelte Hoffnung auf seinem Gesicht ab. „Es kann nur meine Königin sein! Obwohl sie gerade angegriffen wird, plant sie unsere Errettung! Ich hätte es erkennen müssen...“

„Nein, das ist nicht Ysera. Nicht meine Schwester“, sagte Alexstrasza. Sie blickte Tyrande und Broll an. „Ich glaube, dass uns jemand anderer leitet... wahrscheinlich ist es Malfurion Sturmgrimm höchstpersönlich.“

Es kommt alles zusammen, wagte Malfurion zu hoffen. Der Erzdruide tat, was er konnte, um diese Gedanken von seinem Entführer zu verbergen. Sie könnten es vermuten... doch das ist gut, so lange er nicht...

Die schrecklichen Schatten erstreckten sich plötzlich über den Baum des Schmerzes, in den der Nachtelf sich mittlerweile verwandelt hatte. Die heimtückische Präsenz des Albtraumlords umgab Malfurion und erfüllte seinen Geist und seine Seele.

Liebst du den Schmerz doch noch? Ist er so sehr ein Teil von dir geworden, dass du ihn nicht mehr von dir trennen kannst?

Malfurion antwortete nicht. Es gab keinen Grund zu antworten. Es hätte nur seinem Entführer genützt.

Hältst du Rat mit deinen eigenen Gedanken, Malfurion Sturmgrimm? Die skelettartigen Ranken des Schattenbaums wickelten den gefangenen Erzdruiden ein. Sollen wir diese Gedanken diskutieren... diese Träume... diese Hoffnungen?