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Eine weitere Frucht fiel herab. Als sie aufplatzte, verwandelte sich die schwarze Flüssigkeit in Hunderte knochenbleicher Tausendfüßler mit Köpfen, die an die Totenschädel von Nachtelfen erinnerten.

Malfurion Sturmgrimm..., riefen sie, während sie sich um ihn herum zusammenzogen. Malfurion Sturmgrimm... es ist an der Zeit, dass du dich uns anschließt...

Er erkannte diese Stimmen. Jede war anders, doch er kannte jede einzelne davon. So zum Beispiel Lord Rabenkrone, der die Nachtelfen-Streitkräfte befehligt hatte, bis er von Agenten der Königin Azshara ermordet wurde. Oder die Hohepriesterin Dejahna – Tyrandes Vorgängerin. Dann war da noch der dem Bösen verfallene Hauptmann Varo’then – Azsharas ergebener Diener – und so viele, viele andere, die seine und sicherlich auch Tyrandes Gedanken während der Jahrtausende heimgesucht hatten.

Malfurion... wir haben so lange gewartet... komm und schließe dich uns in unserer langen Rast an...

Er schwankte, stand da und unternahm nichts, als die monströsen Tausendfüßler seine Beine erreichten. Der Erste krabbelte auf seinen Fuß, sein skelettartiges Maul öffnete sich weit...

Der Erzdruide griff nach unten und packte das Ungeziefer. Er drückte fest zu.

Der Tausendfüßler heulte wie ein sterbender Nachtelf. Seine geisterhafte Schale platzte auf und offenbarte eine schöne, aufblühende Rose.

Der Rest des Schwanns begann ebenfalls zu heulen. Jeder einzelne Tausendfüßler erlitt dieselben Schmerzen wie der in Malfurions Hand.

„Möge dies ihr Vermächtnis sein“, sprach er zu dem verderbten Ast, als die Rosen überall um ihn herum hervorschossen. „Möge dies all diejenigen ehren, die Azeroth verteidigt und sich nicht für seine Macht verkauft haben...“

Teldrassils Krone erzitterte, als würde ein starker Wind hindurch wehen. Das Rauschen der Blätter wurde in Malfurions Ohren zu einem wütenden Brüllen.

Er nutzte den Moment der Wut des Albtraumlords aus, um seine Gestalt erneut zu wechseln. Doch dieses Mal wurde er zu einem großen Bären, einem schrecklichen Bären. Mit seiner Kraft packte Malfurion den verderbten Ast und riss ihn aus Teldrassil heraus. Er reichte tief in den Stamm hinein, und Malfurion benutzte seine druidischen Fähigkeiten, um selbst die „Wurzeln“ auszumerzen.

Der Weltenbaum erbebte. Einige der großen Äste brachen ab. Malfurion der Bär presste sich gegen den Stamm, als die Erschütterungen stärker wurden. Er konnte nur hoffen, dass die Bewohner von Darnassus sich selbst schützen konnten.

Das Beben ließ nach. Aber obwohl es nur kurz gedauert hatte, war es doch stark genug gewesen, um die Wälder von Teldrassil zu zerstören. Ganze Eichen waren zerborsten. Ein Großteil der Krone war nur noch ein Haufen gefährlicher Schutt.

Darnassus muss geräumt werden, überlegte der Erzdruide. Bevor man nicht das ganze Ausmaß des Schadens am Weltenbaum untersucht hatte, war jedermann in Gefahr.

Plötzlich wurden die massigen umgestürzten Bäume zu schwer für die darunter stehenden. Mit einem Geräusch wie Donnerhall brachen die tragenden Äste, und Holz und Erde stürzten gleich tonnenweise nach unten. Dadurch wurden weitere der riesigen Bäume mitgerissen, und der atemberaubende Vorgang wiederholte sich.

Doch trotz der Leiden des Weltenbaums blickte der Erzdruide zu dem einen Ast, den er aus dem Stamm herausgerissen hatte. Er war viel blasser geworden, und jetzt tropfte etwas daraus hervor. Es war eine dickliche Substanz mit der Konsistenz von Baumsaft, doch von völlig anderer Farbe. Malfurions Bärensinne nahmen den Geruch auf, der eine unglaubliche Wut in ihm entfachte.

Das war die Quelle der Befleckung, die Teldrassil verseucht hatte.

Malfurion stieß ein bestialisches Knurren aus. Er wusste, was es war... und genauso erkannte er, wie es so weit hatte kommen können.

Es war Blut, wenn auch sehr zähflüssig. Doch es war frisch und sah ansonsten exakt so aus, als entstamme es einem Nachtelfen.

Blut... von einem Baum.

Der Druide nahm wieder seine normale Gestalt an, als ihn die Erkenntnis traf. Es gab nur einen solchen Baum. Vor Jahrtausenden hatte Malfurion dafür gesorgt, dass dieser Baum entstand. Er hatte es getan, um dem Bösen ein Ende zu setzen, damit etwas Gutes aus ihm erwuchs... aber ganz offensichtlich hatte er nur eine noch schrecklichere Gefahr geschaffen.

Der Ast stammte von dem Baum, der den Schatten des Albtraumlords warf.

Ein Baum, der einst der schreckliche Ratgeber der verrückten Königin Azshara gewesen war.

Sein Name rann wie Gift über Malfurions Lippen. „Xavius...“

23

Teldrassils Erlösung

Xavius. Wie gut Malfurion sich doch immer noch an den bösartigen Vertrauten der Königin erinnern konnte. Es war Lord Xavius gewesen, der die Magie von Azsharas hochgeborenen Zauberern überhaupt erst ermöglicht hatte, indem er der Brennenden Legion den Weg nach Azeroth öffnete. Statt von seiner Entdeckung abgestoßen zu sein, hatte Xavius seiner heimtückischen Königin noch dabei geholfen, die Dämonen willkommen zu heißen.

Zweimal hatte Malfurion geglaubt, er sei tot. Das erste Mal während des verzweifelten Kampfes auf dem Turm, wo das Portal für die Dämonen geöffnet worden war. Malfurion hatte mit seinen starken druidischen Fähigkeiten einen Sturm erschaffen, der Xavius durch Blitzschlag in Brand gesteckt hatte und ihn dann vom Regen förmlich zerschmelzen ließ, um ihn schließlich mit einem Donnerschlag buchstäblich zu zerschmettern. Malfurion konnte sich noch an Xavius’ verzerrtes Gesicht erinnern – besonders die magisch geschaffenen schwarzen Augen, in denen ein rubinroter Schimmer lag. Der Erzdruide erinnerte sich an den letzten fürchterlichen Schrei des Beraters, als wäre es gestern gewesen.

Und dann hatte Xavius aufgehört zu existieren.

Doch Malfurion und alle Beteiligten hatten die Macht des finsteren Titans Sargeras unterschätzt. Nachdem er zusammengesucht hatte, was noch von Xavius’ körperlosem Geist übrig geblieben war und er ihn lange genug für sein Versagen gefoltert hatte, hatte Sargeras den ehemaligen Berater zu etwas noch Schrecklicherem geformt. Xavius war als Satyr zurückgekehrt – als eines dieser ziegenähnlichen Monster, die nun schon so lange die Feinde der Nachtelfen waren -, und seine Bösartigkeit war noch gestiegen.

Malfurion hatte beinahe Tyrande an Xavius und seine korrumpierten hochgeborenen Gefolgsleute verloren. Schließlich hatte der Druide Azeroths Macht angerufen, um den Satyr zu verwandeln und zu verhindern, dass Xavius dem Tod noch einmal entkam. Obwohl Xavius sich gewehrt hatte, hatte der junge Druide seinen Feind in einen harmlosen Baum verwandelt.

Zumindest hatte er das die letzten zehn Jahrtausende geglaubt. Das Böse hatte die ganze Zeit über Azeroth gelauert, und Malfurion hatte es nicht bemerkt.

Über all das dachte Malfurion wütend nach, als er zurück nach Darnassus eilte. Er hatte sich wieder in eine Raubkatze verwandelt, den verderbten Ast hielt er im Maul. Er machte sich Vorwürfe für alles, was geschehen war. Doch der Erzdruide fragte sich auch, wie Xavius so lange überlebt haben konnte, um der Albtraumlord zu werden.

Als er die Hauptstadt betrat, schob er diesen Gedanken beiseite und verwandelte sich wieder zurück. Darnassus war zerstört, was zum größten Teil an den weggebrochenen Ästen lag. Die Opfer der Diener des Albtraums lagen überall herum. Die Schwestern von Elune und die Schildwache versuchten zu helfen, wo sie konnten.

Er erblickte Shandris Mondfeder, die beiden Gruppen Weisungen erteilte. Die Generalin wirkte müde, aber sie war in ihrem Element. Unglücklicherweise erkannte sie nicht die Gefahr, die ihrem Volk immer noch drohte.

„Shandris!“ Als sie seine Stimme hörte, wirbelte sie herum.

„Malfurion...“ Die Generalin grüßte ihn respektvoll. Dabei wirkte sie sehr erleichtert. „Elune sei gepriesen, es geht Euch gut.“ Sie bemerkte den bedrohlich wirkenden Ast, den er nun in beiden Händen trug, und sie runzelte die Stirn. „Bei Mutter Mond! Welche Verderbtheit hat das bewirkt?“