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Schlagt zu!, befahl er ihr leise. Schlagt zu! Malfurion erklärte ihr sogar, wo sie treffen sollte. Es war lebenswichtig, dass sie ihn genau an der gezeigten Stelle traf.

Sie blickte auf das, was sie für den Bauch des Druiden hielt. In Wahrheit war es die Mitte des Baumstamms. Thura fügte hinzu: „Ich gebe dir eine Chance! Ich werde dich Wiedergutmachung leisten lassen...“

Der Erzdruide war erschüttert. Obwohl er sich als so übel und boshaft präsentiert hatte, war sie gewillt, ihm eine Chance zu geben, sein Leben zu retten!

Schlagt zu!, wiederholte er und suggerierte ihr ein Bild der Verachtung.

Thura blickte ihn an.

„Wenn das deine Antwort ist...“, zischte die Orckriegerin und holte mit der Axt aus. „Ich habe dir deine Chance zu leben gegeben... jetzt gewähre ich dir die Gnade des Todes...“

Plötzlich umgab eine große silberne Sphäre die Orcfrau.

Nein! Nein! Nein!, flehte der Erzdruide. Nicht jetzt! Ihr wisst nicht, was Ihr da tut!

Aber seine geliebte Tyrande hörte ihn nicht, obwohl Malfurion mit all seiner Macht versuchte, sich verständlich zu machen. Die schlanke Hohepriesterin griff die Orcfrau an, die ihren Schlag zu Ende führte – oder es zumindest versuchte.

Wäre Elunes Licht nicht gewesen, hätte die Axt ihre Aufgabe gut erfüllt. Doch obwohl die Magie der Waffe die Sphäre schwächte, erreichte die Axt niemals den Baum.

Tyrande stieß ein überraschtes Grunzen aus angesichts der Macht der Axt. Augenblicklich trat sie nach Thura. Ihr Fuß traf die Orckriegerin in die Seite, als Thura versuchte, zu ihr herumzuwirbeln.

Thura taumelte zurück.

Die Hohepriesterin setzte den Angriff fort und trat zweimal nach. Der erste Tritt landete hart auf der Brust ihrer Gegnerin, doch den zweiten hielt die keuchende Kriegerin mit den Unterarmen auf.

Thura schlug mit der Axt zu und drängte Tyrande zurück. Als Antwort beschwor die Nachtelfe Elunes Licht. Doch bevor sie den Zauber wirken konnte, schlug Thura mit Brox’ Waffe zu. Tyrande wurde zurückgedrängt.

Dieser Kampf tobte vor einem immer besorgter werdenden Malfurion. Je länger die beiden kämpften, desto geringer war die Chance, dass eine von ihnen überleben würde. Er versuchte, die beiden mit seinen Gedanken zu erreichen, aber er schaffte es nicht.

Wie hatte Tyrande ihn ausgerechnet in diesem Moment gefunden? Malfurion hatte sehr genau gewusst, wie weit sie entfernt gewesen war. Zudem hatte er sein Bestes gegeben, sie insgeheim vom Weg abzubringen, doch das war fehlgeschlagen...

Eine weitere Gestalt betrat unerwartet das Schlachtfeld. Es war ein zerlumpt wirkender Mensch, der nur deshalb interessant wirkte, weil er eigentlich unmöglich hier sein konnte. Doch Malfurion wusste genau, wer es war, und jetzt hatte er auch seine Erklärung, wie Tyrande ihn zu diesem kritischen Zeitpunkt gefunden hatte.

Ysera hatte Malfurion versprochen, dass ihre Diener Thura, die ja Teil seines Plans war, in ihr Reich führen würden, ohne dass der Albtraumlord etwas davon erfuhr. Malfurion hatte geglaubt, dieser Führer wäre ein Druide oder einer von Yseras Drachensippe gewesen. Als er einen grünen Drachen nahe Thura gespürt hatte, hatte es gut ins Bild gepasst.

Aber warum musste es ausgerechnet ein Mensch sein?

Die zerlumpte Gestalt war hinter Thura aufgetaucht. Es war fraglich, ob der Mensch unter normalen Umständen den Kampf mit einer erprobten Kriegerin gewinnen konnte. Doch hier herrschten keine normalen Umstände.

Zu Malfurions Überraschung packte der Mann Thura einfach an der Hüfte. Welchem Zweck das diente, wurde einen Augenblick später klar, als die Orcfrau und ihr Angreifer verschwanden.

Und mit ihnen schwand die Axt... und damit Malfurions letzte Hoffnung.

Aber im letzten Moment wand sich Thura aus seinem Griff. Sie stürzte auf die Knie.

Währenddessen spürte Malfurion, wie sich die Aufmerksamkeit des Albtraumlords schließlich doch auf die Geschehnisse um seinen wertvollen Gefangenen herum richtete.

Es war zu spät für den Erzdruiden. Doch er gab sein Bestes, um Tyrande und die anderen zu warnen. Seine Äste schüttelten sich, und die scharfkantigen Blätter zitterten, als er mit aller Willenskraft vor der Gefahr warnte.

Viel zu spät.... spottete der Albtraumlord. Viel zu spät...

Schatten erschienen über Malfurion, die skelettartigen Schatten der Äste des unsichtbaren Baums.

Aber der Angriff richtete sich nicht gegen den Erzdruiden. Stattdessen zielten die Äste auf die anderen.

Malfurion versuchte wieder, sie zu warnen, doch nur der Mensch schien ihn zu bemerken. Er blickte auf Malfurions makabre Gestalt und öffnete den Mund. Er sagte etwas zu den beiden Kämpfenden. Der Erzdruide schöpfte Hoffnung...

Eine gewaltige smaragdgrüne Kraft überstrahlte alles.

Der Schattenbaum prallte zurück. Der verderbte Nebel wich, und der Schrecken, von dem allein Malfurion wusste, dass er immer noch darin hauste, verschwand und suchte sich einen sichereren Ort.

Tyrande und Thura unterbrachen ihren Kampf, um mit ihren Blicken dem ausgestreckten Finger des Menschen zu folgen. Und obwohl Malfurion das Objekt ihres Interesses nicht sehen konnte, verstand er mit seinen anderen Sinnen die Bedeutung vielleicht besser, als sie es taten.

Der Himmel war voller Drachen. Yseras Drachen. Alle, die noch nicht korrumpiert waren, waren zu diesem verzweifelten Zeitpunkt herbeigeeilt, um den Albtraum und seinen düsteren Gebieter anzugreifen.

Eigentlich waren sie gekommen, um ihn zu retten.

Das war es aber nicht, was Malfurion gewollt hatte. Die Drachen riskierten ihr Leben. Doch er tröstete sich mit dem Gedanken, dass der Albtraum vor ihnen schwand.

Was als Ablenkungsmanöver begonnen hatte, um die Pläne des Erzdruiden umzusetzen, war nun zum eigentlichen Teil seiner Rettung geworden. Der große Aspekt hatte erkannt, dass die Orcfrau nicht wie vorgesehen handelte. Tyrandes Eingreifen hätte sich beinahe unabsichtlich zu einer Katastrophe entwickelt.

Der Nebel zog sich zurück, als wäre er verbrannt worden. Wo immer Yseras Diener ihre Kräfte einsetzten, zogen sich die düsteren Ranken zurück, und der Traum wurde wieder hergestellt. Das Ungeziefer verging in einem smaragdgrünen Leuchten und verblasste zu nichts. Das Gras und die Bäume waren wieder da.

Und diesen Moment nutzte Thura, um ihre Mission zu erfüllen. Sie ließ die abgelenkte Tyrande zurück und löste sich aus dem verzweifelten Griff des Menschen.

Malfurion drängte sie weiter. Er sah, wie sie die Axt hob.

Tyrande erblickte sie. Die Hohepriesterin leuchtete förmlich bei dem Versuch, die Orcfrau aufzuhalten.

Der Schattenbaum bewegte sich. Malfurion erkannte, dass Tyrande immer noch nicht glaubte, dass sie manipuliert werden konnte. Malfurion hatte nichts mehr zu verlieren und übernahm die Kontrolle über eine weitere Wurzel. Mit der hatte er gearbeitet, seit die erste Wurzel sich über sein Gefängnis hinaus erstreckt hatte. Eigentlich war sie dazu gedacht gewesen, Thura zu helfen, nicht Tyrande. Doch nun würde sie die Nachtelfe ablenken, wenn auch nur für eine einzige kritische Sekunde.

Doch noch jemand anderes kam Malfurion zu Hilfe. An seinem Geweih erkannte der Erzdruide, wer es war. Broll Bärenfell stürmte in Gestalt einer riesigen Raubkatze heran und erregte mit seinem Fauchen Tyrandes Aufmerksamkeit. Dadurch war offensichtlich, dass er wusste, was Malfurion vorhatte. Das war für Malfurion keine Überraschung, denn Broll war zusammen mit den grünen Drachen aufgetaucht.

Sein Erscheinen kam wie gerufen. Tyrande wurde abgelenkt und verpasste ihre Chance, Thura aufzuhalten.

Thura schlug zu. Der Schattenbaum, eigentlich der Albtraumlord, reagierte zu langsam.

Die Axt traf genau dort, wo Malfurion es gehofft hatte. Schmerz durchzog ihn, doch nach den stetigen Qualen, die er erlitten hatte, konnte er diesen Schmerz leicht ertragen. Wichtig war, dass die Axt – von Cenarius geformt und mit der Lebenskraft von Azeroth erfüllt – beim Aufprall auch die Zauber zerstörte, die Malfurion überrascht und letztlich eingefangen hatten.